Einpackzone

neulich hat sich ein Kollege vom SZ-Magazin gefragt, warum sie in den Supermärkten den Platz zum Einpacken so schrumpfen. Er beschrieb unhaltbare Zusammenstöße am Ende des Kassenbandes, wo sich das Frühstück eines Junggesellen im Kartoffelnetz einer jungen Mutter verfängt und geschimpft und geflucht wird.

Wissen Sie, wie ich mich vor solchen Tumulten rette?

Indem ich unsere Wocheneinkäufe einfach schnell wieder in den Einkaufswagen stapele und ein paar Meter von der Kasse wegschiebe. Mit etwas Glück ergattere ich den einen Platz am Packtisch. Dann fluchen die Kunden hinter mir, weil sie sich nun – wenn nicht schon gleich an der Kasse, dann zwischen Leergutautomat, Einkaufswagenabstellplatz, Kassenausgang und Supermarkteingang – ineinander verkeilen. Mit etwas Pech ist der kleine Packtisch neben dem Mülleimer aber schon besetzt. Dann stehe ich eben auch mitten im Laden herum und versuche, die Einkäufe aus dem Wagen heraus sinnvoll einzupacken – die schweren und stabilen Lebensmittel nach unten und so auf die Tüten verteilt, dass ich mich beim Tragen einigermaßen gerade halten kann – und zugleich wenig Angriffsfläche für Rempler zu bieten. Manche entgehen dem Gerempel, indem sie ihren Einkaufswagen zurückschieben, sich vor das Ende der Wagenrückgabe stellen und dort ihre Einkäufe in die Tüte packen. Das habe ich schon ein paarmal beobachtet.

Dann geht allerdings gar nichts mehr: Kein Einkaufswagen mehr für neue Kunden, kein Wagen zurück für fertig kassierte Kunden. Und die immer zahlreicher werdenden Kunden zwischen Flaschenautomat, Kassenzone und Eingang werden immer ungehaltener. Dafür ist dann im Laden selbst wieder ein Durchkommen.

Ich bin bisher immer davon ausgegangen, das Ganze sei ein Stadtproblem. Im kleinstädtischen Giesenkirchen, Stadtteil von Mönchengladbach-Rheydt, oder auch hier im Hochtaunus haben Sie das Problem meines Wissens nach nicht. Zumindest nicht bei den größeren Filialen, zumindest nicht bis vor ein paar Monaten. Aber das scheint sich zu ändern. Das SZ-Magazin hat mal nachgefragt, warum. Bei den Handelsketten gab es keine Antwort. „Niemand ist zu erreichen, und wenn doch, wird die Zuständigkeit in einem heiteren Zyklus der Ahnungslosigkeit weitergegeben, von der Konzernzentrale an die Regionen, von der Region an die Einzelfilialen und von denen wieder zurück an die Zentrale.“ Dann half der Lieferant für diese so genannten Kassenstände mit einer Antwort weiter, die Firma Tackenberg aus Bochum.

Mit einer Erklärung, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre …

„Die arrivierteren Ketten würden damit die Kassenästhetik der Discounter imitieren und auf diese Weise versuchen, die zu Aldi oder Lidl abgewanderten Kunden zurückzugewinnen“, verriet Hartwin Tackenberg, Chef des Familienunternehmens.

„Eine interessante Logik: Rewe, Edeka und Tengelmann verschlechtern ihren Service, um sich davon wieder größere Beliebtheit zu versprechen.“ Offenbar. Wahnsinn, oder? Entweder es stimmt, und wir Discountereinkäufer sind alle Masochisten. Oder das ist doch nur wieder so eine ganz pfiffige Erklärung für eine ganz unkreative Einsparung …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 11.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Visionen

vielleicht habe ich mal mein Faible für alte Horoskope erwähnt? Besonders die Jahreshoroskope vom Vorjahr schaue ich mir gern an.

