Marienkäfer

meine Tochter ist zur Zeit sehr beschäftigt. Sie hat eine verantwortungsvolle Aufgabe: Marienkäfer retten.

Im Schwimmbad fing es an. Dort rettete sie die runden roten Tierchen mit den schwarzen Punkten auf dem Rücken aus dem Wasser. Zuhause von unserer Fensterbank. Heute morgen gleich zwei. Sie hat einen Trick, wie sie die Insekten zum Fliegen bringt: Auf die Hand setzen und pusten. Funktioniert bestens.

Demnächst fahren wir an die Nordsee. Niederlande. Und sind schon ganz gespannt, ob es dort auch genug Marienkäfer zu retten gibt. Wir haben schon überlegt, umzubuchen. Die deutsche Ostseeküste soll ja ein einziges Marienkäferparadies sein in diesem Jahr. Und das sind ja alles Glücksbringer, sagt man. Dieses Jahr gibt es eben wieder ganz viel Glück. Kommt alle paar Jahre mal vor.

Feuchter Frühling macht viele leckere Blattläuse macht viele kleine Marienkäferchen.

Dass die Tierchen sich gerade im Küstenbreich drängeln, liegt wohl daran, dass sie nicht besonders gut fliegen können. Hört sich komisch an, ist aber so. Sie lassen sich vom Wind treiben. Merken sie dann plötzlich, dass sie auf Wasser zuhalten, lassen sie sich einfach an Land plumpsen wie ein Stein, um nicht zu ertrinken, erklärt Julian Heiermann, Insektenexperte vom Bundesverband des Naturschutzbund Deutschland (NABU). Und das eben bevorzugt in Küstennähe oder etwa am Elbufer.

Nur gut, dass die Tierchen offenbar einzeln plumpsen…

An manchen Orten sehen Sie richtige Marienkäferteppiche. Das sieht zwar sicher merkwürdig aus, muss Sie aber wohl nicht weiter beunruhigen. In der Regel tun Marienkäferchen nichts, sagt der Greifswalder Zoologie-Professors Jan-Peter Hildebrandt: „Der Mensch passt nicht in das Beuteschema des Marienkäfers.“

Sein Wort in Gottes Ohr.

Der ein oder andere Ostseeurlauber soll schon gebissen worden sein. War wahrscheinlich ein Versehen. Ob Versehen oder nicht: Ich bin da nachtragend. Insekten, die mich stechen oder beißen, haben ganz schlechte Karten im Überlebenskampf.

Ich mag Spinnen, so ist es nicht. Mit Weberknechten und Motten kann ich leben.

Aber Ameisen sind für mich gestorben, seit mich vor ein paar Tagen eine ins Handgelenk gebissen hat. Marienkäferchen mag ich auch – noch – ganz gern.

In der Biene Maja ist neulich ein Marienkäfer mutiert. Das sollte wohl auf das Problem schädlicher Inhaltsstoffe in Lebensmitteln aufmerksam machen, nehme ich an. Der Kleine war durch riesenhaftes Obst auf einer Wiese ganz groß und dick geworden, wie Hulk. Ein Monster-Marienkäferbaby. Aber er hatte keine Ausdauer mehr und nicht sehr viel Kraft. Das haben die Maus Alexander, Biene Maja und Willi und Flip, der Grashüpfer ihm in einem Wettrennen demonstriert. Der Kleine hat die schädlichen Leckerli denn auch nicht mehr angerührt. Brav.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.08.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Hochzeit

bei der Hochzeit haben sicher weder Tanten noch Braut- oder Großmutter geweint. Außer vielleicht vor Lachen.

Das Hochzeitsvideo entwickelt sich gerade mal bei Youtube zum Knaller. Mehr als sechseinhalb Millionen Menschen haben es sich schon angeschaut – innerhalb weniger Wochen.

Da scheint es Bedarf für neue Traditionen zu geben, glauben Sie nicht auch?

Normalerweise ist der Gang des Brautpaars zum Altar ja gediegen-langweilig. Zum Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Richard Wagner schreiten die Paare da gemessenen Schritts. Alles ganz ernst und bedeutsam.

Gut, es ist ja auch ein bedeutender Augenblick, absolut.

