Hat die Stiko recht?

Die Stiko weigert sich, den für über 12-Jährige zugelassenen Impfstoff ihnen auch zu empfehlen. Das stellt Familien vor teils massive Probleme, den für ihre Kinder gewünschten Schutz zu bewerkstelligen. Mal allerhand Fakten zur Beurteilung der Frage: Ist die Stiko-Empfehlung wirklich sachgerecht?

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Tolles Angebot

stellen Sie sich bitte mal Folgendes vor: Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou bietet Frau Merkel und Herrn Sarkozy an, einen Teil der griechischen Staatsschulden, für die die EU gebürgt hat, statt mit Geld in Gyros zurückzuzahlen. Oder auf Wunsch auch in Zaziki.

Wie fänden Sie das?

Sicher auch unglaublich. Aber keine Sorge: Noch ist es nicht soweit. Anderswo geht es aber durchaus schon so zu, habe ich vor ein paar Tagen gelesen. Da stand, Nordkoreas Staatschef habe Tschechien angeboten, seine Staatsschulden in Ginseng zu begleichen, zumindest fünf Prozent der Schulden in Höhe von insgesamt umgerechnet 7,5 Millionen Euro.

Gut, Tschechien hatte offenbar selbst nach Naturalien gefragt, wenn es stimmt, was die Welt geschrieben hat. „Und eine der Optionen waren Ginseng-Importe“, berichtet der tschechische Vize-Finanzminister Tomas Zidek. Ein offizielles Angebot sei es aber nicht gewesen. Ein schlechtes Geschäft wäre es für ihn offenbar nicht, wenn Nordkorea tatsächlich größere Mengen der als Stärkungs- und Potenzmittels bekannten Knolle abliefert. Erste Kaufangebote soll Zidek bereits auf dem Tisch haben. Also offenbar doch keine Unverschämtheit, das Angebot. Gut, zu Geld machen müssten die Tschechen die menschenpüppchenartig aussehenden Knollen noch selbst.

Vielleicht wäre das ja auch etwas für die EU.

Als Notnagel, falls Griechenland es wie befürchtet nicht schaffen sollte, seine Schulden zu begleichen. Ich habe mal nachgeschaut: Neben Wein und Oliven bauen sie dort auch Tabak und Weizen an. Vielleicht sind unsere Steuergelder ja doch noch nicht verloren … Käme zumindest ein bisschen Geld in die Kasse. Und eine ganz praktische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wäre es doch eigentlich auch, oder?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Räuber

vor kurzem war da diese Meldung: von ein paar Räubern, die eine Bank gesprengt haben. Ich natürlich sofort reingeklickt.

Die Räuber hatten buchstäblich versucht, den Geldautomaten in die Luft zu jagen. Nachts, in Weißensee. Das hatte natürlich einen Heidenkrach gemacht und war hoch spannend für die laut Wikipedia nur 3500 Einwohner zählende Gemeinde.

„Weißensee. Weißensee“, habe ich da gedacht. War da nicht mal was?

Da war doch mal was. Ich also rüber zum Bücherregal – und da war es. Unter der Überschrift „Geldgruben“ stand da diese Reportage von meinem Lieblings-Reisereporter Helge Timmerberg (in: „Tiger fressen keine Yogis“). Die Geschichte hatte Timmerberg kurz nach der Wende geschrieben. Er schildert, wie er sich mit einem Schrank von einem nun gesetzestreuen Ex-Knacki namens Ramires zu einer Tour durch die ostdeutsche Bankenlandschaft aufmacht. Nachschauen, wie die Sicherheitslage der Banken in der damals noch existierenden DDR ist.

Sie war verheerend.

Kein Panzerglas, keine Videoüberwachung, kein Sicherheitspersonal. Und nicht nur das: Türen, die Ramires leicht mit einem Eierlöffel hätte knacken können. Plexiglasscheiben, unter denen jeder Kunde bequem zu den Geldstapeln hinter dem Schalter durchlangen konnte. Eine wehrlose Oma neben einem offenen Tresor, an dem noch der Schlüssel steckt. Kisten voller Geld auf der Fensterbank, gleich neben einem leicht zugänglichen, offenen Fenster.

Selbst in Ostberlin: Berge von Geld hinter offenen Schaltern.

