Kindchenschema

meine Oma hatte vor kurzem einen Papagei in Pflege. Als wir Laura – auch Lorchen genannt – mit drei Erwachsenen gegenübertraten, verhielt sich das bunt gefiederte Tierchen neutral. Es schaute zurück.

Aber Sie hätten Lorchen mal sehen sollen, als meine 1,15 Meter große und eindeutig kindlich aussehende Tochter ankam. Da drehte der Vogel voll auf. Kletterte über Käfigwand und Decke, gugurrte meine Tochter an, flitzte von links nach rechts, nahm akrobatische Dehnhaltungen ein, wippte – und schien richtig gute Laune zu haben.

Meine Tochter war begeistert.

Ich wusste ja schon, dass das Kindchenschema auch artübergreifend funktioniert. Warum sonst sollten wir alle eine besondere Vorliebe für Kätzchen, Küken oder auch Welpen haben. Umgekehrt erkennen auch Hund oder Katze unsere Kinder als schützenswert an. Kaum eine normale Katze, die bei einem kleinen Klaps für ein Kleinkind die Krallen ausfahren würde.

Beschütz mich, sei lieb zu mir, so versteht eben jeder das Kindchenschema.

Wussten Sie, dass es sogar in Computerspielen ein klarer Vorteil ist, niedlich zu sein? Das haben Forscher nun herausgefunden. Sie untersuchten, wie sich Studenten beim World of WarCraft-spielen verhalten. Heraus kam: Das Kindchenschema wirkt auch in der virtuellen Welt: Großer Kopf, runde Augen und Stupsnase wecken auch unter Avataren den Beschützerinstinkt. Die Figur, mit der die Forscher das ausprobierten – eine kindliche Gnomin mit großen Augen und rosa Zöpfen – erhielt in 57 Prozent der gestellten Anfragen Unterstützung. Einem zum Vergleich herangezogenen Nachtelf halfen in der gleichen Lage dagegen nur fünf Prozent der Mitspieler. Auch sonst funktionierte vieles wie sonst auch.

Das hätte ich auch erwartet. Sie nicht? Schließlich sitzen vor den Computern ja immer noch reale Menschen. Und die rührt eben das unbedarft-rundliche Äußere. Es bringt sie dazu, Kindern zu helfen – auch artübergreifend.

In einem chinesischen Zoo gerade auch: Da zieht eine Hündin seit ein paar Tagen zwei schnuckelige kleine Pandabären groß. Die beiden Baby-Pandas waren von ihren Müttern verstoßen worden. Nun liegen die unbedarften Katzenbären an den Zitzen und sind zufrieden. Seit ihrer Geburt am 25. Juni haben die Pandas ihre Körperlänge glatt verdoppelt und gut zugenommen, berichtete die Pekinger Nachrichtenagentur Xinhua. „Die beiden Babys scheinen sie zu lieben“, sagte der Tierpfleger Ha Guojiang vom Zoo in Taiyuan.

Es gibt da nur ein kleines Problem: Die Hündin denkt, die Pandas seien ihre Kinder. Um ihren eigenen Wurf kümmert sie sich nicht mehr. Die zieht nun der Tierpfleger groß – statt der Pandabären.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.08.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Unwissen

je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir auch wieder nicht.

Klingt komisch, ist aber so.

Nehmen Sie mal eine beliebige Statistik. Zum Beispiel die, dass Fahrschüler im Osten Deutschlands häufiger durch die Theorieprüfung rauschen, als im Westen. Und in Hamburg häufiger durch die praktische Prüfung.

In Sachsen-Anhalt scheitern 44,4 Prozent der Fahrschüler im ersten Theorie-Anlauf. In den übrigen ostdeutschen Bundesländern sieht es nach Angaben des Kraftfahrzeugbundesamtes in Flensburg ähnlich aus – allesamt über 40 Prozent. Ebenso in Hamburg die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung: mit 41 Prozent deutlich über dem Schnitt.

Warum? Man weiß es nicht so genau.