Aber eben auch einer der Freude. Deswegen machten es auch Kevin Heinz und Jill Peterson bei ihrer Hochzeit mal anders. Die gesamte Truppe aus etwa einem Dutzend Brautjungfern und Trauzeugen legte im Mittelgang einen wild ausgelassenen Tanz zum Altar hin. Erst die Platzanweiser, dann ein Haufen Brautjungfern in kurzen roten Kleidern mit den Trauzeugen. Der Bräutigam bricht mit einer Rolle vorwärts in den Raum, und zuletzt die Braut, ganz in weiß. Fünf Minuten lang wilde Party zu Chris Brown’s Song „Forever”.

Mitten in der Kirche.

Das Paar aus Twin Cities im US-Staat Minnesota – beide 28 Jahre alt – hockt nun seit seiner Hochzeit in diversen US-Talkshows. Nicht irgendwelche Talkshows, sondern ABC’s „Good Morning America“ oder auch NBC’s „Today“ und erzählt von seinem großen Tag. Eingeweiht waren vorher wohl nur die Brauteltern. Und natürlich die Mittänzer. Anderthalb Stunden vorher haben sie angefangen zu üben.

Die Idee kam von der Braut. Sie habe schon immer gern getanzt, berichtet sie in einer Talkshow. Sie sei tanzend aufgewachsen und habe während der gesamten Collegezeit getanzt. „Ich liebe Tanz als einen Weg mich auszudrücken und Freude zu teilen“, erzählte sie.

Die Idee, das Video hochzuladen, kam wiederum von ihrem Vater. Der habe dem Bräutigam unentwegt in den Ohren gelegen. „Damit es auch andere Familienmitglieder anschauen können“, erklärte der Bräutigam.

Das können Sie nun auch, wenn Sie wollen. Stichwort „JK Wedding Entrance Dance“. Viel Vergnügen!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.08.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Eissorten

wenn am Mainzer Rheinufer nachmittags mal wieder dieses schrille Klingeln ertönt, wissen alle Kinder: Da kommt das Eis.

Mäßiges Wetter? Herbstliche Winde oder Aprilschauer im Juli? Ganz egal. Und es ist ja auch unschlagbar, mit Eiswaffel auf das andere Flussufer mit dem roten Dom zu gucken. Das ist so lauschig, da kommt man gar nicht auf die Idee, dass Eis auch zum Politikum werden kann.

Kann es aber. So wie diesen Sommer in Russland. Dort benannte ein Eiscremehersteller eine neue Eissorte nach dem russischen Ministerpräsident und ehemaligen Staatspräsidenten Wladimir Putin. Ging weg wie geschnitten Brot. Allein in Moskau seien in diesem Jahr rund 60 Tonnen der Schleckerei verkauft worden, berichtete die Zeitung „Nowaja Gaseta“.

Putin war gar nicht amüsiert. Die Kremlpartei „Geeintes Russland“ gab sich empört.

Ich finde, das ist kurzfristig gedacht. Langfristig wäre es doch sicher nicht das schlechteste für Putin, wenn sich sein Name nun mit der mit der russischen Trikolore verzierten Eiscreme verheiraten würde. Das würde vielleicht sogar helfen, Tschetschenienkrieg, mangelnde Pressefreiheit oder ausufernde Bürokratie und Überwachung in die Vergessenheit zu drängen.

Anderen Politikern wird ja auch längst kulinarisch gehuldigt.

Vom französischen Heerführer Napoleon gibt’s einen Cognac und von Glasnost-Verfechter Gorbatschow einen Vodka. Es gibt den Bismarck-Hering – Heringslappen, die in eine saure Marinade aus Essig, Speiseöl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt sind. Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck soll die sehr gern gegessen haben. Er hat mal gesagt: „Wenn Heringe genau so teuer wären wie Kaviar, würden ihn die Leute weitaus mehr schätzen.“

Gut, bei manchen nach historischen Persönlichkeiten benannten Spezialitäten ist die Erinnerung an die Person mit der Zeit verloren gegangen. Das ist sicher der ersten italienischen Königin Margherita passiert. An sie wird wohl kaum einer denken, wenn er seine Pizza mit Käse, Tomate und Basilikum verzehrt. Und die russische Adelsfamilie Stroganoff? Bringen Sie wohl weniger mit der Eroberung Sibiriens in Verbindung, als mit den nach ihr benannten Rinderfiletspitzen. Und an was denken Sie beispielsweise, wenn Sie „Fürst Pückler“ hören? Klar: An Vanille-, Schokolade-, Erdbeereis. Gibt’s ja auch in jeder Supermarkt-Kühltruhe…

Vielleicht wäre das Putin-Eis ja störungsfrei in den Markt geronnen, wenn es nicht nach Crème brulée geschmeckt hätte, sondern – sagen wir: nach Vodka. Falls nicht Putin grundsätzlich Eis schlicht zu wenig männlich findet.

