Keynes rappt

da sage noch einer, Ökonomen könnten nicht tanzen …

Seit ein paar Wochen kursiert ein Video bei Youtube – Stichwort: „Fear the boom and bust“ –, das zeigt das Gegenteil. Da rappt der gerade wieder im Trend liegende Ökonom John Maynard Keynes gegen den liberalen Friedrich August von Hayek.

Keynes vertrat ja in der Zeit der Weltwirtschaftskrise die Auffassung, dass der Staat notfalls mit schuldenfinanzierten Ausgaben die Konjunktur wieder in Gang bringen solle – da die Geldpolitik nicht mehr wirke und auch noch so niedrige Zinsen nicht für mehr Investitionen sorgte. Motto: Jede Nachfrage ist gut, egal wer sie bezahlt. Das widersprach der herrschenden Lehre, erwies sich aber als goldrichtig. Keynes ist seither unumgänglicher Lehrbuch-Ökonom. Nach seiner Maxime handeln heute vielleicht mehr Regierungen denn je – obwohl durchaus umstritten ist, dass die Voraussetzungen dafür da sind. Hayek dagegen stammt aus der Zeit vor der Weltwirtschaftskrise. Ein Liberaler. Auch als Anarchokapitalist verrufen. Unter anderem seine Thesen waren es, die sich damals ja als falsch erwiesen hatten.

In dem Video tragen die beiden ihren Kampf im Studio aus.

Wie es sich für ein zünftiges Rap-Video gehört, geht es in einer Stretch-Limo zur Party in der US-Zentralbank Fed, inmitten eines Haufens schöner Frauen. Champagner fließt in Strömen. Alle feiern und tanzen, vor allem Keynes ist gut dabei. Nur Hayek rollt mit den Augen. Man rappt von Bullen und Bären – und guten Gründen die Zyklen zu fürchten. Zinssätze. Zentralbanken. Liquiditätsfalle. Ausgaben. „Sag es laut und sag es stolz: ‚Wir sind alle Keynesianer’“, rappt Keynes. Gesagt hatte das in den 70ern mal Präsident Richard Nixon.

Am nächsten Morgen hat Keynes einen Kater. Und Hayek triumphiert. Keynes mechanistische Herangehensweise an den Markt ignoriere menschliche Aktion und Motivation, rappt Hayek. Und der Credit-Crunch sei keine Liquiditätsfalle, sondern Zeichen für eine abwrackende Wirtschaft – weitere Fehlinvestitionen würden die bloß weiter ruinieren. Und der so genannte Stimulus sei nur wieder mehr von dem, was die Märkte überhaupt in den Zusammenbruch getrieben hätte, rappt Hayek.

„Ich will Märkte steuern“, rappt Keynes. „Ich will sie befreien“, hält Hayek dagegen.

Was am Anfang bloß launig und unterhaltsam wirkt, gerät am Ende zur klaren Stellungnahme: pro Hayek – gegen Keynes und die Stimuluspolitik zahlreicher Regierungen weltweit in seinem Namen.

Das Schlusswort hat denn auch Hayek: „Die kuriose Aufgabe der Ökonomie ist, den Menschen zu zeigen, wie wenig sie über das wissen, was sie gestalten zu können glauben.“ Das zumindest klingt doch mit Blick auf die vielen unverständlichen Finanzkonstrukte und -produkte sehr zeitgemäß.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 13.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Irrtümer

neulich habe ich ein kluges Buch über „Wirtschaftsirrtümer“ – so auch der Titel – mal wieder hervorgekramt. Autor Henrik Müller zählt dort sehr schön auf, welche Effekte es hat, wenn sich Erwerbsarbeit nicht mehr so doll lohnt.

Das ärgerlichste an dem als „dreistesten Arbeitslosen Deutschlands“ durch die Talkshows gereichten Arno Dübel finde ich persönlich, dass er sich wohl sogar wirtschaftlich rational verhält. Mit den Jobs, die ihm in Johannes B. Kerners Talkshow angeboten wurden, hätte der Mann sicher kaum mehr heraus als mit Hartz IV – wenn nicht weniger. Und davon, aus Erwerbsarbeit Zufriedenheit zu ziehen, wird er wohl schon zu weit entfernt sein.

