Prinzessinnendose

vor ein paar Tagen hatte ich eine Vision. Ich saß am Küchentisch und schnitzte Karottenstücke in die Prinzessinnen-Frühstücksdose meiner Tochter. Da sah ich ihn vor mir: meinen dann schon auf Kindergartengröße herangewachsenen Sohn.

Er stand vor mir und brüllte: Nein, ich will keiiiine Ponys!

Jeden Tag braucht meine Tochter eine Frühstücksdose. Wir besitzen sechs Stück: pink mit Prinzessin, orange mit Ponys, grün mit Kätzchen, eine blanke rote und zwei rote Werbefrühstücksdosen (Gemüsekiste, Stromanbieter). Und ich dachte so bei mir, ob die dann wohl mal etwas für meinen Jungen sein werden, wenn meine Große die Kistchen nicht mehr braucht? Hygienische Aspekte blieben in dem Moment außen vor. Oder ob wir dereinst mal ein Dutzend der bunten Plastikdosen bei uns liegen haben werden?

Und wie ich da mit meinem noch nicht ganz ausgeschlafenen Hirn so saß und vor mich hinschnitt, kam mir diese Vision. Es war erschreckend. Plötzlich fragte ich mich, welche Dose denn dann mein Sohn mal gut finden sollte. Haufenweise Tiere und Prinzessinnen. Aber kaum wilde Kerle.

Und Bob der Baumeister gibt es nur auf Kleidung und Lego.

Mal schauen, noch ist er ja noch klein. Und bislang gefällt ihm das Glitzerzeug seiner großen Schwester auch. Klar, damit wächst er ja auf. Als meine Tochter auf die Welt kam, habe ich einstweiliges Rosa- und Barbieverbot verhängt. Um nicht nachher nur mit rosa und Barbiezeugs dazustehen. Natürlich hielt das nicht lange vor. Mein Kind hat einfach eine Vorliebe nicht nur für kleine süße Hunde, sondern auch für rosa Glitzer und Prinzessinnen. Am liebsten beides zusammen.

Bei ihr finde ich das auch richtig schön.

Nur selten wird es mir zuviel. Neulich fand ich, nun übertreiben sie aber – also die Unternehmen, die das Zeug anbieten. Da hatte meine Tochter ein Büchlein entdeckt, das ich ihr dann auch spendiert habe. Es heißt: „Prinzessin Mia und das rosarote Pony“. Alles drin, was Mädchen zwischen 5 und 15 lieben. Prinzessinnen. Rosarot. Pferde. Ein Schloss. Und das ganze dann noch in Mini. Mit Glitzer.

Was will man mehr?

Sie können sich das gar nicht vorstellen. Neulich verfolgte es mich bis ins Marmeladenregal: Samt-Marmelade in der Geschmacksrichtung Erdbeer-Banane. Mit rosa Glitzeretikett. Prinzessin drauf, Prinzessinnen-Aufkleber dabei. Das Regal mit dem Badezeugs im Drogeriemarkt steht sowieso längst rappelvoll mit Glitzerrosa. Es gibt sogar Badezusatz für rosa Glitzer-Seifenblasen. Ich frage mich schon, wann denn bitte wenigstens die Wilde-Kerle-Marmelade kommt. Mit Stachelbeergeschmack. Oder wenigstens Weintraube. Hoffentlich bald.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Hund

Miss Ellie ist tot, stand da neulich in einer Schlagzeile. Und darunter war vom hässlichsten Hund der Welt die Rede. Die 17-jährige chinesische Schopfhündin war am Körper nackig und trug auf dem Kopf lange, von einer rosa Schleife zusammengehaltene Haare. Miss Ellie hatte braune – bedauerlicherweise längst erblindete – Kulleraugen. Ihre Zunge hing ständig aus dem Maul.

