Supertier

die „Deutschland sucht das Supertier“-Saison hat wieder begonnen: „Hochgiftige Minikobra aus Mülheimer Terrarium ausgebüchst“ titelten neulich ungefähr alle Medien. Das übliche: Tagelange Suche mit Feuerwehrstaffel, Wärmekameras und allem Drum und Dran. Plus Rechnung von 100.000 Euro für den Besitzer.

Kommt das Sommerloch dieses Jahr etwa schon früher?

Oder ist das vielleicht nur das in den Redaktionen dieses Landes gefühlte Bedürfnis, bitte mal über etwas anderes als über drohende Staatspleiten, abstürzende Aktienmärkte oder angeblich fremdgehende Staatspräsidenten berichten zu müssen.

Wäre doch möglich.

Eins an der Meldung fand ich jedenfalls gut: dass die Mülheimer Bürger, die Angst vor dem Tier hatten, sich keine Phobie nachzusagen lassen brauchen. Schließlich war das Biest den Berichten zufolge tatsächlich hochgiftig. Anders als die sogar noch mehr als Schlangen gefürchteten Spinnen. Das ist die hierzulande am weitesten verbreitete Phobie – obwohl Sie giftige Spinnenarten vergeblich suchen werden.
Neulich habe ich etwas ganz amüsantes über Spinnen gelesen, in der Frauenzeitschrift myself.

Falls Sie eine Phobie haben, scrollen Sie bitte jetzt weiter nach unten. Da kommt etwas sehr Interessantes über steuerbegünstigte Betriebsveranstaltungen.

Also. Die Überschrift lautete: „Die spinnen, die Spinnen“. Da stand drin, dass Spinnen sich gelegentlich in jumbojetartige Höhen aufschwingen. Auf der Spitze eines Grashalms schaukelnd warten sie auf eine Böe, werfen dann ihr Fädchen in den Wind und lassen sich sanft von ihm hochtragen. Wie gesagt: Bis in mehrere tausend Meter Höhe immerhin. Hätten Sie auch nicht gedacht, oder? Nur wofür das gut sein soll, das stand nicht in dem Artikel drin.

Andererseits auch egal. Mir bringt es die Tierchen jedenfalls gleich näher.

Nicht dass Sie übrigens denken, ich sei völlig angstfrei. Wenn ich eine Kakerlake in geschlossenen Räumen herumkrabbeln sähe, würde ich auch spitz aufkreischen. Das weiß ich seit ich mal ein paar Monate in einem Studentenwohnheim mit leider zuvor nicht erkennbarer Plage gewohnt habe. Gut, selbst der Keller des Weißen Hauses in der US-Hauptstadt Washington soll ja verseucht sein. Seit ich das weiß, muss ich bei den Nachrichten immer daran denken.

Nicht dass es nicht selbst über diese Viecher faszinierende Dinge zu wissen gäbe. Ich habe da mal etwas gelesen – das fand ich allerdings ähnlich unsympathisch wie die Tiere selbst.

Falls Sie das jetzt lieber nicht wissen wollen, scrollen Sie bitte ab hier ein kurzes Stück nach unten …

Also: Woran stirbt eine Kakerlake, wenn Sie ihr den Kopf abtrennen? Sie verhungert. Ja, schlimm – finden Sie nicht auch? Und doch irgendwie faszinierend.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Knöllchensammler

neulich war da mal wieder so eine Meldung, deren Überschrift einen hübschen Skandal versprach. Da stand: „Bürgermeister sammelt Knöllchen aus ganz Europa“.

Ich natürlich sofort reingeklickt. Und gedacht: Führerscheinentzug? Rücktritt?

War aber dann doch ganz anders. Hier ging es nicht um Verfehlungen eines gewählten Repräsentanten. Es ging um ein hübsches – und offenbar in Europa weit verbreitetes – amtliches Missgeschick, von dem das WDR-Studio in Warschau da berichtete.