Bei der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände runzeln sie die Stirn. Ebenso beim ADAC. Keine Erklärung taugt. Fahrlehrer? Gleiche Richtlinien! PISA? Da schneiden Ossis nicht schlechter ab, als Wessis. Pädagogische Unterschiede? Niedrige Anmeldegebühren? Demotivation? „Alles Kaffeesatzleserei!“, meint Gerhard von Bressendorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

Noch ein Bereich also, über den wir nichts wissen.

Davon gibt es mehr als ich dachte. Passen Sie mal auf: Vor kurzem haben Kathrin Passig und Aleks Scholz das „Lexikon des Unwissens“ herausgebracht. Was da alles drin steht.

Die Erkältung zum Beispiel. Haufenweise Daten hat die Wissenschaft über sie hervorgebracht – über die wenigsten sind die Forscher sich einig. Nicht einmal die Frage, ob Sie sich überhaupt mit einer Erkältung anstecken oder auf welchem Weg Sie sich die sonst zuziehen, ist unumstritten. „Typisch für die Erkältungsforschung: Auch hier gibt es eine mehr als sorgfältig durchgeführte Studie, aus der das Gegenteil hervorgeht“, stellen die Autoren fest.

Oder die Frage, was mit Ihrem Auge passiert ist, dass Sie kurzsichtig werden: Solides Unwissen! Schlechte Angewohnheiten, die Gene, ungünstige Lichtverhältnisse, Computerarbeit – all diese Vermutungen sind ebenso gut belegt wie widerlegt. Das Lexikon enthält neben allzumenschlichen Bereichen des Unwissens wie Gähnen, das Vorhandensein von Leben oder Herbstlaub auch Spezialdisziplinen wie Hawaii oder Los-Padres-Nationalpark.

Oder die Laffer-Kurve. Volkswirte zaubern die Grafik von der Form eines auf dem Kopf stehenden U gern hervor, um zu zeigen, dass der Steuersatz weder zu hoch noch zu niedrig sein darf, um dem Staat auskömmliche Steuereinnahmen zu bescheren. Aber wo ist das Maximum? Bei 15 Prozent? Oder doch eher irgendwo zwischen 60 und 70 Prozent? Na?

Man weiß es nicht so genau.

Unwissen ist nicht einfach nur Nichtwissen. Sie müssen schon eine Menge erforscht haben, um mit Sokrates sagen zu können, was Sie nicht wissen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Lehnwörter

im Finanzdistrikt von San Francisco steht das Gaffen derzeit hoch im Kurs.

In der Mittagspause sammeln sich die Geschäftsleute und Bankangestellten auf dem Bürgersteig, den Blick fest auf die andere Straßenseite gerichtet. Da wird seit einigen Tagen beste Unterhaltung geboten: Ein Purpurstärling – das ist ein nordamerikanischer Singvogel, der ein bisschen aussieht wie unsere Amsel – verteidigt mit Schnabel und Krallen sein Revier. Hopst über den Asphalt, schnappt sich einen Wurm, füttert seine Küken – und attackiert nebenbei zu Bestzeiten zwei bis drei Fußgänger pro Minute.

Hitchcocks Vögel lassen grüßen.

Aber „Swoops“ – so haben Blogger den possierlichen Piepmatz getauft, es bedeutet Sturzflieger – kommt allein. Ein Schild warnt: „Achtung: Auf den nächsten hundert Metern schlägt ein Vogel von oben herab zu“.

Bis die Leute das Schild gelesen haben, ist es auch schon passiert…

„Wir schließen Wetten ab, wen es als nächsten trifft“, ließ Susanna Cook eine Zeitung wissen. Auf Männer mit Glatze steht Swoops offenbar besonders. Die Ausschnitte bei youtube haben etwas von einer Sitcom. Bei jedem Angriff Gelächter und Applaus. Schadenfreude.

Das ist ja die reinste Freude, sagt jedenfalls eine Spruchweisheit.

Wussten Sie eigentlich, dass viele Nationen gar kein eigenes Wort für Schadenfreude besitzen? Ich wusste das nicht. Leihen sie sich eben unseres aus: Als Lehnwort gibt es die Schadenfreude im Englischen, Französischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen und Polnischen. Sie begegnen in aller Welt auch noch Kindergärten, Hinterland, Trittbrettfahrern, Zechprellern sowie Weltschmerz, Angst und Sauerkraut.