Und ich habe noch ein Faible: für ältere Zukunftsvisionen. Wie die, die die Süddeutsche Zeitung da kürzlich ausgegraben hat. Die Briefe würden im Jahr 2010 per Rakete ins Haus kommen, glaubten Zukunftsforscher des Stanford Research Institute. Ungefähr so wie die E-Mail – nur physisch. Briefe würden dann nur wenige Stunden von Haus zu Haus brauchen. Das Institut der renommierten Universität gehörte zwar 1969 zu den ersten vier Knotenpunkten des Internet, aber die E-Mail vorauszusagen, war ihnen dort vor 40 Jahren offenbar zu gewagt, spekuliert die SZ. Unglaublich, wenn Sie bedenken, dass das erste Mailprogramm schon ein Jahr später erfunden wurde…

Mehr traute da schon Michio Kaku dem Internet zu, einer der Top-Physiker der Vereinigten Staaten. Er dachte sich seine Chef-Brille aber erst 1999 aus. „Ihre Brille wird irgendwann vollkommen ans Internet angeschlossen sein“, prophezeite er, „da können Sie irgendwann am Strand liegen und plötzlich meldet sich Ihr Chef über Ihre Sonnenbrille.“ Mal abgesehen davon, dass ich meine eigene Chefin bin: Wäre das wirklich Fortschritt? Aber egal. Allerdings ist das Verfallsdatum dieser Prognose noch nicht abgelaufen: bis 2020.

Vielleicht treffen sich ja mal Herr Fielmann und Herr Skype bei Herrn Xing…

Und vielleicht holen Sie sich dann noch eine künstlich erzeugte Person dazu, um für Auflockerung zu sorgen. Ähnlich wie virtuelle Räume in 3-D würden wir 2010 auch künstlich erzeugte Personen haben, glaubte der amerikanische Futurologe Ray Kurzweil 2002. „2010 wird man die noch nicht mit wirklichen Menschen verwechseln, aber sie dürften ganz unterhaltsam sein“, erklärte er damals der „Zeit“.

Dann wäre ja auch geklärt, mit wem wir bei der immensen Arbeitsflut unsere Spazierfahrt im Auto machen würden. Das würden wir natürlich nicht mehr selbst lenken, bräuchten aber auch keinen Chauffeur mehr, glaubten Sowjetforscher Ende der 50er. Vielmehr würden wir zu Beginn dieses Jahrhunderts nur noch auf dem Beifahrersitz unseres Autos sitzen und diesem zurufen, wohin wir wollen. Mit 250 Sachen könnten wir dann locker lässig die Landschaft mit unserer nur briefmarkengroßen Videokamera einfangen. Solche Geräte sagten Anfang der 90er Jahre Futurologen voraus. Es gibt sie auch tatsächlich. Dass wir allerdings außerdem mit unseren Telefonen fotografieren, auf die Idee kamen die Experten damals nicht.

Eine Erfindung hätte ich übrigens schon gern: den faltbaren Monitor. Eine solch wunderbare Erfindung sagten die 1998 vom Bundesforschungsministerium für die „Delphi-Studie“ befragten 2000 Experten für die Zukunft voraus. Oh ja, bitte! Wenn möglich auf irgendeinem ganz dünnen, aber völlig unkaputtbaren Material. Das sollte sich doch machen lassen. Faltbare Tastaturen gibt es ja auch schon – sogar fürs Klavier. Ich würde auch vorbestellen. Und mich solange eben noch mit meinem Netbook begnügen. Das ist zwar schon einiges praktischer als Handys mit Mäusetastatur. Aber leider zu schwer für die Handtasche…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Mimikry

was ist klein, schwarz-gelb gestreift und sorgt mit einer Art Duft-Travestie für ihr Überleben?

Nein, diesmal sind es keine Bienen.