Damit wäre arbeiten gehen für ihn irrational.

Der Anreiz, wegen der hohen Belastungen zumindest nicht gar so viel zu arbeiten, wirkt selbst bei Gutverdienern, schreibt Henrik Müller in seinem Buch. Vom abnehmenden Grenznutzen spricht da der Ökonom an sich, vielleicht erinnern Sie sich ja auch. Auch für Gutverdiener ist mehr Freizeit umso attraktiver, je weniger sich Mehrarbeit auszahlt. Klar, keiner von denen geht zum Amt, aber einige schieben vielleicht Sabbaticals ein oder treten aus anderen Gründen freiwillig kürzer. Wie sehr der Gesamtwirtschaft der gebremste Elan gerade bei ihnen schadet, zeigt Müller knapp und plausibel am Beispiel eines Ingenieurs in der Automobilindustrie.

Nicht nur den Ingenieur kostet die – in dem Fall allerdings durch tarifliche Arbeitszeitregelungen erzwungenermaßen – verkürzte Arbeitswoche Produktivität. Er wird in seiner Freizeit nun vielleicht seine Wohnung selbst tapezieren und streichen, den Rasen selbst mähen und wohl auch seltener essen gehen, zählt Müller auf. Nicht amüsiert sind darüber: der Malermeister und das Restaurant an der Ecke. Auch den Sozialkassen und dem Fiskus entgehen Einnahmen, zahlt doch der Ingenieur nun weniger Steuern und Sozialabgaben. Aber nicht nur das. Womöglich müssen sie nun die wegbrechenden Einkünfte von Malermeister und Kellnerin ersetzen – erst die Arbeitsagentur über das reguläre Arbeitslosengeld, dann schlimmstenfalls die ArGen genannten Hartz-IV-Behörden über das ALG II. Schließlich sinken in der Flaute deren Arbeitsmarktchancen.

Wie es bei gesamtwirtschaftlichen Anreizen eben so ist: Es bleibt nicht bei dem einen kürzertretenden Ingenieur.

Irgendwann wird dann vielleicht mal wieder irgendwer ausgraben, was der Ökonom der Weltwirtschaftskrise, John Maynard Keynes, als Ausweg aus der damals grassierenden Massenarbeitslosigkeit vorgeschlagen haben soll: die Keynesschen Löcher. Zur Erhöhung des Wohlstandes soll Lord Keynes ja vorgeschlagen haben, morgens Arbeitslose Löcher ausheben zu lassen, die andere Arbeitslose dann abends wieder zuschütten.

Wenn ich so drüber nachdenke: Vielleicht findet das längst statt? Finanzämter und Politiker graben die Löcher – als Schippchen dienen Sozialabgaben und Steuern. Und die Sozialämter und Arbeitsagenturen füllen die Löcher auf … Zumindest der Verwaltungsapparat bleibt beschäftigt. Was wohl Keynes dazu sagen würde?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Missgeschick

eine ganz besondere Art von Torgefahr lernten vor fast genau 39 Jahren die Spieler und Fans von Borussia Mönchengladbach kennen. Darüber werden sie sich sehr geärgert haben. Kurz vor Spielende brach nämlich an dem Tag im Bökelberg-Stadion ein morsches Tor in sich zusammen. Da sich Ersatz so schnell nicht auftreiben ließ, brach der Schiedsrichter das Spiel ab und wertete es als Sieg für Werder Bremen.

Interessant finde ich an der Geschichte vor allem, dass sich kein Hinweis darauf findet, wie es zu dem Zeitpunkt tatsächlich stand… Wahrscheinlich irgendwas für Gladbach… Selbst wenn nicht – hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber.

Missgeschicke sind schließlich kein Grund zur Schadenfreude.

Sehr wohl aber für wissenschaftliches Interesse, jedenfalls geht das Peter J. Bentley so. Er hat ein Buch darüber geschrieben, wie sich Missgeschicke wissenschaftlich erklären lassen, „Der Tag, an dem alles schief ging“. Darin erklärt der auf Computersimulationen spezialisierte Informatiker vom University College London etwa, was passiert, wenn wir versehentlich den MP3-Player durch den Vollwaschgang der Waschmaschine jagen oder wie Diesel im einzelnen auf einen Benzinmotor wirkt.

