Schlafen

das war ja mal eine Überschrift vor ein paar Tagen. Ich natürlich sofort drauf geklickt. Da stand: „Auf der Seite schlafen und abnehmen“…

Ich dachte schon „Super – endlich mal was ganz neues, statt immer dieser Diätenwahn um die Frühlingszeit herum…“ Aber es war dann doch anders. Es ging nicht um eine Gewichtsreduziermethode. Stattdessen ums Schnarchen. Dagegen helfen: auf der Seite schlafen und abnehmen. Und so kam es zu der Überschrift.

Ganz neue Mythen können so entstehen.

Wie viele Menschen klicken denn schon auf den Artikel? Und vielleicht bleibt ja bei dem ein oder anderen in aller Eile hängen: „Auf der Seite schlafen hat irgendwas mit abnehmen zu tun.“

Wie schnell wird daraus: „Auf der Seite schlafen macht schlank.“

Tja. Und wie es mit Mythen eben so ist – sie halten sich hartnäckig. Die Wissenschaftssendung Quarks & Co. hat vor einiger Zeit mal ein paar Mythen rund ums Schlafen zusammengetragen. Gut, dass meiner da noch nicht auf dem Markt war… Aber die Mythen, die es sowieso schon über das Schlafen gibt, sind auch ganz fein. Manche stimmen wirklich, sind also eigentlich gar keine Mythen. Zum Beispiel, dass es gesünder ist, in kühlen Räumen zu schlafen. Kälter als 16 Grad sollte es nicht sein. Aber 16 bis 17 Grad Raumtemperatur sind wohl ideal zum Einschlafen. Denn der Körper muss sich ein wenig abkühlen, um ruhig zu schlafen. Überraschend fand ich, dass Sockenanziehen dabei helfen kann. Das liegt wohl daran, dass Ihr Körper keine Wärme abgibt, wenn es Sie an Händen und Füßen fröstelt. Wer Socken anzieht, kühlt also daher in kalten Räumen sogar besser auf die gewünschte Temperatur herab.

Seltsam, aber wahr…

Ansonsten stimmt allerdings ungefähr nichts, was wir uns über den Schlaf erzählen. Fand ich überraschend. Dass ältere Menschen weniger Schlaf brauchen? Pustekuchen. Viele schlafen eben nur tagsüber mehr oder gehen extrem früh ins Bett. Unter dem Strich bleibt es neueren Forschungen zufolge offenbar bei den sieben bis acht Stunden pro Tag, die schon junge Erwachsene brauchen. Nur ein Gerücht ist auch, dass Sie Schlafwandler nicht wecken dürfen. „Man sollte sie sogar wecken“, schreiben die Wissenschaftsjournalisten auf der Internetseite der Sendung, „bevor sie in Gefahr geraten“. Denn auch das mit der schlafwandlerischen Sicherheit ist eben auch nur ein Mythos. Schlafwandler folgen einfach nur dem Licht. Bevor das zufällig von einem entgegenkommenden Auto kommt, ist Wecken schon sinnvoll. Und vor dem Schlafen Haus- oder Wohnungstür und Fenster verschließen.

Falls Sie auf Ihren Schönheitsschlaf bedacht sind, dürfen Sie aufatmen. Sie brauchen nicht mehr um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Nur, wenn Sie müde sind. Denn es stimmt nicht, dass der Schlaf vor Mitternacht am wertvollsten ist. Was Sie brauchen, sind Tiefschlaf und REM-Phase. Wann, ist egal. Solange sie sich genug Schlaf gönnen, alle Schlafphasen mitzumachen, können Sie auch nach Mitternacht ins Bett. Schön, das zu wissen, nicht wahr? Nun brauchen Sie nicht mehr gegen Ihre Nachteulennatur zu kämpfen. Hätte auch keinen Sinn. Schließlich ist der Mythos wieder wahr, dass es Lerchen und Eulen gibt. Liegt offenbar in unseren Genen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Naturfasern

wussten Sie eigentlich, dass die UN-Generalversammlung 2009 zum Jahr der Naturfasern erklärt hat. Habe ich kürzlich beim Altpapiersortieren gelesen.

Und was hat es uns und den Naturfasern gebracht?