Sondern die Langsamstarter unter den Wespen. Bei den Wespen ist es nämlich so, dass die Weibchen schon im Puppenstadium ihre Lockstoffe ausdünsten, mit denen sie die Männchen anlocken. Die hocken deswegen schon vor dem Getreidekorn, aus dem das Weibchen später schlüpfen soll, wenn das Weibchen noch gut verpuppt ist. Und warten. Wer zuerst mahlt, mahlt zuerst.

Dumm nur für all die Männchen, die zu der Zeit selbst noch verpuppt sind.

Aber die haben einen Trick. Jetzt können Sie es sich bestimmt schon denken: Um ihre Nebenbuhler zu verwirren, dünsten auch sie als Puppe weibliche Lockstoffe aus. Die Duftstoffe verfliegen allerdings schneller, als bei echten Weibchen – damit die Belästigungen durch männliche Artgenossen dann aufhören.

Ihren Nachteil machen Spätstarter so zum Teil wett. Sie starten zumindest deutlich besser ins Leben als Frühstarter, die sich von ihnen haben irreführen lassen. Das stand neulich bei Handelsblatt Online – in der Rubrik „Schneller schlau“.

Tolle Strategie, finden Sie nicht auch?

Wenn ich so etwas lese, muss ich immer daran denken, was der Schriftsteller Frank Schätzing in seinem bislang einzigen Sachbuch über die Evolution und das Leben im Meer – ein Folgeprodukt des Meereskrimis „Der Schwarm“ – nennt: die „Göttin mit der Handtasche“. Eben immer mit irgendeiner Lösung parat: in dem Fall einem Hauch Parfum.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Bienen retten

was ist klein, schwarz-gelb gestreift und soll die Welt retten?

Ein kleines Völkchen britischer Superbienen. Die könnten womöglich dem rätselhaften Bienensterben ein Ende bereiten, das seit einiger Zeit grassiert. „Collony Collapse Disorder“ – „Völkerzusammenbruch“ – nennen Wissenschaftler diese merkwürdige Krankheit. Auslöser für die Krankheit soll die Varroa-Milbe sein. In den USA ist nach Angaben des Agricultural Research Service vom US-Gesundheitsministerium allein im vergangenen Winter jedes dritte Bienenvolk eingegangen oder verschwunden. Hierzulande steht es nicht ganz so schlimm um die Bienen, wie in den USA. Aber immerhin stirbt auch hier mindestens jedes sechste Bienenvolk: 15 bis 30 Prozent. Das ist schon konstant mehr als der natürliche Schwund wäre, berichtet Professor Jürgen Tautz von der Universität Würzburg, einer der führenden deutschen Bienenforscher.

Das Problem: Ohne Bienen würde ein Großteil der Pflanzen sich nicht vermehren – damit wäre rund ein Drittel unserer Lebensmittel weg. Deswegen züchten Imker Bienenvölker nach. Würden sie das nicht tun, gäbe es wohl hierzulande keine Bienen mehr, fürchtet der Bienenforscher. Das löst das Problem aber nicht grundlegend, sondern federt nur den Schwund ab.

Die Entdeckung des britischen Imkers Ron Hoskins könnte nun womöglich den Durchbruch bringen. Unter dem Vergrößerungsglas entdeckte er ganz viele mehr als haarfeine Fühler in seinen Bienenstöcken. Sie stammten von verstorbenen Larven. Und ausgerechnet der Stamm Bienen, den die todbringenden Parasiten bislang verschont hatten, trugen die Fühler und wohl auch befallene Larven einfach aus dem Stock. Das ist offenbar ungewöhnlich. Sonst lassen Bienen ihren Abfall einfach liegen. Dazu kam, dass die Bienen dieses einen Volkes sich auch gegenseitig nach Milben absuchten – so wie Affen, die sich lausen.

Hygiene zahlt sich offensichtlich auch für Bienen aus.