Ich finde, sie sah aus, als hätte Walter Moers („Das kleine Arschloch“) seine Comic-Hunde nach ihrem Vorbild gezeichnet. Ihren Titel „hässlichster Hund“ hatte sie noch im vergangenen Jahr, nun ja: gewonnen.

Nun blicken einige Hundefreunde ja verächtlich auf solch überzüchtetes Kleingetier. Das meerschweinchengroß über die Straße wackelt oder mit Schleifchen hier und Pelzjäckchen da aus einer Handtasche hervorlugt. Daher scheint es folgerichtig, dass immer mehr Leute horrende Summen für Mischlinge aus Hund und Wolf hinlegen.

Back to the roots …

Äußerlich sind die kaum von Wölfen zu unterscheiden – und wohl auch sonst nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. Gerade das schätzen die Wolfshund-Fans auch offenbar. Ehrlich gesagt hat es mich bei dem Gedanken gegruselt, mit meinen Kindern im Wald so einem Urtier zu begegnen. Womöglich nicht angeleint …

Nichts gegen Hunde, auch nichts gegen große. Wirklich nicht. Aber mir reicht schon der Beutetrieb eines normalen Schäferhundes oder Huskys. Die fallen ja schon zuweilen kleine Kinder an – schließlich fallen die in das natürliche Beuteschema, darauf weisen Tierverhaltensexperten immer wieder hin. Schäferhunde liegen in der Beißstatistik deutlich vor Kampfhunden.

Dann schon lieber diesen anderen neuen Hundetrend, von dem ich da vor ein paar Tagen auf der Internetseite des britischen Telegraph gelesen habe: Hunde, die wie wilde Tiere angemalt sind. Da lassen vermeintlich waschechte Tiger auf dem Rasen ihre Öhrchen hängen. In China sind Pudelausstellungen wohl gerade groß in Mode, in denen die gutgelaunten Lockentierchen allesamt hübsch gestylt sind: als Schaukelpferd, aber auch als Löwe – das linke Hinterteil mit einer Giraffe verziert, das rechte mit einem Zebra. Viel ungefährlicher, als Wolfshunde.

Am liebsten aber einfach so: Das Tier wird weiter ganz normal domestiziert. Schließlich heißt Domestizierung ja nichts anderes, als dass sich Menschen relativ unbesorgt mit Hunden umgeben können. Und sich keine Sorgen machen müssen, wenn er ihrem Kind mal das Gesicht ableckt. Igitt …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Traumfrau Merkel

neulich hatte ich einen merkwürdigen Traum.

Ich will gerade von einem Kongress nach Hause, da komme ich an einem Tisch mit ein paar Leuten vorbei, die mich erwartungsvoll anschauen. Ich setze mich dazu. Mir gegenüber: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Frau Merkel schiebt Papierstapelchen hin und her – Kassenbons und Steuerunterlagen von mir, soviel ist klar. Sie schaut mich an und sagt: „So geht das nicht: Ihnen bleibt ja fast nichts.“ Und dann: „Es muss etwas geschehen!“ Steht auf und rauscht davon.

Und ich wache auf und denke nur: „Boah. Toll!!“

Ein Wunschtraum: dass sich Arbeit finanziell richtig lohnt. Und für Mehrarbeit auch nach Steuern nennenswert mehr Geld auf dem Konto landet beziehungsweise – für uns Selbstständige: bleibt.

Dass mich solche Dinge aber schon in den Schlaf verfolgen …

Vielleicht liegt es ja daran, dass ich mich bei der Hartz IV-Debatte in den vergangenen Wochen gewundert habe, dass das Thema Steuer- und Abgabenlast so wenig Thema ist. Erwerbstätige bringen es ja nicht nur wegen geringer Gehälter oft auf gerade mal Hartz IV-Niveau – bei einer vierköpfigen Familie ja immerhin 1653 Euro Hartz IV steuerfrei im Monat. Als Paar mit zweimal Kindergeld und zwei Grundfreibeträgen bleibt Ihnen steuerfrei genauso viel, wie einem Hartz IV-Empfänger. Aber um das Geld auch wirklich für sich zu haben, brauchen Sie mindestens 35 Prozent mehr brutto. 20 Prozent für die Sozialabgaben und 15 Prozent für den Eingangssteuersatz.

