Uhr umstellen

in dem Titelsong der Zeichentrickserie „Der Rosarote Panther“ wurde früher immer gesungen „Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“

Erinnern Sie sich noch?

Das Lied habe ich kürzlich wieder vor mich hingesummt: Als ich diese Meldung über das Bulletin of Atomic Scientists Board“ (BAS) gelesen habe, Wissenschaftler hätten ihre Uhr – also die berühmte Doomsday Clock – umgestellt. In dem Fall müsste gesungen werden: „Ist es wirklich noch so früh“. Ja, schließlich geht es hier nicht um die Sommerzeit.

Sie merken es, ich fühle mich schon ganz jetlagged…

Obwohl es ja immer nur um eine Stunde geht – nach der Zeitumstellung im Frühjahr fehlt sie mir schon. Deswegen war ich vor vielen Jahren als Jugendliche auch mehr als bereit, auf diesen beliebten Aprilscherz hereinzufallen: dass die Sommerzeit nun endlich abgeschafft werden soll. Habe ich mich gefreut… Die Begründung klang ja auch sehr plausibel: Die Sommerzeit zahle sich schlicht nicht aus. Der Energieverbrauch sinke durch sie nicht, sondern steige. Der technische Aufwand sei zu hoch, und auch der Mensch sei nicht fürs frühere Aufstehen gemacht. Herzinfarktgefahr, Schlafstörungen.

Dass sich der Mensch tatsächlich nicht umstellt, merke ich bei meiner Tochter jedes Jahr. Sie schläft im Sommer später und im Winter früher – stets ungefähr zur selben Zeit, nur nicht zur selben Uhrzeit. Haben die Experten und Gegner der Zeitumstellung also recht. Leider aber eben nicht mit dem, was sie alle Jahre wieder mal am 1. April behaupten: dass die Sommerzeit nun abgeschafft werde.

Darauf warte ich nun schon seit 20 Jahren.

Drücken Sie mal die Daumen… Vielleicht ja dieses Jahr. Nein, ich will Sie jetzt nicht auch noch in den April schicken – auch wenn heute zufällig 1. April ist… Wirklich. Auch nicht mit dieser anderen Nachricht von weiter oben: über die Atomforscher, die ihre Doomsday Clock umgestellt haben. Auch die stimmt. Nach Zeitrechnung der vor allem aus Physikern bestehenden Vereinigung ist es in Sachen Weltuntergang also nicht mehr fünf vor zwölf. Sondern erst sechs vor.

Bei dieser Uhr bedeutet die Zeitumstellung: Die Welt ist vielleicht doch in der Lage, ihre Probleme zu lösen und womöglich doch nicht dem Untergang geweiht. Allerdings ist die Zeitumstellung – also die symbolisch bis zum Weltuntergang gewonnene Zeit – vergleichsweise klein, schrieb das Internetportal „Daily Finance“ kürzlich: eine Minute. Die 1947 gebaute, berühmte Untergangs-Uhr zeige vor allem eins, schrieb Daily Finance: dass der Einfluss großer Staaten nachlasse.

Am optimistischsten waren die Physiker kurz nach Ende des Kalten Krieges. Zwischen 1991 und 1995 stand die Uhr auf 17 Minuten vor zwölf. Richtig schlimm um uns bestellt sahen sie es 1953: Zwei vor zwölf. In der Zeit hatten USA und Sowjetunion Atomraketen getestet und die Wasserstoffbombe gebaut.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html