Hat die Stiko jetzt recht?

Zeit für einen Nachklapp in Sachen STIKO. Vorab: Impfen hilft und man kann auch nicht „zuviel“ impfen. Auch nicht Kinder.

Die Kinderimpfstoffe sind zugelassen. Längst, seit Dezember 2021 und Mai 2022. Doch nach wie vor haben impfwillige Eltern oft Mühe, für ihre Kinder unter 12 eine Impfung oder eine Auffrischungsimpfung zu bekommen. Zugleich war die hierzulande sowieso traditionell offenbar leicht zu weckende Impfunwilligkeit vermutlich nie so hoch wie derzeit: Nur rund jedes fünfte Kind zwischen 5 und 11 Jahren ist über ein halbes Jahr nach der Zulassung mitten in der anhaltenden Pandemie gegen Covid-19 geimpft.

Die von vielen als Gralshüter der wissenschaftlichen Impfbeurteilung betrachtete Ständige Impfkommission STIKO – selbst nach eigenen Aussagen für Pandemiezwecke eben nicht gemacht – trägt leider nicht dazu bei, dass sich daran irgendetwas ändert. Im Gegenteil gilt für ihre Empfehlungen: Zu wenig, zu spät. Und die Empfehlungen basieren zudem ganz offensichtlich eben nicht auf Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wie sonst sollte es zu Empfehlungen wie einer Einmalimpfung für die 5-11-Jährigen kommen? Für die nicht einmal Studien existieren. Oder zur Nicht-Empfehlung der hierzulande als Booster bezeichneten Drittimpfung für 12- bis 18-Jährige – die mittlerweile fortgesetzten Studien zufolge spätestens seit der Omikronvariante fest zum Impfschema für die Grundimmunisierung gehört?

Also höchste Zeit für einen Nachklapp zu der von mir hier im Juli 2021 aufgeworfenen Frage „Hat die Stiko recht?

Für den nötigen Schubs dazu danke ich „Kinderdoc Nina“ – deren Name aus gutem Grund der Öffentlichkeit nicht bekannt ist und bleiben soll.

Herzlichen Dank!

Von hier aus können Sie direkt zu den Abschnitten springen, die Sie interessieren. Oder am Stück weiterlesen inklusive kleiner Danksagung.

  1. Vorab in eigener Sache
  2. Impfenlassen ist keine Hexerei
  3. Im Zweifel für den Zweifel?
    1. Nicht ihre kleinen Körper
  4. Impfquote kommt nicht aus dem Quark
  5. Barrikade Stiko-Empfehlung
    1. Impfung bekommen ist nicht leicht
    2. Selbst die Empfehlung fällt unter den Tisch
  6. Stiko-Empfehlungen gerichtsbekannt?
  7. Die Impfung ist sicher – auch für u5-Jährige
    1. Das Studien-Setting
  8. …und die Ergebnisse
  9. …und öfter impfen wird auch nicht zuviel
  10. Die Impfung ist auch für Kinder nötig
  11. Zum Risiko PIMS
  12. Neue oder neu bekannte Risiken

Vorab in eigener Sache

Mein herzlicher Dank geht raus an eine Handvoll wunderbarer Ärzte und Ärztinnen, die sich selbst die Mühe machen, ihre Impfentscheidungen verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung der individuellen Gegebenheiten zu treffen. Meine Kinder (bald 18 und jetzt 12einhalb Jahre alt) konnten uns so schon im September 2021 sicherer fühlen. Dafür sind wir allen, die dies durch Rat, Tat und (teils Off-Label-)Impfung ermöglicht haben, von Herzen dankbar.

Mein Dank geht unabhängig von uns persönlich raus an auch die anderen wunderbaren Ärzte und Ärztinnen, die sich ebenso dafür einsetzen, Menschen vor dieser nach wie vor grassierenden Erkrankung und ihren Folgen zu schützen. Und die sich dafür selbst und im Austausch mit Kolleg/innen die Mühe machen, auf Basis aktueller Studien zu einer Einschätzung über Risiken von Impfung und Infe ktion zu kommen und diese auch teilen. Und das – das muss man leider mit Blick auf die unter schrecklichen Umständen ums Leben gekommene Dr. med. Lisa Kellermayr anfügen – unter Einsatz ihres Lebens und ihrer körperlichen und seelischen Unversehrtheit. Fachanwalt Matthias Klein gibt einige Hinweise für Ärzt/innen zum Schutz. Auch ihm Dank für seine offensichtlich tatkräftige Unterstützung für impfende Ärzte und Ärztinnen. Herzlichen Dank auch den Eltern, die anderen Eltern dabei helfen, eine Impfmöglichkeit für ihre Kinder zu finden.

