29. Februar

sagen Sie nicht, Sie haben am 29. Februar Geburtstag…

Das würde bedeuten: auch dieses Jahr wieder nicht. Nicht wirklich. Zufällig bin ich da vor kurzem auf einen Text von Georg Christoph Lichtenberg gestoßen: „Trostgründe für die unglücklichen, die am 29. Februar geboren sind“. Mit Trost und Empfehlung. Lichtenberg ist zwar als Aphoristiker bekannt. Literarisch also eher Kurzstrecke. Aber hierfür hat er sich wirklich Zeit genommen.

Nein, er hatte nicht am 29. Februar Geburtstag. Das habe ich auch gleich nachgeschaut. Es war der 1. Juli 1742. Vielleicht kannte er ja jemanden. Jedenfalls hat er sich wahrscheinlich sehr verdient um die Schaltjahresgeborenen gemacht.

Erst freilich lamentiert Lichtenberg ein Weilchen: über 75 Prozent weniger Glückwünsche, Aufmerksamkeiten und Gründe zur Freude und guten Vorsätzen zum Geburtstag. „Aber der Neujahrstag, sagt man, bleibt ihnen doch noch. – Das ist keine Antwort, den Neujahrstag haben die gewöhnlichen Menschen auch, also den 75 Prozenten geht auch hier nichts ab“, schreibt Lichtenberg.

Dann rechnet er auch noch vor – ich wusste gar nicht, dass das gehen kann –, dass ein Kind, das am letzten Schalttag des ausgehenden Jahrhunderts, also für ihn: am 29. Februar 1796 geboren wurde, ganze acht Jahre lang keinen echten Geburtstag feiern kann. „Also ein Kind, das den 29. Februar 1796 geboren würde und etwa den 28. Februar 1804 stürbe, wäre acht Jahre alt geworden, ohne einen einzigen wahren Geburtstag erlebt zu haben“, so Lichtenberg.

Und dann kommt er dankenswerterweise zum eigentlichen Grund des Schreibens „in einem berühmten Journal“ – leider steht im Gutenberg-Projekt des Spiegels nicht, in welchem Journal: dem Trost an die Schaltjahreskinder und der Antwort darauf, wie so ein armer am Schalttag Geborener denn nun feiern soll.

Erst der Trost: Natürlich jähre sich der erste Atemzug jedes Jahr wieder neu. „Er wird also genau ein Jahr alt sein, wenn die Sonne das nächste Mal wieder in demselben Punkt der Eklipik steht, und der bürgerliche Tag, in welchen jener Zeitpunkt fällt, ist der Geburtstag des Menschen im eigentlichen Verstande“, schreibt Lichtenberg.

Und dann liefert er einen sehr brauchbaren Geburtstagskalender: „Wer am 29sten Februar morgens um 12 Uhr geboren ist, feiert seinen Geburtstag oder eigentlich Geburtsstunde, das nächste Jahr den 28. Februar morgens um 6, das 2te Jahr den 28. Februar mittags um 12, das 3te Jahr den 28. Febr. abends um 6, das 4te Jahr den 29. Februar um 12 des Morgens. Am 29. Februar um 6 des Morgens geboren: das 1ste Jahr den 28. Februar um 12 des Mittags, das 2te Jahr den 28. Februar um 6 des Abends, das 3te Jahr den 28. Februar um 12 des Nachts oder den ersten März, das 4te Jahr den 29. Februar um 6 des Morgens.“

Und so weiter. Das gleiche dann auch noch für die um 12 Uhr mittags und abends um 6 Uhr Geborenen. Beides erspare ich uns mal. Bei Bedarf rechnen Sie einfach weiter. Oder schauen kurz in Lichtenbergs Text. Das ist so eine schöne Geburtstagsfeier ja auch allemal wert… Herzlichen Glückwunsch!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Mozart

was bewirkt, dass Kühe mehr Milch geben? Dass Babys schon im Mutterleib auf schlau und glücklich programmiert werden? Dass Pflanzen schneller wachsen? Und dass auch frühgeborene Babys besser gedeihen?

