Prognosen

eine meiner Lieblingsbeschäftigungen zum Jahresende ist, die Prognosen für das ablaufende Jahr zu lesen. Im Adventstrubel sorgt das meist für die nötige Heiterkeit.

Dieses Jahr allerdings zunächst einmal für Verblüffung.

Hatte doch tatsächlich einer der Weissager orakelt, Popstar Michael Jackson werde sterben. Und Sie wissen es ja selbst: Er ist gestorben. Tatsächlich.

Dann habe ich aber gelesen, dass das auch schon in den Vorjahren regelmäßig vorausgesagt worden war. Da fand ich es gleich weniger beeindruckend. Dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleiben wird, hatte mich sowieso nicht so beeindruckt. „Bei so vielen Prognosen gibt es selbstverständlich immer mal einen Treffer“, weiß auch Michael Kunkel, Mathematiker bei der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

Dafür gingen auch gewohnt viele Schüsse ins Leere.

Auch dieses Jahr wurde der US-Präsident nicht gemeuchelt. Auch fand kein großer Terroranschlag auf Berlin oder Frankfurt statt. Nicht eingestürzt ist die Golden Gate Bridge in San Francisco, und auch das sagenumwobene Monster von Loch Ness wurde dieses Jahr nicht eingefangen. Angelina Jolie und Brad Pitt sind auch noch zusammen. Wobei – wenn die sich trennen würden, glaube ich kaum, dass mich die Voraussage überrascht hätte. Ebenso wenig wie die ein oder andere vermeintlich angesagte Naturkatastrophe. Natürlich wird es auch dieses Jahr reichlich angekündigte Sturmfluten, Orkane und Waldbrände gegeben haben – einzeln nachgeprüft habe ich das nicht. Aber es ist ja immer so.

Wer als Astrologe auf Nummer sicher gehen will, hält sich an so was.

Übrigens darf er für seine Ausbildung seit kurzem auch auf staatliche finanzielle Unterstützung setzen. Arbeitslose dürfen die von den Arbeitsagenturen gewährten Bildungsgutscheine in Umschulungen zu Sterndeutern und Geistheilern eintauschen, habe ich gelesen. Immerhin mehrere tausend Euro pro Lehrgang.

Wer weiß, vielleicht wird das ja dann im Bundeshaushalt auch gleich dem Bildungsetat zugeschlagen. Den hat die Bundesregierung dieses Jahr wohl nur dank hütchenspielerischer Zahlentricks mit Ach und Krach auf das angekündigte Niveau hochgeschraubt: indem sie bereits beschlossene oder sonst wie unvermeidliche Ausgaben zu Bildungsausgaben umetikettiert hat, wie der Spiegel kürzlich meldete.

Ein Erwerbsloser weniger. Und ein Ziel mehr erreicht.

Das wäre auch so eine Prognose, die mich kaum überraschen würde: dass auch die neue Bundesregierung mehr verspricht, als sie schließlich wird halten können. Kosten doch Versprechen nichts, wogegen angekündigte Grausamkeiten schon sicher geglaubte Wahlsiege auf dem Gewissen haben. Falls Sie Ihren Abgeordneten aus der Nachbarschaft nun zum Trostkauf schicken wollen, geben Sie ihm doch den Rat der Astrologin Hannelore Roller-Bollmann auf den Weg: Keine Elektroartikel zwischen dem 1. Juli und dem 1. Dezember kaufen und vor dem 16. Mai auch keine Immobilie. Die Sterne stünden dafür in der Zeit ungünstig… Die Anschaffung weiterer Goldfüller wäre da ja vielleicht ganz vernünftig.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes, entspanntes und schönes Weihnachtsfest.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Bankerpate

mit Bankern kann man derzeit wirklich Mitleid haben…

Sie haben offenbar jede Menge Stress und Anfeindungen auszustehen. So versorgten sich nun mehrere Führungskräfte der US-Investmentbank Goldman Sachs mit Waffenscheinen, berichtete die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Aus Furcht vor Volksaufständen gegen horrende Boni… „Das letzte was sie wollen, ist, dass sie so vernünftig bezahlt werden, dass die Proleten kein Interesse daran haben, sie zu lynchen“. Klug sei der Griff zur Waffe aber keineswegs: Habe der Banker erst durchgeladen, sei der Bösewicht mit Fiffi unterm Arm über alle Berge.