Einen Versuch wäre es sicher wert: Bislang hat sich Putin jedenfalls nicht darüber beklagt, dass ein Vodka schon seit geraumer Zeit seinen Namen trägt. Der kommt zwar aus Litauen, verkauft sich in Russland aber bestens. Weit besser als das nach dem derzeitigen Staatspräsidenten Dmitri Medwedew. Der kann ja dann die Crème brulée-Sorte haben.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schwitzende Schafe

meine Tochter ist bockig, wenn es mal wieder regnet. Blödes Wetter. Langweilig, findet sie. „Mama, wann kommt der Sommer endlich wieder?“, fragt sie.

Ich weiß es leider nicht.

Den britischen Schafen dürfte das Klima aber wohl ganz gelegen kommen. Las man doch vor einigen Wochen, sie würden in diesem Sommer wohl schwitzen müssen.

Der Grund: Die verschärften Einwanderungsbeschränkungen für Schafscherer aus Down under. Die müssen nämlich von diesem Jahr an – so wie andere ausländische Arbeiter im Königreich auch – die neue biometrische Aufenthaltskarte besitzen. Die kostet nicht nur umgerechnet 230 Euro, sondern die Antragsteller beispielsweise aus Australien müssen auch eigens in die Hauptstadt Canberra reisen, um dort Fingerabdruck und Fotos abzugeben.

Heidenaufwand und Spesen also. Dumm gelaufen für die britischen Schafe.

Es gebe einfach nicht genug einheimische Scherer, um die Tiere von ihrem dicken Winterfell zu befreien, warnte Frank Langrish vom Britischen Wollverband. Jährlich kommen – bislang zumindest – rund 500 Schafscherer aus Australien und Neuseeland nach Großbritannien. Sie befreien Schätzungen zufolge rund fünf Millionen der insgesamt etwa 14,5 Millionen Schafe in Großbritannien jährlich von ihrem dicken Winterfell, rechnet er vor. Eine schwierige Situation für die britischen Herden, warnt er.

„Millionen Schafe werden ihr dickes Fell durch die heißesten Monate des Jahres tragen müssen – und manche werden wahrscheinlich überhaupt nicht geschoren.“

Zumindest die Schafe haben also wohl Glück im Unglück, dass dieser Sommer mal wieder ins Wasser fällt… Bis nächstes Jahr hat der Wollverband dann vielleicht Abhilfe geschaffen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Vermenschlichung

wenn Menschen tierisches Verhalten dazu nutzen, ihre moralischen Forderungen zu untermauern, befremdet mich das.

Gut, zuweilen ist es ganz unterhaltsam, jetzt gerade in San Francisco. Dort lebte im Zoo seit sechs Jahren das schwule Pinguinpärchen Harry und Pepper. Die beiden galten als perfektes Paar. Sie waren sehr traut miteinander und brüteten sogar im Stich gelassene Nester ihrer Artgenossen aus.

Nun verließ Harry Pepper – wegen einer Pinguinfrau, Linda

Stoff für Zunder aus allen Richtungen. Sitzen gelassen habe Harry seinen Pepper, schrieb die Los Angeles Times. Auch über Linda waren die Blogger empört: Sie habe Pepper seinen Partner eiskalt ausgespannt und schere sich nur „um ihr eigenes Glück, egal, wen sie damit verletzt“, schrieb ein anonymer Blogger. Der Pinguinpfleger sieht es pragmatisch. Linda – frisch verwitwet – sei mit ihren gleich zwei Nestern eben einfach eine gute Partie.

