Hat die Stiko recht?

Die Stiko weigert sich, den für über 12-Jährige zugelassenen Impfstoff ihnen auch zu empfehlen. Das stellt Familien vor teils massive Probleme, den für ihre Kinder gewünschten Schutz zu bewerkstelligen. Mal allerhand Fakten zur Beurteilung der Frage: Ist die Stiko-Empfehlung wirklich sachgerecht?

Er will sie nicht mehr nur nicht impfen – jetzt will er sie auch nicht mal mehr testen: die Rede ist von Stiko-Chef Professor Dr. med. Thomas Mertens und den Kindern und Jugendlichen dieses Landes.

Für das Thema Kinderimpfung interessiere ich mich in eigener Sache. Ich habe ein noch ungeimpftes 11-jähriges Kind zuhause und es gibt einen für dieses Kind noch nicht, aber wohl bald zugelassenen Impfstoff, der den Impfzulassungsstudien zufolge sicher ist und Kinder und Jugendliche sogar noch zuverlässiger schützt, als Erwachsene. Ich würde mein Kind gern gegen Covid-19 durch eine Impfung schützen. Doch es sieht so aus, als würden die hierfür Verantwortlichen gar nicht dran denken, die für die Impfung meines Kindes und vieler anderer Kinder und Jugendlicher durchaus leider wohl nötige Empfehlung zu geben.

Über diese Nicht-Empfehlung durch die Stiko – also die Ständige Impfkommission (Stiko) wurde in den vergangenen Wochen viel geredet und – aus meiner Sicht zurecht – auch viel geschimpft. Ich trage hier ein paar Fakten zusammen, die zeigen, dass die Stiko leider entgegen ihrer Beschwichtigungen mehr als leichtfertig agiert.

Allem voran eine freundliche Empfehlung. Zeichnet und teilt bitte gern die verlinkte Petition.
Zu Openpetition: Das ist die Plattform für Petitionen direkt an staatliche Organe (Bundestag, Landtage, Ausschüsse etc.). Wie bei jeder Unterschriftensammlung auch, muss die Adresse angegeben werden. Diese sehen nur Adressat und Überbringer. Wer auf „nicht öffentlich“ klickt, dessen Name wird öffentlich nicht genannt, Adresse sowieso nicht.

Bitte denkt an diese auch weiter sehr sehr wichtige Petition. Wir werden diese Ressourcen auch nächstes Jahr dringend für die Kinder brauchen.
Zeichnet, teilt, likt. https://t.co/zVU9CwGwue— U12Schutz – Impfen für Kinder (@U12Schutz) December 6, 2021

(aktualisiert am: 03.08.2021, 13.02.22)

Was hat die Stiko überhaupt zu melden?

Die Stiko ist beim RKI als eine von mehreren Kommissionen angesiedelt. Das RKI schreibt hierzu auf seiner Seite, die Empfehlungen beziehen sich auf Indikationen für Impfungen – und nicht auf Impfungen generell – und seien außerdem rechtlich unverbindlich.

Die Empfehlungen sind zwar unverbindlich. Doch die Mehrheit der Ärzte/Ärztinnen folgt den Empfehlungen. Auch ich habe mich schon an Empfehlungen der Stiko vor Auslandsreisen oder für die Impfungen meiner beiden Kinder orientiert und habe darin auch bis vor kurzem kein Problem gesehen. Das hat sich gründlich geändert.

Fehlende Stiko-Empfehlung verbaut den Weg zur zugelassenen Impfung

Wie viele andere Eltern auch, würde ich den Empfehlungen der Stiko diesmal gerne nicht folgen und stattdessen lieber auch mein jüngeres Kind vor den teils bekannten ernstzunehmenden Folgen wie auch den noch nicht ganz absehbaren und ebenfalls ernstzunehmenden Folgen Erkrankung auch für Kinder schützen.

Doch aufgrund der Stiko-Empfehlung ist dies für impfwillige Eltern oftmals nicht oder schwer möglich. Einige fahren hunderte Kilometer, um eine Gelegenheit hierfür wahrzunehmen.

