Prognosen

gut, dass ich das erst jetzt erfahre: Der 22. Juli ist ein „sehr gefährlicher Moment im Universum“.

Davor warnte nun ein indischer Astrologe. „Wenn die Sonne, die Anführerin unter den Gestirnen, krank ist, dann bedeutet das, dass es auf der Welt große Probleme geben wird“, führte der Sternendeuter aus. Er ist nicht der einzige, der sich sorgte. Denn da war mal wieder Sonnenfinsternis. In der Nacht – nicht bei uns, sondern auf der anderen Seite des Erdballs, in Indien und auch in Singapur und China. Aus China hört man, die Wahrscheinlichkeit für Krieg und Unruhen liege bei 95 Prozent.

Wieder so eine Prognose, mit der Sie nicht falsch liegen können. Uiguren…

Schauen wir lieber gleich in die Vergangenheit. Wo waren Sie eigentlich am 11. August 1999? Als hierzulande alle mit Schutzbrillen bewaffnet in den Himmel guckten? Zumindest, wer eine ergattert hatte. Ich stand auf dem Hügel vor der Köln-Arena. Und habe versucht, im dunkler werdenden wolkenverhangenen Himmel einen Blick auf das Naturschauspiel zu erhaschen. Vergebens. Brille war da gar nicht nötig. Immerhin waren die Fernsehaufnahmen toll. Und ich hatte das Vergnügen, mich damit befassen zu können, welche Vorstellungen sich Menschen von diesem natürlichen astronomischen Phänomen machen.

Fabelhaft, wirklich…

Ein Zoo von Drachen, Himmelswölfen und anderen Monstern bestimmt die Sagen und Mythen. Einige brasilianische Naturvölker glauben, ein riesiger Vogel verdunkele mit seinen Flügeln das Gestirn. Bewohner Südamerikas und Chinas sowie die Wikinger glaubten, die Sonne werde gefressen. Wahlweise von einem Puma, einem Drachen und zwei Himmelswölfen. Die Chippewa-Indianer aus Amerika fürchten, die Sonne werde verlöschen. Sie wollen das verhindern, indem sie brennende Pfeile abschießen. Das ist sicherlich sehenswert.

Glauben Sie mal nicht, im Land der Aufklärung wären wir soviel rationaler. Hierzulande hielt sich lange Zeit der Glaube an übernatürliche Phänomene. Noch zur Sonnenfinsternis 1715 – gut, da fing die aufklärerische Epoche erst an – forderte Fürstbischof Franz Arnold aus Münster die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Weil nämlich „vorhin offters verspüret worden, daß bei dergleichen Finsternissen wegen alsdann herunterfallenden fast schädlichen Himmelsthaues an Menschen und Vieh Schaden zugefügt sei.“ Das überliefern die „Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg“.

Jetzt wissen Sie bescheid.

Brennende Pfeile flogen gestern wohl nicht. Falls Sie gerade in Indien sind, haben Sie vielleicht die Gebete der hinduistischen Priester für den Sonnengott Surya erlauscht. Der Sonnengott gerät der Überlieferung zufolge bei einer totalen Sonnenfinsternis in Bedrängnis: Der Dämon Rahu versucht, die Sonne zu erobern.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html