Wörterbücher sagen mehr über ein Land als Reiseführer, davon ist der Brite Adam Jacot de Boinod überzeugt. Er muss es wissen, besitzt er doch 280 Wörterbücher. Ein paar sprachliche Juwelen hat er in ein Buch geschrieben, „Meaning of tingo“.

Hübsch finde ich zum Beispiel, dass es im Albanischen 27 Bezeichnungen für Schnurrbärte und Augenbrauen gibt. Auf Hawaii gibt es 108 Wörter für Süßkartoffen, 47 für Bananen und 65 Worte für Fischernetze. Perlen des Tiefsinns finden sich auch, etwa im persischen. Da bezeichnet „tuti’i pas ayina“ eine Person, die hinter einem Spiegel sitzt und einen Papagei das Sprechen lehrt, indem sie ihn glauben macht, dass es ein anderer Papagei ist, der die Wörter vorspricht.

Schlau, finden Sie nicht auch?

Ich habe immer gedacht, beim Entlehnen von Worten in die eigene Sprache gehe es um knackige Treffsicherheit. Ich habe meine Zweifel, seit ich das Tok Pisin-Wort – die Sprache Papua Neuguineas – für Akkordeon kenne. Akkordeon ist schlank und griffig. Die Papuas sagen lieber: ‚liklik box you pull him he cry you push him he cry‘.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Hirnjogging

ab sofort werde ich wieder regelmäßig Nadeln in einen Plan von unserem Wohnviertel hier stecken. Habe ich mir gestern vorgenommen.
Nein, kein Voodoo. Nur eine wirkungsvolle Methode, mein Auto zu finden… Musste ich doch gestern wieder suchen.

Parkplatzsuche ist hier in der Innenstadt nicht ohne – Auto wiederfinden leider auch nicht. Es gibt ungefähr ein gutes Dutzend möglicher Routen, die ich im Extremfall alle abfahre. Wo ich eine Lücke finde, richtet sich nach Tag und Uhrzeit – selbst mit Anwohnerparkausweis. Vor allem freitagabends parke ich meist in 10 Minuten Fußweite. Und wenn ich lange gesucht habe, erinnere ich mich meist nicht mehr, wo die Karre denn nun steht.

Wer es nicht im Kopf hat, muss es eben in den Beinen haben…

Gestern bin ich die komplette Route abgelaufen. Dann hatte ich es endlich. Als ich noch täglich abends geparkt und morgens wieder abgeholt habe, habe ich stets daran gedacht, mit einem Pinnwandstecker zu markieren, wo das Auto steht. Das habe ich zuletzt nicht mehr so ernst genommen. Schließlich habe ich alles – inklusive Büro – in Fußweite und bewege mein Auto seltener und zu günstigeren Zeiten. Aber jetzt fange ich wieder damit an.

Gehirnjogging habe ich verworfen. Das scheint doch nicht so gut vor Verkalkung zu schützen, wie gedacht. Stattdessen gilt offenbar auch hierfür die alte Weisheit:

Was keine Nebenwirkungen hat, hat auch meist keine Hauptwirkung.

Das jedenfalls legt ein Memorandum von dreißig namhaften Kognitions- und Neurowissenschaftlern sowie Alternsforschern zum Thema Hirnjogging nahe. „Das Zaubermittel, das die alterungsbedingte Minderung der Hirnleistung oder gar Alzheimer aufhält, gibt es bislang nicht“, hält Laura Carstensen fest, Direktorin des Stanford Center on Longevity, die an dem Memorandum beteiligt ist.

Die Bilanz der Hirnforscher ist trübe: Denkspiele und Trainingssoftware erhöhen vielleicht gewisse Fertigkeiten, aber nicht die Gedächtnisleistung. „Jede Stunde am Computer ist eine Stunde weniger, die man zum Beispiel mit Wandern, dem Lernen einer Fremdsprache, dem Ausprobieren eines neuen Kochrezepts oder dem Spielen mit Enkelkindern verbringen kann“, geben die Experten zu bedenken.