Eine für vor den Ferien geplante Impfaktion an weiterführenden Schulen, über die ALLE Schüler und Schülerinnen ein Impfangebot sofort nach Zulassung des Impfstoffs – so lautete ein Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz – hätten erhalten sollen, wurde nicht weiter vorangetrieben. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass bereits vor der Zulassung des Impfstoffes nun auch für für die 12-bis 15-Jährigen an die Öffentlichkeit drang, dass die Stiko für diese Altersgruppe keine allgemeine Impfempfehlung geben würde. Was sie denn dann auch nicht getan hat und auch jetzt gerade wieder bekräftigt hat.

Anmerkung/Nachtrag 1./2.8.2021: Die hier zum Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 6.5.2021 verlinkten Seiten wurden zwischenzeitlich nachträglich geändert. Hier ist nun nicht mehr von „bis Ende der Sommerferien“ die Rede, sondern von „bis Ende August“ – selbst in dem Originalbeschluss sowie der Pressemitteilung von Mai, was ich persönlich reichlich merkwürdig finde. Aber gut: Es hatten damals korrekt verschiedene Medien berichtet, darunter BusinessInsider, T-Online, Yahoo-Finance oder auch etwa das Stadtteilmagazin MainRiedberg, sowie auch Schulen, hier und auch hier. Auch mir ist das Schreiben des hessischen Kultusministeriums als pdf-Datei über die Elternvertreter/innen der Schule zugegangen, in dem eine landesweite Schülerimpfaktion für den Fall der Zulassung des Impfstoffs durch die EMA angekündigt wurde. Mit Verweis auf den Beschluss der die sich auch in jedem Punkt inklusive Termin mit dem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 6.5.21 deckte – der in seiner jetzigen Onlinefassung allerdings nun statt „vor Beginn der Sommerferien“ die Formulierung „bis Ende August“ enthält.

Hier auch das Schreiben des hessischen Kultusministeriums, das den Zeitplan und die Information belegt und auf das die Schulen vermutlich zuvor verlinkt hatten.

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Keine Wahl für Kinder

Alle seriösen Expert/inn/en weisen darauf hin, dass wir nun die Wahlmöglichkeit haben, uns impfen zu lassen oder uns ungeschützt zu infizieren. Natürlich gilt dies auch für die Kinder, die in großteils bezüglich des Ansteckungsrisikos hochriskanten Umgebungen – teils sogar bereits jetzt oder demnächst geplant: ohne Masken am Platz – sitzen bzw. sitzen werden nach Ende der Ferien. Für ihre Kinder haben die meisten Familien derzeit diese Wahl also nicht.

Und das ist aus meiner Sicht als Mutter unzumutbar – zumal ja ein sicherer und wirksamer Impfstoff zugelassen ist und demnächst auch ausreichend verfügbar sein wird. Es gibt keinen guten Grund, Kinder nun zu durchseuchen. Das ist gesellschaftlich furchtbar und auch individuell aus meiner Sicht unzumutbar für die Kinder und ihre Familien.

Auch Kinder mit Risiken bekommen keine Impfung (mehr)

Die Stiko-Empfehlung führt nicht nur dazu, dass Eltern für ihre gesunden Kinder und Jugendlichen nun vielfach keinen Arzt finden, der ihr Kind impft. Selbst für viele vorerkrankte Kinder, die nach den bisherigen Priorisierungskriterien hätten geimpft werden können, hat sich die Lage durch die Stiko-Empfehlung verschlechtert.

Die Stiko hat fast alle der zuvor für eine Impfung gemäß Vorgabe des RKI und der Bundesregierung priorisierten Indikationen außer acht gelassen und nur eine Handvoll sehr ausgewählter Risiken für überhaupt impfbedürftig erklärt. So haben sogar nun manche über 16-Jährige, die bislang noch nicht geimpft waren, mit der Stiko-Empfehlung Schwierigkeit, jetzt noch einen impfwilligen Arzt zu finden, da die Stiko ihre Empfehlung auch auf die über 16-Jährigen ausgedehnt hat.

Die Stiko wägt falsche Tatsachen ab

Die Stiko erklärt zwar immer wieder, sie habe aufgrund wohl abgewogener Fakten entschieden. Doch das ist meiner Einschätzung nach nicht der Fall.