Einen eindrucksvollen Biobaumwolle-Skandal. Gut, das mag verkürzt sein, aber viel mehr war von Naturfasern in den vergangenen Monaten ja nicht zu hören, oder? Produzenten von Biobaumwolle hatten zwar beim Anbau die Pestizide weggelassen, aber dafür gentechnisch behandelte Pflanzen verwendet. Das berichtete vor wenigen Wochen die Financial Times Deutschland. Das war da zwar schon ein Dreivierteljahr bekannt. Aber der Weltbioverband hatte sich nach Kräften bemüht, die Verstöße zu vertuschen. Und das, wo sich der Umsatz mit Biotextilien in den vergangenen fünf Jahren weltweit mehr als verzehnfacht hat: von 500 Millionen auf in diesem Jahr schätzungsweise 5,3 Milliarden Dollar, so die Neue Zürcher Zeitung.

Eigentlich ist der Bio-Textilrohstoff ja eine sehr feine Sache.

Denn in Sachen Umweltverträglichkeit ist der Baumwollanbau eine Nummer für sich: Zwei Prozent der Weltagrarfläche, aber 16 Prozent der Pestizide, schrieb die FTD. Das hat seinen Grund: Die Pflanze ist derart empfindlich, dass ihr wirtschaftlicher Erfolg nach blankem Wahnsinn klingt. Baumwolle kann nur trocken geerntet werden. Regnet es, müssen die Pflücker mindestens drei Tage warten. Öffnet sich aber die Pflanze, muss sie so rasch wie möglich vom Feld. Denn sonst trägt der Wind die zarten Fasern weg oder sie fallen zu Boden. Und bekommt die Baumwolle selbst in einer geöffneten Knospe Regen ab, ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Dann waren sämtliche Investitionen für die Katz. So beschreibt es die italienische Wirtschaftsprofessorin Pietra Rivoli in ihrem Buch „Reisebericht eines T-Shirts“.

Unglaublich risikobehaftet also, das Geschäft mit der Baumwolle.

Aber wohl nur scheinbar alternativlos. Klar, auch ich schwöre auf Baumwolle: Für Kinder oder Leute mit empfindlicher Haut gibt es keine bessere Unter- und vor allem im Sommer auch Überbekleidung. Außer vielleicht Hanf. Der ist von Natur aus so robust, dass er ohne Pestizide auskommt. Ein echter Startvorteil. Und viel reißfester. Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, sind keine Nachteile bekannt – weder für die Umwelt noch bei der Verarbeitung. Und von Tauen über Jeans bis zu T-Shirts geht alles. Schon die erste Jeans von Levi Strauss war aus Hanf.

Warum die tolle Faser kaum industriell genutzt wird, ist offenbar zumindest auch die Geschichte einer toll gelungenen PR-Kampagne. Das habe ich vor einigen Jahren mal im Radio gehört. WDR oder Deutschlandfunk, also zuverlässige, öffentlich-rechtliche Quelle. Aber nicht etwa eine PR-Aktion der Baumwollindustrie.

Chancen verhindert hat über Jahre wohl eine ganz andere Studie: herausgegeben von einem Verband der Alkoholindustrie: über die negativen Wirkungen der dröhnenden kleinen Schwester Cannabis. Beim daraufhin erlassenen Anbauverbot machte man offenbar zumindest lange Zeit keinen Unterschied zwischen Cannabis und wirkstofffreien Hanfpflanze für die Textilindustrie.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Pizzateiler

falls Sie sich auch gelegentlich mal mit Ihren Lieben eine Pizza teilen, kennen Sie das Problem: Wie auch immer Sie schneiden – die Mitte der Pizza liegt am Ende irgendwie doch nicht in der Mitte. Und damit sind die einzelnen Stücke nicht exakt gleich groß, selbst wenn sie noch so ebenmäßig geschnitten aussehen…

Hätten Sie gedacht, dass dieses Problem nicht nur ganz viele andere Leute auch haben. Sondern dass es offenbar schon seit vier Jahrzehnten auch die Mathematiker beschäftigte. Endlich haben zwei von ihnen das Problem gelöst. Rick Mabry und Paul Deiermann von der Southeast Missouri State University. Elf Jahre haben sie gerechnet, kombiniert, computersimuliert, gezeichnet, mit Algebra und Trigonometrie herumhantiert. Und daraus die optimale Pizzateil-Strategie entwickelt – und bewiesen, wie der New Scientist berichtet. Und das natürlich – wie es sich für echte Mathematiker gehört: für alle möglichen Anzahlen von Schnitten.