Klar: Mozart-Sonaten.

Da sind Sie bestimmt auch gleich drauf gekommen. Nun also eine Studie über die Frühgeborenen. Auch auf sie übt Mozart also einen positiven Einfluss aus, fanden Kinderärzte der Tel Aviv University nun heraus. Ich finde solche Nachrichten natürlich immer wieder spannend und nützlich.

Gut, dass ich Mozart gut leiden kann…

Denn ich frage mich schon manchmal: Was ist mit Tschaikowsky? Oder Beethoven? Von mir aus auch Bach oder Verdi? Kaum etwas wird so systematisch dem Wachstumsförder-Einflusstest unterzogen wie Mozart. Gut, vor kurzem auch mal das Vorlesen – Frauenstimmen unterstützen das Pflanzenwachstum demnach besser als Männerstimmen, vielen Dank.

Aber sonst? Nur selten etwas anderes als Mozart.

Wahrscheinlich aus gutem Grund. Anders als bei Beethoven, Bach oder Bartok wiederholen sich bei Mozart immer wieder ähnliche Melodien – und die wirken wahrscheinlich auf bestimmte Regionen des Großhirns beruhigend, vermutet Studienleiter Dr. Dror Mandel.

Bei den untersuchten Frühchen führt das jedenfalls dazu, dass sie weniger Energie verbrauchen. Das hat den Vorteil, dass sie die Nahrung besser zum Wachsen nutzen können. Gerade für Frühchen ist es sehr wichtig, rasch zu wachsen: Erst wenn sie kräftig genug sind, können sie nachhause. Vorher sind sie den vielen Infektionserregern und Krankheiten in der Klinik ausgesetzt – für die Kleinen sind die eine ernsthafte Gefahr.

Aber auch den israelischen Kinderärzten ist es offenbar nicht ganz recht, auf die Empfehlungslisten für Eltern und Geburtsstationen stets das immer selbe draufzuschreiben: Mozart vorspielen. Deswegen wollen sie demnächst also nicht nur ausprobieren, wie sich die Musik von Mozart über einen längeren Zeitraum auswirkt, sondern auch, was Werke anderer Komponisten bewerkstelligen.

Ob sie dabei aber nicht vielleicht doch über das Forscherziel hinausschießen?

Die Frühchen sollen nämlich nicht nur in den Genuss von Bach oder Beethoven kommen. Die Kinderärzte wollen ihnen auch Popmusik vorspielen – und sogar Rap. Ob nun allerdings ausgerechnet Rap den Energieverbrauch senkt, das wage ich dann schon zu bezweifeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Haute chocolat

was haben Haute-Couture und Kakao miteinander zu tun?

Beides ist teuer. Aber nicht nur das. Doch immer schön der Reihe nach.

Mit 2200 Euro pro Tonne zahlen Sie für Kakao derzeit soviel wie seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. Der Grund ist – wie könnte es bei Preissteigerungen für Rohstoffe derzeit anders sein: Spekulation. Wie hoch der Schokoladenpreis nun steigen wird, ist nach Einschätzung von Experten völlig offen.

Klar eigentlich, dass da immer mehr Leute meinen, Schokolade sei zum Essen eigentlich viel zu schade.

Nicht nur, dass die leckere, braune Masse nun für einen Nachbau der Chinesischen Mauer verwendet wird, siehe Newsletterausgabe vom 26.1. Nun liefert sie auch bestes Material für feine Kleider, Schuhe, Handtaschen.

Haute lecker Couture. Hmm…

Eine tolle Chance für Quereinsteiger in die Modebranche: Frances Cooley etwa. Erst hatte die gelernte Konditorin und Grafikdesignerin aus Belgien nur ein paar antik aussehende Schokoladenschuhe fabriziert. Längst erweiterte sie ihre süße Kollektion: um Schuhe aller Farben und Formen – zebragestreift oder auch hübsch getupft – zubereitet in der heimischen Küche aus feinster belgischer Schokolade.