Besser nicht ausprobieren.

Sein Wissen schützt den Computerwissenschaftler aber wohl selbst nicht vor Missgeschicken, wie er der Zeitschrift GEO erklärte: „Äh … Beinahe im Gegenteil. Mir passieren häufig selbst verschuldete Missgeschicke. Denn ich denke immer, dass ich alles besser weiß, ignoriere deshalb die Bedienungsanleitung und dann … Katastrophe!“, sagt er da.

Vielleicht sollte ich ja doch mal öfter die Bedienungsanleitung lesen…

Immerhin weiß Bentley, warum ihm seine Duschwand aus gehärtetem Glas in der Hand in genau solche winzig kleinen Stückchen explodiert, wie es ihm da wohl mal geschehen ist – dafür gibt es nämlich offenbar einen sehr einleuchtenden wissenschaftlichen Grund.

Wahrscheinlich wäre es auch für uns Normal-Missgeschickler ganz erfrischend, das Buch zu lesen – so kommen wir gar nicht erst auf die Idee, uns zu fragen, warum gerade uns gerade das jetzt wieder passiert ist…

Psychologisch machen wir es uns da übrigens – wie die meisten Menschen – einfach: Passiert das Missgeschick uns selbst, dann gab es dafür sicherlich einen guten, äußeren Grund. Wir waren abgelenkt oder es gingen gleichzeitig Telefon, Haustürklingel und Babygeschrei los. Irgend so etwas eben. Stößt dagegen jemand anderem ein Missgeschick zu – womöglich sogar immer, wenn wir gerade hingucken –, dann glauben viele, es habe etwas über seine Fähigkeiten und Eigenschaften zu sagen. Klarer Fall von was der Psychologe an sich Attribution nennt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 06.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Uhr umstellen

in dem Titelsong der Zeichentrickserie „Der Rosarote Panther“ wurde früher immer gesungen „Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“

Erinnern Sie sich noch?

Das Lied habe ich kürzlich wieder vor mich hingesummt: Als ich diese Meldung über das Bulletin of Atomic Scientists Board“ (BAS) gelesen habe, Wissenschaftler hätten ihre Uhr – also die berühmte Doomsday Clock – umgestellt. In dem Fall müsste gesungen werden: „Ist es wirklich noch so früh“. Ja, schließlich geht es hier nicht um die Sommerzeit.

Sie merken es, ich fühle mich schon ganz jetlagged…

Obwohl es ja immer nur um eine Stunde geht – nach der Zeitumstellung im Frühjahr fehlt sie mir schon. Deswegen war ich vor vielen Jahren als Jugendliche auch mehr als bereit, auf diesen beliebten Aprilscherz hereinzufallen: dass die Sommerzeit nun endlich abgeschafft werden soll. Habe ich mich gefreut… Die Begründung klang ja auch sehr plausibel: Die Sommerzeit zahle sich schlicht nicht aus. Der Energieverbrauch sinke durch sie nicht, sondern steige. Der technische Aufwand sei zu hoch, und auch der Mensch sei nicht fürs frühere Aufstehen gemacht. Herzinfarktgefahr, Schlafstörungen.

Dass sich der Mensch tatsächlich nicht umstellt, merke ich bei meiner Tochter jedes Jahr. Sie schläft im Sommer später und im Winter früher – stets ungefähr zur selben Zeit, nur nicht zur selben Uhrzeit. Haben die Experten und Gegner der Zeitumstellung also recht. Leider aber eben nicht mit dem, was sie alle Jahre wieder mal am 1. April behaupten: dass die Sommerzeit nun abgeschafft werde.

Darauf warte ich nun schon seit 20 Jahren.