Längst gilt das reinliche Putzverhalten denn auch als der Grund, dass asiatische Bienen weniger anfällig für die Bienenseuche sind, als alle anderen Bienen weltweit. Davon, dass seine kleinen Brummer Superbienen sind, will Imker Hoskins denn auch nichts wissen. Die Schlagzeile der Londoner Zeitung Guardian „Could a superbee from Swindon save the world?“ – „Könnte eine Superbiene aus Swindon die Welt retten?“ war dem Bienenzüchter peinlich. Bevor er seine Superbienen in großem Stil verkauft, will er prüfen, ob das Verhalten überhaupt erblich ist.

Wenn, dann wäre das allerdings genial. Und Mr. Hoskins hätte wahrscheinlich ausgesorgt. Denn so ließe sich das Problem langfristig ohne Gifte lösen. Und der Imker wäre damit auch schneller als die Forscher aus den USA und Europa, die derzeit ebenfalls versuchen, Putzer-Bienen heranzuzüchten – allerdings mühseliger: Indem sie viele Völker mit Varroa-Milben infizieren – in der Hoffnung, dass der ein oder andere Stamm sich als widerstandsfähiger erweist, um ihn dann nachzuzüchten.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Echtzeitwelt

wissen Sie, wie von vorgestern das ist, was Sie und ich hier gerade tun? Ich sitze am Computer und schreibe etwas auf. Und Sie sitzen da und lesen es vom PC-Monitor ab.

Damit meine ich jetzt nicht, dass ich meinem Computer auch etwas diktieren könnte. Oder dass Sie genauso gut ins Handy- oder iPad-Display gucken könnten. Sondern dass Journalisten heute längst direkt für Computer schreiben, statt für Menschen. Zumindest bei der Wirtschafts- und Finanznachrichtenagentur Reuters. Das stand in einem Artikel, den ich vor einiger Zeit mal gelesen habe – im Wirtschaftsmagazin brand eins, Ausgabe 3/2008. (Der Artikel „In der Echtzeitwelt“ fiel mir wieder ein, als ich Ihnen vor ein paar Tagen aufgeschrieben habe, was Reuters zum neuen Roman von John Le Carré meint. Hier entlang)

Der Artikel handelte davon, was Reuters noch so herstellt. Nicht mehr nur normale Wirtschaftsnachrichten, sondern Hochgeschwindigkeitsinfos, die praktisch in dem Moment, in dem sie geschehen, schon als Leuchtschrift an einem Hochhaus entlangflimmern. Und die binnen Millisekunden Börsenkurse beeinflussen.

Weil keine Menschen zwischengeschaltet sind. Sondern Computer.

Reuters schult Journalisten darin, Nachrichten so zu verfassen, dass Handelscomputer selbsttätig Verkaufs- oder Kaufaktionen aus der enthaltenen Info machen können. Auch wieder logisch, wenn Sie sich mal vor Augen führen, dass bei marktrelevanten Infos schon immer der Zeitvorsprung mit für Gewinnvorsprung gesorgt hat. Erst reichten wenige Tage Wissensvorsprung, dann Stunden oder Minuten. Mittlerweile geht es um Sekunden und Millisekunden.

Mal abgesehen davon, dass das zu Phänomenen wie dem Flash Crash vor ein paar Monaten führt – dem unerklärlichen Blitzeinbruch der Aktienkurse an der New Yorker Börse im März –, betreten wir hier das Reich des Phantastischen.

Räume ohne Zeit. Sowas gibt es.

Davon habe ich vor nun gut zehn Jahren mal auf einer Ausstellung des Kölner Stadtmuseums erfahren („Wie Zeit vergeht“), über die ich damals für den Lokalteil der Kölnischen Rundschau berichten sollte. In dem Buch zur Ausstellung stand ein Bericht über den Kölner Physikprofessor Günther Nimtz, der einen Raum ohne Zeit in einer kleinen Glasröhre hergestellt hatte („eines der aufsehenerregendsten Experimente der physikalischen Grundlagenforschung“). Das Tunnelexperiment funktionierte so: Nimtz und sein Team schickten Signale in mehrfacher Lichtgeschwindigkeit in ein verengtes Glasröhrchen. Die Signale brauchten immer: null Zeit – egal wie lang das Tunnelröhrchen war. Und nicht nur das: Signale von Radiowellen der 40. Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart in g-Moll kamen sogar an, bevor sie überhaupt losgeschickt worden waren. Verrückt.

