Teddy

neulich habe ich gelesen, jeder dritte erwachsene Brite nehme seinen Teddy mit ins Bett. Im Schnitt sind die Kuscheltiere 27 Jahre alt, berichtete die britische Zeitung „Telegraph“.

Ausgerechnet hat das die britische Hotelkette Travelodge. Passt gut zu den vielen Teddybären in ihrem Werbeauftritt – so ist das eben mit solchen Studien. Die Hotelkette teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten allein im vergangenen Jahr mehr als 75.000 Teddys und ihre Besitzer wiedervereint, darunter viele Geschäftsleute. Falls Sie es auch gern genauer wissen wollen: Am liebsten knuddeln die Briten den klassischen Teddy, gefolgt von Puh der Bär, gefolgt von Paddington.

Einen Teddy zu knuddeln beschwöre einen Hauch von Frieden, Sicherheit und Trost herauf, erklärt die Psychologin Corrine Sweet. Es entspreche der menschlichen Natur, nach diesen Gefühlen aus der Kindheit auch im Erwachsenenalter zu suchen. Und: Einen Teddybären zu knuddeln sei ein „wichtiger Teil unserer nationalen Psyche“, erklärte Sweet. Also der britischen.

Schade, dass es solche Studien nicht über uns Deutsche gibt.

„Macht doch eine solche Studie auch mal für uns“, mag man den Dorints und Steigenbergers zurufen. Bis es soweit ist, behelfe ich mir mit Schlüssen aus dem Privatzoo meiner Tochter und Berichten, die ich hier und da gelesen habe. Und komme zu dem Schluss: Vielleicht sind wir hier pluralistischer als die Briten. Neben dem Teddy ist in unserer nationalen Psyche auch Platz für ein ganzes Bestiarium aus Hunden, Kätzchen, Häschen, Schäfchen oder auch Elefäntchen. Und in einer Nischen hocken sogar noch ein paar psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Ja genau: psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Von denen habe ich neulich in der Wirtschaftszeitschrift brand eins (Schwerpunkt: Tierisch!) gelesen. Dolly, der Schafs-Wolf mit der multiplen Persönlichkeit. Dub, die ausgebrannte Schildkröte. Kroko, das Krokodil mit der Angststörung. Lilo, das autistische Nilpferd. Und dann noch eine Schlange im Delirium. Die Tierchen werden gern von Psychologen gekauft.

Kasse oder privat? Das wäre in Großbritannien einfacher …

Teil der japanischen nationalen Psyche scheint übrigens neben dem Hegen von Tamagotchis oder Pokemons auch das Kuscheln mit lebenden Katzen zu sein. Wenn Sie keine Katze besitzen, müssen Sie zumindest in Tokio nicht mehr auf Schmusestündchen verzichten. Sie können sich einfach in die Schlange vor dem Katzen-Café im Tokioter Stadtteil Shinjuku stellen. Zwölf Leute dürfen rein, um mit den dort defilierenden Samtpfoten zu schmusen und zu spielen – für umgerechnet 4 Euro 50 die erste halbe Stunde und dann 1,35 Euro alle zehn Minuten. Falls Sie mal hinkommen und es Ihnen zu teuer ist, sich Ihren Teddy nachschicken zu lassen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html