Gefängnis

wo wir kürzlich beim Thema Räuber waren. Ich weiß nicht, ob ich mal erwähnt habe, dass ich Räuberpistolen sammele.

Also nicht etwa Waffen, sondern Berichte von gescheiterten Räubern.

Irgendwie besonders gescheiterten Räubern. So wie dem, dem kürzlich die Inkontinenz-Windel über dem Kopf zum Verhängnis wurde …
Bei manchen Geschichten reißt es mich einfach hin und her – zwischen Gelächter, Unglauben und Mitleid. Manchmal frage ich mich auch einfach, was die Täter eigentlich geritten hat. Zum Beispiel die beiden Männer aus Düsseldorf, die sich da vor einigen Monaten für ihren Bruch ausgerechnet ein Fachgeschäft für Sicherheitsausrüstung ausgesucht haben, ausgerechnet gegenüber dem Polizeipräsidium. Der Beamte, der das von seinem Schreibtisch aus beobachtet hat, wird gestaunt haben, nehme ich an.

Ob er wohl geglaubt hat, die Kollegen wollten ihn hochnehmen?

Jedenfalls schlug er Alarm. Die Festnahme war dann leicht. Auch gut fand ich diese niederländischen Einbrecher, die im Frühjahr dieses Jahres gleich zweimal hintereinander in das Gefängnis in Hoorn – gut 40 Kilometer nordöstlich von Amsterdam – eingebrochen sind und Insassen auf Freigang ihre Fernseher geklaut haben.

Immerhin sind sie dort ja noch absichtlich in den Knast eingestiegen.

Ungefähr zur selben Zeit ist das einem amerikanischen Autofahrer und seinem Beifahrer aus Versehen passiert, nachdem sie sich nach einem Verkehrsdelikt von Cleveland aus eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatten. Der Zaun muss den beiden Männern irgendwie rettend erschienen sein … Auch hier hatten die Ordnungshüter leichtes Spiel.

By the way – wussten Sie eigentlich, dass ein Gefängnisausbruch hierzulande nicht strafbar ist? Ja, darüber habe ich mich auch gewundert, als ich es erfahren habe. Die Begründung ist philosophisch schön: Auf das Wesentliche reduziert, bestehe das Delikt aus dem Verfolgen des urmenschlichen Freiheitsdrangs. Und der sei eben nicht strafbar. Sehr wohl strafbar ist allerdings der Schaden für Menschen oder an Dingen, der dabei entsteht.

Gut, und eine Strafe steht natürlich – praktisch nebenbei – auch noch drauf: Mit der vorzeitigen Haftentlassung wegen guten Betragens wird es dann sicher nichts mehr.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Windeln

als junge Mutter bekomme ich neuerdings gelegentlich Gratis-Windeln ins Haus geschickt. Schön zu wissen, dass die dichthalten.

Davon gehe ich jedenfalls aus, nach dem was ich da vor ein paar Tagen gelesen habe.

Da berichtete Welt Online über diesen südkoreanischen Räuber, der sein Gesicht statt mit Strumpf oder Sturmmaske mit einer Windel verhüllt hatte. Gut, es soll eine Inkontinenz-Windel gewesen sein, aber das Prinzip stelle ich mir im Grunde gleich vor.

Das Problem des Räubers: Er hatte zwar Sehschlitze in die Windel geritzt, aber leider keine Atemlöcher. Tja. Der Mann war dem Geschäft, das er da mit Windel vermummt überfallen hatte, zwar noch unerkannt entkommen. Doch kaum auf der Straße, musste der 55-Jährige sie rasch wieder vom Kopf ziehen. Luftnot.

Die Augenzeugen in Südkorea müssen jedenfalls spitze sein.