Angesagt derzeit vor allem: die süßen High Heels. „Darüber staunen die Leute, weil es das perfekte Geschenk für eine Frau ist“, berichtet Cooley dem britischen Telegraph, „Schokolade und Stilettos in einem.“ Gehen weg wie warmer Kuchen. Auch mitten in der dicksten Wirtschaftskrise fuhr die Mutter von zwei Kindern, die vom heimischen Herd aus 25 Boutiquen und Delikatessgeschäfte beliefert – darunter das Luxuskaufhaus Liberty – vergangenes Jahr „unglaubliche Verkaufszahlen“ ein.

Beste Champagnerlaune, nicht nur in der Schokoschuhbranche.

„In ein paar Geschäften hier in der Nähe haben sie pinkfarbenen Champagner verkauft“, berichtet Cooley, „und ein paar Leute haben den direkt aus den Schuhen getrunken.“ Ihr Erfolg inspirierte die junge Designerin zu einer passenden Handtaschenkollektion.

Vielleicht avancieren die guten Stücke ja bald auch zu Kunst- oder Designobjekten. Dann sind noch ganz andere Preise drin als die derzeit umgerechnet 9,80 Euro für ein kleines Paar oder die 24,20 Euro für einen großen Einzelschuh oder die 10,95 Euro für eine kleine und 28,80 Euro für eine große Schokoladen-Handtasche.

Gelten doch auf dem Kunst- und Designmarkt ganz eigene Gesetze.

Ganz ähnliche übrigens wie bei den Rohstoffen. Schön für Kunst- und Designanleger: Gibt die Preissteigerung wegen des Marktwerts der Designerin nicht genug her, lässt sich das gute Stück ohne weiteres einschmelzen und als Barren oder Münzen weiterverkaufen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Stauindikator

Zweckoptimismus hat noch nie geschadet. Nicht, wenn es um Staus geht…

Der tägliche Stau addiert sich in Moskau mittlerweile auf rund 900 Kilometer Länge. Beachtlich, wo doch die ganze Stadt selbst vielleicht 30 mal 40 Kilometer misst.

Wo sie also reinfahren, staut es sich gerade…

Die Zeiten jedenfalls, von denen das Magazin Focus vor gut zweieinhalb Jahren noch berichtete – „Tempo 120 in der Innenstadt ist keine Seltenheit.“ – sind ganz offensichtlich vorbei.

Kein Grund zur Panik. Hat alles seine guten Seiten, beruhigte die Wirtschaftszeitung Vedomosti vor kurzem. Schließlich zeuge der Riesenstau von gestiegenem Wohlstand. „Noch keine 20 Jahre zurück hätten wir alle auf irgendwelchen Haltestellen gefroren und den liegen gebliebenen Bus verdammt“, erinnert das Blatt. „Heute fluchen wir in beheizten Innenräumen, und das Autoradio erlaubt es sogar, den Tag mit etwas Kultur zu ergänzen.“ Außerdem könnten die Moskowiter ihre eingerosteten Fahrkünste so erproben und verbessern. Nicht zuletzt sei das die perfekte Gelegenheit, das Leben der „Normalrussen“ kennen zu lernen. „Steigen Sie doch zur Hauptverkehrszeit in die Metro, versuchen Sie, sich an der Rolltreppe vorzudrängeln, lassen Sie sich im stickigen U-Bahnwaggon ordentlich durchschütteln und überzeugen Sie sich davon, dass Werbung noch dümmer sein kann als im Fernsehen“, empfiehlt das Blatt. „Es gibt schließlich Schlimmeres als einen Stau“.

Staatseinfluss auf die Medien, ick hör dir trapsen? Habe ich auch kurz gedacht…

Aber das ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Schließlich ist die Vedomosti keines dieser staatlich gelenkten Medien, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von Financial Times, Wall Street Journal und dem russischen Verlagshauses Independent Media Sanoma Magazines ID. Über jeden Zweifel erhabenen Qualitätsmedien also. Und das Verlagshaus? In finnischer Hand.

