Kamele

Hitze übersteigt zurzeit meinen Verstand. So kalt wie es hierzulande gerade ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie es sein mag, sich nichts sehnlicher zu wünschen als Schatten oder etwas Kühles zu trinken. Lustig, dass mir ausgerechnet jetzt diese Meldung in die Finger fällt, in der ausgedürstete Kamele ein Dorf belagern…

Schon im Sommer liest sich das ja kurios. Und bei klirrender Kälte erst…

Andererseits ist in Australien eben gerade der heißeste Monat des Jahres. Und hatte dort vor ein paar Wochen eine ganze Herde durstiger Wildkamele ein Wüstendorf im australischen Hinterland belagert.

Nicht was wir uns mit unserer Zooerfahrung hier vielleicht vorstellen…

Kein halbes Dutzend Tiere. Von 6000 marodierenden Höckertieren war die Rede, die da im vergangenen Jahr die Gemeinde Docker River im Bundesland Northern Territory heimgesucht hat.

Und die waren sehr durstig…

Wären wir wohl auch gewesen. Schließlich fühlen sich hohe Temperaturen in der Sonne deutlich wärmer an, als in Badewanne oder Hallenbad. Gefühlte Temperatur. Soll mit der Temperaturleitfähigkeit von Wasser und Luft zu tun haben. Übrigens eine auch in dieser Jahreszeit eine ganz nützliche Erkenntnis: Ein Luftpolster um uns herum verhindert besser, dass wir auskühlen, als ein Wasserpolster. Jedenfalls unterkühlen wir schneller, wenn wir in Wasser liegen, das weniger als körperwarm – also 37 Grad – ist, als wenn wir, wie die Kamele, in der Sonne herumtraben. Und mit Daunendecken oder Lagenlook bauen wir uns eben im Winter unser Luftpolster.

Und wenn sich schon 30 Grad in der Sonne heiß anfühlen: In Australiens Outback liegen die Rekordtemperaturen bei 70 Grad.

Die armen Kamele…

Die hat es später denn auch noch arg erwischt, ich habe das mal recherchiert: Kurz nach der ersten Meldung waren sie auch schon zum Abschuss freigegeben. Wütende Mails von Tierschützern aus aller Welt brachte die Scharfschützenaktion der Bezirksregierung ein. Die Leute vor Ort waren dagegen froh – trauten sie sich doch nicht auf die von Kamelen bevölkerte Straße. Und irren doch in den Outbacks Millionen marodierender Kamele umher, die Wasserkanister und Ablaufrinnen von Klimaanlagen kaputtmachen.

Dass es auch anders geht, führte allerdings ein Nachbarort vor, Kings Creek. Dort kümmern sich Aboriginees ums Eindämmen der Plage. Über die dort gefundene Lösung berichtete der Weltspiegel im Ersten kurz vor Weihnachten: Eine überdimensionale Lebend-Mausefalle in der Wüste. In die fast täglich Dutzende Tiere gehen. Für die Einwohner sind sie: Bargeld auf vier Beinen. Sie verkaufen die eingefangenen Kamele.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html