Drücken Sie mal die Daumen… Vielleicht ja dieses Jahr. Nein, ich will Sie jetzt nicht auch noch in den April schicken – auch wenn heute zufällig 1. April ist… Wirklich. Auch nicht mit dieser anderen Nachricht von weiter oben: über die Atomforscher, die ihre Doomsday Clock umgestellt haben. Auch die stimmt. Nach Zeitrechnung der vor allem aus Physikern bestehenden Vereinigung ist es in Sachen Weltuntergang also nicht mehr fünf vor zwölf. Sondern erst sechs vor.

Bei dieser Uhr bedeutet die Zeitumstellung: Die Welt ist vielleicht doch in der Lage, ihre Probleme zu lösen und womöglich doch nicht dem Untergang geweiht. Allerdings ist die Zeitumstellung – also die symbolisch bis zum Weltuntergang gewonnene Zeit – vergleichsweise klein, schrieb das Internetportal „Daily Finance“ kürzlich: eine Minute. Die 1947 gebaute, berühmte Untergangs-Uhr zeige vor allem eins, schrieb Daily Finance: dass der Einfluss großer Staaten nachlasse.

Am optimistischsten waren die Physiker kurz nach Ende des Kalten Krieges. Zwischen 1991 und 1995 stand die Uhr auf 17 Minuten vor zwölf. Richtig schlimm um uns bestellt sahen sie es 1953: Zwei vor zwölf. In der Zeit hatten USA und Sowjetunion Atomraketen getestet und die Wasserstoffbombe gebaut.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Abnehmen

ob Schlafen beim Abnehmen hilft? Die einen sagen ja – wenig schlafen mache dick. Die anderen sagen nein: Wer wenig schlafe, verbrauche schließlich mehr Energie. Bleibe also dünn.

Man weiß es also mal wieder nicht so genau…

Auch sonst gibt es wenige Sicherheiten über das alljährliche Frühlingsthema der Frauenzeitschriften: welches die richtige Abnehmmethode ist. Darüber – also die dicksten Diätlügen – haben Doreen Nothmann und Sven-David Müller-Nothmann ein ganzes Buch geschrieben.

So genannte Fatburner verbrennen demnach fast gar nichts. Margarine macht demnach überhaupt nicht schlank. Zitronensaft wischt demnach zwar in der Spüle gut das Fett weg, helfe aber wohl nur wegen seines gefährlich niedrigen Kaloriengehalts beim Abnehmen. Kohlenhydratarme Ernährung lässt laut Buch zwar Pfunde schmelzen, die wir dann aber ebenso sicher gleich wieder drauf haben – Jojo-Effekt. Und Fett macht wohl auch überhaupt nicht fett. Das hatte ich mir allerdings auch schon gedacht, seit ich vor einiger Zeit nach längerem mal wieder sehr regelmäßig Butter zu essen begann und daraufhin – ohne sonst groß etwas zu ändern – völlig überraschend abgenommen hatte.

Trotzdem: Immer wieder glaubt man gern, was man da so liest…
Wenn also Gehirnjogging schon die Denkkraft nicht stärkt, warum sollte es nicht vielleicht doch so schlank machen, wie der britische Mentaltrainer Tim Forrester beteuert. Immerhin rechnet er es ja auch genau vor. „Unser Gehirn benötigt 0,1 Kalorien pro Minute, nur um zu überleben“, erklärte Forrester dem britischen Telegraph. „Wenn wir etwas herausforderndes tun wie ein Puzzle oder ein Quiz lösen, verbrennen wir dadurch 1,5 Kalorien pro Minute.“

Eine Stunde Sudoku entspricht laut Forresters Berechnung immerhin mehr Energie als ein Schokokeks oder ein kleiner Sahnepudding. Und mit zwei Stunden Denksport wäre dann schon eine ganze Tüte Gummibärchen drin…

Nothmann und Müller-Nothmann halten solchen Berechnungen die Empfehlung entgegen, lieber den Schokoriegel nach dem Essen wegzulassen. Das sei effektiver.

Aber das ist ja langweilig…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Schwarze Schwäne

vielleicht kennen Sie ja auch die Geschichte vom Schwarzen Schwan?

