33

33. Da war doch mal was mit der 33, habe ich mir da gedacht.

Gleich nach links zu der zwei Wochen alten Ausgabe des Kölner „Express“ gegriffen. Genau. Da war es. Am 14. Oktober gleich mehrere Seiten voll mit Artikeln über die Rettung der chilenischen Grubenkumpels, die einen Tag zuvor geglückt war. Hochdramatisch.
Wahrscheinlich erinnern Sie sich noch daran. Die Kumpels waren am 5. August in einem Kohleschacht in der chilenischen Atacama-Wüste verschüttet worden. Und am 13. Oktober waren sie wieder frei.

Unter der Überschrift „Die Magie der Zahl 33“ stand da, die Zahl 33 gebe den ohnehin wundergläubigen Chilenen Rätsel auf. Schon das Datum (13.10.10) ergebe die Zahl 33, berichtete die Boulevardzeitung da.

Solche Aussagen reizen mich doch gleich zum Nachrechnen. Berufskrankheit.

Ich kann nichts dafür. Wahrscheinlich, weil es so einfach ist. Und? Es stimmt, wenn sie 13 plus 10 plus 10 rechnen. Aber es stimmt nicht, wenn sie das Jahr ausschreiben (2010). Das ergibt dann 2033. Und wenn Sie einfach die Quersumme bilden (1 plus 3 plus 1 plus 1 – die Nullen ergeben schließlich null und nix), dann stimmt es auch nicht. Das ergibt 6. Gut: immerhin ist das wiederum die Quersumme von 33 …

Der Bohrer soll laut Bericht exakt 33 Tage gebraucht  haben, um den Rettungsschacht zu den 33 Verschütteten zu bohren. Ich habe mal gezählt. Egal wie – es gab offenbar zwei Bohrungen, die zweite mit mehr Erfolg: Ich komme wieder nicht auf 33. Wenn ich den ersten Versuch mitzähle, sind es bei mir 43 Tage. Wenn ich nur den zweiten Versuch rechne, immerhin noch 38 Tage. Jedenfalls nicht 33. Ob der Bohrer – Typ Schramm – mal pausiert hat? Oder die Zeitung die falschen Daten nennt? Das nachzuprüfen, die Mühe habe ich mir dann nicht gemacht.

Etwas einfaches: Die Botschaft der Kumpels („Estamos bien en el refugio – los 33“ – „Wir 33 im Schutzraum sind wohlauf“) bestehe mit Leerzeichen aus 33 Anschlägen, schrieb der Express. Dumm nur: Mein Programm zählt 35 Zeichen. Ich also gegoogelt. Da finden sich dann auch Varianten des Satzes ohne Bindestrich.

Das ergibt tatsächlich 33 Zeichen. Immerhin.

Aber ansonsten: Dumm gelaufen. Ich habe ja auch noch nie wirklich an so etwas, also Numerologie, geglaubt. Auch mit Astrologie tue ich mich ja schwer (siehe Newsletterausgabe vom 12.05.2009). Unterhaltend finde ich so etwas aber schon. Wirklich. Ich stelle mir vor, dass sich da sicher ein paar Leute über diese „Wahnsinnszufälle“ gefreut haben. Aber eben leider zu früh.

Allerdings kommt es wirklich nicht nur in Boulevardredaktionen vor, dass Kollegen einfachste Rechenübungen unterlassen, das muss ich zur Ehrenrettung der Kollegen schon sagen.

Trotzdem – als Finanzmensch wissen Sie ja selbst: Nicht nachrechnen ist ein Fehler.

Der Mann, der übrigens das Licht am Ende ausmachte, war ein Techniker, Manuel Gonzalez, wenn es stimmt, was der Express noch so schrieb. Er war der erste von fünf Helfern, die an dem großen Tag in die Grube heruntergelassen wurden. Und er war der letzte, der unten ausharrte, während die leere Rettungskapsel zu ihm herunterfuhr, stand da. Gefreut habe ich mich, dass die Kumpels zwar ihren Job los sein sollen, aber dafür angeblich millionenschwere Angebote für Film- und Buchprojekte sowie Exklusiv-Interviews bekommen haben. Ich hoffe, wenigstens das stimmt wirklich.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.11.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Kürbissuppe

neulich haben wir meinen Geburtstag nachgefeiert. Kleine Fete für groß und klein, mit Kuchen am Nachmittag und zum Abend hin Kürbissüppchen.