Wenn Sie davon leben können, also: 2231,55 Euro brutto – oder: 26.778,60 Euro Jahresbruttogehalt. Viele kommen auf weniger.

Dass wegen der Progression hohe Einkommen soviel stärker belastet werden, ist übrigens nur ein frommer Irrglaube. In kaum einem Land zahlen Geringverdiener so hohe Steuern und Abgaben wie in Deutschland, hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) in einer Studie ausgerechnet – nur in Belgien. Ein Alleinstehender mit 67 Prozent des deutschen Durchschnittsgehalts – 2008: 44.000 Euro – gibt 47,3 Prozent vom Gehalt in Form von Steuern und Sozialabgaben ab – Alleinerziehende übrigens kaum weniger – ein alleinstehender Durchschnittsverdiener 52 Prozent.

Das ist enorm, finden Sie nicht auch?

Merkwürdig finde ich, dass als Ausweg aus dieser gesellschaftlichen Falle stets und allein höhere Verdienste gefordert werden. So wichtig und richtig das ist – aber wir leben ja nicht in einer Zentralverwaltungswirtschaft. Und unsere Politiker haben auf Löhne und Tarifabschlüsse daher keinen direkten Einfluss – sehr wohl aber auf Steuern und Sozialabgaben. Umso schleierhafter, dass die aus der Debatte ausgeklammert werden, finden Sie nicht auch? Schade, denn so bleibt eine solch wunderbare Ansage wie die von Frau Merkel leider nur: ein schöner Traum …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schokolade

Schokolade, die nicht schmilzt finde ich ungefähr so befremdlich wie Tomaten, die nach drei Wochen noch rot und prall in meiner Küche liegen.

Seit kurzem gibt es offenbar beides. Gut, die neue nicht schmelzende Schokolade – Volcano soll sie heißen – habe ich noch nicht ausprobiert. Aber als überzeugte Schokoholikerin habe ich meine Vorbehalte.

Was wäre eine lange Autofahrt ohne vollgekleckertes Kind?

Und was wäre das Schokoladenmuseum in Köln ohne diesen tollen Schokobrunnen.

Okay, die Schokolade ist wohl vor allem für Schokoentwicklungsländer wie China oder Indien gemacht. Trotzdem. Ich weiß nicht, was sie bei dieser Firma für ihre schmierfreie Schokolade als Zutaten nehmen. Wahrscheinlich Zement. Nein, das war jetzt böse. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll der Trick wohl sein, dass die Schokolade mehr Luft enthält und die Kakaobutter weniger Fett – oder so ähnlich.

Klingt ja verlockend…

Ich für meinen Teil habe festgestellt: Was immer in der Schokolade drin ist – es muss vom Tier sein.

Ja, leider war ich allergiebedingt mal gezwungen, meine Lieblingssorten links liegen zu lassen und ein wenig zu experimentieren.

Ich dachte schon: Schokolade adé.

Aber glücklicherweise gibt es ja auch Schokoladenhersteller, die etwas sinnvolleres mit den Kakaobohnen anstellen, als sie kleckerfrei zu machen. Oder sinnlicheres? Egal auf jeden Fall sinniger! Statt mit Kuhmilch panschen sie die braune Masse nämlich einfach mit Schaf- oder Reismilch zusammen, bevor sie sie gießen. Schön für die Allergiker.

Ich habe also nach kurzem Zögern gleich beides gekauft – fast hätte ich damals die Schafvollmilchtafel liegen gelassen und nur die Reismilchschoki gekauft, weil ich spontan Schafskäse in der Nase hatte.