Wer weiß, vielleicht nutzen sie die Technik ja längst – ist ja schon ein paar Jahre her. Falls nicht, könnte Reuters sich ja mal an Professor Nimtz an der Kölner Uni wenden. Vielleicht empfangen die Handelscomputer Nachrichten dann ja schon bald, bevor der Redakteur – puh: selbst in der Echtzeitwelt scheint der nicht so leicht ersetzbar – sie veröffentlicht hat.

Das wär doch was, finden Sie nicht auch?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Ganz illegaler Steuertipp

falls Sie an illegalen Steuer- und Finanztipps interessiert sind, muss ich Sie leider enttäuschen. Nicht ganz mein Ressort. Aber das wissen Sie als treuer und rechtschaffener Leser ja schon. Ich kann Ihnen aber verraten, wo Sie welche bekommen …

Psst – genau …

Im neuen Roman von John Le Carré „Our Kind of Traitor“ – der Titel der deutschen Ausgabe heißt „Verräter wie wir“. Normalerweise ist Le Carré eher auf Spionage spezialisiert. Aber vielleicht hat er sich im Lauf seiner Jahre als Bestsellerautor ja so über seine Steuerbescheide geärgert, dass es seine Kreativität mal auf andere Art angestachelt hat. Jedenfalls hat er für seinen neuen Roman eine neue Art der Geldwäsche erfunden – oder besser: eine neue Variante.

Und die geht so: Sie kaufen ein Stück Land, am besten eine Insel. Sie bezahlen es in bar und bauen ein Riesenhotel mit vielen Urlaubsbungalows darauf. Das statten Sie mit dem teuersten Interieur aus. Anstatt aber nun gut zahlende Urlauber einziehen zu lassen, erzählen sie jedem Anrufer, Sie seien ausgebucht. Einmal im Monat liefert ein Sicherheitsfahrzeug das Geld bei der Bank ab, das Ihr Hotel angeblich abwirft. Nach ein paar Jahren ist Ihr Geld gewaschen und Sie verkaufen die Anlage mit Gewinn weiter.

„Wenn es funktioniert, wäre es schon eher clever“, merkt die durchaus ehrenwerte Nachrichtenagentur Reuters aus London an. Es können auch Urlaubsdörfer sein oder Autovermietungen – „vorausgesetzt, Sie bewältigen den Papierkram“, schreibt der Rezensent.

Ihm scheint das Buch gut gefallen zu haben.

Er habe es in einem Rutsch durchgelesen und frage sich nun, wie verbreitet die Masche mit den schwarzen Hotels ist. Wahrscheinlich eher nicht so sehr, schon mit Blick auf die Unmengen Geld, die Sie dafür brauchen. „Ich nehme an, dass ohne einen legitimen Käufer immer noch Geldwäscherei 1 an Geldwäscherei 2 verkaufen könnte“, überlegt sich der Reuters-Autor. Aber unterhaltsam klingt die Methode schon, finden Sie nicht auch?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Frittenforschung

neulich habe ich mich mal wieder gewundert. Da berichtete tagesschau.de über die neuesten Erkenntnisse der Frittenforschung.

Als hätten sie dort gerade keine anderen Probleme, habe ich da gedacht.

Hätten Sie mich gefragt, für was die US-Regierung gerade Forschungsgelder bereitstellt – ich hätte auf Themen wie Sicherheit oder Risikomanagement an den Finanzmärkten getippt.