Wenn das kein Schicksal ist…

Auch an der Wall Street ist es nicht weit her mit besinnlicher Weihnachtsstimmung. Dort sparen sie sich derzeit die Weihnachtsfeiern – vor allem Banken, die mit Staats-Stütze überleben, und das sind ja einige. Von der Feier von Morgan Stanley sieht das Wall Street nach dem „Nahtoderlebnis der Bank“ eine neue Hymne aufsteigen: den Song „You raise me up“ – Du richtest mich auf –, mit der Vizepräsident Lami Garber auf der Feier beim Talentwettbewerb antrat.

„Und der Haifisch, der hat Zähne“ wäre auch sicher weniger passend gewesen.

Vor ein paar Jahren noch trat Noch-CEO John Mack im Haifischkostüm mit der Ballade von Mackie Messer auf. Ob er damit heute als Straßensänger auch nur einen Vierteldollar verdienen würde?

Zumindest nicht, wenn ihn jemand erkennt, nehme ich an…

Für ihn und viele andere Prominente wider Willen dürfte da das neue Auktionshaus BillionaireXchange im Internet gerade recht kommen: eine Art ebay für Reiche. Zu den Kunden gehören neben Hochleistungssportlern und A-Klasse-Schauspielern fast ein Dutzend Milliardäre. Sie können nun finanzielle Durststrecken überbrücken, indem sie den Maybach aus der Garage verkaufen oder die vor Monte Carlo schaukelnde Yacht. Schlecht läuft das Angebot offenbar nicht. Waren im Wert von 180 Millionen Dollar kamen in der zehnmonatigen Testphase unter den virtuellen Hammer. Aufnahmebedingung für Kunden: Zwei Millionen Euro Nettovermögen.

Ob die schweizerischen Banker diese Hürde wohl nehmen können? Wer weiß. Falls nicht, wäre das aber nicht so schlimm. Schließlich hat sich da jemand eigens für sie eine Hilfsaktion einfallen lassen. Über die berichtet der junge Roger aus Bergen – angeblich Broker bei der schweizerischen Großbank UBS – auf allerfeinstem Schwyzerdütsch. Das Video aus dem Schweizerischen Fernsehen läuft gerade bei Youtube rauf und runter: Plötzlich hätten sie ihm den Porsche weggenommen, einen Bonus bekomme er auch nicht mehr. „Und ich muss zusammen mit fremden Leuten auf die Arbeit fahren“, klagt Roger. Statt Kaviar muss er sich nun mittags mit Sushi begnügen. „Wie gut, dass World Vision jemanden gefunden hat, der sich meiner Probleme annimmt…“, seufzt er am Ende. Und Pate Victor Giaccobo lächelt mutmachend in die Kamera.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Weihnachtsbaumterror

zu welcher Gattung gehört der Weihnachtsbaum?

Zu den Nadelbäumen? Ja, das würde ich auch sagen…

Aber es stimmt nicht: Im Fachjargon heißen Nadelbäume nämlich „Koniferen“ – was aus dem lateinischen „conifere“ kommt und soviel heißt wie „zapfentragend“. Also haben wir in unseren Wohnzimmern keine Nadel-, sondern Zapfenbäume stehen.

Ich habe immer gedacht, eine richtig gute Nordmanntanne könnten Sie von einer Feld-, Wald- und Wiesenkiefer durch die Nadeln unterscheiden. Also dadurch, dass sich die Nordmanntanne geschmeidiger anfasst, wenn sie einen Ast greifen und in Wuchsrichtung ausstreichen. Jetzt weiß ich: Ein Blick auf die Zapfen hätte gereicht. Allerdings natürlich nur, wenn Sie wissen, wie die Zapfen aussehen müssen. Deswegen lasse ich es wohl weiter beim Streicheltest bewenden. Wenn es Ihnen in der heimischen Stube aber nicht nur um den schönen Duft und eine geschmeidige Benadelung geht, sondern Sie an einer Art nadeligem Wetterfrosch Gefallen fänden, greifen Sie zu einer Kiefer. Sind deren Zapfen offen, wissen Sie, dass die Sonne scheint. Ein geschlossener Zapfen kündigt dagegen Regen an.
Dann brauchen Sie nicht mehr aus dem Fenster zu schauen…

Ob Sie darauf aber Wert legen, ist Geschmackssache. Mir geht es mehr um das Nordmann-Nadel-Gefühl. Aber da gibt es noch ganz andere Vorlieben. Manch einem kommt nur ein Bio-Baum durch die Wohnzimmertür.