Ich liebe Ziegenkäse, aber mit den meisten Schafskäsesorten können Sie mich jagen. Die Schafmilchschokolade ist aber wirklich sehr lecker. Und über die Schokostückchen hoppeln kleine wolkige Schäfchen. Reismilch dagegen …

Ich finde, da kann man auch Wellpappe essen. Obwohl ich Puffreis mit Schokoüberzeug immer sehr überzeugend fand.

Es lohnt sich also für die Hersteller, noch ein bisschen herumzuexperimentieren. Hauptsache, es ist vom Tier. Und es schmiert schön…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Donald Duck

wissen Sie, woran ich denken muss, wenn ich Donald Duck sehe? An Bananen.

Das kommt so. Als Kind – zweite, dritte Klasse ungefähr – habe ich gern die lustigen Taschenbücher gelesen. Mit Mickey Maus, aber lieber noch mit Donald und seinen Neffen. Einmal haben Tick, Trick und Track sich auf die Spur einer ganz besonderen Frucht gemacht: einer Banane mit vier Geschmacksrichtungen. An mehr erinnere ich mich nicht. Wahrscheinlich das übliche: pfiffige Neffen, tapsiger Onkel Donald, cholerischer Großonkel Dagobert, vielleicht noch die liebreizende Daisy oder der erfinderische Gustav Gans. Irgendsowas eben. Fasziniert hatte mich die Banane. Die sollte nach Banane, Erdbeer und zwei weiteren leckeren Obstsorten schmecken. Das habe ich mir himmlisch köstlich vorgestellt. Und gehofft, ich würde mal so eine leckere Banane erwischen. Mir sogar überlegt, ob man so was züchten kann.

Das ist jetzt eine ganze Weile her. Mein Verhältnis zu Bananen – gelegentlich esse ich sie gern, ja – hat sich beruhigt. Das zu Zeichentrick-Enten erst recht.

Vor einigen Monaten habe ich mich mal gewundert, dass es die Taschenbücher noch in der ein oder anderen Lottoannahmestelle zu kaufen gibt. Wie früher… Und dieser Tage kommt man plötzlich gar nicht mehr drumherum: um den Erpel.

Vor ziemlich genau 75 Jahren hatte der nämlich seinen ersten Auftritt, in einem Kurzfilm fürs Kino. Damals noch schmaler und weniger kindlich, aber schon gewohnt tollpatschig, jähzornig und faul – lustig und liebenswert eben. Ein Underduck.

Nun also sein 75. Geburtstag. Der Hype um das Federvieh scheint mir bei den zahllosen Konkurrenten – Clownfische, Schwammwesen sowie Mädchen, Jungs und Meerjungfrauen –  leicht abgeflaut. Ein Häuflein Begeisterter frönt dem exzessiven Donaldismus weiter: Die Donaldisten (D.O.N.A.L.D. = Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus). Sie betreiben Neffenforschung sowie Entenhausener Soziologie und zeichneten in jahrelanger Kleinarbeit eine Landkarte von Entenhausen. Alles eingezeichnet: die Bahamalulubucht ebenso wie das Wirtshaus „Zum blutigen Butt“ oder die Margarinenfabrik – und natürlich einschlägig bekannte Wohnhäuser, Geldspeicher und Forschungslabore. Auf ihren Treffen klatschen Donaldisten nicht nach den Redebeiträgen, sondern rufen „Klatsch klatsch“.

Keine falschen Schlüsse: Es handelt sich offenbar großteils um Intellektuelle. Wenn Feuilleton-Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor Jahren über merkwürdige Überschriften stolperten, die aber auch gar nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun hatten, war das ein freundlicher Gruß eines der beiden Donaldisten in der Redaktion. Beispiele sind schwer zu finden, weil die Überschriften ja inhaltlich nichts zu sagen hatten – sie könnten vielleicht so ausgesehen haben:

„Und lieg ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guithare“

oder auch so:
„Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!“ Über die ganze Seitenbreite, versteht sich.