Also wahrscheinlich: Positivdenken eines Redakteurs, der sich jeden Tag zwischen Hochkultur im Auto und Trash-Werbung in der Bahn entscheiden muss…

Und vielleicht liegt er ja mit der These vom gestiegenen Wohlstand nicht mal falsch. Die Oligarchen sind ja längst legendär reich. Aber dass es dem gemeinen Volk auch etwas besser zu gehen scheint, dafür spricht, dass demnächst Burger King nach Russland kommt – drei Restaurants sollen in Moskaus Einkaufszentren eröffnen. „Die Amerikaner hofften wohl darauf, dass die Russen in der Krise öfter auf das schnelle und verhältnismäßig billige Essen zurückgreifen würden“, schreibt die russische Tageszeitung Kommersant. McDonald’s ist seit 20 Jahren da. Wenn da Platz für zwei ist, will das in diesen schlechten Zeiten schon was heißen.

Vergessen Sie nicht, dass sich gerade erst Mc Donald’s nach der Staatspleite aus Island zurückgezogen hat. Die Isländer besuchten zwar offenbar auch noch die Burger-Restaurants. Aber wegen der wertlos gewordenen Währung wuchsen die Kosten und die Gewinne brachen ein. Vielleicht sind das ja die neuen Konjunktur-Indikatoren: Stau und Burger-Restaurants…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Karneval

heute fängt sie wieder an: die so genannte fünfte Jahreszeit: Weiberfastnacht. Karneval.

Je nachdem, wo Sie sitzen, bekommen Sie das bestimmt mit. Oder feiern gleich selbst.

Monatelang arbeiten sie darauf hin, die Jecken. Denken sich Motive für die Karnevalswagen aus, die bei den großen Karnevalszügen mitfahren sollen, etwa an Rosenmontag in Köln, Düsseldorf oder anderswo.

In Köln dieses Jahr: Die Kanzlerin, die die Erstklässler zum Einschulungstermin führt, Italiens Premier Berlusconi, der in einer Menge Bikinimädchen badet oder auch etwa US-Präsident Obama, der das Chaos seines Vorgängers aufräumt. Neben allerhand kölschen Motiven versteht sich: neben dem Prinz oder auch Helden Carneval auch der Bellengeck oder Hanswurst. Monatelang wird konzipiert, gebaut, gebastelt, bemalt und natürlich geplant.

Kaum auszudenken, dass sie für die Vorbereitung des ersten Kölner Rosenmontagszugs mit nicht mal zwei Wochen Vorbereitungszeit ausgekommen sind. Ganz ohne Effizienzsteigerer wie Handy oder Organizer…

Der älteste der großen Züge, der Kölner Rosenmontagszug, zog gestern vor 187 Jahren, 1823 also, zum ersten Mal um die Häuser. „Seine Tollität“, Prinz Karneval, bestieg damals seinen Thron. Dä Prinz – wie der Kölner an sich so schön sagt. Er ist der höchste Repräsentant des Kölner Karnevals. Teil des Dreigestirns aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Wobei – für Nicht-Kölner – die Jungfrau in Köln grundsätzlich immer ein Mann ist.

Anfang Januar bekommt der Prinz vom Kölner Oberbürgermeister seither jedes Jahr feierlich seine Pritsche überreicht – in manchen Regionen nennen sie das Teil auch „Klatsche“: ein z-förmig gefalteter Hartcarton, der beim Aufschlagen schön laut knallt. Kennen Sie vielleicht: Damit wird in Kasperle-Aufführungen das böse Krokodil verhauen… Übrigens bekommt bei dem Termin nicht nur der Prinz vom OB seine Pritsche. Der Oberbürgermeister proklamiert an dem Tag das Dreigestirn – er hebt es damit ins Amt. Deswegen ist übrigens auch jeder echt kölsche Jeck tödlich beleidigt, wenn Sie sagen, Prinz, Bauer und Jungfrau seien verkleidet…

Gott bewahre: Sie gehen im Ornat. Echte Amtstracht. Höchste Würdenträger der Stadt.