Der Mann stellte sich selbst der Polizei, nachdem die ihn mit zwei allerdings offenbar erfolglosen Hausbesuchen mürbe gemacht hatte. Wenigstens weiß er schon, dass er sich mal auf seine Windeln wird verlassen können. Wenn ich da so an die Zeit mit meiner Großen denke, als sie noch in den Windeln steckte, muss ich sagen: Wirklich geruchsdicht waren Pampers & Co zumindest damals nicht. Bei meinem Kurzen ist bislang noch nicht viel da, was riecht. Allerdings habe ich den Eindruck: zumindest etwas saugfähiger als damals sind die Babywindeln heutzutage schon.

Das kann allerdings wiederum tüchtig Ärger geben, wie Pampers in den USA kürzlich feststellen musste. Da protestierten besorgte Eltern gegen die Einführung der neuen Windelgeneration. Zu saugfähig. Nichts für zarte und empfindliche Babyhaut, fürchteten sie. Die werde durch die neue Formel gereizt. Pampers musste offenbar einige Zeit in Überzeugungsarbeit und Geld in Gratiswindeln investieren, um gerade die aktivsten Kritiker davon abzubringen, soviel Wind in den Online-Elternforen zu machen.

Wenn ich so drüber nachdenke: Wahrscheinlich ist das der Grund, dass Pampers heute großzügiger Windeln an die Haushalte verteilt. Des einen Leid ist des anderen Freud …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Karottenmaske

seit ein paar Tagen lege ich meinem kleinen Sohn mittags immer seine Karottenmaske auf. Gut, nicht ganz freiwillig und mittlerweile landen auch schon erfreuliche Mengen des Breis in seinem Mund. Trotzdem: Danach sieht es bei uns in der Küche wild aus.

Fast, als hätten wir eine Carotina veranstaltet, eine Karottenschlacht.

So exotisch ist die Idee gar nicht. Im spanischen Valencia fand vor ein paar Tagen wieder die Tomatina statt. Abertausende Leute aus dem In- und Ausland reisen immer am letzten Mittwoch im August an, um sich gegenseitig mit Tomaten zu bewerfen. Seit gut 60 Jahren feiern sie diese ehrwürdige Tradition bereits. Dieses Jahr – nach der gewonnenen WM – kamen besonders viele Leute. Knietief standen sie in der Tomatensauce. Allein die Stadtverwaltung hatte 100 Tonnen spendiert.

Habe ich da nicht vor ein paar Monaten mal gelesen, dass Tomaten zu den fleischfressenden Pflanzen gehören? Unglaublich. Gruselig. Gleich mal im Internet eingetippt. Und es ist wahr. Nicht nur die Venus-Fliegenfalle zählt zu den fleischfressenden Pflanzenarten, sondern auch Tomaten- und Kartoffelpflanzen. Hätte ich nicht gedacht, Sie etwa? Von wegen gewaltfreies Gemüse …

Pustekuchen. Aufruhr im Gemüsebeet!

Allerdings haben wir es nun auch wieder nicht gerade mit Killertomaten zu tun. Dann wäre das wohl auch schon vorher aufgefallen. Und so gehen die todbringenden Pflanzen vor: Mit Hilfe ihrer klebrigen Härchen an den Stengeln töten sie kleine Insekten. Die Nährstoffe der herabgefallenen Tiere nehmen sie dann nach und nach über die Wurzeln auf.

Gaaanz unauffällig. Deswegen hat man das ja auch bislang nicht gemerkt.

Falls Sie also bei sich im Garten immer Insekten neben den Tomätchen liegen sehen – jetzt wissen Sie warum. Herausgefunden haben das – zur Überraschung der meisten Botaniker – vor ein paar Monaten Wissenschaftlern des Royal Botanical Gardens Kew in London. Das Phänomen erklären sie sich damit, dass die wilden Kartoffel- und Tomatenpflanzen so auf ungedüngten und nährstoffarmen Böden überleben. Und die intensiv gezüchteten und gedüngten Sorten haben dann diese Art der Nährstoffgewinnung beibehalten.

Bin ich froh, dass wenigstens die Früchte nichts von dieser Art Eigendüngung halten.

