Missgeschick

eine ganz besondere Art von Torgefahr lernten vor fast genau 39 Jahren die Spieler und Fans von Borussia Mönchengladbach kennen. Darüber werden sie sich sehr geärgert haben. Kurz vor Spielende brach nämlich an dem Tag im Bökelberg-Stadion ein morsches Tor in sich zusammen. Da sich Ersatz so schnell nicht auftreiben ließ, brach der Schiedsrichter das Spiel ab und wertete es als Sieg für Werder Bremen.

Interessant finde ich an der Geschichte vor allem, dass sich kein Hinweis darauf findet, wie es zu dem Zeitpunkt tatsächlich stand… Wahrscheinlich irgendwas für Gladbach… Selbst wenn nicht – hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber.

Missgeschicke sind schließlich kein Grund zur Schadenfreude.

Sehr wohl aber für wissenschaftliches Interesse, jedenfalls geht das Peter J. Bentley so. Er hat ein Buch darüber geschrieben, wie sich Missgeschicke wissenschaftlich erklären lassen, „Der Tag, an dem alles schief ging“. Darin erklärt der auf Computersimulationen spezialisierte Informatiker vom University College London etwa, was passiert, wenn wir versehentlich den MP3-Player durch den Vollwaschgang der Waschmaschine jagen oder wie Diesel im einzelnen auf einen Benzinmotor wirkt.

Besser nicht ausprobieren.

Sein Wissen schützt den Computerwissenschaftler aber wohl selbst nicht vor Missgeschicken, wie er der Zeitschrift GEO erklärte: „Äh … Beinahe im Gegenteil. Mir passieren häufig selbst verschuldete Missgeschicke. Denn ich denke immer, dass ich alles besser weiß, ignoriere deshalb die Bedienungsanleitung und dann … Katastrophe!“, sagt er da.

Vielleicht sollte ich ja doch mal öfter die Bedienungsanleitung lesen…

Immerhin weiß Bentley, warum ihm seine Duschwand aus gehärtetem Glas in der Hand in genau solche winzig kleinen Stückchen explodiert, wie es ihm da wohl mal geschehen ist – dafür gibt es nämlich offenbar einen sehr einleuchtenden wissenschaftlichen Grund.

Wahrscheinlich wäre es auch für uns Normal-Missgeschickler ganz erfrischend, das Buch zu lesen – so kommen wir gar nicht erst auf die Idee, uns zu fragen, warum gerade uns gerade das jetzt wieder passiert ist…

Psychologisch machen wir es uns da übrigens – wie die meisten Menschen – einfach: Passiert das Missgeschick uns selbst, dann gab es dafür sicherlich einen guten, äußeren Grund. Wir waren abgelenkt oder es gingen gleichzeitig Telefon, Haustürklingel und Babygeschrei los. Irgend so etwas eben. Stößt dagegen jemand anderem ein Missgeschick zu – womöglich sogar immer, wenn wir gerade hingucken –, dann glauben viele, es habe etwas über seine Fähigkeiten und Eigenschaften zu sagen. Klarer Fall von was der Psychologe an sich Attribution nennt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 06.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html