Ernsthaft. Und beim Rosenmontagszug fährt Prinz Karneval natürlich stets ganz zum Schluss mit, auf dem allerletzten Wagen. Natürlich dem prunkvollsten und größten des ganzen Zuges. Hoffentlich auch am kommenden Montag wieder. Sonst wären die Kölner sicher schwer enttäuscht. Tingelte doch ausgerechnet ihr höchster Repräsentant dieses Jahr zumindest zeitweise nur als Pappfigur mit durch die Festsäle. Elternzeit. Der zweite Sohn kam ausgerechnet in der heißesten Zeit der Session zur Welt. Der kleine Jeck wird sicher später gern schon mal vorfeiern…

Wie auch immer: Et kütt wie et kütt. Sagt schon Paragraf 1 des Kölschen Grundgesetzes. Ich wünsche Ihnen eine frohsinnige oder nach Wunsch auch einfach nur angenehme Karnevalszeit. Alaaf. Helau. Haltpohl. Oder was man nun sonst so bei Ihnen ausruft.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 11.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Nacken

haben Sie gerade auch so einen steifen Nacken?

Das ist ja schon eine regelrechte Volksseuche geworden. Nicht dass ich Ihnen jetzt Angst machen will, aber bei den Gründen für Berufsunfähigkeit stehen Skelett- und Muskelerkrankungen jedenfalls ziemlich an der Spitze. Sie verursachen beinahe jeden dritten Schadensfall.

Dabei ist die Verspannung an sich sogar ganz natürlich, habe ich nun gelesen. Unser Körper reagiert so nur darauf, dass wir zuviel sitzen. Jeder, der über mehrere Stunden hochkonzentriert arbeitet oder sich lange einseitig belastet, ist gefährdet.

Urzeit-Reflex, fanden Forscher nun heraus.

Ein „klassisches Erbe unserer Evolutionsgeschichte“, erklärt Dieter Breithecker von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung in Wiesbaden. Denn auf Anspannung – und dazu gehört neben der oft über Stunden unbewegten Haltung auch die mit Arbeit heute oft verbundenen Ängste und Sorgen – reagieren wir nach wie vor mit diesem urzeitlichen, tief verankerten Reflex: Zuschlagen oder Wegrennen. „Folgt keine Bewegung, bleibt die Anspannung erhalten“, erklärt Breithecker, „der Muskel wird nicht mehr durchblutet und kann sich daher auch nicht mehr entspannen.“ Wir sind eben zum Herumlaufen gemacht.

Und nun?

Flüchten. Rennen Sie doch ein wenig um den Block. Oder gehen Sie mal wieder schwimmen. Aber nicht alles auf einen Schlag, am Wochenende. Das artet dann schon wieder in Stress aus. Und der führt zu Verspannungen, wissen Sie ja… Am besten verteilen Sie den leichten Sport auf die ganze Woche.

Natürlich könnte auch etwas anderes Ursache für Ihren schmerzenden Nacken sein: eine Sportverletzung, altersbedingter Verschleiß oder auch etwa ein Hohlrundrücken oder ein Knick-Senk-Fuß, erläutert Nils Graf Stenbock-Fermor vom Deutschen Orthopäden-Verband in Köln. Was aber auch immer der Grund ist: Locker-leichte Bewegung hilft aber wohl immer. Und natürlich Entspannung und eine kleine Nackenmassage. Mittel zur Muskelentspannung sollten Sie allerdings lieber meiden – ist genau wie Schmerzmittel nur für den Notfall gedacht.

Auch Wärme tut natürlich immer gut – egal was die Ursache ist.

Wärmflasche in den Nacken legen und dann rückauf- und abwärts auflegen. Hilft auch beim Einschlafen, gerade mit steifem Nacken. Sollten Sie demnächst mal in einem Holiday Inn nächtigen, fragen Sie doch mal nach den wandelnden Heizdecken, über die da vor kurzem die Medien rauf und runter berichtet wurde. Sie bekommen dann vor dem Zubettgehen Besuch von – wenn dem Werbefoto zu trauen ist – einem reizenden, jungen und mit Wärmflaschen bewaffneten Paar. Die heizen ihrer Bettwäsche fünf Minuten lang ein. Aus hygienischen Gründen übrigens in Ganzkörperanzügen aus Frottee und so lustigen Kapuzen. Damit Sie sich nicht noch mehr verspannen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Erbsen

das nenne ich ja mal eine merkwürdige Kreuzung von Ereignissen. Heute vor genau 145 Jahren veröffentlichte Gregor Mendel die Ergebnisse seiner Kreuzungsexperimente mit Erbsen.

