Supertier

die „Deutschland sucht das Supertier“-Saison hat wieder begonnen: „Hochgiftige Minikobra aus Mülheimer Terrarium ausgebüchst“ titelten neulich ungefähr alle Medien. Das übliche: Tagelange Suche mit Feuerwehrstaffel, Wärmekameras und allem Drum und Dran. Plus Rechnung von 100.000 Euro für den Besitzer.

Kommt das Sommerloch dieses Jahr etwa schon früher?

Oder ist das vielleicht nur das in den Redaktionen dieses Landes gefühlte Bedürfnis, bitte mal über etwas anderes als über drohende Staatspleiten, abstürzende Aktienmärkte oder angeblich fremdgehende Staatspräsidenten berichten zu müssen.

Wäre doch möglich.

Eins an der Meldung fand ich jedenfalls gut: dass die Mülheimer Bürger, die Angst vor dem Tier hatten, sich keine Phobie nachzusagen lassen brauchen. Schließlich war das Biest den Berichten zufolge tatsächlich hochgiftig. Anders als die sogar noch mehr als Schlangen gefürchteten Spinnen. Das ist die hierzulande am weitesten verbreitete Phobie – obwohl Sie giftige Spinnenarten vergeblich suchen werden.
Neulich habe ich etwas ganz amüsantes über Spinnen gelesen, in der Frauenzeitschrift myself.

Falls Sie eine Phobie haben, scrollen Sie bitte jetzt weiter nach unten. Da kommt etwas sehr Interessantes über steuerbegünstigte Betriebsveranstaltungen.

Also. Die Überschrift lautete: „Die spinnen, die Spinnen“. Da stand drin, dass Spinnen sich gelegentlich in jumbojetartige Höhen aufschwingen. Auf der Spitze eines Grashalms schaukelnd warten sie auf eine Böe, werfen dann ihr Fädchen in den Wind und lassen sich sanft von ihm hochtragen. Wie gesagt: Bis in mehrere tausend Meter Höhe immerhin. Hätten Sie auch nicht gedacht, oder? Nur wofür das gut sein soll, das stand nicht in dem Artikel drin.

Andererseits auch egal. Mir bringt es die Tierchen jedenfalls gleich näher.

Nicht dass Sie übrigens denken, ich sei völlig angstfrei. Wenn ich eine Kakerlake in geschlossenen Räumen herumkrabbeln sähe, würde ich auch spitz aufkreischen. Das weiß ich seit ich mal ein paar Monate in einem Studentenwohnheim mit leider zuvor nicht erkennbarer Plage gewohnt habe. Gut, selbst der Keller des Weißen Hauses in der US-Hauptstadt Washington soll ja verseucht sein. Seit ich das weiß, muss ich bei den Nachrichten immer daran denken.

Nicht dass es nicht selbst über diese Viecher faszinierende Dinge zu wissen gäbe. Ich habe da mal etwas gelesen – das fand ich allerdings ähnlich unsympathisch wie die Tiere selbst.

Falls Sie das jetzt lieber nicht wissen wollen, scrollen Sie bitte ab hier ein kurzes Stück nach unten …

Also: Woran stirbt eine Kakerlake, wenn Sie ihr den Kopf abtrennen? Sie verhungert. Ja, schlimm – finden Sie nicht auch? Und doch irgendwie faszinierend.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html