Konkret ging es in dem Bericht um Piotr Krzystek, Bürgermeister im polnischen Stettin. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Knöllchen aus ganz Europa: Rasen in Deutschland, Stoppschild in Italien, Falschparken in Österreich. All solche Sachen werfen die diversen europäischen Polizeidienststellen ihm vor. Beziehungsweise: den Stettiner Bürgern. Deren Knöllchen landen allesamt bei Krzystek. Dabei verhält sich der arme Mann dem Bericht zufolge im Verkehr untadelig. Der Grund für das Papierbombardement ist einfach: Auf der ersten Seite eines polnischen Kfz-Scheins steht nicht wie sonst weithin üblich der Name des Fahrzeughalters, sondern der Name der ausstellenden Behörde.

Nicht etwa erst seit gestern …

Nein, das ist in Polen schon seit sechs Jahren so – hat sich aber offenbar noch nicht überall herumgesprochen. „Wir haben mehrmals Briefe nach Italien, Österreich und Deutschland geschickt, und darauf hingewiesen, dass wir nur die ausstellende Behörde sind“, erklärt Piotr Gonerko, ein Mitarbeiter der Stettiner Stadtverwaltung. Vergeblich. „Noch in der letzten Woche haben wir wieder eine Zahlungsaufforderung aus Deutschland erhalten.“

„Eine Riesenlachnummer“, findet der Verkehrsexperte Jacek Pok.

Allerdings wohl vor allem eine teure Lachnummer. Schließlich muss jeder Bußgeldbescheid ordnungsgemäß bearbeitet werden: übersetzt, aufgeklärt, beantwortet, abgeheftet. Das übliche Prozedere einer Verwaltung eben. Wie Fahrzeugpapiere auszusehen hätten, solle in der EU endlich einheitlich geregelt werden, fordert Pok daher.

Ob das allerdings vor teuren Fehlern wirklich schützt?

Eine Großfahndung der irischen Polizei weckt daran Zweifel. Die fahndet dem Bericht zufolge fieberhaft nach einem polnischen Autofahrer, der Hunderte Strafzettel nicht bezahlt haben soll.

Der Mann heißt Prawo Jazdy: Führer-Schein …

Jetzt würde mich nur noch interessieren, auf wie vielen offenen Knöllchenrechnungen unsere klammen Kommunen sitzen. Gerichtet an Herrn Permiso de Conducir oder Frau Sürücü Belgesi vielleicht? Vielleicht ließe sich ja das ein oder andere an Gebühren für die Suche einsparen …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Tipp-Tapp

ist es wohl Zufall oder nicht? Jedenfalls bin ich nun schon zum wiederholten Mal auf Nachrichten über irgendwelche merkwürdigen Tipps gestoßen, die der britische Premierminister Gordon Brown offenbar zu bekommen pflegt.

Ob andere Regierungschefs auch so merkwürdige Ratschläge bekommen?

Oder ob der Gute einfach unkonventionelle Berater hat? Erst diese Geschichte mit den Schminktipps. Vielleicht erinnern Sie sich noch: die hatte ein Mitarbeiter samt Rucksack im Taxi liegen gelassen. Immer schön auf und ab, „wie beim Streichen einer Wand“, hatte der Berater Brown da auf den Spickzettel geschrieben. Damit sollte der sich auf spontane Fernsehauftritte vorbereiten. Und nun dies: „Bis zu neun Bananen täglich essen“. Als Vorbereitung anstehender Wahlen. Das soll dem britischen Premier allerdings Ehefrau Sarah Brown geraten haben …

Ich esse ja auch gern Bananen. Aber gleich neun Stück täglich? Das stelle ich mir schwer verdaulich vor. Mein Stoffwechsel würde wahrscheinlich zum Erliegen kommen … Und mein Appetit wahrscheinlich auch ziemlich schnell.

Möglicherweise ist das ja der Sinn?

