Vermenschlichung

wenn Menschen tierisches Verhalten dazu nutzen, ihre moralischen Forderungen zu untermauern, befremdet mich das.

Gut, zuweilen ist es ganz unterhaltsam, jetzt gerade in San Francisco. Dort lebte im Zoo seit sechs Jahren das schwule Pinguinpärchen Harry und Pepper. Die beiden galten als perfektes Paar. Sie waren sehr traut miteinander und brüteten sogar im Stich gelassene Nester ihrer Artgenossen aus.

Nun verließ Harry Pepper – wegen einer Pinguinfrau, Linda

Stoff für Zunder aus allen Richtungen. Sitzen gelassen habe Harry seinen Pepper, schrieb die Los Angeles Times. Auch über Linda waren die Blogger empört: Sie habe Pepper seinen Partner eiskalt ausgespannt und schere sich nur „um ihr eigenes Glück, egal, wen sie damit verletzt“, schrieb ein anonymer Blogger. Der Pinguinpfleger sieht es pragmatisch. Linda – frisch verwitwet – sei mit ihren gleich zwei Nestern eben einfach eine gute Partie.

Die Christen San Franciscos frohlocken. Gut, das ist vielleicht verständlich – schließlich befinden sie sich in einer als Schwulenparadies geltenden Stadt. In der fast die gesamte schwule Pornoindustrie weltweit versammelt sitzt. Jedenfalls erklärte die christliche Website OneNewsNow.com die Trennung zum Beweis, dass „die Natur heterosexuelle Partnerschaften bevorzugt“.

Ich respektiere ethische Einstellungen – ebenso wie sexuelle Orientierung. Und ich finde, Menschen sollten keine Politik mit Tieren machen – schon aus Vernunft.

Denn dafür wissen wir viel zu wenig. Ja, zum Beispiel über Schwäne. Die gelten ja als das Symbol für Treue schlechthin. Sitzen auf jeder Menge Hochzeitstorten.

Nichts gegen Romantik und Symbole, wirklich nicht. Auch Kitsch ist klasse.

Aber Pustekuchen: Auch Schwäne wechseln ihre Partner vor dem Lebensende. Und nicht nur das: Sie gehen sogar fremd. Nicht zu knapp. Und dazu noch ganz besonders gewieft. „Jedes sechste Schwanenküken ist das Produkt einer Affäre“, stellt Raoul Mulder fest, Zoologe an der Universität Melbourne. Wie das überhaupt gehen soll, gab den Forschern schon Rätsel auf. Schließlich hocken die eleganten Vögel die ganze Zeit einträchtig beisammen. Die Lösung: Sie hintergehen sich gleichzeitig. „Das Männchen schleicht sich vom Nest weg und das Weibchen nutzt die Gelegenheit“, beschreibt es Mulder.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html