Ich stand mit einer Freundin am Herd. Wir haben fröhlich vor uns hin gewürzt. Sie: „Ich dachte, Halloween-Kürbisse kann man nicht essen.“ Tiefer Blick nach links in ein Paar leicht verunsicherte blaue Augen. Ich: „Weißt Du was? Ich hätte dich fast angerufen, um zu fragen, ob Du meinst, dass man Halloween-Kürbisse essen kann …“

Es war schon spät an diesem Nachmittag, bestimmt halb sechs. Alle Gäste waren schon da, sogar die späten. Das Süppchen war püriert. Nur ein paar Gewürze mussten noch rein. Es war keine Zeit mehr, Hokkaido-Kürbisse einzukaufen, geschweige denn zu kochen. Die essen wir sonst immer. Sie leuchten schön orange. Dieser hier war innen blassgelb. Und irgendwie weicher. Und trockener. Fast mehlig.

Ich: „Warum sollte man Halloween-Kürbisse nicht essen können? Man kann doch alle Kürbisse essen, oder?“ Kurzes Schweigen. „Außer natürlich Zierkürbisse. Aber deswegen heißen die ja auch so, außerdem sind sie ganz klein.“

Wir schnupperten kurz am Topf. Meine Freundin: „Den kann man essen!“ Ich: „Ja, er riecht doch auch ganz gut, oder? Nur die Schale muss weg, aber die habe ich vorher schon weggeschnitten.“

Meine Freundin: „Ja. Ich dachte ja auch nur, weil ich Halloween-Kürbisse bisher immer nur mit Fratze gesehen habe …“ Hatte ich ja auch …

Ich: „Aber man empfiehlt doch zur Halloween-Party auch, ein Kürbissüppchen zu kochen. Mit welchen Kürbissen sollte man die denn sonst kochen, wenn nicht mit Halloween-Kürbissen? Die muss man essen können! Oder?“ Sie: „Ja! Doch, bestimmt.“ Ein Freund, der an uns vorbeilief, meinte dann auch, klar könne man Halloween-Kürbisse essen. „Bestimmt.“ Aber er guckte schon kurz ein wenig unsicher.

Tja. Leichter Grusel gehört eben zu Halloween dazu.

Die Suppe hat dann auch allen geschmeckt. Äh … fast allen. Wie ich später gehört habe, hatte meine Freundin noch ein wenig mit dem Chili hantiert, als ich schon um die Ecke war. Das erfuhr ich aber erst abends, als ich meine Suppe probierte. „Oh“, sagte ich. „Du hättest das Gesicht Deiner Tochter sehen sollen“, meinte da die Frau eines sehr lieben Kollegen. Sie hat wohl ganz verdattert geguckt und dann gesagt: „‚Das schmeckt nicht!“ Danach ist sie gleich ins Kinderzimmer abgerauscht. Ähnlich ist es auch dem Freund meiner Tochter aus dem Kindergarten ergangen, dem ich Süppchen für zuhause eingepackt hatte. „Dann haben wir eben die Suppe gegessen“, meinte meine Mütterkollegin am nächsten Tag.

Ich fand die Suppe allerdings haargenau richtig.

Endlich wieder etwas deftiges – nicht immer nur so mildes Zeug … Und zumindest die anderen Erwachsenen fanden sie wohl auch ganz gut. Für die Kinder hatten wir auch noch Hackfleisch- und Spinattaschen da. Sie dürften satt geworden sein. Der Freund meiner Tochter hat zuhause noch ein Brot bekommen. Kuchen hatten sie, glaube ich, auch alle genug intus. Und sogar meinem kleinen Sohn hat sein Kürbispüree mit Kartoffeln sehr gut geschmeckt. Sein Essen würzen wir ja auch nie – er ist ein Baby.

Guten Appetit und viel Spaß beim Feiern und gruseln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html