Gingko biloba vielleicht? Vergessen Sie’s!

Nur das gute alte, ehrliche Lernen regt das Gehirn wirklich an, meinen die Forscher. Kein handliches Produkt, keine maßgeschneiderte Methode.

Gut dass normal joggen auch dem Gehirn mit auf die Sprünge hilft. Und ansonsten eben: Pinne in Karten stecken. Vielleicht kommt ja bald doch was besseres.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 13.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Nackte Panik

die Steuertipps von heute werden Ihnen ausnahmsweise nackt vorgetragen.

Pilotversuch. Nur zu Ihrem Besten…

Sie werden merken: Plötzlich sind Sie viel aufmerksamer dabei. Und denken nicht schon daran, was Sie nachher zu Mittag essen wollen. Gut, wer hier nackt ist, können Sie im Zweifel ja gar nicht sehen.

Da müssen Sie schon mit Air New Zealand fliegen. Die Fluglinie kam nun auf die gloriose Idee, ihre Stewards und Stewardessen nackt die Sicherheitshinweise geben zu lassen – mit aufgemalter Uniform.

Keine Sparmaßnahme, wie die viel debattierten 50 Cent für den Toilettenbesuch.

Stewardessenversuch. Nur zum Besten der Fluggäste… Denken Sie doch nur mal an Ihren letzten Flug. Freundliche Damen und Herren mit Halstuch vollführen Pantomime. Haben Sie wahrscheinlich verpasst, weil Sie weiter Zeitung gelesen oder zwischen Tomaten- und Orangensaft ausgewählt haben. So wie die meisten von uns.

Bei aufgemalten Hemdchen und Röckchen gucken Sie sicher auch genauer hin.

Allerdings gibt es die Flugbegleiter mit ihren aufgemalten Uniformen nur im neuen Sicherheitsvideo zu sehen. Besonders sehenswerte Körperteile werden zudem geschickt durch Sicherheitsgurte und andere Ausrüstung verdeckt.

Vielleicht hätte sich die Airline die aufwändigen Dreharbeiten gleich ganz gespart, wenn ihre Sicherheitsexperten die Studie von Psychologen Stephen Schmidt von der Middle Tennessee State University gekannt hätten. Nackte Menschen blockieren das Erinnerungsvermögen, fand der 2002 heraus. Die 102 studentischen Testpersonen konnten sich deutlich schlechter an Details eines Fotos erinnern, wenn die darauf mitabgebildeten Personen nackt waren.

Dabei erinnerten sich Männer besser, wenn sie nackte Frauen zu sehen bekamen und Frauen, wenn es nackte Männer waren.
Gut dass Sie die wirklich interessanten Tipps nun auch nachlesen können, wenn Sie öfter fliegen. Wie zum Beispiel, was Flugsicherheitsexperten tun, sobald sie in einem Flugzeug Platz nehmen: Sie zählen die Zahl der Reihen zum Notausgang.

Wenn das Licht ausfällt oder sich Rauch in der Kabine ausbreitet, rettet Ihnen das womöglich das Leben, davon ist die Amanda Ripley überzeugt. Für ihr Buch „Survive. Katastrophen – wer sie überlebt und warum“ sprach sie mit Überlebenden von Flugszeugabstürzen, Geiseldramen, Naturkatastrophen und Terroranschlägen.

Ihr wichtigster Tipp gegen Panik: „Kontrollierte Atmung. „Das lernen auch Polizisten und Elitesoldaten: vier Sekunden einatmen, vier Sekunden halten, vier Sekunden ausatmen“, erläutert sie.

Und die Steuertipps gibt es von Donnerstag an wieder voll bekleidet.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 07.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Handtaschen

dass Weißkopfseeadler solche Vorlieben haben, hätte ich nicht gedacht.