Drunter machen es Mathematiker ja nicht.

Schließlich weiß man ja auch nie, mit wie viel Leuten man sich die Pizza teilen muss…

Ich habe mir die Ergebnisse mal angeguckt. Sie waren mir zu hoch. Das sah zwar alles sehr klug aus, aber bis ich das nachvollzogen habe, sind wir hier verhungert…

Außerdem fallen mir auch noch ein paar Fragen ein, die die Studie nicht klärt: Was ist mit dem Salamistück? Und wer bekommt das Stück mit der dicken Kruste und den komischen Pilzen? Und was, wenn der Extra-Käse oder der Knoblauch nicht so schön symmetrisch auf der Pizza verteilt ist. Die Forscher streben derweil längst anderen Fragen zu: Berichten zufolge ergründen Sie das Geheimnis der Calzone.

Wir dagegen werden wohl weiter nach der Devise verfahren: Einer teilt, der andere verteilt. Oder bestellen gleich Spaghetti…

Dass es im Zusammenhang mit Pizza noch ganz andere Verteilungsprobleme zu lösen gibt, davon machen wir uns hier im idyllischen Deutschland aber ja sowieso kein Bild. Wohl aber die Initiative „Addio Pizzo“ – im wahrsten Sinn. Die Initiative aus 400 Ladenbesitzern und Händlern haben einen alternativen Stadtplan für die nord-sizilianische Hafenstadt Palermo veröffentlicht. In dem verzeichnen sie alle Pizzarestaurants der beiden wichtigsten sizilianischen Städte, in denen Sie über den Preis für den Teig- und Käsefladen nicht gleich auch die Schutzgelder für die Mafia mitfinanzieren.

Auch der deutsche Botschafter, Michael Steiner, demonstriert seine Sympathie einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge mit dem T-Shirt-Slogan „Ein freies Volk zahlt kein Schutzgeld“. Falls Sie mal nach Palermo reisen sollten: Den Plan bekommen Sie an Bahnhof und Flughafen sowie in Touristenbüros. Oder Sie laden ihn sich unter addiopizzo.org aus dem Internet herunter.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

29. Februar

sagen Sie nicht, Sie haben am 29. Februar Geburtstag…

Das würde bedeuten: auch dieses Jahr wieder nicht. Nicht wirklich. Zufällig bin ich da vor kurzem auf einen Text von Georg Christoph Lichtenberg gestoßen: „Trostgründe für die unglücklichen, die am 29. Februar geboren sind“. Mit Trost und Empfehlung. Lichtenberg ist zwar als Aphoristiker bekannt. Literarisch also eher Kurzstrecke. Aber hierfür hat er sich wirklich Zeit genommen.

Nein, er hatte nicht am 29. Februar Geburtstag. Das habe ich auch gleich nachgeschaut. Es war der 1. Juli 1742. Vielleicht kannte er ja jemanden. Jedenfalls hat er sich wahrscheinlich sehr verdient um die Schaltjahresgeborenen gemacht.

Erst freilich lamentiert Lichtenberg ein Weilchen: über 75 Prozent weniger Glückwünsche, Aufmerksamkeiten und Gründe zur Freude und guten Vorsätzen zum Geburtstag. „Aber der Neujahrstag, sagt man, bleibt ihnen doch noch. – Das ist keine Antwort, den Neujahrstag haben die gewöhnlichen Menschen auch, also den 75 Prozenten geht auch hier nichts ab“, schreibt Lichtenberg.

Dann rechnet er auch noch vor – ich wusste gar nicht, dass das gehen kann –, dass ein Kind, das am letzten Schalttag des ausgehenden Jahrhunderts, also für ihn: am 29. Februar 1796 geboren wurde, ganze acht Jahre lang keinen echten Geburtstag feiern kann. „Also ein Kind, das den 29. Februar 1796 geboren würde und etwa den 28. Februar 1804 stürbe, wäre acht Jahre alt geworden, ohne einen einzigen wahren Geburtstag erlebt zu haben“, so Lichtenberg.