Fangen wir bei den abgewogenen Tatbestände selbst an: die Stiko wägt die falschen Alternativen gegeneinander ab: nämlich den Nutzen einer Impfung gegenüber dem Nutzen, nicht geimpft zu werden.

Tatsächlich müsste sie abwägen: das Risiko durch die Impfung gegen das Risiko, sich ungeimpft zu infizieren. Denn damit ist zu rechnen, dies zeigt auch die mir bislang einzige aussagekräftige deutsche Studie zur Ansteckungsgefahr in Schulen.

In der 3. Welle waren die Kinder und Jugendlichen die hauptsächlich von Ansteckungen betroffene Gruppe, auch davor immer mitbetroffen laut dieser RKI-Studie. Und in der nächsten Welle als zuletzt ungeimpfte Altersgruppe, wird sie wahrscheinlich wieder als einzige Altersgruppe von hohen Inzidenzen betroffen sein. Dass sich die aufgrund fehlender Empfehlung nicht geimpften Kinder nun ungeschützt anstecken werden, davon MUSS die Stiko ausgehen. Die Inzidenzen der Kinder und Jugendlichen lagen und liegen durchweg deutlich höher, als die allgemeine Inzidenz – auch jetzt noch. Wer mag, kann dies für seinen Kreis oder auch allgemein auf dieser interaktiven Karte nachvollziehen, deren Daten vom RKI täglich neu eingespeist werden.

Hinzu kommt, dass die Stiko dabei die Infektion mit den hierzulande mittlerweile praktisch ausschließlich kursierenden Varianten B117 sowie Delta (B1617 oder auch indische Variante) nicht mit einkalkuliert. Sie beruft sich auf Daten, die sich vorwiegend noch auf die insbesondere für Kinder harmlosere Wildvariante bezieht. Das ist aber nicht sachgerecht. Nicht nur sind die Varianten bei weitem ansteckender. Sie sind auch beide dafür bekannt, Kinder stärker zu gefährden. Das hat sich bei der B117-Welle in Großbritannien gezeigt. Das zeigt sich derzeit auch bei der Delta-Welle in Indien und auch wieder in Großbritannien.

Daten zur Impfung liegen ausreichend vor

Die Stiko erklärt, zur Sicherheit der Impfung lägen zu wenige Daten vor und verweist auf eine geringe Zahl von lediglich knapp über 1000 Impfprobanden. Tatsächlich nahmen allein an der im März gemeldeten zulassungsrelevanten Phase-3-Studie für Comirnaty, die mit 100 % eine bessere Wirksamkeit als bei Erwachsenen ergeben hat, 2260 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren teil. Weitere 564 Kinder im Alter von 5 bis 11 waren es zeitgleich in einer Phase 1-/2-/3-Studie, die derzeit ja für die Zulassung des Impfstoffs auch für die jüngeren Kinder laufen. Also allein bis März immerhin mindestens 1130 über 12-Jährige und 282 Kinder unter 12.

Und bei den laut Studie aufgeführten Impfnebenwirkungen handelt es sich um typische Impfnebenwirkungen, die harmlos (Schmerzen am Arm, Kopfschmerzen, Fieber) und auch leicht behandelbar sind. Für die Zulassung der Impfung gab dann auch am 27.05.2021 die EMA ihre Genehmigung.

Weltweit Millionen Kinder geimpft

Neben den Studien gibt es aber auch bereits millionenfache Erfahrung mit Impfungen dieser Altersgruppe. Völlig außer Acht lässt die Stiko die Erfahrungen in den USA, wo allein in den ersten drei Wochen nach Zulassung sechs Millionen Kinder und Jugendliche geimpft wurden. Auch in anderen Ländern werden Kinder dieser Altersgruppe bereits seit Wochen geimpft.

Wie den diversen Medienberichten über verdächtige Nebenwirkungen zu entnehmen ist, wurde und wird auch genau darauf geachtet, welche Impfreaktionen auftreten. Diese werden auch publik, wie man an den Berichten ablesen kann. Über bloße Impfreaktionen hinaus ist nichts über nachweislich durch die Impfung ausgelöste Folgeschäden bekannt.