Erinnern Sie sich noch an die Mendelsche Regel?

Wir haben sie früher mal in Biologie anhand von Tulpen erklärt bekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Folgendes habe ich mir dazu gemerkt: Wenn ich eine weiße mit einer roten Tulpe kreuze, bekomme ich eine rote, eine weiße und zwei kleine rosa Tülpchen dabei heraus. Mit großer Wahrscheinlichkeit jedenfalls. Sagt die Mendelsche Regel.

Zufällig war gestern vor 373 Jahren auch der erste große Crash der Wirtschaftsgeschichte: auf dem Markt mit Tulpenzwiebeln, in Holland. Tulpen wurden damals in Gasthäusern gehandelt, nicht an der Börse. Die Blase war aber schon genauso ruinös wie spätere Spekulationsblasen.

Und was gibt es in den allermeisten Gasthäusern zu essen? Genau: Erbseneintopf. Das Gemüse also, mit dem Herr Mendel seine ersten Experimente angestellt hat. Und das wiederum wurde – wer hätte das gedacht? – für dieses Jahr gerade frisch zum „Gemüse des Jahres“ gekürt.

Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht. Toll, oder?

Warum genau die Erbse nun Jahresgemüse ist? Meist machen ja die Naturschutzverbände Tier, Pflanze, Baum oder Weichschnecke immer dann zum XY oder Z des Jahres, wenn es bedroht ist. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. begründet die Ernennung mit der „zunehmenden Züchtung von Hybridsorten, erschreckenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Gentechnik bis hin zur Vergabe von Patenten, fortschreitende Monopolisierung auf dem Saatgutmarkt und eine restriktive Saatgutgesetzgebung“, die zunehmend die Vielfalt der Nutzpflanzen bedrohten. Passt also.

Meine fünfjährige Tochter liebt die kleinen grünen Dinger und preist sie in den höchsten Tönen… Sie sagt, sie seien lecker und gesund. Der Verein könnte sie sicher leicht von seinen Ideen überzeugen.

Falls Sie mal ein leckeres Pizzaessen veranstalten wollen, bietet der Verein auf seiner Seite übrigens Tomatenpostkarten zum Kauf. Vielleicht als Einladungskarten?

Übrigens hat Herr Mendel damals gar nicht mit Erbsen herumexperimentiert…

Ich hatte mich auch schon gefragt, wie ich mir das nun wieder vorstellen muss?

Verschrumpelte Erbsen, die sich mit saftig-prallen Exemplaren kreuzen? Oder grüne mit gelben und braunen Erbsen? Oder wie? Und wie kreuzen die sich eigentlich? Und was kommt dann dabei raus?

Nein, die Erbsen von Herrn Mendel waren genauso rot-weiß-rosa wie die Tulpen. Denn natürlich – ich habe mal nachgeschaut – hat er seine Experimente mit den Erbsenpflanzen angestellt. Logisch. Nicht mit den Erbsen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html


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Tauziehen

was hat Tauziehen mit feinstem Bundesligafußball zu tun?

Die Antwort: Eine sehr hübsche Vereinsgründungsgeschichte: die von Werder Bremen.

Und die geht so: Ein paar 16-jährige Schüler haben einmal im Tauziehen einen Fußball gewonnen. Was man damit macht? Spielen natürlich. Und wo geht das am besten? Klar: im Verein. So entstand heute vor genau 111 Jahren der „Fußballverein Werder von 1899“.

Werder bedeutet übrigens Flussinsel. Dort nämlich, also am Stadtwerder in Bremen – einer Halbinsel der Weser, trugen die Jungs damals ihre Gründungspartie aus.