Und dann kommt er dankenswerterweise zum eigentlichen Grund des Schreibens „in einem berühmten Journal“ – leider steht im Gutenberg-Projekt des Spiegels nicht, in welchem Journal: dem Trost an die Schaltjahreskinder und der Antwort darauf, wie so ein armer am Schalttag Geborener denn nun feiern soll.

Erst der Trost: Natürlich jähre sich der erste Atemzug jedes Jahr wieder neu. „Er wird also genau ein Jahr alt sein, wenn die Sonne das nächste Mal wieder in demselben Punkt der Eklipik steht, und der bürgerliche Tag, in welchen jener Zeitpunkt fällt, ist der Geburtstag des Menschen im eigentlichen Verstande“, schreibt Lichtenberg.

Und dann liefert er einen sehr brauchbaren Geburtstagskalender: „Wer am 29sten Februar morgens um 12 Uhr geboren ist, feiert seinen Geburtstag oder eigentlich Geburtsstunde, das nächste Jahr den 28. Februar morgens um 6, das 2te Jahr den 28. Februar mittags um 12, das 3te Jahr den 28. Febr. abends um 6, das 4te Jahr den 29. Februar um 12 des Morgens. Am 29. Februar um 6 des Morgens geboren: das 1ste Jahr den 28. Februar um 12 des Mittags, das 2te Jahr den 28. Februar um 6 des Abends, das 3te Jahr den 28. Februar um 12 des Nachts oder den ersten März, das 4te Jahr den 29. Februar um 6 des Morgens.“

Und so weiter. Das gleiche dann auch noch für die um 12 Uhr mittags und abends um 6 Uhr Geborenen. Beides erspare ich uns mal. Bei Bedarf rechnen Sie einfach weiter. Oder schauen kurz in Lichtenbergs Text. Das ist so eine schöne Geburtstagsfeier ja auch allemal wert… Herzlichen Glückwunsch!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Kosmetikertruppe

neulich habe ich mich mal wieder verlesen. Da stand irgendwo etwas über ein kleines Video von einer – nun: Kosmetikertruppe.

Ich: „Kosmetikertruppe??“

Nochmal genauer hingeschaut. Dort stand: „Komikertruppe“… Hätte ich mir ja gleich denken können. Die in einem Youtube-Video eine Tresendebatte über „Arbeit – Geißel der Menschheit“ führt. Viel lustiger als das Video fand ich aber, was mein Hirn da mal wieder so eigenmächtig veranstaltet hatte.

Sie kennen bestimmt auch den Ausdruck „Freudsche Fehlleistung“. Das ist, wenn Sie beispielsweise etwas sagen wollen und es kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Freudsch wird die Fehlleistung, also etwa ein Freudscher Versprecher, wenn er tief blicken lässt. Wenn er ahnen lässt, dass dahinter ein tieferer Sinn steckt. Wenn es also so aussieht, als befänden Sie sich da in irgendeinem Konflikt zwischen dem, was sie offiziell wollen und sagen und irgendetwas Unbewusstem, wenn ich das richtig verstanden habe.

Jedenfalls sind sie eben oft sehr hübsch, diese Versprecher – vor allem bei Prominenten wie etwa Politikern. So hat vor der Wahl Herr Lafontaine um Erst- und Zweitstimme für die SPD gebeten. Um sich rasch zu korrigieren: „Für die Linke“. Unvergessen auch bis heute, wie Herr Stoiber als Kanzleramtskandidaten-Kandidat, in der Sonntagabend-Talkshow „Christiansen“ Frau Christiansen mit „Frau Merkel, äh… Frau Christiansen“ ansprach. Oder wie der langjährige Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl zu den Koalitionsgesprächen mit der FDP sagte, man wolle „pfleglich miteinander untergehen“… Hübsch auch, wie der Ex-Generalsekretär der FDP und heutiger Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel vor dem Parlament erklärte „Hilfreich ist die Kenntnis der deutschen Strafe…. äh: Sprache.“

Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach mal Frau Illner mit „Frau Maischberger“ an. Woraufhin die sagte „Die andere…“ und er: „Dafür dürfen Sie mich jetzt zweimal mit „Herr Stoiber“ ansprechen… Schön ist so etwas. Schön peinlich…

Natürlich ist Irren absolut menschlich, gerade vor Kameras.