Aber gut: Pommes sind ja auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Einige bedeutende US-Konzerne machen in großem Stil darin mit. Obwohl ja Marktführer McDonalds vor ein paar Jahren schon damit angefangen hat, an seinem Image als Pommes- und Frikadellenbräter zu feilen – aufgeschreckt durch Filme wie „Supersize me“, in denen ein Amerikaner im Selbsttest mit der Burger- und Pommes-Diät rasant dick geworden ist.

Die Studie der University of California wird das Unternehmen wahrscheinlich freuen.

Die Mediziner fanden nämlich heraus, dass ein Virus zumindest mitverantwortlich für Fettleibigkeit sei: das Adenovirus AD36. In der Studie zeigten sie, dass übergewichtige Kinder, die sich das Virus – das normalerweise Atemwegserkrankungen auslöst – eingefangen hatten, rund 15,8 Kilo mehr wogen, als Kinder, die keine Antikörper des Virus im Blut hatten. Die Hälfte der insgesamt 124 Kinder zwischen acht und 18 Jahren stufte der Gastroenterologe Jeffrey Schwimmer nach ihrem Bodymaßindex als übergewichtig ein. Bei 19 der Kinder fand er Antikörper gegen das Virus. Und von ihnen waren wiederum 15 Kinder stark übergewichtig.

Ob das nun wirklich heißt, wir sollen uns keinen Zwang antun, darüber habe ich keine Studie gefunden. Aber dank der Forschungsförderung der US-Regierung wissen wir nun auch, wie die besten Pommes gehen: Feste Kartoffeln verwenden. Die geben die schönsten Pommes ab, fand Chemieprofessorin Karen Schaich heraus mit dem Geld aus dem Forschungsetat der US-Regierung heraus. Laut tagesschau.de geht allerdings Lebensmittelwissenschaftler Michael M. Blumenthal davon aus, dass das Fett entscheidet. Er sagt, das Fett müsse gesättigt sein und außerdem auch ein paar Tage alt und mehrfach benutzt.

„Wie ein guter Wein …“

Ich halte das allerdings für schwer nachzukochen. Denn wenn Sie das Fett zu oft und zu lang benutzen, wird es irgendwann ranzig – Sie wissen nur nicht so genau, wann. Am besten gehen wir weiter in die Frittenbude unseres Vertrauens, wenn wir mal wieder Lust auf die fettigen Stäbchen haben.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Prinzessinnendose

vor ein paar Tagen hatte ich eine Vision. Ich saß am Küchentisch und schnitzte Karottenstücke in die Prinzessinnen-Frühstücksdose meiner Tochter. Da sah ich ihn vor mir: meinen dann schon auf Kindergartengröße herangewachsenen Sohn.

Er stand vor mir und brüllte: Nein, ich will keiiiine Ponys!

Jeden Tag braucht meine Tochter eine Frühstücksdose. Wir besitzen sechs Stück: pink mit Prinzessin, orange mit Ponys, grün mit Kätzchen, eine blanke rote und zwei rote Werbefrühstücksdosen (Gemüsekiste, Stromanbieter). Und ich dachte so bei mir, ob die dann wohl mal etwas für meinen Jungen sein werden, wenn meine Große die Kistchen nicht mehr braucht? Hygienische Aspekte blieben in dem Moment außen vor. Oder ob wir dereinst mal ein Dutzend der bunten Plastikdosen bei uns liegen haben werden?

Und wie ich da mit meinem noch nicht ganz ausgeschlafenen Hirn so saß und vor mich hinschnitt, kam mir diese Vision. Es war erschreckend. Plötzlich fragte ich mich, welche Dose denn dann mein Sohn mal gut finden sollte. Haufenweise Tiere und Prinzessinnen. Aber kaum wilde Kerle.

Und Bob der Baumeister gibt es nur auf Kleidung und Lego.