Kicher kicher.

Räusper.

Dass Donald es sich in der Gunst gerade kluger Menschen bequem gemacht hat, mag an seinen gelegentlichen Erleuchtungen liegen. So watschelt er einmal als Straßenkehrer durch Entenhausen und stellt fest: „Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut! Trotzdem muss einer den Schmutz wegkehren, der dabei anfällt.“ Oder: „Vier Dollar sind wenig, wenn man sie hat, aber ’ne Menge, wenn man sie nicht hat.“ Klatsch Klatsch.

Herzlichen Glückwunsch. Und bitte keine Rente für die Ente!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Summ-Suche

wann haben Sie das letzte Mal in einer Musikhandlung gestanden und dem Verkäufer etwas vorgesummt? In der Hoffnung, dass der die Melodie erkennt und auf Tonträger besorgen kann – und Sie sich dabei nicht gar zu sehr blamieren.

Das ist wahrscheinlich ist schon ein Weilchen her. Schließlich haben Sie bei vielen Radiosendern heute mit wenigen Klicks auf der Internetseite heraus, wie das Lied hieß, das Sie da vorhin auf der Heimfahrt vom Büro gehört haben. Wenn Ihnen das nicht sowieso schon Ihr Display anzeigt. Auch die Info-Hotlines von Automobil-, Pizza- oder Süßwarenherstellern verraten Ihnen gern, wie das Lied aus der Fernsehwerbung heißt.

Vielleicht wissen Sie aber auch gar nicht mehr, wo Sie diese Melodie gehört haben, die Ihnen nicht aus dem Ohr gehen will? Und Ihre Familie, Freunde und Kollegen erkennen die Tonfolge auch nicht? Für diesen Fall hat das Fraunhofer Institut nun eigens eine Melodiensuche für das Internet erfunden. Einfach „Melodiensuche“ googeln. Und auf der Seite selbst dann bitte nur summen, nicht singen.

Überhaupt sollten Sie viel öfter summen – es ist offenbar sehr gesund. Neuesten medizinischen Forschungen zufolge hilft es, Schnupfen zu kurieren und beugt Knochenerweichung und Arterienverhärtung gleichermaßen vor. Mal ganz abgesehen von der seelischen Linderung, die das Summen mit sich bringt. Sie werden sehen, Sie sind ganz ausgeglichen…

Um das zu erreichen, können Sie sich jetzt auch ein neuartiges Spielzeug zulegen: einen kleinen Roboter. Der sieht aus wie eine zweiblättrige Grünpflanze in einem rosa Topf und kann verständnisinniger nicken kann, als die Feld-Wald- und Wiesen-Ehefrau. Zumindest die in Japan. Sagt zumindest der japanische Hersteller.

Wenn Sie mit der Pflanze sprechen, neigt sie in den Pausen zwischen zwei Sätzen ihre Blätter. Das sieht aus wie ein Nicken und fühlt sich offenbar sehr erleichternd an. Probieren Sie es doch mal aus. Die wissenschaftliche Methode, nach der das Plastikgewächs arbeitet, hat Professor Watanabe von der Universität Okayama ausgetüftelt. Sie hat zum Ziel, dem – äh – Gesprächspartner der Pflanze zu helfen, seine Gefühle besser auszudrücken.

Wie Sie dafür sorgen, dass auch Ihr Finanzbeamter oder Betriebsprüfer verständnisinnig nickt, wenn er einen Blick auf Ihre Rückstellungen für die Aufbewahrung Ihrer Geschäftsunterlagen wirft, erfahren Sie in dieser Newsletterausgabe.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.03.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Bauarbeiterhelm

über meinem Schreibtisch auf dem Regalbrett liegt ein gelber Bauarbeiterhelm. Ja, genau: aus Kunststoff und mit zweckmäßiger Plastik-Abfederung innen drin und außen ein paar merkwürdigen Nieten. Auf der Seite noch ein Logo, das mich an irgendwas mit Bergarbeitern erinnert.