Mangold oder Spinat sind offenbar auch bislang nicht durch Attacken auffällig geworden. Falls Sie allerdings nächstes oder übernächstes Jahr gern mal zur Tomatina reisen wollen – passen Sie auf Ihre Augenschleimhäute auf. Die sollen zuweilen gereizt reagieren. Besteht doch der Sinn des Spiels darin, so viele Tomaten wie möglich im Gesicht der anderen zu verteilen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 13.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Alarmanlagen

wo sind eigentlich all die ganzen Autoalarmanlagen hin?

Die, die einem früher vor allem nachts den Nerv töten konnten. Das habe ich mich gefragt, als vor kurzem mal nachmittags ein merkwürdiges Geräusch bei uns im Hinterhof losging. Ich: „Was? Autosirene?“ War aber doch eher ein Staubsauger. Vor ein paar Jahren ging mal bei uns in Köln in der Nachbarschaft nachts um halb vier eine Alarmanlage los. Und hörte minutenlang nicht mehr auf. Mehr und mehr Lichter in der Nachbarschaft gingen an. Die Leute wurden unruhig. Irgendwann ging dann einer runter und machte dem Drama ein Ende. Wie, weiß ich nicht so genau.

Kaum eine Nacht, in der nicht irgendwo in der Nachbarschaft eine Alarmanlage losging.

Damals habe ich sogar Artikel zum Thema gelesen. Darüber, dass die Alarmanlagen für Unmut bei Anwohnern und Behörden sorgen. Jede Nacht X Not- und Beschwerdeanrufe bei der Polizei. Dabei waren die meisten schrillen Sirenenheultöne offenbar Fehlalarme.

Und heute? Wo sind sie hin? Gleich mal ins Internet eingetippt und Enter gedrückt. Im ersten Artikel zum Thema geht es um einen verärgerten Arbeitnehmer, der nach seiner Entlassung über eine solche mobile Alarmanlage 100 Autos seines ehemaligen Arbeitgebers stillgelegt hat. Sonst geht es bei den aktuellsten Treffern vor allem um mobile Alarmanlagen, also mit Alarm auf das Handy, wenn ich es richtig verstanden habe. Die Zeiten haben sich offensichtlich geändert. Mein Auto ist noch vom guten alten Schlag. Nur motorisiert. Kein elektronischer Schnick-Schnack, der mein altes Schrottkistchen künstlich anfällig macht. Ganz solide. Nicht dass ich technikfeindlich wäre. Nur bei Autos und Waschmaschinen. Und vielleicht Telefonen. Kaum zu glauben, aber wahr: Für Mails und Nachrichten nehme ich lieber mein Netbook. Mein Handy muss nur telefonieren und SMSen können.

Die Alarmanlage rangiert denn auch auf der Liste der Maßnahmen ganz unten, die die Berliner Polizei uns zum Schutz unseres Autos in ihrem Faltblatt „Bremsen Sie Diebe rechtzeitig aus!“ empfiehlt. „Ziehen Sie immer den Zündschlüssel ab, auch wenn Sie nur kurz weg sind – auch an der Tankstelle!“, steht da. Auch der Rest hört sich nicht wirklich bahnbrechend an. Lenkradschloss immer einrasten lassen. Fenster, Türen, Kofferraum, Schiebedach und nicht zu vergessen den Tankdeckel immer schön verschließen. Keine Wertsachen und Bargeld im Auto lassen. „Verstecken ist sinnlos“, warnt die Polizei. „Erfahrene Diebe kennen jedes Versteck.“ Auch Navi und Halterung sollten wir rausnehmen. Auf die haben es die neun Prozent mehr Autodiebe im vergangenen Jahr offenbar abgesehen.