Die durch die Impfung mit Comirnaty in seltenen Fällen aufgetretenen Herzmuskelentzündungen sind gut behandelbar. Und vor allem: Durch die Erkrankung selbst wird genau diese Herzmuskelentzündung noch viel häufiger hervorgerufen, als durch eine Impfung. Und der wichtige Punkt bei einer Impfung: Selbst in diesem einen Fall von Nebenwirkung ist das Risiko durch die Impfung geringer als durch die Krankheit.

Von weiteren Folgeschäden ist trotz mittlerweile hundertmillionenfach weltweit verimpfter Dosen nichts bekannt. Und wie die in der Stiko sitzenden Expert/inn/en wissen müssten, ist auch nicht mit mysteriösen Folgeschäden viel später irgendwann noch mal zu rechnen. Wie mittlerweile im Zuge der Impfdiskussion auch außerhalb der Fachkreise bekannt sein dürfte, treten solche nämlich bei Impfungen ausnahmslos unmittelbar nach der Impfung auf, also innerhalb von Wochen. Nie in der Geschichte der Impfungen ist es anders gewesen.

Kein Interesse an Daten spürbar

Und obwohl auch weiterhin Kinder weltweit geimpft werden, hat die Stiko ihre Nicht-Empfehlung nun noch mal bekräftigt – ohne hierfür die Daten von über 6 Millionen allein in den USA unter bestens kontrollierten und öffentlich aufmerksam verfolgten Bedingungen geimpften Kindern zu berücksichtigen. Die Impfkampagne für die 12- bis 15-Jährigen begann dort am 10. Mai 2021. Von 6 Millionen Kindern könnte man also Daten und Erfahrungswerte über einen hinsichtlich der Sicherheit der Impfung für Kinder aussagekräftigen Zeitraum erfragen. Man will es offenbar gar nicht erst. Dabei wäre dieses Bemühen, den eigenen Informationsstand zu verbessern, das Mindeste, was angesichts der Pandemie und der bevorstehenden Delta-Welle von einer verantwortungsbewusst agierenden Fachkommission zu erwarten wäre. Insbesondere mit Blick auf die Wirkung ihrer eben faktisch eben leider nicht nur unverbindlichen Empfehlung.

Der Nutzen der Impfung auch ausdrücklich für die Kinder selbst ist unter meiner Einschätzung nach vertrauenswürdigen Medizinern völlig unumstritten. Viele kritisieren die Stiko-Empfehlung daher auch teils öffentlich harsch, auf Twitter äußern sich zahlreiche Ärzte und Ärztinnen verschiedener Fachrichtungen öffentlich. Zu vernehmen ist, dass viele Mediziner ihre eigenen Kinder auch teils jüngeren Alters bereits impfen oder haben impfen lassen. Und das hat einen ganz einfachen Grund: die mögliche Schwere der Erkrankung auch für Kinder.

Die Fakten zu Covid-19 bei Kindern

Die Impfung schützt Kinder den Studien zufolge ausgesprochen gut – besser noch als geimpfte Erwachsene – und sie schadet ihnen den umfassenden ersten Erkenntnissen nicht. Wie sieht es nun mit ihrem persönlichen Nutzen aus – brauchen sie den Schutz? Meine Antwort und die Antwort auch zahlreicher Mediziner sowie Eltern: Ja, klar.

Die Stiko erweckt nur den Anschein einer wohlabgewogenen Entscheidung. Stiko-Chef Prof. Dr. Thomas Mertens behauptet meiner Einschätzung nach fälschlich, zu wenige Daten über die Folgen der Erkrankung bei Kindern zu haben, beispielsweise zu Long-Covid. „Dazu gibt es einfach noch zuwenige Daten“, sagte Stiko-Chef Mertens mehrfach.

Aber das stimmt nicht! Es gibt bereits eine sehr umfassende Menge an guten Studien zu den Folgen einer Erkrankung – auch für Kinder.