Verstehen kann ich es aber. Vor ein paar Tagen entriss ein solcher Adler – Spannbreite mehr als zwei Meter – im Tiroler Örtchen Kundl einer 69-jährigen Frau ihre braune Lederhandtasche. „Es muss ein Mordsschreck für die Frau gewesen sein“, vermutet ein örtlicher Kriminalbeamter. Manitou, so heißt der Adler, war schon seit drei Tagen ausgeflogen und offenbar hungrig. Und die Handtasche sah aus wie die seines Zillertaler Falkners.

Da sind immer lecker Mäuse und Küken drin, nehme ich an.

Meine Tochter weiß auch schon ganz genau, wo in meiner Handtasche sie meine Kaugummis und ihre Lollies oder Kekse findet…

In der Berliner Zeitung gab es mal die Rubrik „Eva Corino geht durch die Stadt und fragt: Was haben Sie in Ihrer Tasche?“. Und die Passanten packten aus: Nachthemden und Unterwäsche, ein Paar Schuhe oder auch etwa – ein Mann! – selbstgedrehte Videofilme. Mary Poppins zieht im gleichnamigen Film aus ihrer geblümten Handtasche eine komplette Zimmerdekoration – inklusive Stehlampe, Bilderrahmen und allem, was sie für ihren Einsatz als Kindermädchen braucht.

Super, finden Sie nicht auch? Michael und Jane haben auch gestaunt.

Als Mann fragen Sie sich sicher die ganze Zeit, was bloß in der Handtasche Ihrer Frau oder Freundin drin ist…

Ganz einfach: Zettel mit Telefonnummern, Heiligenbildchen, Messer, Zangen, Nagelfeile, Ersatznylons, puschelige Notizbücher, Zeitungen, Krimis, Tampons oder auch mal abgebrannte Streichhölzer, Kieselsteine sowie kleine Hunde. Alles mögliche eben, fand Wirtschaftspsychologin Ute Rademacher in ihrer weltweiten Handtaschenstudie heraus. Klar, auch Portemonnaie, Handy, Schlüsselbund.

Ich liebe Taschen mit Karabinerschlüsselhaken. Gibt es leider viel zu selten!

Was es aber gibt – das habe ich nicht gewusst: regelrechte Beziehungstypen bei Handtaschenträgerinnen. Neben „sequentiellen Monogamistinnen“ auch „Taschen-Polygamistinnen“ eben. Was das über die Frau sagt, steht aber nicht drin.

Wäre aber auch wohl gewagt, hieraus Schlüsse zu ziehen.

Frauen verbringen 76 Tage ihres Lebens mit Kramen, steht in der Studie noch.

Was soll’s? Dafür sparen wir Zeit bei der Kommunikation. Margaret Thatcher brachte mit einem einzigen Wink ihrer Schnappverschlusshandtasche Oppositionspolitiker zum Schweigen. Und wenn Queen Elizabeth II. ihre Tasche auf dem Esstisch platzierte, wussten ihre Mitarbeiter: „Ich wünsche zu gehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 06.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Der deutsche Wald

in Wiesbaden gibt es das Luft- und Freizeitbad „Unter den Eichen“. Wie vieles hier, seit fast 100 Jahren. Es hat Spiel- und Badmintonplatz sowie Tischtennisplatten, Boule-Zone, Kiosk und jede Menge Auslauf. Wie ein Freibad, nur ohne Becken. Abgesehen vom badewannengroßen Kinderbecken. Bei schwülem Wetter der beste Platz, denn es liegt sich – wie der Name schon sagt – unter den Eichen.

Wenn Sie im „Lufti“ auf der Wiese hocken, können Sie sich die Besucher des beginnenden 20. Jahrhunderts in ihren knielangen, hochgeschlossenen Badeanzügen und vielleicht noch einem tuffigen Sonnenschirmchen über dem Kopf lebhaft vorstellen. Schauen Sie dann hoch in die bestimmt 30 Meter hohen Bäume mit ihrem liebevoll üppig grünen, verzweigten Geäst, wissen Sie, warum der Deutsche Wald als romantisch gilt.

Was wären deutsche Märchen ohne den finsteren, verwunschenen Forst? Hinter dessen Stämmen sich Elfen, Hexen, Trolle, Zwerge oder Waldschrate trollen.