Die Christen San Franciscos frohlocken. Gut, das ist vielleicht verständlich – schließlich befinden sie sich in einer als Schwulenparadies geltenden Stadt. In der fast die gesamte schwule Pornoindustrie weltweit versammelt sitzt. Jedenfalls erklärte die christliche Website OneNewsNow.com die Trennung zum Beweis, dass „die Natur heterosexuelle Partnerschaften bevorzugt“.

Ich respektiere ethische Einstellungen – ebenso wie sexuelle Orientierung. Und ich finde, Menschen sollten keine Politik mit Tieren machen – schon aus Vernunft.

Denn dafür wissen wir viel zu wenig. Ja, zum Beispiel über Schwäne. Die gelten ja als das Symbol für Treue schlechthin. Sitzen auf jeder Menge Hochzeitstorten.

Nichts gegen Romantik und Symbole, wirklich nicht. Auch Kitsch ist klasse.

Aber Pustekuchen: Auch Schwäne wechseln ihre Partner vor dem Lebensende. Und nicht nur das: Sie gehen sogar fremd. Nicht zu knapp. Und dazu noch ganz besonders gewieft. „Jedes sechste Schwanenküken ist das Produkt einer Affäre“, stellt Raoul Mulder fest, Zoologe an der Universität Melbourne. Wie das überhaupt gehen soll, gab den Forschern schon Rätsel auf. Schließlich hocken die eleganten Vögel die ganze Zeit einträchtig beisammen. Die Lösung: Sie hintergehen sich gleichzeitig. „Das Männchen schleicht sich vom Nest weg und das Weibchen nutzt die Gelegenheit“, beschreibt es Mulder.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Prognosen

gut, dass ich das erst jetzt erfahre: Der 22. Juli ist ein „sehr gefährlicher Moment im Universum“.

Davor warnte nun ein indischer Astrologe. „Wenn die Sonne, die Anführerin unter den Gestirnen, krank ist, dann bedeutet das, dass es auf der Welt große Probleme geben wird“, führte der Sternendeuter aus. Er ist nicht der einzige, der sich sorgte. Denn da war mal wieder Sonnenfinsternis. In der Nacht – nicht bei uns, sondern auf der anderen Seite des Erdballs, in Indien und auch in Singapur und China. Aus China hört man, die Wahrscheinlichkeit für Krieg und Unruhen liege bei 95 Prozent.

Wieder so eine Prognose, mit der Sie nicht falsch liegen können. Uiguren…

Schauen wir lieber gleich in die Vergangenheit. Wo waren Sie eigentlich am 11. August 1999? Als hierzulande alle mit Schutzbrillen bewaffnet in den Himmel guckten? Zumindest, wer eine ergattert hatte. Ich stand auf dem Hügel vor der Köln-Arena. Und habe versucht, im dunkler werdenden wolkenverhangenen Himmel einen Blick auf das Naturschauspiel zu erhaschen. Vergebens. Brille war da gar nicht nötig. Immerhin waren die Fernsehaufnahmen toll. Und ich hatte das Vergnügen, mich damit befassen zu können, welche Vorstellungen sich Menschen von diesem natürlichen astronomischen Phänomen machen.

Fabelhaft, wirklich…

Ein Zoo von Drachen, Himmelswölfen und anderen Monstern bestimmt die Sagen und Mythen. Einige brasilianische Naturvölker glauben, ein riesiger Vogel verdunkele mit seinen Flügeln das Gestirn. Bewohner Südamerikas und Chinas sowie die Wikinger glaubten, die Sonne werde gefressen. Wahlweise von einem Puma, einem Drachen und zwei Himmelswölfen. Die Chippewa-Indianer aus Amerika fürchten, die Sonne werde verlöschen. Sie wollen das verhindern, indem sie brennende Pfeile abschießen. Das ist sicherlich sehenswert.

Glauben Sie mal nicht, im Land der Aufklärung wären wir soviel rationaler. Hierzulande hielt sich lange Zeit der Glaube an übernatürliche Phänomene. Noch zur Sonnenfinsternis 1715 – gut, da fing die aufklärerische Epoche erst an – forderte Fürstbischof Franz Arnold aus Münster die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Weil nämlich „vorhin offters verspüret worden, daß bei dergleichen Finsternissen wegen alsdann herunterfallenden fast schädlichen Himmelsthaues an Menschen und Vieh Schaden zugefügt sei.“ Das überliefern die „Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg“.