Timmerberg riet damals den Ostdeutschen: „Gebt das Zeug so schnell wie möglichl aus! Ganz schnell. Oder nehmt es mit nach Haus! Legt es unters Kopfkissen, in den Wäscheschrank, stellt den Trabi drauf. Macht damit, was ihr wollt und wo ihr’s wollt. Nur gebt es auf keinen Fall euren Banken.“

Von Weißensee stand in der Geschichte übrigens nichts drin, aber der Ort liegt ja in Thüringen und wird damit wohl ausgesehen haben, wie die Banken – Dutzende –, die Timmerberg da beschrieben hat. Heute allerdings nicht mehr. Mit ihrem Sprengattentat auf den Automaten hatten denn auch die Räuber Pech: Das Gerät blieb unversehrt, die Täter waren getürmt. So ändern sich die Zeiten.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Experten

wenn ausgewiesene Experten hochoffiziell in den Expertenstatus gehoben werden, sollten sie sich eigentlich freuen. Oder?

„Im Prinzip ja, aber…“, würden jetzt wahrscheinlich die Ratingagenturen antworten. Die entpuppten sich nämlich als gar nicht so begeistert davon, dass ihnen die US-Finanzreform nun hochoffiziell das Etikett „Experte“ angeheftet hat. Laut Gesetz sollen ihre Urteile fortan als Urteile von Experten gelten.

Wahrscheinlich erinnern Sie sich noch: Moody’s & Co. werden mitverantwortlich für die Finanzkrise gemacht – waren sie es doch, die noch die intransparentesten und dubiosesten Anlageprodukte als sicher durchwinkten. Ihre Urteile wurden und werden als höhere Weisheiten verkündet – und auch verwertet. Doch auch wenn wir sie also alle irgendwie schon als Experten betrachten – tatsächlich waren ihre Urteile bislang eben nur: bloße Meinungsäußerungen.

Und was tun die Ratingagenturen nun? Nach der Ehrung?

Statt Champagner für alle zu ordern, forderten die großen Drei Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch erst mal ganz rasch ihre Kunden auf, ihre Bewertungen „doch bitte vorerst nicht mehr zu verwenden“, um ihre Kunden von neuen Finanzprodukten zu überzeugen, berichtete kürzlich die Financial Times Deutschland. Und damit stehen offenbar erst einmal alle Finanzräder still: Zahlreiche Unternehmen, die mit Verbriefungen in den Startlöchern standen, halten diese jetzt zurück. Klar, brauchen sie doch für die eine schriftliche Bewertung durch eine Agentur. Genau: die diese ja verweigern.

Warum sie sie verweigern?

Das ist schnell erzählt: Das Gesetz sieht vor, dass die Agenturen nun auch für ihre Einschätzungen haften müssen. Damit wäre das ganze schöne Geschäftsmodell hinfällig. Zumindest könnte es sehr, sehr teuer werden – können wir uns ja denken, nach der Krise.

Entweder, Barack Obamas Experten haben da ganz schlau den Hebel genau am Fehler im System angesetzt – und ihn damit womöglich behoben. Oder aber wir haben bald ganz neue Institutionen, die too big to fail sind und in der nächsten Krise gerettet werden müssen – weil sie für Griechenlandpleite oder faule Wertpapiere in undefinierbaren Finanzkonstrukten haften müssen.

Die Ratingagenturen fahnden nun offenbar nach einem Schlupfloch. So teilte Standard & Poor’s mit: „Wir werden Mechanismen untersuchen, die auch in Zukunft Bewertungen möglich machen.“ Wir werden sehen, was sie finden.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Bankergemüter

Kinder an die Macht. Frauen an die Macht. Es gibt ja diverse Theorien darüber, wie sich die Krise hätte vermeiden lassen können.

Vielleicht täte es ja einfach ein neuer Anstrich für die Finanzhandelssäle. In Schwarz …

Das vermutet jedenfalls die Financial Times Deutschland. Vor ein paar Tagen machte sich die Zeitung so ihre Gedanken, wie sich die Finanzmärkte anders kontrollieren ließen: „Die Handelssäle dieser Welt sind unverzüglich schwarz zu streichen. Beschallt werden sie künftig mit einem Klangteppich aus Radiohead, The Cure und dem ein oder anderen Requiem,“ schlägt die Zeitung vor. Und statt Businesslunch solle es künftig Lesungen aus dem neuen Houellebecq-Roman geben.