Mal schauen, noch ist er ja noch klein. Und bislang gefällt ihm das Glitzerzeug seiner großen Schwester auch. Klar, damit wächst er ja auf. Als meine Tochter auf die Welt kam, habe ich einstweiliges Rosa- und Barbieverbot verhängt. Um nicht nachher nur mit rosa und Barbiezeugs dazustehen. Natürlich hielt das nicht lange vor. Mein Kind hat einfach eine Vorliebe nicht nur für kleine süße Hunde, sondern auch für rosa Glitzer und Prinzessinnen. Am liebsten beides zusammen.

Bei ihr finde ich das auch richtig schön.

Nur selten wird es mir zuviel. Neulich fand ich, nun übertreiben sie aber – also die Unternehmen, die das Zeug anbieten. Da hatte meine Tochter ein Büchlein entdeckt, das ich ihr dann auch spendiert habe. Es heißt: „Prinzessin Mia und das rosarote Pony“. Alles drin, was Mädchen zwischen 5 und 15 lieben. Prinzessinnen. Rosarot. Pferde. Ein Schloss. Und das ganze dann noch in Mini. Mit Glitzer.

Was will man mehr?

Sie können sich das gar nicht vorstellen. Neulich verfolgte es mich bis ins Marmeladenregal: Samt-Marmelade in der Geschmacksrichtung Erdbeer-Banane. Mit rosa Glitzeretikett. Prinzessin drauf, Prinzessinnen-Aufkleber dabei. Das Regal mit dem Badezeugs im Drogeriemarkt steht sowieso längst rappelvoll mit Glitzerrosa. Es gibt sogar Badezusatz für rosa Glitzer-Seifenblasen. Ich frage mich schon, wann denn bitte wenigstens die Wilde-Kerle-Marmelade kommt. Mit Stachelbeergeschmack. Oder wenigstens Weintraube. Hoffentlich bald.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Café Tortoni

kennen Sie das auch: dass Sie in die Küche gehen oder ins Wohnzimmer und … – plötzlich wissen Sie nicht mehr wissen, was Sie da eigentlich wollten?

„Wer es nicht im Kopf hat, braucht es in den Beinen“, denke ich dann.

Die argentinischen Kellner zumindest des legendären Café Tortoni haben es im Kopf: Sie vergessen nie etwas und bringen den Gästen immer das richtige. Das fanden ein paar Wissenschaftler bemerkenswert und machten eine Studie darüber, wie sie das hinbekommen. Übrigens die erste argentinische Studie seit 11 Jahren, berichtete neulich der Kriminalbiologe und Wissenschaftsautor Mark Benecke bei Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).

Und es ist leider wie so vieles: Leichter gesagt als getan.

Also das im Kopf behalten. Erst einmal beobachteten die Wissenschaftler, wie es im Tortoni läuft: Die Kellner lassen sich die Bestellung sagen und gehen ohne ein Wort in die Küche. Dort sagen sie, was sie brauchen und gehen wieder in den Gastraum, um weitere Bestellungen aufzunehmen. Irgendwann kommen sie mit dem Bestellten wieder und liefern es – ohne fragen zu müssen „Ist das für Sie?“ korrekt bei den Gästen ab.

Die argentinischen Wissenschaftler haben natürlich erst einmal getestet, ob die Kellner wirklich keine Fehler machen. Fazit: Machen sie nicht. Dann haben sie sich nach der Bestellung auf einen anderen Platz des Tischs gesetzt. Da kamen die Kellner dann schon durcheinander und mussten nachfragen, für wen denn was ist.

Fazit der Studie: Die Gutmerker im argentinischen Café Tortoni merken sich, welches Gericht und Getränk zu welchem Sitzplatz hin soll. Dann merken sie sich die Gesichter dazu verknüpfen es mit der Bestellung und dem Sitzplatz.

Klingt kompliziert, ist aber hoch effektiv – und entspricht im übrigen auch der Technik von professionellen Gedächtnisgenies, also von Leuten, die sich tausende Nachkommastellen nach Pi merken können: „Die Information zerstückeln, etwas emotionales ankleben und dann räumlich verknüpfen“, erläutert Mark Benecke.