Kaum vorstellbar, oder?

Vor ein paar Jahren schlug der deutsche Wald in der Wertschätzung der Menschen alles andere. Hätten die Bundesbürger über den Staatsetat bestimmen können: Die größte Summe wäre für den Wald bestimmt gewesen, fand der Soziologe Heinrich Best von der Universität in Jena 2003 heraus. Viel mehr, als für Verteidigung, Kultur oder den Ausbau von Verkehrswegen.

Im Autofahrerland Nummer Eins will das etwas heißen, finden Sie nicht?

Anscheinend hat sich die Waldliebe gewandelt. Das romantische Bild vom Wald ist nicht so verhaftet wie bisher angenommen, staunt Kulturwissenschaftlerin Silke Kleinhückelkotten vom Ecolog-Institut. Und nur jeder dritte der 3756 Befragten weiß noch, dass Bäume Sauerstoff liefern, Luft filtern oder Tiere und Pflanzen beherbergt.

Immerhin: Für 93 Prozent gehört der Wald zu einem guten Leben dazu. Und die Forstwirtschaft hat bei den meisten Menschen einen tadellosen Ruf – auch wenn sie nicht so genau wissen, was Förster eigentlich tun. Eine gefühlige Bindung allerdings haben die meisten wohl mittlerweile – wenn sie nicht am oder im Wald wohnen – höchstens zu einzelnen Bäumen, etwa im Stadtpark. Das kennen Forscher schon länger aus Frankreich und anderen nicht als so waldliebend geltenden Ländern.

Und eins ist geblieben: Die Menschen wollen den deutschen Wald erhalten. Mehr als 80 Prozent haben kein Problem damit, den Wald wirtschaftlich zu nutzen – wenn nicht mehr Holz geschlagen wird, als auch wieder nachwächst. Die Nachhaltigkeit hat Tradition. Liegt doch der Waldanteil seit gut 600 Jahren ziemlich konstant bei knapp 30 Prozent – während andere Länder wie Schottland kahlgeschlagen wurden. Rendite liefert der deutsche Wald dafür kaum. „220 Jahre wächst die Eiche, bis sie Ertrag abwirft“, stellt Waldbesitzer Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein fest. Wollen Sie also ganz unromantisch mit Investitionen in Wald Geld verdienen, müssen Sie schon – etwa über Fonds – außerhalb Deutschlands investieren.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Grillende Männer

wissen Sie eigentlich, dass Männer, die grillen, sexy sind?

Der Studie einer großen Supermarktkette, die das vor ein paar Jahren herausfand, möchte ich passend zur Jahreszeit an dieser Stelle gedenken.

Nicht, dass sie in Vergessenheit geriete!

Das wäre schlimm – tun sich doch heute eher die Spaßbremsen aus den medizinischen Instituten mit Studien zum Grillen hervor. Krebsgefahr, Darmpolypen. Dann doch lieber die Grillfleischverkäufer mit dem Sex Appeal.

Ja. Stellen Sie sich bloß mal vor, die Leute würden tatsächlich – nennen wir es mal: vernünftig werden. Und hörten auf zu grillen und zu brutzeln!

Studien, die uns ganz andere Nahrungsmittel ans Herz legen wollen, gibt es dazu schon. Das mexikanische „Instituto Tecnológico de Celaya“ rechnet vor, wir nahrhaft Grillen sind: 75,8 Milligramm Calcium und 9,5 Milligramm Eisen pro 100 Gramm.

Viel mehr Eiweiß und weniger Kohlenhydrate als Grillfleisch, klar.

Patrick Durst von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN hat auch schon einen super Vorschlag: „Für Europäer müsste man schon einen Trick anwenden, damit sie ihren kulinarischen Horizont erweitern und Insekten essen. Die Maden und Grillen müssten appetitlicher aussehen und so angerichtet werden, dass man Ihnen nicht beim Essen in die Augen sieht.“

Na?