Wer dann immer noch gute Laune habe, solle nach Art eines römischen Feldherren einen Einflüsterer zur Seite bekommen, der ihn an seine Sterblichkeit erinnert …

Das ist natürlich streng wissenschaftlich untermauert, klar. Schon vor einiger Zeit haben Psychologen ja herausgefunden, dass Depressive vernünftigere Entscheidungen treffen als Menschen mit normalem Gefühlshaushalt. Pessimisten neigen eben dazu, die Welt realistischer zu beurteilen als Optimisten, hat ja vor kurzem ebenfalls eine Studie ergeben.

Wer weiß, vielleicht liegt es ja nicht nur an der unter Investmentbankern steigenden Erwerbslosenquote, dass immer mehr von ihnen aus dem Metier aussteigen. Da berichtete vor kurzem der US-Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg über gleich eine ganze Reihe ehemaliger Banker, die es neuerdings in die Wildnis zieht.

Heller. Freundlichere Farben.

Der Banker Jose Cortes hat jedenfalls dem Bericht zufolge seinen hochdotierten Job bei dem Finanzdienstleister Nomura aufgegeben, um in Afrika für reiche Asiaten Safari-Touren zu organisieren. Der frühere Citigroup-Chef für indische Währungen, Nikhil Nagle, setzt sich laut Bloomberg heute für den Schutz von Tigern ein. Und UBS-Währungs-Stratege Benedikt Germanier ist zwar nicht im Dschungel – aber baut immerhin jetzt maßgefertigte Skier.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Ölplattform

das Trauerspiel an der gesunkenen Ölplattform von BP finde ich schwer erträglich. Das geht Ihnen wahrscheinlich ähnlich. Sicher vielen Menschen. Wie da hilflos an der offenen Ölquelle herumoperiert wird, ohne die Katastrophe verhindern oder wenigstens rasch eindämmen zu können …

Mit dem darauf nun logischerweise folgenden juristischen Nachspiel für den britischen Ölkonzern werden Heerscharen von Anwälten gut zu tun haben. Doch nicht nur sie freuen sich über zusätzliche Umsätze, wie ich kürzlich bei CNNMoney gelesen habe. Auch für die Witzindustrie ist es ein gutes Geschäft. „Eine Goldmine für Satiriker“, stellte die Finanzredaktion des Fernsehsenders fest. Taschen, Buttons, Kaffeebecher oder T-Shirts mit PayPal-Logo auf fast jeder E-Handelsseite.

Und die Käufer greifen gern zu …

Vor ein paar Wochen brachte ein kleiner Händler von schwarz-humorigen Merchandiseprodukten aus dem texanischen Austin ein T-Shirt auf den Markt, auf dem unter dem BP-Logo steht: „Wir bringen das Öl zu Amerikas Küsten“. Während das typische Bestsellerprodukt sich normalerweise vielleicht ein paar hundertmal verkauft, habe sich dieses T-Shirt schon rund 2000 mal verkauft, berichtete der Händler. Nun hat er ein zweites T-Shirt auf den Markt gebracht: mit einem öltriefenden BP-Logo vorne drauf.

Ein skrupelloser Krisenprofiteur will das Unternehmen aber nicht sein.

„Auch wenn wir unsere T-Shirts verkaufen wollen, hoffen wir, dass die Ölkatastrophe gereinigt und die Angelegenheit gelöst wird“, zitiert die Internetseite den Satireunternehmer. Nichts gegen ihn – aber hoffen wir mal, dass ihm bald die Geschäftsgrundlage ausgeht. Zumindest für diese Produktreihe.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Griechenland

neulich habe ich mich gefragt, was sie wohl in der Lindenstraße zur knapp abgewendeten Griechenlandpleite sagen.

Natürlich sofort nachgeguckt.

„Keine Spur von Krise in Griechen-Land“, schrieben sie da bei lindenstrasse.de. Vasily heirate jetzt wieder, stand da nur. Immerhin die dritte Ehe des „schönen, stolzen Griechen“. Und ich kannte sogar seine beiden Ex-Ehefrauen: Beate und Mary. Obwohl ich die Lindenstraße in den vergangenen 20 Jahren vielleicht drei mal stückweise gesehen habe. Aber gut, ich hatte wohl zurecht darauf gesetzt, dass man sich schnell wieder auskennt, wenn man mal wieder reinschaut …

Aber ich wollte ja eigentlich wissen, wie sie das Thema in der traditionell gesellschaftspolitisch engagierten Dauerläuferserie verarbeiten? Also ins lindenstrasse.de-Lexikon geklickt. E, F, G. Gabilein. Geburten in der Lindenstraße. Geflügelschere.