Warum unsere Kellner hier das nicht können? Auch darauf gab die argentinische Studie einen Hinweis: Es muss am Berufsethos und an der Ausbildung liegen. Denn die Kellner im Tortoni fanden ihre Leistung nicht weiter bemerkenswert. Schließlich hatten sie sie alle mühsam eingeübt – sie gehört dort zum Berufsbild und wird entsprechend trainiert.

Hätte man eigentlich gleich drauf kommen können, oder?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Direktbank

ich habe ein Geldmarktkonto bei einer großen Direktbank, auf die ich regelmäßig meine Steuer- und sonstigen Rücklagen überweise.

Das Konto ist bombensicher. Fort Knox für Onliner.

So sicher, dass ich regelmäßig daran scheitere. Obwohl ich mir die Zugangsdaten sogar notiere. Nein, natürlich schreibe ich mir nicht einfach die Zahlen auf – das darf man ja auch gar nicht. Sondern ich notiere mir Codes, von denen ich glaube, dass kein Mensch sie versteht. Gut, ich verstehe sie selbst nach einiger Zeit auch nicht mehr. Oder – wenn ich meine, sie verstanden zu haben – ich scheitere am bombensicheren Verfahren, nach dem man die Nummer auf der Internetseite eintippen muss. Wahrscheinlich reicht meine Hirnmasse nicht vom Übersetzen der Codes in eine Nummer bis zur Eingabe der einzeln abgefragten, ausgewählten Ziffern.

Meiner Erfahrung nach wächst die Hirnkapazität proportional zu Schlafdauer und getrunkener Wassermenge. Aber manchmal muss ich eben auch mal unausgeschlafen auf meine Steuerrücklagen zugreifen. Mittlerweile ist es mir schon peinlich, wieder bei meiner Bank anrufen zu müssen, um nach neuen Zugangsdaten zu fragen. Deswegen mache ich mittlerweile meist Telebanking.

Hätte ich als überzeugte Internet-Erledigerin-von-fast-allem nicht für möglich gehalten.

Neulich wollte ich es nochmal versuchen. Mal wieder schwarz auf weiß sehen, was sich da auf meinem Konto so bewegt. Glücklicherweise sitzt ja auch immer ein anderer Servicemitarbeiter am Telefon. Diesmal war der Plan, gleich mit einer Nummer aus meiner TAN-Liste über das Internet auf mein Konto zuzugreifen – und nicht wieder eine neue PIN schicken zu lassen, um gleich beim Eingeben irgendeinen Fehler zu machen. Ein kleiner Auszug aus dem Telefonat: „Und nun geben Sie bitte die i-TAN mit der Nummer 7 als PIN ein“, meinte der freundliche Mann zu mir. Ich also die Nummer eingetippt. Nichts. Nur die Mitteilung, ich hätte die Zahl der maximal zulässigen Eingabeversuche überschritten …

Der Servicemitarbeiter: „Sie haben die fünfstellige Nummer eingegeben?“ Ich: „Sechsstellig.“ „Hm.“ Kleines Tippen, leises Rascheln am anderen Ende der Leitung. Aber da konnte mir der Mann leider auch nicht mehr helfen. Ob ich denn dann die PIN per Post zugeschickt haben wolle? Ich wollte. Warum auch nicht?

Ich will nicht meckern. Das Verfahren bei meiner Bank ist eben wahnsinnig sicher. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Und Telebanking geht ja auch immer. Rund um die Uhr. Ich werde es trotzdem mal mit meiner neuen PIN versuchen. Und hoffen, dass die Kapazität meines Hirns dann reicht. Aber ich frage mich schon, wo das bloß hinführen soll, wenn sie erst die 20-stellige Kontonummer einführen. Hoffentlich kommen dann noch meine Honorare bei mir an. Ohjemine. Da hilft dann auch kein Telebanking mehr. Vielleicht versuche ich es dann doch mal mit Hirnjogging.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html