Warum eigentlich nicht mal Insekten-Sushi? Das gibt es. Bei den Japanern, wo sonst? Das Filetstück, das die madagassische Kakerlake unter ihrem Panzer spazieren trägt, soll angeblich super schmecken. Können Sie im Kochbuch von Shoichi Uchiyama nachlesen – samt Rezepten für: Hausgrillen-Pizza, Paprikaschote mit Reis und grüner Raupe, mit Seidenraupenkokons gefüllte Frühlingsrollen, Insekten-Sushi mit Gottesanbeterin, madagassischer Kakerlake oder japanischen Riesenhornissenlarven.

Hoffentlich büchst das nicht aus.

Dann doch lieber: Knusprige Lammrippchen. Leckere Bratwurst. Solange ich nicht selbst feuern und wenden muss, und es gut gemacht ist. Da habe ich doppelt Glück: Den Männern, die ich kenne, macht Grillen Spaß – und sie können es. Und wie gesagt: es macht Männer auch noch sexy. Also schön brav weiter grillen…

Falls Sie tragischerweise Vegetarier sind, gäbe es auch etwas für Sie: Parfum mit einer Note von gegrilltem Fleisch. „Flame by BK“ (BK = Burger King). Das gibt es offenbar für vier Dollar in den Filialen zu kaufen – oder unter firemeetsdesire.com.

Wie Ihr Finanzamt seinen Teil zu Ihren Ausgaben für Würstchen, Rippchen & Co. beiträgt, erfahren Sie in dieser Newsletterausgabe.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 29.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Computer-Unfälle

haben Sie auch schon mal auf Ihre Tastatur eingedroschen?

Ein kleiner Wutausbruch am Rechner unterläuft ja den Beherrschtesten von uns. Doch statt Gewalt anzuwenden, sollten Sie lieber Ihren Stressball knautschen und kurz in die Kaffeeküche huschen. Tief ein- und ausatmen. Und hoffen, dass die Jungs vom IT-Helpdesk die Sache rasch im Griff haben. Oder Sie, falls Sie Freiberufler sind.

Ist besser so – weil: Anders ist gefährlich. Davor jedenfalls warnen amerikanische Mediziner in der Online-Ausgabe des American Journal of Preventive Medicine. Ihren Berechnungen nach hat sich die Zahl der durch Computer und Computerzubehör verursachten Unfälle von 1994 bis 2006 glatt versiebenfacht.

Falls Sie nun denken: Klar, hat ja auch vorher keine Computer in den Haushalten gegeben. Nein, daran habe ich auch zuerst gedacht. Aber die Zahl der Rechner stieg mit 309 Prozent im selben Zeitraum weniger als halb so stark wie die der Unfälle. Und ja: Wir reden hier tatsächlich von Stürzen, Knochenbrüchen und anderen krachenden und berstenden Ereignissen. Nicht dass Sie jetzt auch an gereizte Augen, Sehnenscheidenentzündung oder Rückenschmerz denken.

Und wer ist schuld? Die schlechten Vorbilder. War ja klar!

Das jedenfalls glauben die amerikanischen Mediziner. Sie kennen doch vielleicht auch dieses überall kursierende Video „Bad day at office“. Da rastet ein Angestellter in so einer Dilbert-Büroabstellkabine aus. Wütet. Drischt auf seine Tastatur ein, fegt den Rechner vom Tisch.

Stellen Sie sich bloß mal vor, das blöde Ding wäre ihm auf den Fuß gefallen.

Bekanntlích hatte er Glück. Anders wohl als eine Reihe anderer User. 37 Prozent der insgesamt mehr als 78.000 in Notfallaufnahmen amerikanischer Krankenhäuser behandelten Computerverletzungen sind Folge solcher Gewaltanschläge gegen unschuldige PCs, berichten die Mediziner. Also: Wenn das Bild wieder einfriert oder nach dem Klicken nur die Lüftung hechelt: Sie sind gaaanz ruhig.

Aber Achtung: Auch und gerade, wenn Sie vor Ihrem Wohnzimmer-PC hocken, bitteschön. Denn die meisten Computer-Unfälle – 93 Prozent – fanden zu Hause statt. Und passen Sie bloß gut auf Ihre Kinder auf. Herabstürzende Monitore. Hierzulande übrigens kein Problem. „Häufiger stürzen Fernseher auf die Kinder, wenn sie allein im Wohnzimmer gespielt und an dem Gerät gerüttelt haben“, stellt Matthias Kieslich von der Universitätskinderklinik Frankfurt in der Süddeutschen Zeitung klar.