Gut, es ist sicherlich nicht der modernste und formschönste Helm. Aber er erfüllt seinen Zweck: mich daran zu erinnern, auf den Arbeitsschutz zu achten.

Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig, finden Sie?

Schließlich hantiere ich weder mit irgendwelchen bösen Chemikalien, noch laufe ich unter schwankenden Gerüsten hin und her oder arbeite an Maschinen, die mir die Finger einklemmen könnten.

Genau wie Sie wahrscheinlich auch, sitze ich die meiste Zeit am Schreibtisch und telefoniere, lese und schreibe E-Mails sowie kleinere und größere Artikel wie etwa diesen Newsletter. Gelegentlich besuche ich eine Pressekonferenz oder fahre für eine Werksbesichtigung oder ein Interview zu einem Unternehmen. Auch Kongresse und Messen suche ich auf.

Vor einiger Zeit stand in einem Fachmagazin für Journalisten mal ein Artikel über Arbeitsschutz in Redaktionen. Da stand drin, dass auch für Kopfarbeiter wie mich neben dem ergonomischen Arbeitsschutz ein psychologischer Arbeitsschutz sinnvoll ist. Der Artikel hat mich nachdenklich gemacht und war auch der Anlass, bei ebay den Helm zu ersteigern. Dachbodenfund. Denn auch ich arbeite wie die meisten Kollegen oft unter Zeitdruck und an der Auslastungsgrenze oder darüber hinaus. Und sitze daher bisweilen nachts am Computer – womöglich verschnupft.

Klar, leere Seiten abzuliefern, das geht nicht. Notfalls arbeite auch ich lieber angeschlagen, als nicht oder nicht rechtzeitig zu liefern. Andererseits lassen sich manche Aufträge im Notfall auch verschieben. Immerhin bin ich bereit, umzudisponieren, wenn ich kann. Das ist offenbar schon mal nicht die Regel.

Das habe ich vergangenes Wochenende wieder gesehen. Da war ich in Berlin und hatte ein Stadtmagazin aufgeschlagen. Das Editorial schilderte eindrucksvoll, wie bei der Produktion der betreffenden Ausgabe ein Redaktionsmitglied nach dem anderen schlapp gemacht hatte. „Höchstes gemessenes Fieber: 39,5“, stand da. Die Kollegen freuten sich über das hohe Maß an Kollegialität.

Und das sicherlich zurecht – nicht dass Sie mich da falsch verstehen.

Aber ich frage mich schon, ob es nicht sogar noch kollegialer gewesen wäre, wenn der erste fiebernde Kollege zuhause geblieben wäre und den übrigen Kollegen so erspart hätte, sich reihenweise anzustecken.

Ich als Freiberuflerin habe gut reden, werden Sie jetzt denken. Und da haben Sie ja auch wieder recht. Andererseits habe ich auch keinen Gesundheitsbeauftragten, der für gute Arbeitsbedingungen sorgt. Ich muss selbst darauf achten, dass die möglichst wenig auf Verschleiß angelegt sind.

Mein Bildschirmarbeitsplatz ist leidlich ergonomisch. Gelegentlich schaue ich aus dem Fenster. Ich esse und trinke regelmäßig und versuche, ausreichend zu schlafen. Sport gehört für mich ebenso zum Alltag, wie die ein oder andere Entspannungsübung. Kontakte zu Freunden und Familie pflege ich so gut es geht. Und meine Lesebrille für den Computer werde ich auch demnächst endlich reparieren lassen. Versprochen.

Mich daran auch zu erinnern, wenn es mal wieder richtig dicke kommt, dafür liegt der gelbe Helm in meinem Regal. Und erfüllt seinen Zweck. Meistens jedenfalls.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.02.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html