Ein Wirtschaftsbestseller trägt diesen Titel. Als schwarzen Schwanz bezeichnet Autor Nassim N. Taleb besonders ungewöhnliche Ereignisse. Dass irgendein exotisch unwahrscheinliches Ereignis eine Krise auslöst, gilt unter Ökonomen ja mittlerweile fast schon als typisch für die Wirtschaftsgeschichte.

Auf einmal ist Realität, was keiner zuvor für möglich gehalten hätte: dass Banken wie etwa Lehman Brothers pleite gehen oder etwa sonst besonnene Wirtschaftsexperten Bargeld horten und und und. Solch unvorhergesehene Ereignisse, die zum Umdenken zwingen, bezeichnet Taleb eben als schwarze Schwäne. Mit Blick darauf, wie verwundert die Europäer im 17. Jahrhundert waren, als sie mit der Entdeckung Australiens erkennen mussten, dass es sehr wohl auch schwarze Schwäne gibt, denn dort liefen sie frei herum.

So einer Art schwarzem Schwan sehen sich nun die Experten im Wildparkgehege in Gloucestershire gegenüber. Sie wurden Zeuge einer Scheidung eines Paars weißer Höckerschwäne. Die beiden Schwäne brachten zu Winterbeginn sang- und klanglos ihre neuen Partner mit…

Unglaublicher Vorfall.

Gut, nicht dass es so etwas nicht schon mal gegeben hätte. Aber immerhin zuvor erst einmal in der mehr als 40-jährigen Forschungsgeschichte am „Wildfowl and Wetlands Trust Centre“ in Slimbridge.

Was mich wundert: dass sich darüber immer wieder alle so wundern.
Für mich sind Nachrichten schon fast zu einer festen Größe geworden, in denen Forscher völlig überrascht feststellen, wie untreu und unmonogam Schwäne, Eulen & Co. doch sind. Vor kurzem fand eine Studie heraus, wie Schwäne – die ja praktisch pausenlos aufeinander hocken – sich denn nun eigentlich genau betrügen: immer gleichzeitig, zwangsläufig. Vielleicht tun wir uns ja auch einfach schwer, das Ideal von den lebenslang treuen Vögel loszulassen…

Schwarze Schwäne aller Länder, vereinigt Euch in Münster, möchte man da rufen…
Dort kommt in der Beziehung ja einiges zusammen: Ein schwarzer Schwan (Petra), der sich in ein Objekt verliebt (ein Treetboot von der Gestalt eines weißen Schwans), diesem über Jahre treu bleibt und nicht von seiner Seite weicht, um dann doch nach viel Zinnober um die Suche nach gemeinsamen Winterdomizilen, tausenden Berichten in und Pilgern aus aller Welt schließlich einfach mit einem jungen Höckerschwan (lebendig) durchzubrennen…

Und das arme Tretboot und die vielen Pilger sich selbst zu überlassen…

Glücklicherweise gibt es da nun Brillenpinguin-Dame Sandy. Vor einigen Wochen kam die Nachricht, Sandy habe ihr Herz an Tierpfleger Peter Vollbracht verloren. Und wo? Klar: In Münster, Allwetterzoo. Die westfälische Stadt hat wohl ein Abonnement auf unkonventionell liebende Federtiere. Sie werden das Eintreffen dieses schwarzen Schwans denn auch gelassen nehmen. Das sind sie ja schon gewohnt…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Pubertierende

stellen Sie sich mal vor, Ihr Kind würde extrascharfes Chili pur getrunken. Kommt sicher auch bei Ihnen zuhause nicht so gut an… Bei den Eltern der acht bayrischen Schüler sicher ebenfalls nicht. Die hatten das Zeug vor einigen Wochen über das Internet bestellt und dann als Mutprobe getrunken.

Andererseits: Besser als S-Bahn-Surfen dann vielleicht auch wieder…

Dass Pubertierende Mutproben durchlaufen, gilt unter Experten jedenfalls als normal. Und als im Grunde auch gut, habe ich gelesen. „Der Sinn von Mutproben ist, zu zeigen, was man schon drauf hat, sich selbst gegenüber, und auch um Respekt unter Gleichaltrigen zu bekommen. Das ist ein ganz normaler und wichtiger Prozess des Erwachsenwerdens“, erklärt Gunther H. Moll, Pubertätsexperte und Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Erlanger Uni-Klinik, der Süddeutschen Zeitung.