Geflügelschere?

Natürlich gleich reingeklickt. Ich glaube, ich habe da vielleicht doch etwas verpasst … Der Eintrag lautet: „Olaf Kling hat Mary Sarikakis mit seinen hinterhältigen Machenschaften um die Knochenmarkspende für ihren Mann Vasily so in die Verzweiflung getrieben, dass bei ihr die Wut über die Vernunft siegt und sie Olaf mit einer Geflügelschere den Penis abtrennt.“

Wild! Finden Sie nicht auch?

War nicht Mary Sarikakis vor Vasily auch mal Mary Kling? Mir ist irgendwie so. Die heiraten ja sowieso alle untereinander in der Lindenstraße. Ein echtes Kammerspiel. Aber ich suche ja eigentlich etwas ganz anderes. Also weiter bei G. Griechenland gibt es dort nicht. Nur ein Griechenbürschl. Das hat bestimmt Hausmeisterin Else Kling gesagt, denke ich und klicke vorher noch auf „Grober Unfug“ … Ist aber nur ein Kindertheaterstück mit diesem Titel, das sie in irgendeiner Folge mal aufgeführt haben. Das Griechenbürschl kam von Olaf Kling. Immerhin Elses Sohn.

Und Griechenlandkrise? Gibt es in der Lindenstraße offenbar nicht. Jedenfalls sieht es online nicht so aus. Dabei haben sie doch früher sogar an Wahlsonntagen mehrere Alternativfolgen im Kasten gehabt, die je nach Wahlsieger ausgestrahlt wurden.

Das kommt mir komisch vor. Also noch kurz bei wdr.de nachschauen, dem Lindenstraßensender seit Urzeiten. Vielleicht findet sich ja auf der offiziellen Internetseite etwas. Stellt sich raus: Ich war bereits auf der offiziellen Internetseite. Immerhin entdecke ich: Es gibt dort doch eine Suchfunktion. Nur keine Treffer. „Leider existiert bisher kein Eintrag zu Ihrem Suchbegriff“ kommt da heraus.

Also noch kurz „lindenstraße griechenlandkrise“ gegoogelt. Immerhin: Der Schauspieler von Vasilys Papa ruft dazu auf, jetzt erst recht beim Griechen essen zu gehen. Der 73-jährige Kostas Papanastasiou sei auch im wahren Leben Kneipenwirt, wird da berichtet. Er sagt, die Griechen schimpfen schon lange, beispielsweise über die Korruption. Wenigstens etwas. Was die Lindenstraße betrifft: Zumindest um dieses heiße Thema haben sie sich offenbar gedrückt. Und das, obwohl es dort Griechen gibt. Scheint sich also doch etwas geändert zu haben dort. Aber wer weiß – vielleicht ja nächste Woche …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rentenalter

Ökonomen gelten ja als höchst rational. Sie stellen aber auch gern zuweilen – nun ja: komische Fragen.

„Homo oekonomicus oder Homer Simpson?“, fragte sich da neulich der Think Tank Deutschen Bank DBResearch. Ich natürlich sofort reingeklickt. Es ging um Ursachenforschung zur Finanzkrise … Also deutlich drögeres Zeug, als ich spontan vermutet hatte. Gut, Ökonomen haben eben auch Humor. Und wollen natürlich, dass man ihre Meldungen liest. Dabei ist eine lustige Überschrift ja ganz hilfreich …

Ökonomen haben es ja wirklich nicht so einfach.

In der Zunft kursiert das Bonmot „Zwei Ökonomen, drei Meinungen“. Sind schließlich hochkomplexe Gebilde, über die sie sich da Expertenmeinung samt Prognose bilden müssen …

Und wer auch immer sie nach ihren Einschätzungen, Voraussagen und Modellen fragt, fragt nicht in der Absicht, auf sie zu hören, sondern oft nur, um nicht so zu wirken, als würde er einfach seinen Strumpf machen.