Trotzdem: hübsch. Und deswegen auch sehr beliebt. Seit einiger Zeit gilt das übrigens fast noch mehr für die eigentlich viel weniger peinlichen Verhörer – falsch verstandene Liedzeilen. Der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, Axel Hacke, hat mit Verhörern, von denen ihm Leser seiner Kolumne berichteten, gleich mehrere Bücher gefüllt. Mit Sachen wie: „Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Rheumaschmerz“ etwa statt „Du bist mein Reim auf Schmerz“. Oder „Kriech da nicht rein“ statt „Griechischer Wein“.

Am besten gefällt mir „Schön wie eine Wachtel am Morgen“ statt „Schön wie ein erwachender Morgen…“ Und natürlich das, was meine Tochter diesen Winter immer im Klingglöckchen-Lied gesungen hat: „Bringt Euch wilde Gaben“… statt „milde Gaben“. Manche Verhörer und Verleser sind einfach besser als das Original.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 25.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Mozart

was bewirkt, dass Kühe mehr Milch geben? Dass Babys schon im Mutterleib auf schlau und glücklich programmiert werden? Dass Pflanzen schneller wachsen? Und dass auch frühgeborene Babys besser gedeihen?

Klar: Mozart-Sonaten.

Da sind Sie bestimmt auch gleich drauf gekommen. Nun also eine Studie über die Frühgeborenen. Auch auf sie übt Mozart also einen positiven Einfluss aus, fanden Kinderärzte der Tel Aviv University nun heraus. Ich finde solche Nachrichten natürlich immer wieder spannend und nützlich.

Gut, dass ich Mozart gut leiden kann…

Denn ich frage mich schon manchmal: Was ist mit Tschaikowsky? Oder Beethoven? Von mir aus auch Bach oder Verdi? Kaum etwas wird so systematisch dem Wachstumsförder-Einflusstest unterzogen wie Mozart. Gut, vor kurzem auch mal das Vorlesen – Frauenstimmen unterstützen das Pflanzenwachstum demnach besser als Männerstimmen, vielen Dank.

Aber sonst? Nur selten etwas anderes als Mozart.

Wahrscheinlich aus gutem Grund. Anders als bei Beethoven, Bach oder Bartok wiederholen sich bei Mozart immer wieder ähnliche Melodien – und die wirken wahrscheinlich auf bestimmte Regionen des Großhirns beruhigend, vermutet Studienleiter Dr. Dror Mandel.

Bei den untersuchten Frühchen führt das jedenfalls dazu, dass sie weniger Energie verbrauchen. Das hat den Vorteil, dass sie die Nahrung besser zum Wachsen nutzen können. Gerade für Frühchen ist es sehr wichtig, rasch zu wachsen: Erst wenn sie kräftig genug sind, können sie nachhause. Vorher sind sie den vielen Infektionserregern und Krankheiten in der Klinik ausgesetzt – für die Kleinen sind die eine ernsthafte Gefahr.

Aber auch den israelischen Kinderärzten ist es offenbar nicht ganz recht, auf die Empfehlungslisten für Eltern und Geburtsstationen stets das immer selbe draufzuschreiben: Mozart vorspielen. Deswegen wollen sie demnächst also nicht nur ausprobieren, wie sich die Musik von Mozart über einen längeren Zeitraum auswirkt, sondern auch, was Werke anderer Komponisten bewerkstelligen.

Ob sie dabei aber nicht vielleicht doch über das Forscherziel hinausschießen?

Die Frühchen sollen nämlich nicht nur in den Genuss von Bach oder Beethoven kommen. Die Kinderärzte wollen ihnen auch Popmusik vorspielen – und sogar Rap. Ob nun allerdings ausgerechnet Rap den Energieverbrauch senkt, das wage ich dann schon zu bezweifeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Haute chocolat

was haben Haute-Couture und Kakao miteinander zu tun?

Beides ist teuer. Aber nicht nur das. Doch immer schön der Reihe nach.