Vielleicht rät ihm die Ehefrau ja dazu, weil sie weiß, dass in den Sitzungen Sitzfleisch nötig sein wird. Das bringt ja nicht jeder Regierungschef von Natur aus mit … Und wer zuerst austritt, hat verloren – könnte doch sein …

In dem Artikel des Telegraph über den Bananen-Tipp stand noch drin, die gelbe Frucht solle die drei Kitkat am Tag ersetzen, die Mr. Brown sonst verdrückt. Gut, da hat Frau Brown sicher in jedem Fall recht: da sind die Bananen sicher gesünder.

Ich warte jedenfalls nun auf den Tag, an dem mal wieder irgendeiner von Browns Mitarbeitern Tasche oder Rucksack im Taxi vergisst. Mit Tipps zu korrekter Passform und Anlegen von Thrombosestrümpfe vielleicht? Denn wer nicht mal mehr seinen menschlichen Bedürfnissen nachgeht, der sollte doch wenigstens gesundheitlich vorsorgen. Finden Sie nicht auch? Vielleicht sollten wir das Mr. Brown ja mal ans Herz legen …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Kängurus

hätten Sie gedacht, dass es in Deutschland wild lebende Kängurus gibt?

Jedenfalls verzeichnet sie ein neuer „Atlas der Säugetiere“, den der Facharzt für Psychiatrie und Fledermausexperte, Eckhard Grimmberger, sowie die beiden Biologen Klaus Rudloff und Christian Kern zusammen herausgebracht haben.

Das werden aber wohl Durchreisende sein…

Wie die Kängurus in dem neuen Atlas. Demzufolge hatte irgendwer 1887 Bennett-Kängurus in der Nähe von Bonn ausgesetzt und 1889 im brandenburgischen Altdöbern. Damals vermehrten sich die Tiere in freier Wildbahn erst fleißig, verschwanden aber nach einigen Jahren – wahrscheinlich abgeschossen. Auch heute gibt es hierzulande noch freilebende Kängurus. Aber auch die sollen großteils eingewandert sein – also aus irgendwelchen Zoos ausgebüchst, wie etwa im Jahr 2000 aus dem Tierpark Klüschenberg bei Burg Stargard in Mecklenburg. Diese Kängurus wurden den Atlas-Tierforschern zufolge zwei Jahre lang gesichtet.

Kimble kam für den Atlas aber wohl zu spät. Das Känguru hüpfte im vergangenen August durch Pfalz und Sommerloch und hatte seinen Namen vom Radiosender SWR1 bekommen – nach der US-Krimiserie „Dr. Kimble auf der Flucht“. War doch das Tier der Polizei immer ein paar Sprünge voraus. Wo immer Kimble gesichtet wurde, kamen die Beamten zu spät. Selbst bei noch so schnellem Ausrücken. „Das Känguru macht sich immer aus dem Staub“, sagte die Ludwigshafener Polizeisprecherin Simone Eisenbarth. Vermisst hatte das Tier jedenfalls niemand – wo es herkam: ein Rätsel.

Für ein anderes Rätsel waren bedröhnte Kängurus immerhin etwa zeitgleich die Lösung: für Kornkreise auf australischen Feldern. Berauscht vom Opium in Mohnsamen waren da vor ein paar Monaten kleine Kängurus – so genannte Wallabys – auf den Feldern der Insel Tasmanien herumgehüpft und haben dabei deutlich sichtbare geometrische Formen hinterlassen. Dafür musste sich kürzlich Tasmaniens Generalstaatsanwältin Lara Giddings vor Mohnanbauern rechtfertigen.

Das merkwürdige Phänomen wäre also erklärt.

Für ein merkwürdiges Phänomen wird die australische Psychiaterin indes das Känguru gehalten haben, das ausgerechnet in ihrem Büro durchdrehte. Das anderthalb Meter große Tier sei durch ein Fenster in den Raum gesprungen und habe durch wildes Umhergehopse mehrere Regale und Schränke umgeworfen, bevor es durch den Flur wieder auf die Straße sprang. Die verschreckte Psychiaterin hatte sich auf den Schreibtisch gerettet, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.+

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 29.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Naturfasern

wussten Sie eigentlich, dass die UN-Generalversammlung 2009 zum Jahr der Naturfasern erklärt hat. Habe ich kürzlich beim Altpapiersortieren gelesen.