Weiter geht die Geschichte dann eigentlich ganz rasant: 1905 zäunten die Vereinsgründer das Spielfeld ein und begannen Eintritt zu nehmen. Mitglied im Fußballverband waren sie ohnehin schon seit Ende des Gründungsjahres. 1912 qualifizierte sich der FV Werder Bremen als einzige Bremer Mannschaft für die norddeutsche Verbandsliga. Bis heute sind die Werderaner zumeist sehr erfolgreich – unter den Top-Ten der Bundesliga.

Ein Traditionsverein. Hübsch finde ich, wie der Verein zu seinem Namen „SV Werder Bremen von 1899“ kam: indem nämlich so um 1920 herum weitere Sportarten hinzukamen: Baseball. Cricket. Tennis. Schach. Solche Sachen eben. Hatte wohl damit zu tun, dass kurz zuvor auch Frauen erstmals Mitglied werden konnten. Lag beides damals offenbar sehr im Trend.

Gut, Sie wissen es ja auch: Fußball blieb dann doch die Hauptsache. Auch vom Tauziehen redet heute eigentlich kaum mehr jemand, schon gar nicht in einem Atemzug mit Werder Bremen.

Dennoch: Tauziehen ist keine ganz unbedeutende Angelegenheit. Als olympische Disziplin wurde sie zwar schon vor 90 Jahren abgeschafft. Aber immerhin gibt es noch jährliche Weltmeisterschaften im Tauziehen: abwechselnd mal für Hallen-Tauziehen und mal für Tauziehen statt. Dieses Jahr wieder Hallen-Tauziehen, im südafrikanischen Pretoria diesmal.

Wann genau allerdings, das verzeichnet nicht mal der Deutsche Rasenkraftsport- und Tauziehverband e.V. in seiner Terminübersicht. Obwohl der Verein auf Bundesebene offiziell für die Sportart zuständig ist. Irgendwann im Februar 2010 soll die WM stattfinden. So steht es jedenfalls in diversen Weltmeisterschafts-Terminkalendern im Internet zu lesen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Spinnen

ich hoffe, Sie sind kein Spinnen-Phobiker. Dann scrollen Sie besser gleich weiter nach unten.

Fertig?

Dort geht es heute um Sachzuwendungen, die Sie nicht pauschalieren dürfen. Auch spannend!

So. Und nun…

…zu dieser Spinne, die sie da vor kurzem in irgendeiner Sanddüne in der israelischen Wüste entdeckt haben. Eine ganz neue Art von Spinne.

So riesig, dass ich mich schon frage, wie man die bisher eigentlich übersehen konnte…

Das Vieh hebt sich mit seiner schwarz-weißen Färbung deutlich vom – nun: sandfarbenen Wüstensand ab. Ihr Körper ist so groß wie ein Handteller und die Beine erst: 14 Zentimeter lang. Fast wie ein halbes Din-A-4-Blatt, längs. Riesig groß also. Zumindest für eine Spinne.

Und haarig wahrscheinlich noch dazu…

Gut, das Tier ist offenbar vor allem nachts aktiv – und das vor allem in den heißen Monaten. Da gehen wohl nicht so viele Leute in die Wüste. Außerdem baut es sich unterirdische Höhlen. Und beherrscht eine für Spinnen überraschende Technik: Falltürenbau. Mit einer solchen Falltür aus zusammengeklebtem Sand verrammelt es von oben seine Höhle. Immerhin kennen die Forscher der Universität Haifa die Gattung: Der Achtbeiner ist die größte Spinne der Gattung Cerbalus im Nahen Osten. So große Spinnen sind in dieser Region der Welt offenbar extrem selten.

Die Cerbalus aravensis soll aber völlig harmlos sein. Sie will nur spielen…

Und beweist vor allem eins: „Wie wichtig es ist, die Sanddünen zu bewahren“, erklärt Uri Shanas, der Leiter der Forschergruppe.