Mit 2200 Euro pro Tonne zahlen Sie für Kakao derzeit soviel wie seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. Der Grund ist – wie könnte es bei Preissteigerungen für Rohstoffe derzeit anders sein: Spekulation. Wie hoch der Schokoladenpreis nun steigen wird, ist nach Einschätzung von Experten völlig offen.

Klar eigentlich, dass da immer mehr Leute meinen, Schokolade sei zum Essen eigentlich viel zu schade.

Nicht nur, dass die leckere, braune Masse nun für einen Nachbau der Chinesischen Mauer verwendet wird, siehe Newsletterausgabe vom 26.1. Nun liefert sie auch bestes Material für feine Kleider, Schuhe, Handtaschen.

Haute lecker Couture. Hmm…

Eine tolle Chance für Quereinsteiger in die Modebranche: Frances Cooley etwa. Erst hatte die gelernte Konditorin und Grafikdesignerin aus Belgien nur ein paar antik aussehende Schokoladenschuhe fabriziert. Längst erweiterte sie ihre süße Kollektion: um Schuhe aller Farben und Formen – zebragestreift oder auch hübsch getupft – zubereitet in der heimischen Küche aus feinster belgischer Schokolade.

Angesagt derzeit vor allem: die süßen High Heels. „Darüber staunen die Leute, weil es das perfekte Geschenk für eine Frau ist“, berichtet Cooley dem britischen Telegraph, „Schokolade und Stilettos in einem.“ Gehen weg wie warmer Kuchen. Auch mitten in der dicksten Wirtschaftskrise fuhr die Mutter von zwei Kindern, die vom heimischen Herd aus 25 Boutiquen und Delikatessgeschäfte beliefert – darunter das Luxuskaufhaus Liberty – vergangenes Jahr „unglaubliche Verkaufszahlen“ ein.

Beste Champagnerlaune, nicht nur in der Schokoschuhbranche.

„In ein paar Geschäften hier in der Nähe haben sie pinkfarbenen Champagner verkauft“, berichtet Cooley, „und ein paar Leute haben den direkt aus den Schuhen getrunken.“ Ihr Erfolg inspirierte die junge Designerin zu einer passenden Handtaschenkollektion.

Vielleicht avancieren die guten Stücke ja bald auch zu Kunst- oder Designobjekten. Dann sind noch ganz andere Preise drin als die derzeit umgerechnet 9,80 Euro für ein kleines Paar oder die 24,20 Euro für einen großen Einzelschuh oder die 10,95 Euro für eine kleine und 28,80 Euro für eine große Schokoladen-Handtasche.

Gelten doch auf dem Kunst- und Designmarkt ganz eigene Gesetze.

Ganz ähnliche übrigens wie bei den Rohstoffen. Schön für Kunst- und Designanleger: Gibt die Preissteigerung wegen des Marktwerts der Designerin nicht genug her, lässt sich das gute Stück ohne weiteres einschmelzen und als Barren oder Münzen weiterverkaufen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Kosmetikklau

falls Sie eine Frau sind, schauen Sie sich doch mal wieder Ihren Mann genauer an.

Sieht er vielleicht in letzter Zeit anders aus als sonst? Irgendwie ebenmäßiger? Vielleicht stibitzt er ja auch aus Ihrem Schminkschränkchen oder -täschchen…

Das tun offenbar sehr viele Männer, berichtete vor kurzem die britische Zeitung „Telegraph“ und verwies auf eine Studie unter 2000 britischen Männern. Jeder dritte von ihnen gab zu, mindestens drei Schönheitsutensilien seiner Partnerin regelmäßig zu benutzen, kam dabei heraus.

Wer hätte das gedacht?

Nicht nur Nagelfeile und Pinzette standen bei den befragten Männern hoch im Kurs, nein. Selbst der Puderpinsel war unter den Top Drei. Auch Haarglätter, Selbstbräuner, Nagellack sowie Eyeliner und Mascara kamen bestens an.