Und dann rät die Kriminalpolizei, was Mutti schon immer gesagt hat: Immer schön Ausweise, Fahrzeugpapiere, Schriftstücke mit der Wohnungsanschrift und besonders Hausschlüssel aus dem Auto rausnehmen. Richtig heimelig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Tolles Angebot

stellen Sie sich bitte mal Folgendes vor: Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou bietet Frau Merkel und Herrn Sarkozy an, einen Teil der griechischen Staatsschulden, für die die EU gebürgt hat, statt mit Geld in Gyros zurückzuzahlen. Oder auf Wunsch auch in Zaziki.

Wie fänden Sie das?

Sicher auch unglaublich. Aber keine Sorge: Noch ist es nicht soweit. Anderswo geht es aber durchaus schon so zu, habe ich vor ein paar Tagen gelesen. Da stand, Nordkoreas Staatschef habe Tschechien angeboten, seine Staatsschulden in Ginseng zu begleichen, zumindest fünf Prozent der Schulden in Höhe von insgesamt umgerechnet 7,5 Millionen Euro.

Gut, Tschechien hatte offenbar selbst nach Naturalien gefragt, wenn es stimmt, was die Welt geschrieben hat. „Und eine der Optionen waren Ginseng-Importe“, berichtet der tschechische Vize-Finanzminister Tomas Zidek. Ein offizielles Angebot sei es aber nicht gewesen. Ein schlechtes Geschäft wäre es für ihn offenbar nicht, wenn Nordkorea tatsächlich größere Mengen der als Stärkungs- und Potenzmittels bekannten Knolle abliefert. Erste Kaufangebote soll Zidek bereits auf dem Tisch haben. Also offenbar doch keine Unverschämtheit, das Angebot. Gut, zu Geld machen müssten die Tschechen die menschenpüppchenartig aussehenden Knollen noch selbst.

Vielleicht wäre das ja auch etwas für die EU.

Als Notnagel, falls Griechenland es wie befürchtet nicht schaffen sollte, seine Schulden zu begleichen. Ich habe mal nachgeschaut: Neben Wein und Oliven bauen sie dort auch Tabak und Weizen an. Vielleicht sind unsere Steuergelder ja doch noch nicht verloren … Käme zumindest ein bisschen Geld in die Kasse. Und eine ganz praktische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wäre es doch eigentlich auch, oder?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Zwei glorreiche Halunken

neulich kam mal wieder „Zwei glorreiche Halunken“ im Fernsehen („The good, the bad and the ugly“). Einer der ganz wenigen Western, die ich gut ertragen kann, ohne gleich einschlafen, umschalten oder ein gutes Buch lesen zu wollen.

Coole Musik, coole Cowboys und der junge Clint Eastwood.

Der schießt beruflich verbündete Cowboys vom Galgen und dann teilen die beiden sich das Kopfgeld. Mit einem, den er dabei mal über den Tisch gezogen hat, macht er sich auf die Suche nach einem Schatz, der auf einem Soldatenfriedhof vergraben liegen soll. Das Problem: Jeder der beiden hat nur die halbe Information. Tja. Ein hübsches Lehrstück über Vertrauen und die Bedingungen des Zusammenhalts.

Am wichtigsten ist aber natürlich neben der Frage, wer die besseren Nerven hat, immer auch die, wer zuerst zieht. Lustig, dass das in den Labors der modernen Wissenschaft offenbar nicht anders ist. Zumindest gelegentlich.

Ob das wohl ein Western-Fan war, der da dieses Experiment gemacht hat, über das die Zeitschrift der Max-Planck-Institute (MPI) da kürzlich berichtet hat? Jedenfalls gingen nun Wissenschaftler vom MPI für biologische Kybernetik der Frage nach, ob in den Duellen der Western-Helden tatsächlich der das Nachsehen hat, der zuerst zieht. Davon war ja schon Physik-Nobelpreisträger Niels Bohr ausgegangen: dass das Gehirn schneller reagieren als agieren kann. Angeblich sollen Bohr und ein Kollege sich auch schon mit Spielzeugpistolen duelliert haben, um das herauszufinden.

