Karneval

heute fängt sie wieder an: die so genannte fünfte Jahreszeit: Weiberfastnacht. Karneval.

Je nachdem, wo Sie sitzen, bekommen Sie das bestimmt mit. Oder feiern gleich selbst.

Monatelang arbeiten sie darauf hin, die Jecken. Denken sich Motive für die Karnevalswagen aus, die bei den großen Karnevalszügen mitfahren sollen, etwa an Rosenmontag in Köln, Düsseldorf oder anderswo.

In Köln dieses Jahr: Die Kanzlerin, die die Erstklässler zum Einschulungstermin führt, Italiens Premier Berlusconi, der in einer Menge Bikinimädchen badet oder auch etwa US-Präsident Obama, der das Chaos seines Vorgängers aufräumt. Neben allerhand kölschen Motiven versteht sich: neben dem Prinz oder auch Helden Carneval auch der Bellengeck oder Hanswurst. Monatelang wird konzipiert, gebaut, gebastelt, bemalt und natürlich geplant.

Kaum auszudenken, dass sie für die Vorbereitung des ersten Kölner Rosenmontagszugs mit nicht mal zwei Wochen Vorbereitungszeit ausgekommen sind. Ganz ohne Effizienzsteigerer wie Handy oder Organizer…

Der älteste der großen Züge, der Kölner Rosenmontagszug, zog gestern vor 187 Jahren, 1823 also, zum ersten Mal um die Häuser. „Seine Tollität“, Prinz Karneval, bestieg damals seinen Thron. Dä Prinz – wie der Kölner an sich so schön sagt. Er ist der höchste Repräsentant des Kölner Karnevals. Teil des Dreigestirns aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Wobei – für Nicht-Kölner – die Jungfrau in Köln grundsätzlich immer ein Mann ist.

Anfang Januar bekommt der Prinz vom Kölner Oberbürgermeister seither jedes Jahr feierlich seine Pritsche überreicht – in manchen Regionen nennen sie das Teil auch „Klatsche“: ein z-förmig gefalteter Hartcarton, der beim Aufschlagen schön laut knallt. Kennen Sie vielleicht: Damit wird in Kasperle-Aufführungen das böse Krokodil verhauen… Übrigens bekommt bei dem Termin nicht nur der Prinz vom OB seine Pritsche. Der Oberbürgermeister proklamiert an dem Tag das Dreigestirn – er hebt es damit ins Amt. Deswegen ist übrigens auch jeder echt kölsche Jeck tödlich beleidigt, wenn Sie sagen, Prinz, Bauer und Jungfrau seien verkleidet…

Gott bewahre: Sie gehen im Ornat. Echte Amtstracht. Höchste Würdenträger der Stadt.

Ernsthaft. Und beim Rosenmontagszug fährt Prinz Karneval natürlich stets ganz zum Schluss mit, auf dem allerletzten Wagen. Natürlich dem prunkvollsten und größten des ganzen Zuges. Hoffentlich auch am kommenden Montag wieder. Sonst wären die Kölner sicher schwer enttäuscht. Tingelte doch ausgerechnet ihr höchster Repräsentant dieses Jahr zumindest zeitweise nur als Pappfigur mit durch die Festsäle. Elternzeit. Der zweite Sohn kam ausgerechnet in der heißesten Zeit der Session zur Welt. Der kleine Jeck wird sicher später gern schon mal vorfeiern…

Wie auch immer: Et kütt wie et kütt. Sagt schon Paragraf 1 des Kölschen Grundgesetzes. Ich wünsche Ihnen eine frohsinnige oder nach Wunsch auch einfach nur angenehme Karnevalszeit. Alaaf. Helau. Haltpohl. Oder was man nun sonst so bei Ihnen ausruft.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 11.02.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html