Mir steht die Zeit mit pubertierendem Kind ja erst noch bevor. Und ich bin auch schon sehr gespannt. Ich habe mal gehört, sehr trotzige Kinder würden weniger heftig pubertieren. Das gibt mir Hoffnung…

Sagt doch der Experte auch, die Mutproben würden heutzutage immer heftiger werden. Sei man zu seiner Zeit noch auf Dächer geklettert, „können sie im Internet Sachen bestellen, die hätte ich als Jugendlicher niemals in die Hand bekommen“, gibt er zu bedenken. „Und es wird immer schneller, maschineller, gefährlicher. Früher waren die Mutproben natürlicher.“

Größte und wichtigste Mutprobe ist seiner Einschätzung nach aber die Mädchen-Mutprobe. „Wenn ein Junge sich traut, ein Mädchen anzusprechen.“

Wenn ich mich richtig erinnere, war das damals aber schon eigentlich der Zeitpunkt, zu dem die Pubertierenden auch aus dem gröbsten raus waren… Zumal ja Jungs bekanntlich mit der Pubertät etwas später dran sind als Mädchen. Bekommen sie das also bereits hin, sind sie auch sonst schon ein klein wenig vernünftiger. Falls man von vernünftig überhaupt so sprechen kann – gelten doch auch wir Erwachsenen als immer infantiler.

Langzeit-Pubertierende gewissermaßen – liest man doch immer wieder…

Falls Sie bei Ihrem Halbwüchsigen sehnsüchtig das Ende der wildesten Sturm und Drang-Zeit ersehnen –achten Sie doch mal drauf, wann Ihr Sohn oder Ihre Tochter ins Bett gehen. Geht ein Jugendlicher abends wieder freiwillig früher ins Bett, ist die Pubertät vorbei, haben Chronobiologen von der Universität Basel herausgefunden. Mit Beginn des Stimmbruchs und der Menstruation würden Teenager zu Nachteulen, die morgens kaum aus den Federn kommen, beobachteten sie. Erst nach etwas fünf bis sechs Jahren pendele sich der Schlafrhythmus auf das Erwachsenen-Muster ein. Solange dauere die Pubertät eben, folgern die Wissenschaftler.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Gehirn

neulich musste ich beim Lesen eines ernsthaften Artikels mal wieder hell auflachen.

Da stand: „In Wahrheit wäre die Glühbirne in unserem Kopf, die bis zu 20 Prozent unseres körpereigenen Brennstoffs verbraucht, gern eine Energiesparlampe.“ Gemeint war unser Gehirn, in der Titelgeschichte des Magazins GEO über Querdenker, Februarheft. Und weiter: „Wenn wir uns zum Beispiel von einem Experten beraten lassen, schaltet unser Gehirn schon mal auf Ruhezustand.“

Ach so, das macht es also, habe ich gedacht? Darüber musste ich lachen.
Es sei, als ob es das selbstständige Denken einfach abstelle, staunte auch der Gehirn- und Verhaltensforscher Gregory Berns von der Emory University in Atlanta, der genau das in diversen Experimenten beobachtet hatte.

Unser Gehirn ist eben schon eine Nummer für sich. Eigentlich ja auch wieder sehr schlau, die wertvolle Energie einfach einsparen zu wollen. Und sich gegen dummdreiste Versuche zu wehren, ihm Leistungssteigerung aufzuzwingen. Gehirnjogging wirkt ja bekanntlich nicht, haben sie vor einiger Zeit herausgefunden. Und ob Neurodoping wie etwa Ritalin oder andere derzeit so populäre Psychopharmaka wirken, weiß man ja noch nicht so genau.

Meine Tochter braucht jedenfalls wohl nicht mehr gar so dringend das liebevolle Malen einer 8 zu üben. Das sei sehr wichtig wegen der beiden Hirnhälften, hatte ich mal gehört. Nun kenne ich mich mit dem hirngerechten Lernen ja nicht so aus. Damit hat es aber wohl zu tun. Und dieses Konzept bezeichnete die Tübinger Erziehungswissenschaftlerin Nicole Becker in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „theoretisch wie praktisch eine Fehlkonstruktion“. Das Gehirn könne zwar über sich nachdenken, doch nicht über seine Funktionen bestimmen – und schon gar nicht seine Funktionsfähigkeit manipulieren.