Jetzt wissen Sie bescheid.

Brennende Pfeile flogen gestern wohl nicht. Falls Sie gerade in Indien sind, haben Sie vielleicht die Gebete der hinduistischen Priester für den Sonnengott Surya erlauscht. Der Sonnengott gerät der Überlieferung zufolge bei einer totalen Sonnenfinsternis in Bedrängnis: Der Dämon Rahu versucht, die Sonne zu erobern.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Mond-Mission

wussten Sie, dass die Mond-Mission vor 40 Jahren fast an Softwareproblemen gescheitert ist?

Die Nasa ist ja ein hochexklusiver Haufen, die besten Wissenschaftler. Aber eben nur Menschen. Die sich offenbar mit so alltäglichen Kinkerlitzchen wie elektronischen Schaltkreisen oder der Bordsteuerung nicht so intensiv befasst hatten.

„Jetzt nur noch schnell den Bordcomputer rein“, so wird man sich vielleicht damals gedacht haben.

Computer füllten zu der Zeit noch ganze Räume. Sie spuckten stapelweise Papier aus, wenn sie arbeiteten. Das taten sie mit eher steinzeitlichen elektrischen Signalen aus Kupferschlaufen und Lochspeichern. Kupferschlaufe durch Loch gleich: Eins. Kupferscheibe an Loch vorbei gleich: null.

Dauerte irrsinnig lang und war zu groß und schwer für die kleine Apollo-Raumfähre.

Hat man den Computer eben ein bisschen abgespeckt und die mutigen Astronauten mit einem besseren Taschenrechner ins All geschickt.

Nur zum Vergleich. Ihr kleiner Rechner schiebt die Daten aus Ihren sieben geöffneten Fenstern in giga- oder gar terrabytegroße Arbeitsspeichern hin und her. Der Computer von Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins wog dreißig Kilo. Die Tastatur sah aus, wie die eines zu groß geratenen Taschenrechners – immerhin mussten Männer mit fleischwurstbreiten Handschuhfingern ihn bedienen. Und die Speicher? Verhielten sich dazu wie Dinosaurierhirn zu Dinosaurier: Der Hauptspeicher fasste 74 Kilobyte, der Arbeitsspeicher: vier.
Und das merkte man auch. Kurz vor der Landung kam bei Neil Armstrong und Buzz Aldrin in der Mondlandefähre Eagle Hektik auf: Die Kommunikation mit der Erde brach immer wieder ab, weil sich eine Antenne nicht ausrichtete. Der Bordcomputer zeigte an, er sei überlastet. Armstrongs Puls: 150 Schläge pro Minute.

Gut, es hat funktioniert. Das wissen wir ja nun zur Genüge.

Eher weniger wissen wir dagegen über den unterhaltsamen Hickhack zwischen der Nasa und dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort baten die Nasa-Verantwortlichen offenbar kurz vor knapp um Hilfe. Man dachte wohl: Kein Problem, fragen wir mal die Jungs vom MIT.

„So können wir nicht arbeiten“, sollen die gesagt haben.

Nasa-Mann an Vorgesetzten: „Das MIT versagt.“

MIT an Nasa: Man wundere sich schon, dass die Nasa für den Mondflug einen Computer braucht und keine Grundlagenforschung betreibt…

Einiges an dieser historischen Mission war eben doch sehr irdisch. Vielleicht tröstet Sie das ja auch, wenn Sie sich mal wieder fragen, ob das gerade jetzt vielleicht doch diese eine kleine Verzögerung zuviel für Ihr Projekt gewesen ist…. Gaaanz ruhig. „Et hät noch immer jotjejange“, wie der Kölner an sich gern sagt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schokolade

Schokolade, die nicht schmilzt finde ich ungefähr so befremdlich wie Tomaten, die nach drei Wochen noch rot und prall in meiner Küche liegen.

Seit kurzem gibt es offenbar beides. Gut, die neue nicht schmelzende Schokolade – Volcano soll sie heißen – habe ich noch nicht ausprobiert. Aber als überzeugte Schokoholikerin habe ich meine Vorbehalte.

Was wäre eine lange Autofahrt ohne vollgekleckertes Kind?

Und was wäre das Schokoladenmuseum in Köln ohne diesen tollen Schokobrunnen.