Wieder andere schwören auf „Mondbäume“.

Mondbäume sind Weihnachtsbäume, die exakt drei Tage vor dem elften Vollmond des Jahres gefällt worden sind. Den Baum an diesem Tag zu schlagen, davon versprechen sich Mondbaum-Fans, dass Wasser in die Bäume schießt und dafür sorgt, dass die Nadeln länger durchhalten.

Damit nicht leise Million Nadeln auf den Boden rieseln.

Entscheidender Vorteil der Mondbäume wird aber wohl sein, dass sie zu Weihnachten einfach noch einigermaßen frisch sind. Und das bei einem Mondbaum ja wohl der Fall sein. Und dass Ihr Baum frisch geschlagen wurde, können Sie auf einen Blick erkennen. Falls Sie noch keinen Weihnachtsbaum gekauft haben, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Schnittstelle am Stamm weiß ist. Ist der Rand grau, sollten Sie den Baum stehen lassen. Am besten sägen Sie Ihr neues Grün aber sowieso noch ein Stückchen kürzer, damit es das Wasser besser aufnimmt – wie bei Blumenstengeln.

Und dann können Sie sich in Ruhe überlegen, wie Sie Ihren Weihnachtsbaum schmücken. Und im Zweifel auch, ob Ihnen der Schmuck wirklich so wichtig ist. Also so wichtig, dass Sie tatsächlich mit Ihrem oder Ihrer Liebsten über die Dekoration streiten. Das ist nämlich mit immerhin 17 Prozent der häufigste Streitgrund, fand sinnigerweise das Partnervermittlungsportal Parship heraus. Nur darüber, wo sie die Feiertage verbringen streiten Paare wohl noch häufiger. Hätte ich ja nicht erwartet.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Diät-Futter

wussten Sie eigentlich, dass es Low-Fat-Katzen-Biskuit gibt?

Ich wusste es nicht. Ich habe ja auch keine Katze. Ich musste erst auf der Internetseite des britischen Telegraph davon lesen. Da stand, dass der Albino-Igel Snowball, den sie vor kurzem irgendwo aufgelesen haben, jetzt mit ebendiesen Katzenbiskuits auf Diät gesetzt wurde. 38 Gramm habe er schon abgenommen. Da hat er aber noch einiges vor sich. Denn da stand auch, dass Snowball mit seinen anderthalb Kilogramm gleich dreimal mehr wiegt als normale Igel.

Der arme Snowball. Und das zur Weihnachtszeit, in der die Nichtalbino-Kumpels liebevoll mit Katzenfutter, Nüssen und Hackfleisch gepäppelt werden.

Keine Milch, habe ich auch zuerst gedacht…

Aber ich dachte ja eigentlich auch, die Adventszeit sei nicht ideal für eine Schlankheitsdiät. Geschweige denn, dafür Werbung zu machen. Ich hätte da eher auf die Zeit zwischen den Jahren als lohnenswertes Zeitfenster getippt. Stimmt aber wohl nicht. Zumindest nicht in den USA. Dort geistern zur Zeit gleich mehrere große Werbekampagnen durch Fernsehen, Internet und Magazine: für Keksdiäten.

Keksdiät ist in der Adventszeit allerdings fast schon wieder sinnig.

Das Wall Street Journal (WSJ) hat sie sich denn gleich auch mal genauer angeguckt – und gejammert: keine Schokostreusel, keine Lebkuchenmänner. Nur „abgepacktes Kekszeug durchtränkt mit Glycerin- und Proteinpulver.“ Ob die Diät wenigstens etwas bringt, wage ich nach der Lektüre des Artikels auch zu bezweifeln. Wenig optimistisch erinnert die Zeitung an längst vergangene Eiscreme, Grapefruit- oder Trinkdiäten. Mich hat vor ein paar Jahren die Schokoladendiät spontan begeistert, als ich im Autoradio von ihr hörte. Bis dann zum Schluss der Hinweis kam, dass man bei dieser Diät nur – sprich: ausschließlich – Schokolade essen darf. So kommt man dann wahrscheinlich auch zu seinem Gewichtsverlust, glauben Sie nicht auch? Denn welcher selbst noch so exzessive Schokoholiker kann schon über Wochen und Monate hinweg so große Mengen Schokolade zu sich nehmen, dass er sein Gewicht hält? Am besten ist sowieso die Mittelmeerdiät, zitiert das Blatt ein ernährungswissenschaftliches Zentrum. Obst, Gemüse, Vollkorn, Eiweiß. Einfach gesund essen eben.