Risiko 1 für schwere Verläufe: Long-Covid

Die Liste aller weltweit wissenschaftlich nach allen Regeln der Kunst veröffentlichten Studien zum Thema Long-Covid bei Kindern umfasst 34 wissenschaftliche Publikationen bei Pubmed, unter anderem aus den USA, Israel, Großbritannien und auch den Niederlanden. Diese erwähnt die Stiko mit keinem Wort. Wenn sie sie kennt, unterschlägt sie deren Ergebnisse – als mit Risikoeinschätzung beauftragte Kommission treuwidrig.

Die Stiko ignoriert auch, dass es in Deutschland bereits 2 Reha-Kliniken für Kinder mit Long-Covid gibt: In Jena und München. Auch diese haben Informationen und Erkenntnisse über die Verläufe von Covid-19-Infektionen bei Kindern und berichten auch darüber. Auch dies ignoriert die Stiko und behauptet, es gäbe diese Erkenntnisse nicht. Dabei wäre es ihre Pflicht, sich auf der Suche nach validen Daten zur Beurteilung einer sinnvollen Impfempfehlung unbedingt nötig.

Risiko 2 für schwere Verläufe: PIMS

Über das zweite bekannte Großrisiko für einen schweren Verlauf bei Kindern, PIMS, behauptet die Stiko einerseits man wisse soviel noch nicht, und dass die Zahlen gering seien. Hierfür hat Mertens in einem Fernsehinterview ausdrücklich auf das PIMS Survey der DGPI verwiesen. Diese jedoch – – hat auf meine Anfrage hin erklärt, sie erhebt die Zahlen erst nach Entlassung aus dem Krankenhaus. Für die Verarbeitung der Daten brauchte die DGPI zu dem Zeitpunkt fast zwei Wochen. Im Krankenhaus halten sich die Kinder im Schnitt wohl etwa 2 Wochen auf, es können auch mehr sein. Nach Infektion mit Sars-Cov-2 hat es davor bis zum Ausbruch von PIMS im Schnitt 2 bis 6 Wochen gedauert.

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Das PIMS Survey weist also eine gewaltige Meldelücke von mindestens 2 Monaten auf. Und über diese ist die Stiko informiert. Denn ich habe vor der Empfehlung durch die Stiko dieser eine entsprechenden Hinweis übermittelt.

Immerhin fehlen ja durch diese Besonderheit der Datenerhebung Daten für die 3. Welle sicher fast komplett. Zumindest zum Zeitpunkt der Empfehlung KANN die 3. Welle sich in ihren Auswirkungen auf Hospitalisierungen der Kinder mit PIMS noch gar nicht ausgewirkt haben. Doch war dies ja die Welle, die Kinder zahlenmäßig in so starkem Auswei betroffen hatte – es war ja die Altersgruppe mit den höchsten Inzidenzen. Ein Umstand, auf den keiner der vor der Empfehlung sich äußernden Funktionäre auch etwa von Ärzteverbänden oder auch -Kammern sich geäußert hat. Daher schien mir dieser Hinweis sinnvoll.

Denn so veraltet – wenn auch durchaus detailliert und aufschlussreich über die Details und Art der Erkrankung – die deutschen Daten aus dem PIMS Survey der DGPI sind, so gut ist wiederum die Studienlage weltweit, mit 141 wissenschaftlichen Publikationen sogar noch bedeutend besser als die zu Long-Covid, bei Pubmed. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=pims+covid

Unerklärt: Wieso werden in Deutschland zig Kinder wöchentlich hospitalisiert?

Auch die Hospitalisierungszahlen der Kinder sprechen eine deutliche Sprache: Laut RKI-Situationsberichten lagen die in den vergangenen Monaten nie unter 20 Kindern pro Woche, über Monate hinweg waren es jeweils wöchentlich 40 bis 50 Kinder mehr im Krankenhaus laut RKI, vergangene Woche 40, diese 20. Dies ließ sich bis Mitte Juli sich sehr leicht über die RKI-Lageberichte nachhalten, die Zahl wurde dort täglich aktualisiert.