Lustig wird es, finde ich, wenn Ökonomen mal einen Aprilscherz wagen. So wie vor wenigen Wochen. Darauf wäre ich fast hereingefallen, so ernsthaft kam diese Meldung des Kölner Instituts für die Deutsche Wirtschaft (iw) daher: „Rente mit 70 ist machbar“ stand da über der Pressemitteilung.

Mich interessierte eigentlich nur, was an der Rente mit 70 eigentlich als nicht machbar gegolten hatte. Ich also sofort reingeklickt. Und was soll ich sagen: Die Argumentation klang … irgendwie wahnsinnig überzeugend …

„Viele ältere Menschen haben an ihrem Geburtstag den Eindruck, das vergangene Jahr sei schneller vorbeigerauscht als in früheren Jahren“, schrieben die iw-Experten da.

Das kennen wir doch alle …

Männer und Frauen ab Mitte 50 glaubten den Befragungen des Instituts zufolge also, seit dem letzten Geburtstag seien gerade einmal gefühlte 200 Tage vergangen. „Mit Anfang 30 entspricht die Wahrnehmung noch in etwa dem tatsächlichen Kalender.“ Diese Erkenntnis solle sich die Rentenministerin zu eigen machen und das Rentenalter auf 70 anheben, fordert das iw. Einfache Rechnung: „Wer 57 Jahre alt ist, hätte dann gefühlt nur noch 2.600 Tage oder 7,1 Jahre zu arbeiten“

Das gefühlte Rentenalter würde dann laut iw-Rechnung sogar noch unter dem realen Renteneintrittsalter liegen. Logisch.

Klasse, oder?

Nur eine kleine Zahl ließ mich stutzig werden: die der Befragten. Drei. Aber weil ich die Argumentation so hübsch fand, habe ich sicherheitshalber doch kurz bei dem Institut angerufen. Und? Natürlich war es ein Aprilscherz. Fast schade, finden Sie nicht auch?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.05.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rentenlösung à la brasiliana

haben Sie eigentlich schon von Brasiliens Rentenproblem gehört?

Eigentlich ganz spannend. Sorgt doch bei denen ein pharmazeutisches Produkt für immense Probleme. Völlig unerwartet. Aber nicht etwa dadurch, dass es die Lebenserwartung so sehr steigere. Sondern indem es das Alter der Rentner auf ein unerwartet jugendliches Alter herabsetzt.

Die Rede ist von Viagra. Was man als Sozialpolitiker nicht alles bedenken muss – da habe ich auch gestaunt…

Jedenfalls soll das durch Viagra beförderte Phänomen, dass sich ältere Männer gern mit jungen Frauen umgeben, die brasilianische Rentenkasse zunehmend in Schwierigkeiten bringen. „Paulo Tafner, Autor einer Studie der Nationalen Versicherungsanstalt spricht von einer „schweren Herausforderung für die Zukunft unseres Landes“. Die besteht darin, dass 64 Prozent der geschiedenen Männer über 50 Jahren beim zweiten Mal eine weitaus jüngere Frau ehelichen. Bei den 60-bis 64-Jährigen sind es sogar noch mehr: Von ihnen heiraten sogar 69 Prozent eine 30-Jährige oder noch jüngere Partnerin.

Und all diese vielen grünen Witwen haben dann alle einmal mit etwa 40 Jahren einen lebenslangen Anspruch auf Witwenrente… Statt der für das brasilianische Rentensystem kalkulierten im Schnitt 15 Jahre, liegen die grünen Witwen also der Rentenkasse gut und gerne 35 Jahre auf der Tasche.

Da musste ich an eine Annonce denken, die aus irgendeiner Tageszeitung dieser Republik vor ein paar Wochen ihren Weg in den Hohlspiegel des Spiegel gefunden hatte. Mit der Anzeige hatte eine junge Krankenschwester sehr unverblümt einen senilen Knacker gesucht: „zwecks Versorgungs-Ehe – No Sex“, stand da. Auch eine Strategie, sein Rentenproblem zu lösen, habe ich da gedacht. Womöglich ist das aber auch schon ein neuer Trend, der sich demnächst nicht mehr nur im Hohl-Spiegel findet, sondern in den Wirtschaftsteilen unserer Medien…

Gerade alternde Beamte sollten derzeit beste Karten auf dem Heiratsmarkt haben.