Und was hat es uns und den Naturfasern gebracht?

Einen eindrucksvollen Biobaumwolle-Skandal. Gut, das mag verkürzt sein, aber viel mehr war von Naturfasern in den vergangenen Monaten ja nicht zu hören, oder? Produzenten von Biobaumwolle hatten zwar beim Anbau die Pestizide weggelassen, aber dafür gentechnisch behandelte Pflanzen verwendet. Das berichtete vor wenigen Wochen die Financial Times Deutschland. Das war da zwar schon ein Dreivierteljahr bekannt. Aber der Weltbioverband hatte sich nach Kräften bemüht, die Verstöße zu vertuschen. Und das, wo sich der Umsatz mit Biotextilien in den vergangenen fünf Jahren weltweit mehr als verzehnfacht hat: von 500 Millionen auf in diesem Jahr schätzungsweise 5,3 Milliarden Dollar, so die Neue Zürcher Zeitung.

Eigentlich ist der Bio-Textilrohstoff ja eine sehr feine Sache.

Denn in Sachen Umweltverträglichkeit ist der Baumwollanbau eine Nummer für sich: Zwei Prozent der Weltagrarfläche, aber 16 Prozent der Pestizide, schrieb die FTD. Das hat seinen Grund: Die Pflanze ist derart empfindlich, dass ihr wirtschaftlicher Erfolg nach blankem Wahnsinn klingt. Baumwolle kann nur trocken geerntet werden. Regnet es, müssen die Pflücker mindestens drei Tage warten. Öffnet sich aber die Pflanze, muss sie so rasch wie möglich vom Feld. Denn sonst trägt der Wind die zarten Fasern weg oder sie fallen zu Boden. Und bekommt die Baumwolle selbst in einer geöffneten Knospe Regen ab, ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Dann waren sämtliche Investitionen für die Katz. So beschreibt es die italienische Wirtschaftsprofessorin Pietra Rivoli in ihrem Buch „Reisebericht eines T-Shirts“.

Unglaublich risikobehaftet also, das Geschäft mit der Baumwolle.

Aber wohl nur scheinbar alternativlos. Klar, auch ich schwöre auf Baumwolle: Für Kinder oder Leute mit empfindlicher Haut gibt es keine bessere Unter- und vor allem im Sommer auch Überbekleidung. Außer vielleicht Hanf. Der ist von Natur aus so robust, dass er ohne Pestizide auskommt. Ein echter Startvorteil. Und viel reißfester. Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, sind keine Nachteile bekannt – weder für die Umwelt noch bei der Verarbeitung. Und von Tauen über Jeans bis zu T-Shirts geht alles. Schon die erste Jeans von Levi Strauss war aus Hanf.

Warum die tolle Faser kaum industriell genutzt wird, ist offenbar zumindest auch die Geschichte einer toll gelungenen PR-Kampagne. Das habe ich vor einigen Jahren mal im Radio gehört. WDR oder Deutschlandfunk, also zuverlässige, öffentlich-rechtliche Quelle. Aber nicht etwa eine PR-Aktion der Baumwollindustrie.

Chancen verhindert hat über Jahre wohl eine ganz andere Studie: herausgegeben von einem Verband der Alkoholindustrie: über die negativen Wirkungen der dröhnenden kleinen Schwester Cannabis. Beim daraufhin erlassenen Anbauverbot machte man offenbar zumindest lange Zeit keinen Unterschied zwischen Cannabis und wirkstofffreien Hanfpflanze für die Textilindustrie.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Pizzateiler

falls Sie sich auch gelegentlich mal mit Ihren Lieben eine Pizza teilen, kennen Sie das Problem: Wie auch immer Sie schneiden – die Mitte der Pizza liegt am Ende irgendwie doch nicht in der Mitte. Und damit sind die einzelnen Stücke nicht exakt gleich groß, selbst wenn sie noch so ebenmäßig geschnitten aussehen…