Nun gibt es einen wöchentlichen Lagebericht, der stets Donnerstags nachmittags zusätzlich zu den nun kürzeren täglichen Situationsberichten erscheint. Im Zuge der Änderung bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass die zuvor erwähnte Zahl nur die offiziell den Schulen zugerechneten Infizierten auf Basis des Infektionsschutzgesetzes abbildete. Die vollständige Zahl der Hospitalisierten Kinder und Jugendlichen findet sich dagegen hier – und liegt höher. Von den (Stand 29.07.2021) insgesamt 85.678 hospitalisierten Covid-19-Patient/inn/en waren 2493 unter vier Jahre alt, 2152 Hospitalisierte waren zwischen fünf und 14 Jahren. Weitere 21.135 Hospitalisierte waren zwischen 15 und 34 Jahre alt – seit Beginn der Pandemie, also seit Kalenderwoche 10/2020. Insgesamt also 4645 unter 14-Jährige seit Beginn der Pandemie. Für die Kinder und Jugendliche gibt das RKI den Anteil der Hospitalisierten an den Infizierten stets mit 1% an. Insgesamt sind es 5%.

Klar ist aus Großbritannien und auch Israel laut Presseberichten und Aussgen von Wissenschaftler/innen: Die britische Variante löst häufiger PIMS aus, als die vorherige Wildvariante – in Großbritannien gingen zu Spitzenzeiten damit an die 50 Kinder ins Krankenhaus, desgleichen in Israel. Bei der indischen Deltavariante soll dies nun nochmal etwas stärker so sein, wie aus Indien und Singapur berichtet wird. Die Wissenschaftler warnen vor den Kinder gravierenden Folgen – beispielsweise vor häufiger Ertaubung oder Schwerhörigkeit, eine ganz klar feststellbare und den Alltag und das weitere Leben in starkem Maß beeinträchtigende Körperverletzung.

Außer Acht: bekannte Einzelrisiken

Und dann gibt es noch einige bereits bekannte Einzelrisiken für Kinder, die aus der Infektion mit Sars-Cov-2 erwachsen, von denen auch in Deutschland längst breiter berichtet wurde.

  • Diabetes Typ 1 gilt schon lange als Risiko für Kinder und Jugendliche. Nun weiß man sogar, dass die Gefahr durch diesen Virus sogar noch viel größer sind, als durch andere Viren, die auch Diabetes auslösen können, aufgrund Autoimmunreaktionen. Das weiß man schon seit fast einem Jahr. Dass Covid-19 die Inselzellen sogar direkt angreift hierzulande spätestens seit Juni 2021.
  • Von Hirnschäden berichtete die WHO bereits vor Monaten. Jeder 10. Covid-19-Erkrankte hat laut aktueller WHO-Mitteilung Spätfolgen von im Schnitt 12 Wochen. Und das Virus verbleibt im Gehirn und kann reaktiviert werden, ebenfalls laut WHO. Auch für mich einer der Hauptgründe, die Kinder vor Infektion zu schützen. Was da im Hirn – ein wirklich bekanntes Folgerisiko der Erkrankung und bekanntlich auch für Kinder und Jugendliche – genau passiert, zeit sich nun laut einer Preprint-Studie aus Großbritannien etwas genauer. Brain Scans vor und nach #COVID19 Infektion bei 394 Personen (davon 379 nicht hospitalisiert) zeigen Abnahme der grauen Substanz in verschiedenen Bereichen des Gehirns, die wichtig sind für Gedächtnis, Emotionen und Entscheidungsfindung. Und genau wie Masern kann auch Covid-19 schwere Hirnentzündungen auslösen, wie die Ludwigs-Maximilian-Universität in München meldete. Die renommierte Medizinfachzeitschrift Lancet verweist auch auf Epilepsie, Hirnentzündung, Chorea, Psychosen oder auch Schlaganfälle nach Covid-19.
  • Das für Besorgnis sorgende Risiko einer Herzmuskelentzündung ist für unter 20 Jährige bei einer Infektion mit COVID 19 aber ganze sechs Mal so hoch wie nach der Impfung, wie eine Preprint-Studie zeigt. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.07.23.21260998v1
  • Auch die Sehfähigkeit wird beeinträchtigt, über die Nerven und das Hirn sowie auch über die sich verschlechternde Durchblutung
  • Gehörverlust ist häufig, mit Delta auch Ertaubung sowie Verlust von Gliedmaßen – und damit also auch einer äußerlich sichtbaren Körperverletzung
  • Die Häufung von Mikrothrombosen auch bei Kindern nach äußerlich anscheinend leichten wie auch offensichtlich schwereren Verläufen ist hierzulande mittlerweile seit Ende 2020 bekannt. Sie kann noch nach Jahrn zum Tod oder dem Verlust von Organen beispielsweise der Nieren und damit lebenslanger Dialyse führen, ebenfalls also eine schwere Körperverletzung nach sich ziehen.