Auch hier ist die Hinterbliebenenversorgung schließlich – noch – ganz gut. Auch wenn sie immerhin an eine Mindesthaltbarkeitsdauer der Ehe gebunden ist.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Parkdesaster

neulich war ich wieder in Köln. Parkautomat kaputt. Nach anderthalb Stunden hatte ich ein Knöllchen. Aus Köln bringe ich fast immer so einen Wisch nachhause. Es sei denn, ich fahre zu einer Werksbesichtigung und darf auf den Firmenparkplatz.

Kein Wunder: Immerhin ist Köln – hinter Offenbach – die Knöllchen-Hochburg.

In Offenbach war ich bestimmt sieben Jahren nicht mehr. Dort klemmen 127 Knöllchen dort pro 100 gemeldeten Fahrzeugen an den Windschutzscheiben, schreibt das Magazin der Zeit. In Köln 110 pro hundert. Vielleicht sagen sie sich dort: „Reparieren wir doch einfach die Automaten nicht mehr und schauen, wie viele Dummbattel bezahlen“. Wenn es um unter 15 Euro geht, werde ich wohl auch überweisen. Freut den Stadtkämmerer…

Besonders lustig ist es übrigens in Mönchengladbach. Jedenfalls vor ein paar Monaten, als ich mal wieder dort war. Abends wollten wir ins Kino. Da es nur noch zwei für Rheydt und MG zusammen gibt, mussten wir samstagabends in die Gladbacher Altstadt. Mit dem Auto! Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Als wir jenseits der Einkaufszone Hindenburgstraße nach einer Parklücke suchten, kamen wir nicht mehr heraus. Es ging nur noch rechts – oder falsch herum in Einbahnstraßen. Ausnahme: eine Anliegerstraße, die auf die für Busse gedachte Hindenburgstraße führte… Also immer im Kreis, brav rechts.

Wenn wir wenigstens einen Parkplatz gefunden hätten, wäre es ja gut gewesen…

Vor und hinter uns wälzte sich eine Kolonne. Mindestens ein halbes Dutzend Autos, die auch suchten. Rein in den Parkplatz. Aber was da gerade rauskam, hatte aber auch nur gesucht. Also selbst wieder raus. Der nächste rein. Und rechts, und wieder rechts. Bestimmt sechs Runden lang. Kein Ausweg in Sicht.

Spätestens da habe ich den Cartoon aus der Rheinischen Post vom Morgen verstanden. Da saß ein Autofahrer mit Handy am Ohr am Steuer, um ihn herum ganz viele Verbots- und Umleitungsschilder und in der Sprechblase stand: „Schatz, es wäre besser, Du würdest mir das Mittagessen einfach kurz mit dem Fahrrad vorbeibringen.“ So sah es aus! Wie es heute ist, weiß ich nicht. Sicherlich sind sie dort von der ganz fixen Sorte und das Drama hat sich lääängst gegeben…

Immerhin, wir hatten Glück. Irgendwann fiel mir eine einsame Straße linkerhand auf. Nur Bäume und Häuser. Bei näherem Hinsehen: lauter freie Parkplätze. Ein einsames Auto unter den Bäumen, der Rest war frei. Unglaublich. Aber klar: An der Ecke stand ein Durchfahrt-Verboten-Schild. Wir also einfach falsch herum rein, geparkt und gerade noch rechtzeitig zum Film gekommen. Als wir zu Fuß an dem Stocher-Parkplatz vorbeikamen – einer raus, einer rein, das alte Spiel war noch im Gange – haben wir den bedauernswerten Insassen eines Kombis erklärt, aus der Nummer kämen sie nur raus, wenn sie da vorne illegal links abbiegen.

Was die uns dankbar waren – den Blick werde ich wahrscheinlich nie vergessen….

Sie machten nicht einmal mehr die Runde, sondern setzten gleich aus dem Stand die 30 Meter zurück. Ob das alles die Wirtschaftskrise schuld ist? Zur Zeit bauen sie ganz viel, weil das Geld aus den Konjunkturpaketen weg muss. Bei der Beschilderung und den Automaten brauchen nicht so aufzupassen – im Zweifel schwemmen Fehler und blöde Straßenführungen weiteres Geld in die Kassen. Hört sich doch nach einer praktischen Lösung für die Steuersenkungsversprechen an. Immerhin: In Mönchengladbach gab es am Ende kein Knöllchen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html