Passt wieder zu den Gehirnjogging-Erkenntnissen.

Wir nutzen dem Gehirn also offenbar am besten, indem wir unseren Körper trainieren. Dagegen kann es sich ja nicht wehren. Und indem wir ihm gönnen, was es gerade braucht: Schlaf, Nahrung, Ablenkung, Anstrengung und öfter mal was Neues. Nur eben alles zur richtigen Zeit. Ansonsten müssen wir wohl mit dem vorlieb nehmen, was wir da oben drin haben.

Übrigens ist das wohl leider ab dem 27. Lebensjahr immer weniger, sagen neueste Studien. Falls Sie aber auch schon die Mitte 30 überschritten haben, seien Sie beruhigt: Der Verfall schreitet offenbar nicht so schnell voran, wie stets angenommen. Und es gibt auch Grund zur Freude: Vokabular und Wissensschatz wachsen eher noch. Also keine Panik.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Zucht

falls Sie auch Spaß an Tierzucht haben: Bemühen Sie sich nicht – es wird niemals lila Kühe geben.

Obwohl das gerade jetzt sicher noch gerade so im Trend liegen würde.

Aber es funktioniert nicht. Da lässt die Natur sich offenbar nicht hineinreden. Bei Säugetieren hat die „Göttin mit der Handtasche“ – so hat Frank Schätzing, Autor von „Der Schwarm“ die Evolution mal genannt – hat leider nicht mehr auf ihrer Farbpalette als: schwarz, Braun-Rot oder Weiß. Zumindest für Säugetiere.

Ich finde das ja auch ein wenig gemein. Gibt es doch so toll farbenprächtige Vögel, Käfer und Schmetterlinge. Da sollte sich doch auch ein grüner Hund oder auch lila Kühe oder Mäuschen machen lassen. Aber nein…

„Man kann nur etwas herauszüchten, was schon irgendwie da ist“, erklärte kürzlich Henner Simianer von der Abteilung für Tierzucht und Haustiergenetik an der Georg-August-Universität Göttingen Welt Online. „Bei Säugetieren sind bunte Farben einfach nicht angelegt“. Biologisch gesehen ist ja auch der Mensch auch ein Säugetier – deshalb gibt es uns nicht in den Farben Grün, Knallrot oder Blau.

Hat keinen Sinn.

Schließlich soll selbst die ansehnlichste Farbe mehr als nur hübsch aussehen. So stammt das Rosa des Flamingo aus den Algen und Krebsen seiner Nahrung und soll die Vögel vor Infektionen schützen. Oder ist gerade das hübscheste Pink entscheidend fürs Überleben. Weibchen und Männchen, die diese Farbe tragen, dokumentieren damit, wie gut sie im Futter stehen – das verschafft ihnen beste Chancen auf dem Heiratsmarkt – ein großer Vorteil im Überlebenskampf. Und während Insekten wie Wespen oder Hornissen mit Warnfarben Vögel abschrecken, geht es bei grünen Schlangen um Tarnung.

Säugetiere machen das eben anders: zur Tarnung brauchen sie eh meist braun und Imponieren gehen sie dann eben mit einem stolzen Geweih.

Bei der Zucht müssen wir uns daher darauf beschränken zu gucken, was bei einem quer- und einem längsgestreiften Kätzchen herauskommt. Oder wie sich das Kälbchen der süßen Schwarz-weißen mit dem glänzend-braunen Ochsen macht.

So ist die Natur. Das wissen übrigens auch Kinder. Selbst Stadtkinder.

