Kosmetikertruppe

neulich habe ich mich mal wieder verlesen. Da stand irgendwo etwas über ein kleines Video von einer – nun: Kosmetikertruppe.

Ich: „Kosmetikertruppe??“

Nochmal genauer hingeschaut. Dort stand: „Komikertruppe“… Hätte ich mir ja gleich denken können. Die in einem Youtube-Video eine Tresendebatte über „Arbeit – Geißel der Menschheit“ führt. Viel lustiger als das Video fand ich aber, was mein Hirn da mal wieder so eigenmächtig veranstaltet hatte.

Sie kennen bestimmt auch den Ausdruck „Freudsche Fehlleistung“. Das ist, wenn Sie beispielsweise etwas sagen wollen und es kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Freudsch wird die Fehlleistung, also etwa ein Freudscher Versprecher, wenn er tief blicken lässt. Wenn er ahnen lässt, dass dahinter ein tieferer Sinn steckt. Wenn es also so aussieht, als befänden Sie sich da in irgendeinem Konflikt zwischen dem, was sie offiziell wollen und sagen und irgendetwas Unbewusstem, wenn ich das richtig verstanden habe.

Jedenfalls sind sie eben oft sehr hübsch, diese Versprecher – vor allem bei Prominenten wie etwa Politikern. So hat vor der Wahl Herr Lafontaine um Erst- und Zweitstimme für die SPD gebeten. Um sich rasch zu korrigieren: „Für die Linke“. Unvergessen auch bis heute, wie Herr Stoiber als Kanzleramtskandidaten-Kandidat, in der Sonntagabend-Talkshow „Christiansen“ Frau Christiansen mit „Frau Merkel, äh… Frau Christiansen“ ansprach. Oder wie der langjährige Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl zu den Koalitionsgesprächen mit der FDP sagte, man wolle „pfleglich miteinander untergehen“… Hübsch auch, wie der Ex-Generalsekretär der FDP und heutiger Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel vor dem Parlament erklärte „Hilfreich ist die Kenntnis der deutschen Strafe…. äh: Sprache.“

Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach mal Frau Illner mit „Frau Maischberger“ an. Woraufhin die sagte „Die andere…“ und er: „Dafür dürfen Sie mich jetzt zweimal mit „Herr Stoiber“ ansprechen… Schön ist so etwas. Schön peinlich…

Natürlich ist Irren absolut menschlich, gerade vor Kameras.

Trotzdem: hübsch. Und deswegen auch sehr beliebt. Seit einiger Zeit gilt das übrigens fast noch mehr für die eigentlich viel weniger peinlichen Verhörer – falsch verstandene Liedzeilen. Der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, Axel Hacke, hat mit Verhörern, von denen ihm Leser seiner Kolumne berichteten, gleich mehrere Bücher gefüllt. Mit Sachen wie: „Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Rheumaschmerz“ etwa statt „Du bist mein Reim auf Schmerz“. Oder „Kriech da nicht rein“ statt „Griechischer Wein“.

Am besten gefällt mir „Schön wie eine Wachtel am Morgen“ statt „Schön wie ein erwachender Morgen…“ Und natürlich das, was meine Tochter diesen Winter immer im Klingglöckchen-Lied gesungen hat: „Bringt Euch wilde Gaben“… statt „milde Gaben“. Manche Verhörer und Verleser sind einfach besser als das Original.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 25.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html