Herzlichen Dank Ihnen und Euch allen!

Impfenlassen ist keine Hexerei

Erst die gute Nachricht: Der Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer gegen Covid-19 ist seit Dezember 2021 zugelassen, der Kinderimpfstoff von Moderna seit Mai 2021. Was zuvor vielfach unter der Hand ablief, geht somit schonmal in vielen Fällen bedeutend einfacher: die Suche nach einer Impfmöglichkeit für unter 12-jährige und unter 5-Jährige, dies nach wie vor Off-Label.

Auch nach der Zulassung mehrerer speziell zugelassener Impfstoffe hilft die Initiative u12Schutz Eltern auf der Suche nach einer Impfung oder Impfauffrischung für sich und ihre Kinder. Hierfür kamen und kommen zuweilen sogar aus den USA und Großbritannien Eltern angereist, wie bei @u12schutz auf Twitter hier und da zu lesen war.

Im Zweifel für den Zweifel?

Nun die schlechte Nachricht: Trotz Zulassung ist diese aus meiner Sicht für die Sicherheit der Kinder enorm wichtige Initiative nach wie vor nötig. Und das hat ausgerechnet mit der Ständigen Impfkommission STIKO einiges zu tun. Wenn es um Kinder geht, scheint hierzulande mit Blick auf die Impfung das Motto „Im Zweifel für den Zweifel“ zu gelten. Was den Zweifel an der Sicherheit, Wirksamkeit oder auch Notwendigkeit der Impfung betrifft, kommen die Kommissionsmitglieder gern auffallend pünktlich gerade kurz bevor die nächste Zulassungstufe für einen Kinderimpfstoff zu erwarten ist und tragen Bedenken.

Tweets by U12Schutz

Nicht ihre kleinen Körper

Der sonst gern auf Fakten und Studien verweisende Stiko-Vorsitzende Mertens wurde erstmals im Sommer 2021 mit dem Hinweis bei Lanz persönlich, er würde seine gesunden Enkel nicht impfen lassen.

Im November 2021 erklärte Mertens in einem Interview mit den tagesthemen: „Es handelt sich um kleine Körper, wo alles noch wachsen muss, wo alle Organe noch wachsen müssen.“

Auch im November 2021 legte Mertens kurz vor der Zulassung für die 5- bis 11-Jährigen mit dem Hinweis nach, wenn er ein 7- oder 8-jähriges Kind hätte, würde er es nicht impfen lassen. Diese Aussage bezeichnete er kurz vor Weihnachten laut Ärzteblatt als Fehler.

Impfquote kommt nicht aus dem Quark

Doch der Schaden an der Impfwilligkeit der Eltern und anscheinend auch der übrigen Bundesbürger und -bürgerinnen bis weit hinein in die Risikogruppen war da längst angerichtet, auch von anderen Experten und Funktionären mehrerer Verbände. Die Quote der Geimpften stieg seit der öffentlich geführten Debatte um die Kinderimpfung nicht weiter. Bis heute sind lediglich 76,3 Prozent der Bundesbürger mit den ersten beiden Impfdosen geimpft. 61,9 Prozent haben laut RKI-Impfdashboard die dritte Dosis erhalten.

Während die Impfquote bei den 12- bis 17-Jährigen mit 74,4 Prozent dabei noch vergleichsweise hoch erscheint, liegt sie laut Impfmonitor bei den 5-11-Jährigen bei kärglichen 22,6 Prozent.

Dabei ist bedenkenswert: Die hierzulande als Booster bezeichnete 3. Dosis gehört längst zum Impfschema als Teil der Grundimmunisierung. Für die einander derzeit ablösenden Omikronvarianten weiß man auch, dass 2 Impfdosen praktisch wirkungslos sind, während die dritte immerhin einen gewissen Schutz vor schwersten und tödlichen Verläufen bietet.