Okay, die Schokolade ist wohl vor allem für Schokoentwicklungsländer wie China oder Indien gemacht. Trotzdem. Ich weiß nicht, was sie bei dieser Firma für ihre schmierfreie Schokolade als Zutaten nehmen. Wahrscheinlich Zement. Nein, das war jetzt böse. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll der Trick wohl sein, dass die Schokolade mehr Luft enthält und die Kakaobutter weniger Fett – oder so ähnlich.

Klingt ja verlockend…

Ich für meinen Teil habe festgestellt: Was immer in der Schokolade drin ist – es muss vom Tier sein.

Ja, leider war ich allergiebedingt mal gezwungen, meine Lieblingssorten links liegen zu lassen und ein wenig zu experimentieren.

Ich dachte schon: Schokolade adé.

Aber glücklicherweise gibt es ja auch Schokoladenhersteller, die etwas sinnvolleres mit den Kakaobohnen anstellen, als sie kleckerfrei zu machen. Oder sinnlicheres? Egal auf jeden Fall sinniger! Statt mit Kuhmilch panschen sie die braune Masse nämlich einfach mit Schaf- oder Reismilch zusammen, bevor sie sie gießen. Schön für die Allergiker.

Ich habe also nach kurzem Zögern gleich beides gekauft – fast hätte ich damals die Schafvollmilchtafel liegen gelassen und nur die Reismilchschoki gekauft, weil ich spontan Schafskäse in der Nase hatte.

Ich liebe Ziegenkäse, aber mit den meisten Schafskäsesorten können Sie mich jagen. Die Schafmilchschokolade ist aber wirklich sehr lecker. Und über die Schokostückchen hoppeln kleine wolkige Schäfchen. Reismilch dagegen …

Ich finde, da kann man auch Wellpappe essen. Obwohl ich Puffreis mit Schokoüberzeug immer sehr überzeugend fand.

Es lohnt sich also für die Hersteller, noch ein bisschen herumzuexperimentieren. Hauptsache, es ist vom Tier. Und es schmiert schön…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Unwissen

je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir auch wieder nicht.

Klingt komisch, ist aber so.

Nehmen Sie mal eine beliebige Statistik. Zum Beispiel die, dass Fahrschüler im Osten Deutschlands häufiger durch die Theorieprüfung rauschen, als im Westen. Und in Hamburg häufiger durch die praktische Prüfung.

In Sachsen-Anhalt scheitern 44,4 Prozent der Fahrschüler im ersten Theorie-Anlauf. In den übrigen ostdeutschen Bundesländern sieht es nach Angaben des Kraftfahrzeugbundesamtes in Flensburg ähnlich aus – allesamt über 40 Prozent. Ebenso in Hamburg die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung: mit 41 Prozent deutlich über dem Schnitt.

Warum? Man weiß es nicht so genau.

Bei der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände runzeln sie die Stirn. Ebenso beim ADAC. Keine Erklärung taugt. Fahrlehrer? Gleiche Richtlinien! PISA? Da schneiden Ossis nicht schlechter ab, als Wessis. Pädagogische Unterschiede? Niedrige Anmeldegebühren? Demotivation? „Alles Kaffeesatzleserei!“, meint Gerhard von Bressendorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

Noch ein Bereich also, über den wir nichts wissen.

Davon gibt es mehr als ich dachte. Passen Sie mal auf: Vor kurzem haben Kathrin Passig und Aleks Scholz das „Lexikon des Unwissens“ herausgebracht. Was da alles drin steht.

Die Erkältung zum Beispiel. Haufenweise Daten hat die Wissenschaft über sie hervorgebracht – über die wenigsten sind die Forscher sich einig. Nicht einmal die Frage, ob Sie sich überhaupt mit einer Erkältung anstecken oder auf welchem Weg Sie sich die sonst zuziehen, ist unumstritten. „Typisch für die Erkältungsforschung: Auch hier gibt es eine mehr als sorgfältig durchgeführte Studie, aus der das Gegenteil hervorgeht“, stellen die Autoren fest.