Ganz anders die australische Rotrückenspinne, die offenbar gerade wie eine Invasion in Japan einfällt. Hochgiftig. Gegen das starke Nervengift, das sie bei einem Biss unter die Haut injiziert, brauchten schon mehrere Japaner ein Gegengift. In Australien starben mehrere Menschen an einem Biss. Die Region Osaka eroberten die Rotrückenspinnen bereits. Nun wandern sie weiter Richtung Hauptstadt Tokio.

Vermutlich kamen die langbeinigen Tierchen mit dem auffällig roten Muster auf dem Rücken als blinde Passagiere auf Frachtschiffen ins Land, mutmaßt Toshio Kishimoto vom Japanischen Wildtier-Forschungszentrum.

Naturschutzempfehlungen – wie etwa zum Schutz von Sanddünen – lassen sich da wahrlich nicht ableiten. Höchstens Empfehlungen für den Selbstschutz: Handschuhe tragen bei der Gartenarbeit. Und falls Sie demnächst nach Japan reisen wollen oder müssen: Passen Sie bei Schuppen, vor die Tür gestellten Schuhen oder Toilettensitzen auf – darin und darunter verstecken sich die Viecher gern.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Kamele

Hitze übersteigt zurzeit meinen Verstand. So kalt wie es hierzulande gerade ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie es sein mag, sich nichts sehnlicher zu wünschen als Schatten oder etwas Kühles zu trinken. Lustig, dass mir ausgerechnet jetzt diese Meldung in die Finger fällt, in der ausgedürstete Kamele ein Dorf belagern…

Schon im Sommer liest sich das ja kurios. Und bei klirrender Kälte erst…

Andererseits ist in Australien eben gerade der heißeste Monat des Jahres. Und hatte dort vor ein paar Wochen eine ganze Herde durstiger Wildkamele ein Wüstendorf im australischen Hinterland belagert.

Nicht was wir uns mit unserer Zooerfahrung hier vielleicht vorstellen…

Kein halbes Dutzend Tiere. Von 6000 marodierenden Höckertieren war die Rede, die da im vergangenen Jahr die Gemeinde Docker River im Bundesland Northern Territory heimgesucht hat.

Und die waren sehr durstig…

Wären wir wohl auch gewesen. Schließlich fühlen sich hohe Temperaturen in der Sonne deutlich wärmer an, als in Badewanne oder Hallenbad. Gefühlte Temperatur. Soll mit der Temperaturleitfähigkeit von Wasser und Luft zu tun haben. Übrigens eine auch in dieser Jahreszeit eine ganz nützliche Erkenntnis: Ein Luftpolster um uns herum verhindert besser, dass wir auskühlen, als ein Wasserpolster. Jedenfalls unterkühlen wir schneller, wenn wir in Wasser liegen, das weniger als körperwarm – also 37 Grad – ist, als wenn wir, wie die Kamele, in der Sonne herumtraben. Und mit Daunendecken oder Lagenlook bauen wir uns eben im Winter unser Luftpolster.

Und wenn sich schon 30 Grad in der Sonne heiß anfühlen: In Australiens Outback liegen die Rekordtemperaturen bei 70 Grad.

Die armen Kamele…

Die hat es später denn auch noch arg erwischt, ich habe das mal recherchiert: Kurz nach der ersten Meldung waren sie auch schon zum Abschuss freigegeben. Wütende Mails von Tierschützern aus aller Welt brachte die Scharfschützenaktion der Bezirksregierung ein. Die Leute vor Ort waren dagegen froh – trauten sie sich doch nicht auf die von Kamelen bevölkerte Straße. Und irren doch in den Outbacks Millionen marodierender Kamele umher, die Wasserkanister und Ablaufrinnen von Klimaanlagen kaputtmachen.

Dass es auch anders geht, führte allerdings ein Nachbarort vor, Kings Creek. Dort kümmern sich Aboriginees ums Eindämmen der Plage. Über die dort gefundene Lösung berichtete der Weltspiegel im Ersten kurz vor Weihnachten: Eine überdimensionale Lebend-Mausefalle in der Wüste. In die fast täglich Dutzende Tiere gehen. Für die Einwohner sind sie: Bargeld auf vier Beinen. Sie verkaufen die eingefangenen Kamele.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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