Der Impfschutz der bisherigen Covid-19-Impfstoffe gegen Omikron-Varianten ist deutlich geringer, als der gegen die Wildvariante, für die er entwickelt wurde wie auch gegen Delta. Seit Auftreten der Omikronvarianten bedarf es für selbst den geringeren – und natürlich nach wie vor vorhandenen – Impfschutz mindestens der 3. Dosis. Selbst 3 Dosen wirken laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gegen diese Variante schlechter, als zuvor noch 2 Dosen gegen Delta. Das zeigt eine neue Analyse bei fast 256.000 Kindern zwischen 5-11 Jahren bzgl der Effizienz der BioNTech Impfung. Die Impfung reduzierte sowohl Krankenhauseinweisung, als auch die Ansteckung insgesamt.

Barrikade Stiko-Empfehlung

Impfstoff für Jung und Alt ist hierzulande im Überfluss vorhanden. Nicht selten wird er ungenutzt entsorgt. Nicht selten mit dem Hinweis, die STIKO habe für den jeweiligen Fall bislang keine Empfehlung ausgesprochen. Demgegenüber haben Eltern auch nach der Zulassung der speziell für die Altersgruppe unter 12 dosierten Kinderimpfstoffe die Lage für Kinder und Jugendliche mit Blick auf Impfung wenig gebessert. Für Kinder ohne Vorerkrankungen empfiehlt die Stiko eine Einmaldosis. Lediglich Kindern mit wenigen Vorerkrankungen oder vorerkrankten Familienmitgliedern empfiehlt die Stiko 2 Dosen. Die STIKO-Empfehlung kommt einer Nicht-Empfehlung gleich und versperrt vielen Impfwilligen den Weg.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen – auf die sich die STIKO und ihre Verteidiger/innen gern zurückziehen – kann die Einmaldosis für 5- bis 11-Jährige nicht empfohlen worden sein. Denn es gibt keine einzige Studie, die die Wirkung lediglich einer Dosis gegen schwere oder symptomatische Erkrankung untersucht hat. Und die Studien, in denen mit „unvollständiger“ Impfung vergleichen wird, geben sicherlich keine Empfehlung her.

Hinzu kommt: Selbst für Kinder ist die Impfung hierzulande mit zwei Dosen offiziell zugelassen – müsste eine Einmaldosis dann nicht streng genommen als Off-Label verabreicht klassifiziert werden? Die Wirkung einer einzigen Dosis ist unzureichend sowohl für den persönlichen Schutz, als auch für die Eindämmung.

Hinzu kommt: Allein schon, in die Empfehlung eine vorherige Infektion der Kinder fest einzubauen, ist aus meiner persönlichen Sicht als Mutter zweier Kinder eine blanke Unverschämtheit und Zumutung. Hierfür gibt es erst recht keine wissenschaftliche Rechtfertigung, der Immunstatus soll gemäßg Empfehlung vor einer Impfung auch nicht entsprechend überprüft werden, auch gibt es für nachgewiesen Nichtinfizierte keine anderslautende Empfehlung der STIKO. Mal abgesehen davon: Mit Blick auf die vielfach schnelle Reinfektionsrate mit der Omikronvariante ist eine solche Bedingung sowieso offensichtlich sinnfrei.

Auch die fehlende Drittimpfungsempfehlung für die Jugendlichen wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Deren Risiko gilt als dem der jungen Erwachsenen vergleichbar – damit müsste nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch zählen, was über das bei Omikron bekannt schnellere Nachlassens der Impfwirkung bekannt ist: nach 2 beziehungsweise 4 Monaten (bei Moderna) ist aus Sicht einiger Experten zumindest für Personen mit erhöhtem Risiko eine 4. Dosis angeraten, die den Schutz gegen Hospitalisierung von 85% auf 55% nach 3 Monaten durch die 3. Dosis mindestens wieder herstellt. Für Personen ohne Risiko gegen Omikron in jedem Fall eine dritte Impfung.

Das müsste auch für die Jugendlichen längst die Empfehlung für drei Impfdosen gelten, wenn es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ginge.

Impfung bekommen ist nicht leicht

Dass „Impf-Empfehlungen“ damit vielen den Weg verbauen, mutet bisweilen mittelalterlich an.