Weiß man ja – ausgerechnet zu Weihnachten will man es aber vielleicht nicht hören…

Der Erfolg von Diäten mit nur einem Lebensmittel gilt dagegen als schlecht bis mäßig. Meines Wissens nach müssen sich sowieso alle Diäten, bei denen man nicht seine Ernährungsgewohnheiten ändert und sich mehr bewegt, den Vorwurf gefallen lassen, langfristig zu womöglich noch größerer Dickmoppeligkeit zu führen. Die Frage nach klinischen Studien für die hochwissenschaftlich gebackenen Kekse – die Wochenration kostet 50 bis 70 Dollar – ist daher doch berechtigt, finden Sie nicht auch. Führte aber zu lustigen Reaktionen der Anbieter.
Die fragten gleich zurück, was es denn da zu studieren gebe…

Wenige Kalorien, wenige Kohlenhydrate – dass das funktioniere, sei doch unstrittig. Und überhaupt: Ihre Vitamine sollten sich die Kunden eben anderswo besorgen. Ein weihnachtlich mildes Fazit zieht das WSJ dann überraschend trotzdem: Letztlich sei es mit den neuen Keksdiäten wie mit allen vorherigen Diäten auch: Bei manchen wirkt sie, bei manchen nicht. Und was zählt, sei sowieso stets die Hoffnung…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Christbaum

neulich habe ich gelesen, dass es eine eigene Zeitschrift speziell zum Thema Christbaum gibt: das „Nadel-Journal“. Dort geht man den verschiedensten Trends aus der Schnittgrün-Branche auf den Grund.

Gut, dafür ist ja jetzt auch genau die Zeit. Aber den Rest des Jahres über?

Besuchen die Redakteure eben nicht nur die weithin bekannten Umschlagplätze für Weihnachtsbäume und durchleuchten den Markt, sondern blicken in die Zukunft des Weihnachtsbaumdüngers oder testen verschiedene Zaunbauweisen. Dinge eben, die die Weihnachtsbaumbranche den Rest des Jahres über interessiert. Ausreichend Stoff und Markt scheint es immerhin zu sein für diese nach eigenen Angaben einzige Fachzeitschrift dieser Art hierzulande.

Wussten Sie eigentlich, dass ein durchschnittlicher mannshoher Weihnachtsbaum –ein Meter 80 lang – rund 365.000 Nadeln trägt. Das hat die Wissenschaftssendung „Wissen macht Ah!! ARD-Fernsehprogramm vor einiger Zeit mal berichtet. Gezählt hatten die beiden Moderatoren die Nadeln natürlich nicht. Das hätte wahrscheinlich zu lang für die Sendung gedauert. Sie haben einfach rasch 100 Nadeln gewogen und hochgerechnet. Dabei ist dann wohl diese Zahl herausgekommen.

Die Kanzlerinnentanne vor dem Bundeskanzleramt hat aber garantiert mehr Nadeln.

Hohe Bäume wie der von Frau Merkel können auch locker mit einer Million Nadeln behängt sein. Kleinere Bäume aber zuweilen auch mal mit gefühlten zwei Millionen Nadeln. Davon bin ich jedenfalls fest überzeugt, wenn ich so an unseren Wohnzimmerboden nach Neujahr denke. Wie oft ich zu dem Zeitpunkt schon weggekehrt und gesaugt und wieder weggekehrt habe…

Eine Plastiktanne kommt uns trotzdem nicht ins Haus, schon wegen des Dufts. Ihnen wahrscheinlich auch nicht, nehme ich an. Damit lägen wir voll im Trend. 66 Prozent der Deutschen wollen trotz Plastiktannen auf nicht auf ihren echten Weihnachtsbaum verzichten. Fünf Prozent der Weihnachtsbaumkäufer pflanzen ihren Baum sogar nach den Feiertagen im Freien ein. Die sind dann aber keine Kunden für den normalen Weihnachtsbaummarkt. Dort sind die Tannen und Fichten ja zumeist geschlagen.