„Mehr als ein Drittel der Männer behauptete, diese Utensilien heimlich zu benutzen, während 31 Prozent der Frauen erklärten, ihren Mann bereits bei der Benutzung erwischt zu haben“, fügt das Blatt süffisant an. Die größten Heimlichtuer fanden sich übrigens offenbar im schicken London. Hier gaben nur 42 Prozent der „ausleihenden“ Männer zu, dass Zeugs ihrer Frau oder Freundin zu benutzen. In der britischen Provinz waren sie da offenherziger…

Ein bisschen was von den Ergebnissen wird sich sicher auch für das ein oder andere europäische Nachbarland verallgemeinern lassen. Oder gibt es auf der Insel so viel weniger Beauty-Produkte speziell für Männer? Zumindest mit Pflegeprodukten For Men sind wir ja hierzulande nicht schlecht versorgt…

Also, schauen Sie Ihrem Liebsten schön ins Gesicht.

Und falls Sie ein Mann sind. Füllen Sie bitte gelegentlich Täschchen oder Schränkchen ein wenig auf.

Sie machen sich ja gar kein Bild davon, was das Zeug kostet…

Die Forscher taten dies immerhin. Sie bezifferten den durchschnittlichen Schaden, den Männer durch den Diebstahl von Schönheitsprodukten im eigenen Heim anrichteten, auf umgerechnet 287 Euro, während Frauen nur für Schaden in Höhe von 215 Euro sorgten.

Was diese Zahl allerdings nun wieder bedeutet, auf die Studie bin ich nun wieder sehr gespannt…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schleimpilze

neulich war da mal wieder eine Nachricht aus der Abteilung „Was wir von Tieren – oder besser: Mikroorganismen lernen können“.

Heute: Die Schleimpilze. Das Thema: Effiziente Organisation.

Hätte ich ja auch nicht gedacht, dass wir uns gerade bei diesen Viechern etwas abgucken können. Schließlich gelten sie als niedere Lebewesen. Wenn Sie mich gefragt hätten, hätte ich eher auf sozial organisierte Insekten wie Bienen oder Ameisen getippt. Oder vielleicht Katzen – die lassen ganz effizient ihren Menschen für sich arbeiten. Oder Wale, so wirkungsvoll die weltumspannend kommunizieren.

Schleimpilze sind aber offenbar noch viel effizienter. So effizient, dass sich von ihnen noch Ingenieure etwas abgucken können, schreibt Welt Online. So effizient wie die U-Bahn-Planer von Tokio.

Wenn ich mal auf die Treffer einer namhaften Suchmaschine vertraue, heißt das: ziemlich effizient. Gleich die ersten paar Seiten preisen das unterirdische Verkehrsangebot der 13 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Japans als einfachste Möglichkeit, von Ort A nach Ort B zu kommen oder auch „farbenfrohes Meisterwerk der Logistik“. Laut Online-Lexikon Wikipedia mit 2,9 Milliarden Fahrgästen pro Jahr meistfrequentierte U-Bahn der Welt. Bevor sie jetzt rechnen: täglich 7,8 Millionen Fahrgäste, steht da. Also sicher vorbildlich…

Was lernen Sie als Verantwortlicher für die Verkehrsplanung daraus?

Wenn Ihre Ingenieure mal wieder eine U-Bahn-Anlage kreieren sollen, lassen Sie sie vorher ein paar Haferflöckchen auf einem Plan verteilen – an den Stellen, an denen später U-Bahn-Stationen sein sollen. Dann setzen sie einen hungrigen Schleimpilz darauf aus und warten, was passiert.

Genau so haben es Forscher der Hokkaido Universität in Japan in einem Experiment gemacht. Der schleimige Organismus konstruierte daraufhin flugs das passende Wegenetz zu den Futterstationen. „Reflexartig“, berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Science“. Seine Schleimspur ähnelte verblüffend dem Wegenetz der Tokioter U-Bahn, dessen Stationen die Forscher gelegt hatten.
Dem Physarum polycephalum gefällt es offenbar, Wissenschaftler zu überraschen. Für ein paar Haferflöckchen bahnt er sich sogar in Windeseile den besten Weg durch ein Labyrinth. Etwas zu futtern müssen Sie ihm aber schon als Anreiz geben. Sonst wuchert der Pilz einfach irgendwohin. Aber mit je einer Getreideflocke an Ausgang und Eingang des Irrgartens, wich der Pilz aus sämtlichen Winkeln, um sich auf einem einzigen Weg zu sammeln – der direkten Verbindung zwischen den Futterquellen.