Hätten Sie gedacht, dass dieses Problem nicht nur ganz viele andere Leute auch haben. Sondern dass es offenbar schon seit vier Jahrzehnten auch die Mathematiker beschäftigte. Endlich haben zwei von ihnen das Problem gelöst. Rick Mabry und Paul Deiermann von der Southeast Missouri State University. Elf Jahre haben sie gerechnet, kombiniert, computersimuliert, gezeichnet, mit Algebra und Trigonometrie herumhantiert. Und daraus die optimale Pizzateil-Strategie entwickelt – und bewiesen, wie der New Scientist berichtet. Und das natürlich – wie es sich für echte Mathematiker gehört: für alle möglichen Anzahlen von Schnitten.

Drunter machen es Mathematiker ja nicht.

Schließlich weiß man ja auch nie, mit wie viel Leuten man sich die Pizza teilen muss…

Ich habe mir die Ergebnisse mal angeguckt. Sie waren mir zu hoch. Das sah zwar alles sehr klug aus, aber bis ich das nachvollzogen habe, sind wir hier verhungert…

Außerdem fallen mir auch noch ein paar Fragen ein, die die Studie nicht klärt: Was ist mit dem Salamistück? Und wer bekommt das Stück mit der dicken Kruste und den komischen Pilzen? Und was, wenn der Extra-Käse oder der Knoblauch nicht so schön symmetrisch auf der Pizza verteilt ist. Die Forscher streben derweil längst anderen Fragen zu: Berichten zufolge ergründen Sie das Geheimnis der Calzone.

Wir dagegen werden wohl weiter nach der Devise verfahren: Einer teilt, der andere verteilt. Oder bestellen gleich Spaghetti…

Dass es im Zusammenhang mit Pizza noch ganz andere Verteilungsprobleme zu lösen gibt, davon machen wir uns hier im idyllischen Deutschland aber ja sowieso kein Bild. Wohl aber die Initiative „Addio Pizzo“ – im wahrsten Sinn. Die Initiative aus 400 Ladenbesitzern und Händlern haben einen alternativen Stadtplan für die nord-sizilianische Hafenstadt Palermo veröffentlicht. In dem verzeichnen sie alle Pizzarestaurants der beiden wichtigsten sizilianischen Städte, in denen Sie über den Preis für den Teig- und Käsefladen nicht gleich auch die Schutzgelder für die Mafia mitfinanzieren.

Auch der deutsche Botschafter, Michael Steiner, demonstriert seine Sympathie einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge mit dem T-Shirt-Slogan „Ein freies Volk zahlt kein Schutzgeld“. Falls Sie mal nach Palermo reisen sollten: Den Plan bekommen Sie an Bahnhof und Flughafen sowie in Touristenbüros. Oder Sie laden ihn sich unter addiopizzo.org aus dem Internet herunter.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Kosmetikertruppe

neulich habe ich mich mal wieder verlesen. Da stand irgendwo etwas über ein kleines Video von einer – nun: Kosmetikertruppe.

Ich: „Kosmetikertruppe??“

Nochmal genauer hingeschaut. Dort stand: „Komikertruppe“… Hätte ich mir ja gleich denken können. Die in einem Youtube-Video eine Tresendebatte über „Arbeit – Geißel der Menschheit“ führt. Viel lustiger als das Video fand ich aber, was mein Hirn da mal wieder so eigenmächtig veranstaltet hatte.

Sie kennen bestimmt auch den Ausdruck „Freudsche Fehlleistung“. Das ist, wenn Sie beispielsweise etwas sagen wollen und es kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Freudsch wird die Fehlleistung, also etwa ein Freudscher Versprecher, wenn er tief blicken lässt. Wenn er ahnen lässt, dass dahinter ein tieferer Sinn steckt. Wenn es also so aussieht, als befänden Sie sich da in irgendeinem Konflikt zwischen dem, was sie offiziell wollen und sagen und irgendetwas Unbewusstem, wenn ich das richtig verstanden habe.