Immerhin können Sie sie so dann auch in einen echt antiken Christbaumständer stellen. Vielleicht so ein antikes Stück mit Aufzieh-Mechanismus? Das bringt besinnlichen Schwung in Ihre Bescherung: Wie bei einer überdimensionalen Spieluhr dreht sich Ihr Christbaum zu einer weihnachtlichen Spieluhrmelodie im Kreis. Falls Sie noch auf Geschenksuche sind: Darüber freuen sich bestimmt nicht nur eingefleischte Nostalgiker.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Spinat

das vielleicht erste Functional Food war der Spinat.

Schon der raubeinige Comic-Seemann Popeye schüttete sich im Comic von Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor jeder Prügelei um seine Liebste, Olivia, eine Dose Spinat in den Mund. Woraufhin seine überdimensionalen Unterarme weiter anschwollen – und er Widersacher besser verdreschen konnte.

Vor ein paar Tagen wäre Popeye-Erfinder Elzie Crisler Segar 115 Jahre alt geworden. Bei seiner berühmtesten Geschichte stand ihm ein kleiner Kommafehler zur Seite. Von dem haben Sie bestimmt schon gehört. Bei einer Studie zum Nährwert von Spinat aus dem Jahr 1870 hatte schlicht jemand beim Eisengehalt vertan. Statt 29 Milligramm Eisen auf 100 Gramm Spinat enthält die grüne Pampe tatsächlich nur 0,29 Milligramm Eisen.

Ein leidvoller Unterschied, zumindest wenn Sie mit Spinatmahlzeiten gequält wurden.

Ich mag Spinat, vor allem wenn er gut gewürzt ist. Und auch sonst möchte ich gegen den Kommafehler, der jetzt der italienischen Postbank unterlief, nicht tauschen. Nachdem irgendwer im zentralen Rechner bei der italienischen Postbank ein Update vorgenommen hatte, ignorierte der Rechner bei Überweisungen fortan die Kommata.

Aus 115,00 Euro Überweisung wurden so leicht mal 11.500 Euro.

Mein Konto wäre damit auch heillos überzogen. Kein Bargeld mehr an den Automaten, kein Zahlen mit EC-Karte. Ein Riesenansturm in den Callcentern der italienischen Post. Wohl ein Glück, denn so klärte sich der Kommafehler diesmal schneller auf, als der beim Spinat seinerzeit. Das dauerte damals ganze 67 Jahre. Popeye war da schon seit zehn Jahren auf Spinat. Ein Jahr später verstarb Popeyes Papa. Spinat schüttet der nun nach wie vor in sich hinein.

Welche Folgen Kommafehler haben können, darüber musste ich bisher ja glücklicherweise nie nachdenken. Sie sollten sie jedenfalls besser nicht unterschätzen, das kann ich Ihnen sagen.

Einen Kioskbesitzer aus Burscheid bei Köln stürzte ein Kommafehler an der falschen Stelle in Existenznöte. Der Unglückliche hatte vor wenigen Monaten 5036 Euro an das Versandhaus Quelle überwiesen hatte – statt der eigentlich geforderten 50,36 Euro. Quelle sicherte ihm zwar telefonisch zu, das versehentlich zuviel überwiesene Geld zu erstatten. Aber das ging wohl im Insolvenztrubel unter. Aus der Insolvenzmasse sieht der Mann mit Glück vielleicht fünf Prozent der Summe.

Ein solcher Fehler tut wirklich weh.

Also passen Sie bloß schön auf die Kommata auf – spätestens nun, da die Banken ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert haben. Nach denen sind die Finanzinstitute nun nicht mehr verpflichtet zu prüfen, ob die Bankleitzahl stimmt und das angegebene Konto auch dem genannten Empfänger gehört. Haben Sie hier mal einen Zahlendreher drin, haftet die Bank also nicht, urteilte das Amtsgericht München vor ein paar Wochen (Az.: 222 C 5471/07). Noch viel mehr wird das wohl für Kommafehler gelten. Wie sollte die Bank hier auch Fehler bemerken?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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House of Commons

neulich habe ich mal wieder gestaunt. Da berichtete Welt Online, die britische Polizeiführung habe eine Anleitung zum Fahrradfahren herausgegeben.

