da sage noch einer, Ökonomen könnten nicht tanzen …
Seit ein paar Wochen kursiert ein Video bei Youtube – Stichwort: „Fear the boom and bust“ –, das zeigt das Gegenteil. Da rappt der gerade wieder im Trend liegende Ökonom John Maynard Keynes gegen den liberalen Friedrich August von Hayek.
Keynes vertrat ja in der Zeit der Weltwirtschaftskrise die Auffassung, dass der Staat notfalls mit schuldenfinanzierten Ausgaben die Konjunktur wieder in Gang bringen solle – da die Geldpolitik nicht mehr wirke und auch noch so niedrige Zinsen nicht für mehr Investitionen sorgte. Motto: Jede Nachfrage ist gut, egal wer sie bezahlt. Das widersprach der herrschenden Lehre, erwies sich aber als goldrichtig. Keynes ist seither unumgänglicher Lehrbuch-Ökonom. Nach seiner Maxime handeln heute vielleicht mehr Regierungen denn je – obwohl durchaus umstritten ist, dass die Voraussetzungen dafür da sind. Hayek dagegen stammt aus der Zeit vor der Weltwirtschaftskrise. Ein Liberaler. Auch als Anarchokapitalist verrufen. Unter anderem seine Thesen waren es, die sich damals ja als falsch erwiesen hatten.
In dem Video tragen die beiden ihren Kampf im Studio aus.
Wie es sich für ein zünftiges Rap-Video gehört, geht es in einer Stretch-Limo zur Party in der US-Zentralbank Fed, inmitten eines Haufens schöner Frauen. Champagner fließt in Strömen. Alle feiern und tanzen, vor allem Keynes ist gut dabei. Nur Hayek rollt mit den Augen. Man rappt von Bullen und Bären – und guten Gründen die Zyklen zu fürchten. Zinssätze. Zentralbanken. Liquiditätsfalle. Ausgaben. „Sag es laut und sag es stolz: ‚Wir sind alle Keynesianer’“, rappt Keynes. Gesagt hatte das in den 70ern mal Präsident Richard Nixon.
Am nächsten Morgen hat Keynes einen Kater. Und Hayek triumphiert. Keynes mechanistische Herangehensweise an den Markt ignoriere menschliche Aktion und Motivation, rappt Hayek. Und der Credit-Crunch sei keine Liquiditätsfalle, sondern Zeichen für eine abwrackende Wirtschaft – weitere Fehlinvestitionen würden die bloß weiter ruinieren. Und der so genannte Stimulus sei nur wieder mehr von dem, was die Märkte überhaupt in den Zusammenbruch getrieben hätte, rappt Hayek.
„Ich will Märkte steuern“, rappt Keynes. „Ich will sie befreien“, hält Hayek dagegen.
Was am Anfang bloß launig und unterhaltsam wirkt, gerät am Ende zur klaren Stellungnahme: pro Hayek – gegen Keynes und die Stimuluspolitik zahlreicher Regierungen weltweit in seinem Namen.
Das Schlusswort hat denn auch Hayek: „Die kuriose Aufgabe der Ökonomie ist, den Menschen zu zeigen, wie wenig sie über das wissen, was sie gestalten zu können glauben.“ Das zumindest klingt doch mit Blick auf die vielen unverständlichen Finanzkonstrukte und -produkte sehr zeitgemäß.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 13.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html