Jedenfalls sind sie eben oft sehr hübsch, diese Versprecher – vor allem bei Prominenten wie etwa Politikern. So hat vor der Wahl Herr Lafontaine um Erst- und Zweitstimme für die SPD gebeten. Um sich rasch zu korrigieren: „Für die Linke“. Unvergessen auch bis heute, wie Herr Stoiber als Kanzleramtskandidaten-Kandidat, in der Sonntagabend-Talkshow „Christiansen“ Frau Christiansen mit „Frau Merkel, äh… Frau Christiansen“ ansprach. Oder wie der langjährige Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl zu den Koalitionsgesprächen mit der FDP sagte, man wolle „pfleglich miteinander untergehen“… Hübsch auch, wie der Ex-Generalsekretär der FDP und heutiger Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel vor dem Parlament erklärte „Hilfreich ist die Kenntnis der deutschen Strafe…. äh: Sprache.“

Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach mal Frau Illner mit „Frau Maischberger“ an. Woraufhin die sagte „Die andere…“ und er: „Dafür dürfen Sie mich jetzt zweimal mit „Herr Stoiber“ ansprechen… Schön ist so etwas. Schön peinlich…

Natürlich ist Irren absolut menschlich, gerade vor Kameras.

Trotzdem: hübsch. Und deswegen auch sehr beliebt. Seit einiger Zeit gilt das übrigens fast noch mehr für die eigentlich viel weniger peinlichen Verhörer – falsch verstandene Liedzeilen. Der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, Axel Hacke, hat mit Verhörern, von denen ihm Leser seiner Kolumne berichteten, gleich mehrere Bücher gefüllt. Mit Sachen wie: „Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Rheumaschmerz“ etwa statt „Du bist mein Reim auf Schmerz“. Oder „Kriech da nicht rein“ statt „Griechischer Wein“.

Am besten gefällt mir „Schön wie eine Wachtel am Morgen“ statt „Schön wie ein erwachender Morgen…“ Und natürlich das, was meine Tochter diesen Winter immer im Klingglöckchen-Lied gesungen hat: „Bringt Euch wilde Gaben“… statt „milde Gaben“. Manche Verhörer und Verleser sind einfach besser als das Original.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 25.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Kosmetikklau

falls Sie eine Frau sind, schauen Sie sich doch mal wieder Ihren Mann genauer an.

Sieht er vielleicht in letzter Zeit anders aus als sonst? Irgendwie ebenmäßiger? Vielleicht stibitzt er ja auch aus Ihrem Schminkschränkchen oder -täschchen…

Das tun offenbar sehr viele Männer, berichtete vor kurzem die britische Zeitung „Telegraph“ und verwies auf eine Studie unter 2000 britischen Männern. Jeder dritte von ihnen gab zu, mindestens drei Schönheitsutensilien seiner Partnerin regelmäßig zu benutzen, kam dabei heraus.

Wer hätte das gedacht?

Nicht nur Nagelfeile und Pinzette standen bei den befragten Männern hoch im Kurs, nein. Selbst der Puderpinsel war unter den Top Drei. Auch Haarglätter, Selbstbräuner, Nagellack sowie Eyeliner und Mascara kamen bestens an.

„Mehr als ein Drittel der Männer behauptete, diese Utensilien heimlich zu benutzen, während 31 Prozent der Frauen erklärten, ihren Mann bereits bei der Benutzung erwischt zu haben“, fügt das Blatt süffisant an. Die größten Heimlichtuer fanden sich übrigens offenbar im schicken London. Hier gaben nur 42 Prozent der „ausleihenden“ Männer zu, dass Zeugs ihrer Frau oder Freundin zu benutzen. In der britischen Provinz waren sie da offenherziger…

Ein bisschen was von den Ergebnissen wird sich sicher auch für das ein oder andere europäische Nachbarland verallgemeinern lassen. Oder gibt es auf der Insel so viel weniger Beauty-Produkte speziell für Männer? Zumindest mit Pflegeprodukten For Men sind wir ja hierzulande nicht schlecht versorgt…

Also, schauen Sie Ihrem Liebsten schön ins Gesicht.