Selbst eine eigentlich unüberwindbare Salz-Hürde kann er dann überwinden.

In manch einer Stadt würde seine innovative Verkehrsplanungstechnik sicher wahre Wunder bewirken. Günstiger und effizienter als Dienstreisen zu Fortbildungszwecken nach Japan ist das allemal. Ich sehe ganz neue Jobs auf dem Arbeitsmarkt für Verkehrsplaner entstehen. Sicher auch eine schöne Sparmöglichkeit für die gebeutelten Stadtkassen. Vielleicht schreiben Sie ja mal Ihren Verkehrsbetrieben…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Stauindikator

Zweckoptimismus hat noch nie geschadet. Nicht, wenn es um Staus geht…

Der tägliche Stau addiert sich in Moskau mittlerweile auf rund 900 Kilometer Länge. Beachtlich, wo doch die ganze Stadt selbst vielleicht 30 mal 40 Kilometer misst.

Wo sie also reinfahren, staut es sich gerade…

Die Zeiten jedenfalls, von denen das Magazin Focus vor gut zweieinhalb Jahren noch berichtete – „Tempo 120 in der Innenstadt ist keine Seltenheit.“ – sind ganz offensichtlich vorbei.

Kein Grund zur Panik. Hat alles seine guten Seiten, beruhigte die Wirtschaftszeitung Vedomosti vor kurzem. Schließlich zeuge der Riesenstau von gestiegenem Wohlstand. „Noch keine 20 Jahre zurück hätten wir alle auf irgendwelchen Haltestellen gefroren und den liegen gebliebenen Bus verdammt“, erinnert das Blatt. „Heute fluchen wir in beheizten Innenräumen, und das Autoradio erlaubt es sogar, den Tag mit etwas Kultur zu ergänzen.“ Außerdem könnten die Moskowiter ihre eingerosteten Fahrkünste so erproben und verbessern. Nicht zuletzt sei das die perfekte Gelegenheit, das Leben der „Normalrussen“ kennen zu lernen. „Steigen Sie doch zur Hauptverkehrszeit in die Metro, versuchen Sie, sich an der Rolltreppe vorzudrängeln, lassen Sie sich im stickigen U-Bahnwaggon ordentlich durchschütteln und überzeugen Sie sich davon, dass Werbung noch dümmer sein kann als im Fernsehen“, empfiehlt das Blatt. „Es gibt schließlich Schlimmeres als einen Stau“.

Staatseinfluss auf die Medien, ick hör dir trapsen? Habe ich auch kurz gedacht…

Aber das ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Schließlich ist die Vedomosti keines dieser staatlich gelenkten Medien, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von Financial Times, Wall Street Journal und dem russischen Verlagshauses Independent Media Sanoma Magazines ID. Über jeden Zweifel erhabenen Qualitätsmedien also. Und das Verlagshaus? In finnischer Hand.

Also wahrscheinlich: Positivdenken eines Redakteurs, der sich jeden Tag zwischen Hochkultur im Auto und Trash-Werbung in der Bahn entscheiden muss…

Und vielleicht liegt er ja mit der These vom gestiegenen Wohlstand nicht mal falsch. Die Oligarchen sind ja längst legendär reich. Aber dass es dem gemeinen Volk auch etwas besser zu gehen scheint, dafür spricht, dass demnächst Burger King nach Russland kommt – drei Restaurants sollen in Moskaus Einkaufszentren eröffnen. „Die Amerikaner hofften wohl darauf, dass die Russen in der Krise öfter auf das schnelle und verhältnismäßig billige Essen zurückgreifen würden“, schreibt die russische Tageszeitung Kommersant. McDonald’s ist seit 20 Jahren da. Wenn da Platz für zwei ist, will das in diesen schlechten Zeiten schon was heißen.

Vergessen Sie nicht, dass sich gerade erst Mc Donald’s nach der Staatspleite aus Island zurückgezogen hat. Die Isländer besuchten zwar offenbar auch noch die Burger-Restaurants. Aber wegen der wertlos gewordenen Währung wuchsen die Kosten und die Gewinne brachen ein. Vielleicht sind das ja die neuen Konjunktur-Indikatoren: Stau und Burger-Restaurants…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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