Nein, auch sie glauben nicht, dass Kühe tatsächlich lila sind. Selbst wenn sie sie so vielleicht hübsch finden und deswegen auch gelegentlich so malen, weiß der Soziologe Rainer Brämer von der Universität Marburg. Er befragte tausende Stadtkinder. „Bis auf ein paar Witzbolde war keines der Meinung, es gebe auch in der Natur lila Kühe“, erklärte er der Zeitschrift Neon vor einiger Zeit.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Schlafen

das war ja mal eine Überschrift vor ein paar Tagen. Ich natürlich sofort drauf geklickt. Da stand: „Auf der Seite schlafen und abnehmen“…

Ich dachte schon „Super – endlich mal was ganz neues, statt immer dieser Diätenwahn um die Frühlingszeit herum…“ Aber es war dann doch anders. Es ging nicht um eine Gewichtsreduziermethode. Stattdessen ums Schnarchen. Dagegen helfen: auf der Seite schlafen und abnehmen. Und so kam es zu der Überschrift.

Ganz neue Mythen können so entstehen.

Wie viele Menschen klicken denn schon auf den Artikel? Und vielleicht bleibt ja bei dem ein oder anderen in aller Eile hängen: „Auf der Seite schlafen hat irgendwas mit abnehmen zu tun.“

Wie schnell wird daraus: „Auf der Seite schlafen macht schlank.“

Tja. Und wie es mit Mythen eben so ist – sie halten sich hartnäckig. Die Wissenschaftssendung Quarks & Co. hat vor einiger Zeit mal ein paar Mythen rund ums Schlafen zusammengetragen. Gut, dass meiner da noch nicht auf dem Markt war… Aber die Mythen, die es sowieso schon über das Schlafen gibt, sind auch ganz fein. Manche stimmen wirklich, sind also eigentlich gar keine Mythen. Zum Beispiel, dass es gesünder ist, in kühlen Räumen zu schlafen. Kälter als 16 Grad sollte es nicht sein. Aber 16 bis 17 Grad Raumtemperatur sind wohl ideal zum Einschlafen. Denn der Körper muss sich ein wenig abkühlen, um ruhig zu schlafen. Überraschend fand ich, dass Sockenanziehen dabei helfen kann. Das liegt wohl daran, dass Ihr Körper keine Wärme abgibt, wenn es Sie an Händen und Füßen fröstelt. Wer Socken anzieht, kühlt also daher in kalten Räumen sogar besser auf die gewünschte Temperatur herab.

Seltsam, aber wahr…

Ansonsten stimmt allerdings ungefähr nichts, was wir uns über den Schlaf erzählen. Fand ich überraschend. Dass ältere Menschen weniger Schlaf brauchen? Pustekuchen. Viele schlafen eben nur tagsüber mehr oder gehen extrem früh ins Bett. Unter dem Strich bleibt es neueren Forschungen zufolge offenbar bei den sieben bis acht Stunden pro Tag, die schon junge Erwachsene brauchen. Nur ein Gerücht ist auch, dass Sie Schlafwandler nicht wecken dürfen. „Man sollte sie sogar wecken“, schreiben die Wissenschaftsjournalisten auf der Internetseite der Sendung, „bevor sie in Gefahr geraten“. Denn auch das mit der schlafwandlerischen Sicherheit ist eben auch nur ein Mythos. Schlafwandler folgen einfach nur dem Licht. Bevor das zufällig von einem entgegenkommenden Auto kommt, ist Wecken schon sinnvoll. Und vor dem Schlafen Haus- oder Wohnungstür und Fenster verschließen.

Falls Sie auf Ihren Schönheitsschlaf bedacht sind, dürfen Sie aufatmen. Sie brauchen nicht mehr um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Nur, wenn Sie müde sind. Denn es stimmt nicht, dass der Schlaf vor Mitternacht am wertvollsten ist. Was Sie brauchen, sind Tiefschlaf und REM-Phase. Wann, ist egal. Solange sie sich genug Schlaf gönnen, alle Schlafphasen mitzumachen, können Sie auch nach Mitternacht ins Bett. Schön, das zu wissen, nicht wahr? Nun brauchen Sie nicht mehr gegen Ihre Nachteulennatur zu kämpfen. Hätte auch keinen Sinn. Schließlich ist der Mythos wieder wahr, dass es Lerchen und Eulen gibt. Liegt offenbar in unseren Genen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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