Was uns das nun wieder sagt?

Auch für Ihre Eltern und Schwiegereltern sollten Sie Vorkehrungen treffen. Die stolpern nämlich oft über die herumliegenden Kabel oder Drucker.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Toaster

ein Toaster im Haus ist manchmal Gold wert.

Glauben Sie nicht? Zumindest für eine Einwohnerin Floridas. Der brachte ein gerösteter Toast vor wenigen Jahren mehr als zehntausend Dollar ein. Die bräunliche Scheibe, die die Frau im Internet versteigerte, soll das Gesicht der Gottesmutter gezeigt haben. Die Gebote kletterten zwischenzeitlich auf über 100 Millionen Dollar – bis Spaßbieter ihre Angebote zurückzogen. Zehn Jahre habe das Brot in einer Plastikbox auf dem Nachttisch gelegen, erklärte die Frau der Zeitung „Miami Herald“. Keine Spur von Schimmel. So etwas bekommt nur ein Toaster hin.

Wenn der Fortschritt ihn dahinraffte – meine Tochter würde ihn vermissen. Sie sicherlich auch. Grund genug, dem Kasten weitere 100 Jahre zu wünschen. So alt ist die Errungenschaft nämlich schon.

Als Mutter aller Toaster gilt der „D-12“ von General Electric, der vor 100 Jahren auf den Markt kam. Die Brotscheiben mussten Sie in sehr hohe Drahtgestellkörbe schieben. Und zwischendurch umdrehen nicht vergessen – der D-12 konnte nur eine Seite rösten. Dafür zumindest anfangs umso besser auch Ihre Finger… Autsch. Der Sockel war aus weißem Porzellan. Gegen Aufpreis konnten Sie den verzieren lassen: mit Zierlinien und buntem Blumendekor – von Hand gemalt. Heute verzieren die Leute lieber gleich ihre Toastscheiben. Jedes erdenkliche Motiv können Sie sich draufrösten: die aktuelle Wettervorhersage, Totenköpfe, Winnie the Pooh oder auch Frauensilhouetten. Offenbar sogar das SPD-Logo. Die nötigen Toaster mit Motivschablonen und Toast-Tattoos können Sie kaufen.

Natürlich wurde auch der Toaster – wie es sich für eine bahnbrechende Entwicklung gehört – mehrfach erfunden (siehe Newsletter vom 5.5.2009), fast zeitgleich von der Firma Bastian in England. Auch der erste Klapptoaster kam fast zeitgleich – die zwei seitlichen Klapptüren konnten Sie sogar ganz entfernen. Sogar Flachbetttoaster – zum Teil mit automatischem Brotwender ausgerüstet – gab es. Vor 50 Jahren dann erreichte der Toaster seine wohl höchste Evolutionsstufe. Seither funktionieren Toaster nämlich weltweit in etwa gleich.

Gut, Ihre Ingenieure würden jetzt protestieren. Klar, einige Feinheiten, von denen wir brotrösttechnischen Laien keine Ahnung haben, werden nach wie vor verbessert: Intelligente Toaster sehen dem Brot an, ob es schon gut ist oder verhindern, dass ich Dummerchen meinen Toaster liegend anwerfen will. Einige Tüftler tunen ihre Toaster sogar. Der des Briten Freddie Yauner schaffte beim Weltrekord-Versuch im Toaster-Auswurf mehr als zwei Meter.

Falls Ihr Toaster gerade kaputt ist und Sie auf eine Abwrackprämie für Toaster warten – trösten Sie sich: Dass man auch ohne Toaster leben kann, zeigen die Bewohner der Einöden Kanadas. Die rösten ihr Brot in gusseisernen Kanonenöfen. Sie kleben ihre Toastscheibe an die heiße Ofenwand. Irgendwann fällt sie ab – fertig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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