Immerhin: Virologe Christian Drosten empfahl bereits im September 2021 die Off-Label-Impfung zumindest für einige Kinder – ab Minute 12 im Deutschlandfunk-Interview.

Mangels Stiko-Empfehlung bleibt es jedoch vielfach dabei: zahlreiche Impfwillige haben weiterhin – oder wieder – Schwierigkeiten, eine Impfung zu bekommen. Dies betrifft unter 12-Jährige bereits nach der ersten Dosis. Es betrifft unter 18-Jährige mit Bedarf an einer Drittimpfung als Teil der Grundimmunisierung. Es betrifft unter 70-Jährige, die eine 4. oder aufgrund priorisiert früher Impfung 5. Impfung wünschen.

Selbst die Empfehlung fällt unter den Tisch

Doch es ist nicht nur die STIKO, die auf für medizinische Laien mit Englischkenntnissen und ein bisschen Interesse an der Thematik unverständliche Einschätzungen und Empfehlungen vertritt. Und dabei offenbar selbst STIKO-Empfehlungen nicht auf dem Schirm hat. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte erwähnt die Empfehlung einer Einmaldosis für Kinder nicht einmal, sondern hat es bei der vorherigen Sprachregelung für die ü12-Impfung einfach belassen.

Erwähnung im STIKO-Impfkalender findet die Covid-19-Impfung auch in Jahr 3 der Pandemie nicht – aber das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Auch mit Blick darauf, wie viele Sars-Cov 2 längst voreilig und fälschlich zum endemischen, saisonalen Atemwegsinfekt erklären.

Stiko-Empfehlungen gerichtsbekannt?

Die Stiko soll nun fachliche Unterstützung bekommen, kündigte Gesundheitsministser Karl Lauterbach (SPD) im August 2022 in der Bundespressekonferenz an: durch eine PIKO – oder PEIKO/PAIKO, eine Pandemie-Impfkommission jedenfalls. Nähere Details wie beispielsweise deren Besetzung sind bislang nicht bekannt.

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Veränderung rund um die STIKO scheint in jedem Fall bitter nötig in Jahr 3 der Pandemie und mehr als anderthalb Jahre nach der Zulassung der ersten Covid-19-Impfung – die sinnvollerweise noch nicht mit Exklusivrechten für die Stiko priorisiert wurde. Aus welchem Grund für die Kinder ausstädnig die STIKO Empfehlungen ausspricht, bleibt unerklärt. Klar ist: Die STIKO hätte diese Befugnis wohl besser nie bekommen – oder sie hätte ihr zügig entzogen werden müssen. Dafür spricht mittlerweile viel und auch einiges Handfeste.

So etwa: Die STIKO zum Nadelöhr für den Impfschutz zu machen, daran sind in dieser Pandemie bereits Menschen gestorben – das hat Stiko-Vorsitzender Mertens selbst im Interview mit Panorama eingeräumt. Aller Wahrscheinlichkeit nach sterben derzeit nach wie vor Menschen an nicht rechtzeitig erreichbarem Impfschutz.

Es geht mittlerweile soweit, dass Anwalt Jun im Video auf Youtube Ärzten und Ärztinnen empfiehlt, für ihre Impfentscheidungen – sei es pro oder contra Impfung – besser dafür zu sorgen, auf mehr und bessere Begründungen verweisen zu können, als lediglich eine Stiko-Empfehlung. Über die STIKO und deren Empfehlungen sagt Anwalt Jun im Video: „Sie vertreten eine Position, die sich manchmal vielleicht als anders herausstellte, als die späteren Erfahrungen, und das ist mittlerweile gerichtsbekannt.“

Die Impfung ist sicher – auch für u5-Jährige

Die von STIKO-Vertretern bislang regelmäßig pünktlich vor neuen Zulassungen für Kinder vorgebrachten Bedenken, entbehren offensichtlich nicht nur grundsätzlich mit Blick auf Impfungen jeder Grundlage, wie hier im Juli 2021 von mir vorgebracht. Sie entbehren auch mit Blick auf die Covid-19-Impfstoffe jeder Grundlage. Das ergab eine erste hiesige Studie an unter 5-jährigen mit Biontech geimpften Kindern von Mai 2022.