Oder die Frage, was mit Ihrem Auge passiert ist, dass Sie kurzsichtig werden: Solides Unwissen! Schlechte Angewohnheiten, die Gene, ungünstige Lichtverhältnisse, Computerarbeit – all diese Vermutungen sind ebenso gut belegt wie widerlegt. Das Lexikon enthält neben allzumenschlichen Bereichen des Unwissens wie Gähnen, das Vorhandensein von Leben oder Herbstlaub auch Spezialdisziplinen wie Hawaii oder Los-Padres-Nationalpark.

Oder die Laffer-Kurve. Volkswirte zaubern die Grafik von der Form eines auf dem Kopf stehenden U gern hervor, um zu zeigen, dass der Steuersatz weder zu hoch noch zu niedrig sein darf, um dem Staat auskömmliche Steuereinnahmen zu bescheren. Aber wo ist das Maximum? Bei 15 Prozent? Oder doch eher irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent? Na?

Man weiß es nicht so genau.

Unwissen ist nicht einfach nur Nichtwissen. Sie müssen schon eine Menge erforscht haben, um mit Sokrates sagen zu können, was Sie nicht wissen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Lehnwörter

im Finanzdistrikt von San Francisco steht das Gaffen derzeit hoch im Kurs.

In der Mittagspause sammeln sich die Geschäftsleute und Bankangestellten auf dem Bürgersteig, den Blick fest auf die andere Straßenseite gerichtet. Da wird seit einigen Tagen beste Unterhaltung geboten: Ein Purpurstärling – das ist ein nordamerikanischer Singvogel, der ein bisschen aussieht wie unsere Amsel – verteidigt mit Schnabel und Krallen sein Revier. Hopst über den Asphalt, schnappt sich einen Wurm, füttert seine Küken – und attackiert nebenbei zu Bestzeiten zwei bis drei Fußgänger pro Minute.

Hitchcocks Vögel lassen grüßen.

Aber „Swoops“ – so haben Blogger den possierlichen Piepmatz getauft, es bedeutet Sturzflieger – kommt allein. Ein Schild warnt: „Achtung: Auf den nächsten hundert Metern schlägt ein Vogel von oben herab zu“.

Bis die Leute das Schild gelesen haben, ist es auch schon passiert…

„Wir schließen Wetten ab, wen es als nächsten trifft“, ließ Susanna Cook eine Zeitung wissen. Auf Männer mit Glatze steht Swoops offenbar besonders. Die Ausschnitte bei youtube haben etwas von einer Sitcom. Bei jedem Angriff Gelächter und Applaus. Schadenfreude.

Das ist ja die reinste Freude, sagt jedenfalls eine Spruchweisheit.

Wussten Sie eigentlich, dass viele Nationen gar kein eigenes Wort für Schadenfreude besitzen? Ich wusste das nicht. Leihen sie sich eben unseres aus: Als Lehnwort gibt es die Schadenfreude im Englischen, Französischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen und Polnischen. Sie begegnen in aller Welt auch noch Kindergärten, Hinterland, Trittbrettfahrern, Zechprellern sowie Weltschmerz, Angst und Sauerkraut.

Wörterbücher sagen mehr über ein Land als Reiseführer, davon ist der Brite Adam Jacot de Boinod überzeugt. Er muss es wissen, besitzt er doch 280 Wörterbücher. Ein paar sprachliche Juwelen hat er in ein Buch geschrieben, „Meaning of tingo“.

Hübsch finde ich zum Beispiel, dass es im Albanischen 27 Bezeichnungen für Schnurrbärte und Augenbrauen gibt. Auf Hawaii gibt es 108 Wörter für Süßkartoffen, 47 für Bananen und 65 Worte für Fischernetze. Perlen des Tiefsinns finden sich auch, etwa im persischen. Da bezeichnet „tuti’i pas ayina“ eine Person, die hinter einem Spiegel sitzt und einen Papagei das Sprechen lehrt, indem sie ihn glauben macht, dass es ein anderer Papagei ist, der die Wörter vorspricht.

Schlau, finden Sie nicht auch?

Ich habe immer gedacht, beim Entlehnen von Worten in die eigene Sprache gehe es um knackige Treffsicherheit. Ich habe meine Zweifel, seit ich das Tok Pisin-Wort – die Sprache Papua Neuguineas – für Akkordeon kenne. Akkordeon ist schlank und griffig. Die Papuas sagen lieber: ‚liklik box you pull him he cry you push him he cry‘.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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