Noch unbekannt ist das Risiko für spätere Folgeschäden, die aber aufgrund der Charakteristika des Virus in Erwägung zu ziehen sind. Diese können dadurch entstehen können, dass Covid-19 ins Gehirn eindringen und dort auch ein Leben lang verbleiben kann. In diesem Punkt ähnelt Sars-Cov-2 dem Erreger von Masern, der noch Jahre oder gar Jahrzehnte später eine Gehirnentzündung hervorrufen kann, die oft tödlich ist und wie bei Masern auch noch nach Jahren auftreten kann. Und auch Herpesviren können ins Gehirn vordringen und stehen im Verdacht, für spätere Demenzerkrankungen verantwortlich zu sein. Auch Parkinson löst die Infektion mit Sars-Cov-2 vermutlich aus.

Und (Nachtrag vom 13.02.22) eine weitere beunruhigende Erkenntnis ist, dass nicht nur die T-Zell-Abwehr nicht reicht, wie T-Zell-Immunologe Anthony Leonardi von der John-Hopkins-Universität – unser Notnagel, der uns trotz Immunfluchtvariante zumindest vor dem allerschlimmsten Akutverlauf oft bewahrt. Die Infektion mit Sars-Cov-2 schädigt jedoch auch – ähnlich wie HIV, wenn auch aufgrund unterschiedlicher zellulärer Vorgänge – die T-Zellen. Das könnte das große Ausmaß an Autoantikörpern durch eine Infektion erklären und womöglich auch als Spätfolge ein Syndrom wie AIDS nach sich ziehen, sofern irreversibel. Will man das für seine Kinder? (Nachtrag Ende).

Auch dieses Risiko ist nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 ohne einen grundlegenden Immunschutz, beispielsweise durch eine Impfung, also nicht auszuschließen – wird aber von der Stiko ebenfalls ignoriert.

Schäden auch sozial und wirtschaftlich

Nicht geimpft werden zu können aufgrund der fehlenden Empfehlung, die im übrigen aus meiner Sicht zu Unrecht auch zahlreiche eigentlich impfwillige Eltern verunsichert, schadet den jungen Menschen aber nicht nur gesundheitlich in voraussichtlich zigtausenden Fällen fürs gesamte Leben – Folgeerkrankungen wie Diabetes oder auch Folgen von Mikrothrombosen oder PIMS sind ja nicht reversibel (7% aller Fälle laut DGPI – und Drosten veranschlagt mindestens 1 von 1000 infizierten Kindern, die PIMS bekommen).

Zum unnötigen gesundheitlichen Leid kommt noch hinzu, dass die ungeschützte Erkrankung mit Covid-19 auch in jungen Jahren Lebenschancen wie etwa Berufswünsche verbauen kann: Für manche Berufe kommen dann ehemals gesunde Kinder nicht mehr in Frage. Und auch wirtschaftlich kann sich eine Infektion unabhängig in nicht mehr erhältlichem Versicherungsschutz niederschlagen. Auch das ist eine Einschränkung der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmtheit und vermutlich dank eingeschränkter Mittel dann auch der Gesundheit auf anderem Gebiet. Zumindest einige Ausschlüsse beim Schutz sind für mit Covid-19 vorerkrankte Kinder und Jugendliche zu erwarten. Neben der Körperverletzung tritt also auch eine nachhaltige Schädigung des Vermögens und Eigentums der Kinder auf, die durch Unterlassen der Impfungen ebenfalls verursacht werden würde.