Was Wissenschaftler eben gern so machen …

Auch in Tübingen haben sie sich eine ungefährliche Form der Schießerei ausgedacht, um es auszuprobieren. Bei der sich zwei Personen gegenübersitzen und dann entweder auf Eigeninitiative oder weil der andere es getan hat auf eine Schaltfläche drücken sollten. Fazit: Wer reagierte, war im Schnitt 21 Millisekunden schneller als der, der den Anfang machte.

Millisekunden, die über Leben oder Tod entscheiden können – im Film, wie im Leben.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 06.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Vollmond

schlafen Sie bei Vollmond auch immer schlechter als sonst? Mir ging das zumindest früher so. Und meiner Tochter heute.

Und was muss ich da jetzt lesen? Dass das gar nicht sein kann.

Wer bei vollem Mond schlechter schlafe, sei selbst schuld, sagt Schlafpapst Jürgen Zulley, Professor an der Universitätsklinik Regensburg. Nur wer wisse, dass Vollmond ist, bekomme auch zeitgleich Schlafstörungen, erklärt er. Ich glaube dem Mann ja grundsätzlich. Er ist eine Autorität in seinem Fach. Und er steht auch nicht allein da mit seiner Meinung. Zahlreiche Untersuchungen belegten, dass es keinen Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und Mondphasen gebe, ließ die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) Bayern wissen. Trotzdem: Ich habe früher bei Vollmond immer schlecht geschlafen, und meiner Tochter geht es heute noch so.

Darüber musste ich erst einmal nachdenken, denn bei mir war es ja nun nicht so, wie Herr Zulley sagte, sondern so: Immer wenn ich schlecht geschlafen hatte, stellte sich heraus: Es war Vollmond. Nicht anders herum.

Und wissen Sie, was dabei herausgekommen ist: Vielleicht ist das wieder eines von diesen Storchenproblemen. Das ist, wenn beispielsweise ich oder auch andere Leute irrtümlich einen Zusammenhang sehen, der gar nicht da ist. Nur weil vielleicht zwei Fakten, die nichts miteinander zu tun haben, zusammentreffen.

Sprich: Vielleicht merke ich es mir einfach nur besser, wenn ich bei Vollmond schlecht geschlafen habe.

Ist aber auch eigentlich egal. Denn das Problem soll sich sowieso bald von selbst erledigt haben, schrieb tagesschau.de vor ein paar Tagen. Planetologen gehen davon aus, dass der Mond langsam wegschrumpft. Sein Radius habe sich innerhalb der vergangenen Milliarden Jahre um 100 Meter verkleinert, berichten Forscher der Universität Münster. Weil er sich abkühlt. Bis er allerdings wirklich weg ist, dürften Sie und ich – und auch unsere Kinder und Kindeskinder – auch schon nicht mehr da sein.

 

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Teddy

neulich habe ich gelesen, jeder dritte erwachsene Brite nehme seinen Teddy mit ins Bett. Im Schnitt sind die Kuscheltiere 27 Jahre alt, berichtete die britische Zeitung „Telegraph“.

Ausgerechnet hat das die britische Hotelkette Travelodge. Passt gut zu den vielen Teddybären in ihrem Werbeauftritt – so ist das eben mit solchen Studien. Die Hotelkette teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten allein im vergangenen Jahr mehr als 75.000 Teddys und ihre Besitzer wiedervereint, darunter viele Geschäftsleute. Falls Sie es auch gern genauer wissen wollen: Am liebsten knuddeln die Briten den klassischen Teddy, gefolgt von Puh der Bär, gefolgt von Paddington.

Einen Teddy zu knuddeln beschwöre einen Hauch von Frieden, Sicherheit und Trost herauf, erklärt die Psychologin Corrine Sweet. Es entspreche der menschlichen Natur, nach diesen Gefühlen aus der Kindheit auch im Erwachsenenalter zu suchen. Und: Einen Teddybären zu knuddeln sei ein „wichtiger Teil unserer nationalen Psyche“, erklärte Sweet. Also der britischen.