Die Off-Label-Impfung für Kinder gegen Covid-19 ist genauso sicher, wie andere in Deutschland für Kinder unter 5 Jahren zugelassene (On-Label) Impfstoffe. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Preprint-Studie der Kinder- und Jugend-Universitätskliniken der Universitätsmedizin Rostock, Uniklinik Schleswig-Holstein/Lübeck, der Technischen Universität Dresden sowie u.a. auch Universität Bern (Schweiz), die am 23. Mai 2022 veröffentlicht wurde.

Das Studien-Setting

Befragt wurden Eltern/Sorgeberechtigte von unter 5-jährigen Kindern, die in Deutschland bei verschiedenen Einrichtungen eine Off-Label-Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech (BNT162b2), erhalten hatten.
Für insgesamt rund 19.000 durch die verschiedenen Impfpraxen registrierten Kindern hatten 41% der angeschriebenen Eltern/Sorgeberechtigten geantwortet, das waren 7606 unter 5-Jährige. Davon hatten 338 Kinder die erste Dosis BNT162b2 im Alter von 0 bis 12 Monaten erhalten, 1272 im Alter von 12 bis 24 Monaten und 5629 Kinder im Alter zwischen 24 und 60 Monaten.

…und die Ergebnisse

  • Eine Dosis von 10 µg war der Studie zufolge häufiger mit Symptomen an der Einstichstelle verbunden, als niedrigere Dosierungen.
  • Die Wahrscheinlichkeit, irgendwelche Symptome zu entwickeln – an der Einstichstelle, muskuloskelettal, dermatologisch oder auch im Hals-/Nasen-/Ohrenbereich – war für die unter 5-Jährigen leicht erhöht gegenüber Non-Sars-Cov-2-Vakzinen.
  • Demgegenüber lag die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Fieber niedriger nach BNT162b2.
  • Symptome, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich gemacht haben, traten in 10 Fällen auf – ausschließlich nach der Impfung mit Dosierungen über 3 µg.
  • Insgesamt waren die Symptome, die nach Off-Label-Impfung mit BNT162b2 berichtet wurden, vergleichbar mit anderen, für die Altersgruppe unter 5-jähriger Kinder zugelassenen Impfstoffen.

In dem Zusammenhang ein wie ich finde sehr aussagefähiger Vergleich mit eben jenen anderen Erkrankungen, gegen die wir Kinder seit Jahren impfen.

Übersicht: Todesrate anderer impfbarer Erkrankungen

…und öfter impfen wird auch nicht zuviel

Die Impfung ist also sicher auch für die Jüngsten. Und man kann sich auch nicht zu oft gegen den Erreger impfen lassen. Dass das Immunsystem ermüdet, für diese Behauptung auch teils eigentlich impffreundlich eingestellter Mediziner gibt es keine mir bekannte Studie. Und eine neu aufgelegte Studie weist nun das Gegenteil nach: Die Immunantwort der sogenannten T-Gedächtniszellen, die mit der ersten und zweiten Impfung initiiert worden ist, bleibe unverändert stabil, beobachtete Robert Thimme, einer der Studienautoren und Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Uniklinikum Freiburg. Dass dies bei der 4. oder 5. Impfung anders sei, darauf deutet seiner Beobachtung nach nichts hin. Vielmehr würden wie zuvor auch Immunzellen aktiviert und Antikörper produziert. Auch sehr seltene Nebenwirkungen wie Autoimmunerkrankungen träten typischerweise bei der ersten oder zweiten Impfung auf, nicht bei weiteren, erklärt Thimme der Badischen Zeitung.

Die Impfung ist auch für Kinder nötig

Die Impfung wirkt bei Kindern effektiv gut. Deren Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion ist nur dann gering, wenn man sie mit Erwachsenen vergleicht. Doch schon das wäre bei der immens großen Zahl infizierter Kinder, die sich unsere Gesellschaft leistet, schon für die Versorgung etwas wert. Auch geringe Prozentsätze sind da rasch hunderte oder tausende Kinder. Die Überlastung des Gesundheitssystems ist auch längst vielerorts real, was für den pädiatrischen 7Bereich im Sommer ungewöhnlich ist. 97 Kinder (Stand 10.08.22) sind bereits an den Folgen der Infektion verstorben.