Die Stiko pusht in Richtung Durchseuchung

Die Stiko wägt stets ab zwischen dem Risiko der Impfung und dem Nicht-Impfen. Mit Blick auf die unausweichlichen Fakten müsste die Stiko aber abwägen das Risiko durch die Impfung gegen das Risiko der geimpften oder alternativ ungeimpften Infektion. Denn klar ist ja – und dies sagen alle Experten auch so: Die Alternative in den nächsten Monaten ist die Impfung oder ungeschützte Infektion. Und dies gilt in besonders hohem Maß für die Kinder, für die bereits mancherorts die Maskenpflicht am Platz entfallen ist, was im anstehenden neuen Schuljahr auch zumindest anfangs – dies zeigen die Erfahrungen mit dem Umgang mit Sicherheit in Schulen – noch weiter gelockert werden dürfte. Stiko-Chef Meyer ist dies sehr wohl bewusst. Er hat in Nachrichteninterviews auch klar gesagt, dass die Infektion der Kinder ohne Impfschutz dann die Konsequenz sein wird, die man in Kauf nehmen könne.

Die Stiko-Experten und ihr Chef Professor Mertens betonen stets, Kinder müssten um ihres eigenen Schutzes willen geimpft werden – und nicht wegen ihres Beitrags für eine Herdenimmunisierung. Dies ist von einer Stiko, die Impfstoffe auch aus Volksgesundheitsgründen empfiehlt, schonmal an sich zumindest merkwürdig. Immerhin empfiehlt die Kommission ja auch Impfungen wie die gegen Masern oder die als weltweit als mittlerweile ausgerottet geltende Polio.

Stiko-Chef Mertens äußert nicht nur die Auffassung, man könne die Kinder sich einfach durchseuchen lassen und so ihren Beitrag zur Herdenimmunisierung leisten. Er sagte auch in einem Nachrichteninterview, das könne man auch ruhig hinnehmen. Dabei zeigen selbst die hierzulande vergleichsweise spärlichen Daten, dass die Erkrankung nachweislich bedeutend schlimmere Folgen für Kinder hat, als die Impfung. Das gilt umso mehr noch für Varianten wie B117 oder auch Delta.

So klar ist die Datenlage längst selbst aufgrund allein deutscher Daten.

Vor allem aber ist die Herdenimmunisierung durch Infektion allein für Covid-19 als Strategie wissenschaftlich längst verworfen worden. Diese Frage wurde im Lauf der Pandemie bereits mehrfach ernsthaft diskutiert – und sie wurde als Option verworfen. Sie ist hochgradig unethisch. Und vor allem: Sie funktioniert auch nicht, dies zeigen Länder wie Brasilien, Südafrika oder auch Großbritannien. Ein hoher Durchseuchungsgrad befördert nachweislich Fluchtmutationen, die dann vorherigen Immunschutz durchbrechen. CNN bezeichnet es gar als „Variantenfabriken. Etwas Ähnliches gilt vermutlich analog auch für Länder mit einem hohen Anteil an durch Impfung teilimmunisierten Personen, in denen viele Neuansteckungen zugelassen werden – also das Virus häufig an Personen unterschiedlichster Immunlage weitergegeben wird. Der Weg der Durchseuchung ist also weder etwas für eine ungeimpfte noch für eine nur teilgeimpfte Gesellschaft. Die Durchseuchung der Kinder ist nach Auffassung seriöser Forscher – Virolog/innen wie Epidemiolog/innen wie Brinkmann und Lauterbach und auch RKI-Chef Wieler zufolge – KEINE Option.

An dieser Stelle setzt sich also die Stiko klar GEGEN den Stand der zumindest seriösen Forschung für Durchseuchung der Kinder ein. Und dies tut Stiko-Chef Mertens nicht nur durch Verweigern der leider zwar unverbindlichen, aber insgesamt doch nötigen Impfempfehlung. Stiko-Chef Mertens setzt sich darüber hinaus nun sogar aktiv dafür ein, dass die Eindämmungsmaßnahmen in Klassen aufgegeben werden.

Sieht also ganz so aus, als stünde mehr Absicht dahinter als nur die, auf „bessere Daten“ warten zu wollen.

Und das ist nicht in Ordnung.

Midia Nuri