Schade, dass es solche Studien nicht über uns Deutsche gibt.

„Macht doch eine solche Studie auch mal für uns“, mag man den Dorints und Steigenbergers zurufen. Bis es soweit ist, behelfe ich mir mit Schlüssen aus dem Privatzoo meiner Tochter und Berichten, die ich hier und da gelesen habe. Und komme zu dem Schluss: Vielleicht sind wir hier pluralistischer als die Briten. Neben dem Teddy ist in unserer nationalen Psyche auch Platz für ein ganzes Bestiarium aus Hunden, Kätzchen, Häschen, Schäfchen oder auch Elefäntchen. Und in einer Nischen hocken sogar noch ein paar psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Ja genau: psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Von denen habe ich neulich in der Wirtschaftszeitschrift brand eins (Schwerpunkt: Tierisch!) gelesen. Dolly, der Schafs-Wolf mit der multiplen Persönlichkeit. Dub, die ausgebrannte Schildkröte. Kroko, das Krokodil mit der Angststörung. Lilo, das autistische Nilpferd. Und dann noch eine Schlange im Delirium. Die Tierchen werden gern von Psychologen gekauft.

Kasse oder privat? Das wäre in Großbritannien einfacher …

Teil der japanischen nationalen Psyche scheint übrigens neben dem Hegen von Tamagotchis oder Pokemons auch das Kuscheln mit lebenden Katzen zu sein. Wenn Sie keine Katze besitzen, müssen Sie zumindest in Tokio nicht mehr auf Schmusestündchen verzichten. Sie können sich einfach in die Schlange vor dem Katzen-Café im Tokioter Stadtteil Shinjuku stellen. Zwölf Leute dürfen rein, um mit den dort defilierenden Samtpfoten zu schmusen und zu spielen – für umgerechnet 4 Euro 50 die erste halbe Stunde und dann 1,35 Euro alle zehn Minuten. Falls Sie mal hinkommen und es Ihnen zu teuer ist, sich Ihren Teddy nachschicken zu lassen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Glühbirne

wie wechseln Briten eine Glühbirne aus? Oder genauer: Wie wechseln Briten aus der, wie ein Stadthistoriker schreibt, „seit wahrscheinlich 10.000 Jahren bewohnten“ Gemeinde Glemsford bei Suffolk im Osten Großbritanniens eine Glühbirne aus?

Das kann teuer werden. Und kompliziert dazu.

Hat man ja kürzlich erst lesen können. Also: Dazu braucht es ein paar Gemeindearbeiter, die die Birne auswechseln wollen – nicht ohne vorher einen Blick in die Sicherheitsvorschriften zu tun. Und festzustellen, dass sich im Lauf der Jahre und Jahrzehnte – es handelt sich in diesem historischen, ländlichen Gebiet Englands natürlich um einen historischen Leuchtkörper, der da an einem alten Holzmast vor dem Gemeindehaus brannte – einige Sicherheitsvorschriften geändert haben.

Genau: Oh je!

Den neuen Sicherheitsvorschriften zufolge befand sich der Leuchtkörper zu nahe an Strom führenden Überlandleitungen und Bäumen. „Ein klarer Verstoß gegen die Direktive G39“, stellte der „Daily Telegraph“ fest. Diese Direktive lasse nur eine legale Alternative zu, berichtete das Blatt: Die Lampe muss von geschulten Experten aus dem Gefahrenbereich entfernt und an einem sicheren Alternativstandort neu installiert werden.

Nun hätte das allerdings ganze 8000 Pfund gekostet. Umgerechnet sind das 9700 Euro und gemessen am Gemeindebudget: rund zehn Prozent. Viel zuviel, entschied der Stadtrat. Nicht zuletzt, weil er befürchtete, dass die Reparatur einen Präzedenzfall für weitere ähnliche Fälle schaffen würde. Klar, gab ja schließlich noch mehr Glühbirnen in Glemsford. Und wie sollte man dann später den Bürgern erklären, dass man diese Glühbirnen nicht auswechseln könne, nachdem man die andere teuer hat neu installieren lassen?