Mehr Kinder als sonst haben anscheinend Fieber – für den Sommer ungewöhnlich. Zumindest hat wohl derzeit Pech, wer Paracetamol- oder Ibuprofensaft für ein kleineres Kind braucht. Der Grund ist der 2022 überproportional angestiegene Bedarf, stellt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte fest. „Die Ursachen hierfür konnten bislang nicht befriedigend ermittelt werden“, so das BfArM.

Service-Tipp: Apotheken dürfen ibuprofen- und Paracetamolsäfte für Kinder selbst herstellen, wenn der Bedarf anders nicht zu decken ist. Danach sollten Eltern also ruhig fragen.

Für die übrigen Risiken, die ich im Juli 2021 aufgedröselt habe, ist mir keine einzige Entwarnung bekannt geworden. Stattdessen sind weitere Risiken bekanntgeworden, wie beispielsweise die vielfach auftretenden Hepatitiden bei Kindern – zahlreiche Leberentzündungen. Für die es anscheinend weitere Faktoren gibt, daher die Unsicherheit. In jedem Fall aber ein gemeinsames Merkmal: eine vorherige Infektion mit Sars-Cov 2 – und diese laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ohne vorherige Impfung. Hepatitis gilt auch als bekanntes PIMS-Merkmal.

Zum Risiko PIMS

Karl Lauterbach hat sich kürzlich gefreut, Omikron führe offensichtlich bei weniger Kindern zu PIMS, als vorherige Varianten dies getan hätten. Woher er dies weiß, ist mir nicht nachvollziehbar. Die Qualität des Zahlenwerkst ist seit meinem ersten Beitrag zu den Risiken der Kinder unter der Überschrift „Hat die Stiko recht?“ keinesfalls besser geworden.

Im Gegenteil dürften sie heute sogar eher schlechter sein, als 2021. Schon wegen des recht erheblichen Meldeaufwands, der allein bei der DGPI damals satte 1-2 Wochen für die Verarbeitung beansprucht hat. Wie mich die DGPI damals informiert hat, werden diese zudem erst nach der Entlassung erfasst – also mehrere Wochen bis Monate nach der Infektion.


Mit Blick auf die derzeit für die Jahreszeit Berichten von Mediziner/innen zufolge unüblichen Überlastung der Kinderkliniken und pädiatrischen Stationen, ist aus meiner Sicht plausibel, dass stimmt, was Kinderdoc Nina zur ja auch nur freiwilligen Erfassung von PIMS erklärt: Diese dürfte derzeit in den meisten Fällen unter den Tisch fallen.

Die Wahrscheinlichkeit ist damit groß, dass die PIMS-Zahlen entspannter aussehen, als sie sind. Wenn dem so ist, verbirgt sich hier sehr viel ungesehenes Leid von Kindern und ihren Familien. Über das wohlgemerkt offensichtlich absichtlich hinweggesehen wird – obwohl PIMS als vielfach intensivpflichtige oder zumindest krankenhauspflichtige und damit schwere und nach medizinischer Definition häufig folgenreiche Erkrankung auch viele Kinder traumatisieren dürfte.

Das wirkt umso schräger angesichts auch zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie geführten Diskussionen um Nutzen und Zumutbarkeit von Masken und auch Impfungen für Kinder, die solche schweren und in 3,5 Prozent der Fälle laut DGPI folgenreichen Verläufe in den meisten Fällen verhindern. Auch im Jahr 3 der Pandemie gewähren wir unseren Kindern und Jugendlichen keinen wirkungsvollen Schutz.

Im Überblick nochmal die Mitte 2021 bereits bekannten Risiken für Kinder und auch Erwachsene durch Covid-19.

Neue oder neu bekannte Risiken

Ob die STIKO jetzt recht hat?

Nicht wenige haben für die teils irre anmutenden Einschätzungen, Empfehlungen und Forderungen der Verbände und Kommissionen mittlerweile vor allem Galgenhumor übrig: Wenn die Impfungen Schuhe wären…

Schuhe – neue Errungenschaft- schützt vor Schnittverletzungen der Füße. Vorschlag: ,alle sollen Schuhe tragen anstatt weiter barfuß laufen. Eine Studie mit 37000 Teilnehmern wird durchgeführt. Je die Hälfte sollen Schuhe tragen bzw. eben nicht. 1/n— Mario Ziener (@marioziener) August 15, 2022