Und falls Sie ein Mann sind. Füllen Sie bitte gelegentlich Täschchen oder Schränkchen ein wenig auf.

Sie machen sich ja gar kein Bild davon, was das Zeug kostet…

Die Forscher taten dies immerhin. Sie bezifferten den durchschnittlichen Schaden, den Männer durch den Diebstahl von Schönheitsprodukten im eigenen Heim anrichteten, auf umgerechnet 287 Euro, während Frauen nur für Schaden in Höhe von 215 Euro sorgten.

Was diese Zahl allerdings nun wieder bedeutet, auf die Studie bin ich nun wieder sehr gespannt…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schleimpilze

neulich war da mal wieder eine Nachricht aus der Abteilung „Was wir von Tieren – oder besser: Mikroorganismen lernen können“.

Heute: Die Schleimpilze. Das Thema: Effiziente Organisation.

Hätte ich ja auch nicht gedacht, dass wir uns gerade bei diesen Viechern etwas abgucken können. Schließlich gelten sie als niedere Lebewesen. Wenn Sie mich gefragt hätten, hätte ich eher auf sozial organisierte Insekten wie Bienen oder Ameisen getippt. Oder vielleicht Katzen – die lassen ganz effizient ihren Menschen für sich arbeiten. Oder Wale, so wirkungsvoll die weltumspannend kommunizieren.

Schleimpilze sind aber offenbar noch viel effizienter. So effizient, dass sich von ihnen noch Ingenieure etwas abgucken können, schreibt Welt Online. So effizient wie die U-Bahn-Planer von Tokio.

Wenn ich mal auf die Treffer einer namhaften Suchmaschine vertraue, heißt das: ziemlich effizient. Gleich die ersten paar Seiten preisen das unterirdische Verkehrsangebot der 13 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Japans als einfachste Möglichkeit, von Ort A nach Ort B zu kommen oder auch „farbenfrohes Meisterwerk der Logistik“. Laut Online-Lexikon Wikipedia mit 2,9 Milliarden Fahrgästen pro Jahr meistfrequentierte U-Bahn der Welt. Bevor sie jetzt rechnen: täglich 7,8 Millionen Fahrgäste, steht da. Also sicher vorbildlich…

Was lernen Sie als Verantwortlicher für die Verkehrsplanung daraus?

Wenn Ihre Ingenieure mal wieder eine U-Bahn-Anlage kreieren sollen, lassen Sie sie vorher ein paar Haferflöckchen auf einem Plan verteilen – an den Stellen, an denen später U-Bahn-Stationen sein sollen. Dann setzen sie einen hungrigen Schleimpilz darauf aus und warten, was passiert.

Genau so haben es Forscher der Hokkaido Universität in Japan in einem Experiment gemacht. Der schleimige Organismus konstruierte daraufhin flugs das passende Wegenetz zu den Futterstationen. „Reflexartig“, berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Science“. Seine Schleimspur ähnelte verblüffend dem Wegenetz der Tokioter U-Bahn, dessen Stationen die Forscher gelegt hatten.
Dem Physarum polycephalum gefällt es offenbar, Wissenschaftler zu überraschen. Für ein paar Haferflöckchen bahnt er sich sogar in Windeseile den besten Weg durch ein Labyrinth. Etwas zu futtern müssen Sie ihm aber schon als Anreiz geben. Sonst wuchert der Pilz einfach irgendwohin. Aber mit je einer Getreideflocke an Ausgang und Eingang des Irrgartens, wich der Pilz aus sämtlichen Winkeln, um sich auf einem einzigen Weg zu sammeln – der direkten Verbindung zwischen den Futterquellen.

Selbst eine eigentlich unüberwindbare Salz-Hürde kann er dann überwinden.

