Handtaschen

dass Weißkopfseeadler solche Vorlieben haben, hätte ich nicht gedacht.

Verstehen kann ich es aber. Vor ein paar Tagen entriss ein solcher Adler – Spannbreite mehr als zwei Meter – im Tiroler Örtchen Kundl einer 69-jährigen Frau ihre braune Lederhandtasche. „Es muss ein Mordsschreck für die Frau gewesen sein“, vermutet ein örtlicher Kriminalbeamter. Manitou, so heißt der Adler, war schon seit drei Tagen ausgeflogen und offenbar hungrig. Und die Handtasche sah aus wie die seines Zillertaler Falkners.

Da sind immer lecker Mäuse und Küken drin, nehme ich an.

Meine Tochter weiß auch schon ganz genau, wo in meiner Handtasche sie meine Kaugummis und ihre Lollies oder Kekse findet…

In der Berliner Zeitung gab es mal die Rubrik „Eva Corino geht durch die Stadt und fragt: Was haben Sie in Ihrer Tasche?“. Und die Passanten packten aus: Nachthemden und Unterwäsche, ein Paar Schuhe oder auch etwa – ein Mann! – selbstgedrehte Videofilme. Mary Poppins zieht im gleichnamigen Film aus ihrer geblümten Handtasche eine komplette Zimmerdekoration – inklusive Stehlampe, Bilderrahmen und allem, was sie für ihren Einsatz als Kindermädchen braucht.

Super, finden Sie nicht auch? Michael und Jane haben auch gestaunt.

Als Mann fragen Sie sich sicher die ganze Zeit, was bloß in der Handtasche Ihrer Frau oder Freundin drin ist…

Ganz einfach: Zettel mit Telefonnummern, Heiligenbildchen, Messer, Zangen, Nagelfeile, Ersatznylons, puschelige Notizbücher, Zeitungen, Krimis, Tampons oder auch mal abgebrannte Streichhölzer, Kieselsteine sowie kleine Hunde. Alles mögliche eben, fand Wirtschaftspsychologin Ute Rademacher in ihrer weltweiten Handtaschenstudie heraus. Klar, auch Portemonnaie, Handy, Schlüsselbund.

Ich liebe Taschen mit Karabinerschlüsselhaken. Gibt es leider viel zu selten!

Was es aber gibt – das habe ich nicht gewusst: regelrechte Beziehungstypen bei Handtaschenträgerinnen. Neben „sequentiellen Monogamistinnen“ auch „Taschen-Polygamistinnen“ eben. Was das über die Frau sagt, steht aber nicht drin.

Wäre aber auch wohl gewagt, hieraus Schlüsse zu ziehen.

Frauen verbringen 76 Tage ihres Lebens mit Kramen, steht in der Studie noch.

Was soll’s? Dafür sparen wir Zeit bei der Kommunikation. Margaret Thatcher brachte mit einem einzigen Wink ihrer Schnappverschlusshandtasche Oppositionspolitiker zum Schweigen. Und wenn Queen Elizabeth II. ihre Tasche auf dem Esstisch platzierte, wussten ihre Mitarbeiter: „Ich wünsche zu gehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 06.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html