Auf 93 Seiten stand da geschrieben, wie britische Polizisten auf ihren Dienstfahrrädern bremsen und das Gleichgewicht halten sollten ohne herunterzufallen und wie sie anderen Verkehrsteilnehmern deutlich machen, dass sie links abbiegen wollen.

Genau: einfach Arm raus. Das bringen wir unseren Kindern schon ganz richtig bei…

Gelacht habe ich da auch. Bis ich den Preis gesehen habe. „Hunderttausende Pfund“, empörte sich die Tageszeitung „The Sun“. Da fand ich es offen gestanden nicht mehr ganz so lustig. Schon weil auch deutsche Ämter zuweilen in ähnlich hirnverbrannten Projekten unser aller Steuergeld in den Sand setzen. Londons Bürgermeister Boris Johnson sagte es diplomatischer: Die Anleitung sei sicher „sehr wertvoll, aber ich glaube, dass kann man sehr viel billiger hinbekommen.“

Vielleicht mit der Vergabe des Auftrags an eine Privatfirma?

Der Gedanke liegt ja nahe. Er ist auch sicher grundsätzlich nicht unvernünftig. Muss allerdings an der richtigen Stelle und richtig gemacht sein, damit sich die in das beauftragte Unternehmen gesetzte Sparhoffnung erfüllt. Das zeigt ein weiteres Beispiel von der Insel: das britische Parlament.

Während in der Kammer des House of Commons in Westminster Abbey der Außenstaatssekretär David Miliband „mit erwachsenem Gesichtsausdruck über den Krieg in Afghanistan und das Schicksal britischer Segler, die von Iran festgehalten und mittlerweile wieder freigelassen wurden, referierte“, sei draußen auf den Gängen nur von einem Thema die Rede: „Kein Toilettenpapier mehr da“, amüsierte sich nun die europäische Ausgabe des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes. Eine echte Klopapier-Krise attestierte das Blatt den schätzungsweise 13.000 Angestellten und Besuchern von Westminster pro Tag.

Bislang habe ein eigens für diese Aufgabe bestellter Inspektor für die Bestückung gesorgt. Dann lagerte sie Westminster an eine Privatfirma aus – ausgerechnet mit dem vielsagenden Kürzel KGB, berichtet Forbes. Mit dem Ziel, Kosten zu sparen – was sonst. Natürlich muss die Parlamentsverwaltung auch die neue Geschäftsbeziehung verwalten und zog hierfür laut Forbes eine neue Ebene mit Verwaltungsangestellten ein.

„Dieses einst mächtige Parlament, das vor weniger als einem Jahrhundert ein Empire gemanagt hat, schafft es heute nicht mal mehr, seine Toiletten adäquat mit Toilettenpapier zu bestücken“, bilanziert das Magazin.

Dabei wäre es wahrscheinlich gar nicht mal schwer gewesen, das Herabsteigen in ausgerechnet diese Niederung der Privatisierungsskandale zu vermeiden. Hätte man doch mal die Azubis machen lassen. Kein Witz – bei dem ein oder anderen großen deutschen Verkehrskonzern klappt das ganz gut. Das Know-how in Sachen Fahrradfahren und Klopapierversorgung sollte ja reichen. Und es wäre doch eine tolle Gelegenheit für die jungen Leute, etwas über eigenständiges Projektmanagement zu lernen? Und kostengünstiger sowieso.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Geschenke

haben Sie etwa auch noch nicht die Weihnachtsgeschenke für Ihre Kinder? Seien Sie froh. Ob Ihr Kind das Geschenk toll finden oder es nach zwei Tagen achtlos in der Ecke liegen wird, können Sie so nun noch vorher ausrechnen.

Klingt toll, nicht wahr?

Gerade rechtzeitig zum Fest hat nämlich der Psychologe Cliff Arnall vom Zentrum für lebenslanges Lernen an der Cardiff University im britischen Wales eine Rechenmethode hierfür entwickelt. Bis Sie in Ihre Jacke schlüpfen dürfen, dauert es aber noch. Am besten holen Sie sich Ihren Taschenrechner und ein Blatt Papier.