In manch einer Stadt würde seine innovative Verkehrsplanungstechnik sicher wahre Wunder bewirken. Günstiger und effizienter als Dienstreisen zu Fortbildungszwecken nach Japan ist das allemal. Ich sehe ganz neue Jobs auf dem Arbeitsmarkt für Verkehrsplaner entstehen. Sicher auch eine schöne Sparmöglichkeit für die gebeutelten Stadtkassen. Vielleicht schreiben Sie ja mal Ihren Verkehrsbetrieben…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Lügenschrift

Lügen haben kurze Beine, das Sprichwort kennen Sie ja bestimmt auch. Tatsächlich müsste es aber wohl heißen: Lügen haben kurze Serifen. Das berichtete vor einiger Zeit mal die – mittlerweile eingestellte – Netzeitung.

Serifen? Das sind diese kleine Querstriche, die Buchstaben in klassischen Schriftarten wie etwa Times oder Courier oder auch bei der Schreibschrift in aller Regel haben. Wer eine Lüge aufschreibt, der macht also offenbar kürzere Serifen, fanden Forscher der Universität in Haifa vor einiger Zeit. Und auch sonst sieht das Schriftbild nicht so ebenmäßig aus wie sonst, wenn Sie eine Lüge aufschreiben.

Getestet haben die Forscher das an 34 Studenten. Die mussten eine wahre und eine erfundene Begebenheit aufschreiben – und dann verglichen die Forscher die Schrift. Ergebnis: Wer lügt, schreibt nicht so flüssig und gleichmäßig wie sonst und übt auch einen weniger gleichmäßigen Druck auf den Stift aus. Die Unterschiede beim Lügen und Nichtlügen erklären die Forscher mit der zusätzlichen Belastung. Daraus ließe sich eine neue Art Lügendetektor entwickeln, sind sie überzeugt. Gilt doch der herkömmliche längst als unzuverlässig.

Vor genau 75 Jahren testete sein Erfinder, der amerikanische Psychologe Leonard Keeler, den Apparat erstmals. Trotz Zweifeln an der Aussagekraft ist die Methode in den USA nach wie vor bei der Verbrechensaufklärung beliebt – und in den meisten Bundesstaaten auch vor Gericht zugelassen. Prominente bieten regelmäßig an, mit Lügendetektortests ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen. In Krimiserien und -Filmen werden die Verdächtigen verkabelt.

Anders in Deutschland. Hier verbot schon vor Jahren der Bundesgerichtshof den Lügendetektor erst in Straf- und später auch allen anderen Prozessen. Zu groß sind die Zweifel an der Aussagekraft. Denn der im Lügendetektortest mit Elektroden gemessene Hautwiderstand sagt zwar etwas über die Anspannung des Getesteten – aber damit längst noch nichts darüber, ob er lügt. Soviel ist längst klar.

Wäre es doch bloß so einfach wie bei Pinocchio…

Dem wächst bei der kleinsten Schwindelei die Nase in die Länge. Mit einer Infrarot-Kamera auf der Nase könnten Sie Ihrem Gegenüber eine Lüge ähnlich leicht vom Gesicht ablesen, berichtete vor ein paar Jahren die Zeitschrift GEO. Damals hatten Wissenschaftler der Mayo-Klinik in Rochester und an den Honeywell Laboratories im US-Bundesstaat Minnesota herausgefunden, dass sich um die Augen eines Lügners ein verräterisches Muster aus Wärmeflecken bildet. Und das können Sie mit der Kamera leicht erkennen. Der Grund, so die Forscher: Beim Lügen steige die Herzfrequenz, was vor allem die Mimikmuskeln des Gesichts erwärme.

Allerdings hat diese Methode den gleichen Schönheitsfehler wie der herkömmliche Lügendetektor, kritisiert Frank Horvath, Kriminologe an der Michigan State University: Sie erkennen nur, dass jemand unter Spannung steht, aber nicht warum. Vielleicht ist der Mensch ja doch zu komplex, als dass er gar so einfach deuten ließe. Daher wird wohl auch der Schönschreib-Detektor nicht funktionieren. Ich habe es getestet: Wenn ich in Eile und schon in der Jacke eine Notiz aufschreibe, sieht die ganz anders aus, als wenn ich mich ruhig hinsetze – auch ohne lügen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 01.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html