Genau. Also wechselten die Glemsforder die kaputte Glühbirne einfach nicht aus.

Nicht dass Sie jetzt vielleicht denken, das sei gerade erst gewesen. Die Geschichte trug sich im Jahr 2007 zu. Und natürlich brannte tatsächlich noch eine zweite Glühbirne durch. Gleicher, offenbar lebensgefährlicher Glühbirnentyp, ebenfalls vor dem Gemeindehaus.
Natürlich birgt es auch das ein oder andere Risiko, seine Bürger einfach im Dunkeln über die Straße tapern zu lassen, das können Sie sich ja denken. Also wog der Stadtrat neu ab – und genehmigte die Baumaßnahme schließlich doch.

Und so haben die Glemsforder ihre Glühbirne ausgewechselt: Sie sperrten die Straße halbseitig und ließen sie aufreißen, um eine Bedarfsampel und einen – nun vorschriftsmäßigen – Laternenmast aufzustellen. Und ich? Warte schon auf die Berichte über den Politikskandal in einer kleinen, ostenglischen Gemeinde – wegen einiger nicht als Haushaltsrisiko einkalkulierter kaputter Glühbirnen. Berufskrankheit.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Räuber

vor kurzem war da diese Meldung: von ein paar Räubern, die eine Bank gesprengt haben. Ich natürlich sofort reingeklickt.

Die Räuber hatten buchstäblich versucht, den Geldautomaten in die Luft zu jagen. Nachts, in Weißensee. Das hatte natürlich einen Heidenkrach gemacht und war hoch spannend für die laut Wikipedia nur 3500 Einwohner zählende Gemeinde.

„Weißensee. Weißensee“, habe ich da gedacht. War da nicht mal was?

Da war doch mal was. Ich also rüber zum Bücherregal – und da war es. Unter der Überschrift „Geldgruben“ stand da diese Reportage von meinem Lieblings-Reisereporter Helge Timmerberg (in: „Tiger fressen keine Yogis“). Die Geschichte hatte Timmerberg kurz nach der Wende geschrieben. Er schildert, wie er sich mit einem Schrank von einem nun gesetzestreuen Ex-Knacki namens Ramires zu einer Tour durch die ostdeutsche Bankenlandschaft aufmacht. Nachschauen, wie die Sicherheitslage der Banken in der damals noch existierenden DDR ist.

Sie war verheerend.

Kein Panzerglas, keine Videoüberwachung, kein Sicherheitspersonal. Und nicht nur das: Türen, die Ramires leicht mit einem Eierlöffel hätte knacken können. Plexiglasscheiben, unter denen jeder Kunde bequem zu den Geldstapeln hinter dem Schalter durchlangen konnte. Eine wehrlose Oma neben einem offenen Tresor, an dem noch der Schlüssel steckt. Kisten voller Geld auf der Fensterbank, gleich neben einem leicht zugänglichen, offenen Fenster.

Selbst in Ostberlin: Berge von Geld hinter offenen Schaltern.

Timmerberg riet damals den Ostdeutschen: „Gebt das Zeug so schnell wie möglichl aus! Ganz schnell. Oder nehmt es mit nach Haus! Legt es unters Kopfkissen, in den Wäscheschrank, stellt den Trabi drauf. Macht damit, was ihr wollt und wo ihr’s wollt. Nur gebt es auf keinen Fall euren Banken.“

Von Weißensee stand in der Geschichte übrigens nichts drin, aber der Ort liegt ja in Thüringen und wird damit wohl ausgesehen haben, wie die Banken – Dutzende –, die Timmerberg da beschrieben hat. Heute allerdings nicht mehr. Mit ihrem Sprengattentat auf den Automaten hatten denn auch die Räuber Pech: Das Gerät blieb unversehrt, die Täter waren getürmt. So ändern sich die Zeiten.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html