Erbsen

das nenne ich ja mal eine merkwürdige Kreuzung von Ereignissen. Heute vor genau 145 Jahren veröffentlichte Gregor Mendel die Ergebnisse seiner Kreuzungsexperimente mit Erbsen.

Erinnern Sie sich noch an die Mendelsche Regel?

Wir haben sie früher mal in Biologie anhand von Tulpen erklärt bekommen, wenn ich mich richtig erinnere. Folgendes habe ich mir dazu gemerkt: Wenn ich eine weiße mit einer roten Tulpe kreuze, bekomme ich eine rote, eine weiße und zwei kleine rosa Tülpchen dabei heraus. Mit großer Wahrscheinlichkeit jedenfalls. Sagt die Mendelsche Regel.

Zufällig war gestern vor 373 Jahren auch der erste große Crash der Wirtschaftsgeschichte: auf dem Markt mit Tulpenzwiebeln, in Holland. Tulpen wurden damals in Gasthäusern gehandelt, nicht an der Börse. Die Blase war aber schon genauso ruinös wie spätere Spekulationsblasen.

Und was gibt es in den allermeisten Gasthäusern zu essen? Genau: Erbseneintopf. Das Gemüse also, mit dem Herr Mendel seine ersten Experimente angestellt hat. Und das wiederum wurde – wer hätte das gedacht? – für dieses Jahr gerade frisch zum „Gemüse des Jahres“ gekürt.

Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht. Toll, oder?

Warum genau die Erbse nun Jahresgemüse ist? Meist machen ja die Naturschutzverbände Tier, Pflanze, Baum oder Weichschnecke immer dann zum XY oder Z des Jahres, wenn es bedroht ist. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. begründet die Ernennung mit der „zunehmenden Züchtung von Hybridsorten, erschreckenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Gentechnik bis hin zur Vergabe von Patenten, fortschreitende Monopolisierung auf dem Saatgutmarkt und eine restriktive Saatgutgesetzgebung“, die zunehmend die Vielfalt der Nutzpflanzen bedrohten. Passt also.

Meine fünfjährige Tochter liebt die kleinen grünen Dinger und preist sie in den höchsten Tönen… Sie sagt, sie seien lecker und gesund. Der Verein könnte sie sicher leicht von seinen Ideen überzeugen.

Falls Sie mal ein leckeres Pizzaessen veranstalten wollen, bietet der Verein auf seiner Seite übrigens Tomatenpostkarten zum Kauf. Vielleicht als Einladungskarten?

Übrigens hat Herr Mendel damals gar nicht mit Erbsen herumexperimentiert…

Ich hatte mich auch schon gefragt, wie ich mir das nun wieder vorstellen muss?

Verschrumpelte Erbsen, die sich mit saftig-prallen Exemplaren kreuzen? Oder grüne mit gelben und braunen Erbsen? Oder wie? Und wie kreuzen die sich eigentlich? Und was kommt dann dabei raus?

Nein, die Erbsen von Herrn Mendel waren genauso rot-weiß-rosa wie die Tulpen. Denn natürlich – ich habe mal nachgeschaut – hat er seine Experimente mit den Erbsenpflanzen angestellt. Logisch. Nicht mit den Erbsen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html