29. Februar

sagen Sie nicht, Sie haben am 29. Februar Geburtstag…

Das würde bedeuten: auch dieses Jahr wieder nicht. Nicht wirklich. Zufällig bin ich da vor kurzem auf einen Text von Georg Christoph Lichtenberg gestoßen: „Trostgründe für die unglücklichen, die am 29. Februar geboren sind“. Mit Trost und Empfehlung. Lichtenberg ist zwar als Aphoristiker bekannt. Literarisch also eher Kurzstrecke. Aber hierfür hat er sich wirklich Zeit genommen.

Nein, er hatte nicht am 29. Februar Geburtstag. Das habe ich auch gleich nachgeschaut. Es war der 1. Juli 1742. Vielleicht kannte er ja jemanden. Jedenfalls hat er sich wahrscheinlich sehr verdient um die Schaltjahresgeborenen gemacht.

Erst freilich lamentiert Lichtenberg ein Weilchen: über 75 Prozent weniger Glückwünsche, Aufmerksamkeiten und Gründe zur Freude und guten Vorsätzen zum Geburtstag. „Aber der Neujahrstag, sagt man, bleibt ihnen doch noch. – Das ist keine Antwort, den Neujahrstag haben die gewöhnlichen Menschen auch, also den 75 Prozenten geht auch hier nichts ab“, schreibt Lichtenberg.

Dann rechnet er auch noch vor – ich wusste gar nicht, dass das gehen kann –, dass ein Kind, das am letzten Schalttag des ausgehenden Jahrhunderts, also für ihn: am 29. Februar 1796 geboren wurde, ganze acht Jahre lang keinen echten Geburtstag feiern kann. „Also ein Kind, das den 29. Februar 1796 geboren würde und etwa den 28. Februar 1804 stürbe, wäre acht Jahre alt geworden, ohne einen einzigen wahren Geburtstag erlebt zu haben“, so Lichtenberg.

Und dann kommt er dankenswerterweise zum eigentlichen Grund des Schreibens „in einem berühmten Journal“ – leider steht im Gutenberg-Projekt des Spiegels nicht, in welchem Journal: dem Trost an die Schaltjahreskinder und der Antwort darauf, wie so ein armer am Schalttag Geborener denn nun feiern soll.

Erst der Trost: Natürlich jähre sich der erste Atemzug jedes Jahr wieder neu. „Er wird also genau ein Jahr alt sein, wenn die Sonne das nächste Mal wieder in demselben Punkt der Eklipik steht, und der bürgerliche Tag, in welchen jener Zeitpunkt fällt, ist der Geburtstag des Menschen im eigentlichen Verstande“, schreibt Lichtenberg.

Und dann liefert er einen sehr brauchbaren Geburtstagskalender: „Wer am 29sten Februar morgens um 12 Uhr geboren ist, feiert seinen Geburtstag oder eigentlich Geburtsstunde, das nächste Jahr den 28. Februar morgens um 6, das 2te Jahr den 28. Februar mittags um 12, das 3te Jahr den 28. Febr. abends um 6, das 4te Jahr den 29. Februar um 12 des Morgens. Am 29. Februar um 6 des Morgens geboren: das 1ste Jahr den 28. Februar um 12 des Mittags, das 2te Jahr den 28. Februar um 6 des Abends, das 3te Jahr den 28. Februar um 12 des Nachts oder den ersten März, das 4te Jahr den 29. Februar um 6 des Morgens.“

Und so weiter. Das gleiche dann auch noch für die um 12 Uhr mittags und abends um 6 Uhr Geborenen. Beides erspare ich uns mal. Bei Bedarf rechnen Sie einfach weiter. Oder schauen kurz in Lichtenbergs Text. Das ist so eine schöne Geburtstagsfeier ja auch allemal wert… Herzlichen Glückwunsch!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html