Und fragen für Risiken und Nebenwirkungen Ihren Arzt oder Apotheker…

So, ich nehme an, Sie sitzen. Also. Erst müssen Sie das anvisierte Geschenk nach sechs Kriterien bewerten: Wie nützlich ist es beim Alleinspielen (Pi)? Wie nützlich ist es beim Spiel mit anderen (Po)? Fördert es die Kreativität (Cr)? Welchen Wert hat es für die soziale Interaktion (S)? Ist es allgemein nützlich (U)? Und: Kann es später mal an das Brüderchen oder Schwesterchen vererbt werden (H)?
Nun dürfen Sie sich aussuchen, mit wie vielen von insgesamt je fünf Punkten Sie jedes der verschiedenen Kriterien bewerten. Dann zählen Sie die Punkte zusammen. So weit, so einfach. Als nächstes schätzen Sie, wie viele Stunden Ihr Kind regelmäßig mit dem Geschenk spielen wird (T). Diesen Wert multiplizieren Sie mit der Zahl der Monate, die das Spielzeug Ihrer Einschätzung nach interessant für Ihr Kind sein wird (L).

Was, Ihr Kind ist zu unberechenbar?

Das müssen Sie ihm aber ganz schnell abgewöhnen, wenn Sie dieses Jahr noch zu Ihrer Geschenkidee kommen wollen…

Kleiner Scherz am Rande. Meins auch. Vielleicht schätzen wir einfach mal. Möglicherweise haben Sie ja auch schon Erfahrungswerte mit vergangenem Spielzeug? Sonst schreiben Sie einfach für jedes Kriterium eine halbwegs plausible Zahl aufs Papier. Die müssen Sie nun durch die Quadratwurzel der Kosten für das Geschenk dividieren. Und dann mit der vorher errechneten Summe addieren. Nochmal die Formel zum Mitschreiben: T x L + Pi + Po + Cr + S + U + H geteilt durch die Quadratwurzel von C.

Fertig. Nun wissen Sie, ob das Geschenk sich lohnt. Falls nicht, rechnen Sie einfach noch mal für die nächste Geschenkidee durch. Sowas rechnen Psychologen heutzutage aus!

Ist das nicht Wahnsinn?

Ich weiß gar nicht, ob ich das nun beeindruckend oder schockierend finden soll… Wahrscheinlich richten wir alle unsere Geschenkentscheidungen irgendwie sowieso nach diesen Faktoren aus. Und verfahren dabei eben nur nach der Pi-mal-Daumen-Formel. Wenn ich mir den Wahnsinn spaßeshalber antue, gebe ich mir maximal bis Ende der Woche. Nicht dass ich vor lauter Rechnen nicht zum Geschenkeinkauf komme… Ihnen wünsche ich beim Aussuchen viel Erfolg und ein glückliches Händchen. Und eine angenehme und entspannte Vorweihnachtszeit.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Naturalien

Nase zu, die Knoblauchfahne kommt, warnte vor ein paar Tagen der US-Fernsehsender ABC News. Und die britische Financial Times fragte sich: „Bereitet sich China auf eine Vampirattacke vor?“

Grund für die delikaten Überlegungen ist der sich gerade in großen Schritten vervielfachende Preis für die Knolle. In China hat er sich von März bis November mehr als vervierfacht. Ich krame mal in der mit Ökonomie für Anfänger gefüllten Schublade meines Hirns: Der Preis geht hoch, wenn die Nachfrage steigt. Ein Heidengeld fließt Gemüsehändlern derzeit zu. Als Wertanlage kann Knoblauch dem Bericht zufolge längst gegen Gold und Aktien anstinken.

In diesen schlechten Zeiten und bei dem Goldpreis will das etwas heißen…

Grund für den Run ist aber nicht das plötzliche Interesse an handfesten Werten, sondern die Angst vor Schweinegrippe. Wabern doch dem Knoblauchduft die Gerüchte voraus, Knoblauch töte den H1N1-Virus im Körper ab. „Ich weiß nicht wie es mit H1N1 ist, aber es kann zumindest gewöhnliche Erkältungen verhindern”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den 74-jährigen Gemüsehändler Zhang Ping aus Peking. „Nehmen Sie mich: Ich hatte seit vielen Jahren keine Erkältung und kaufe jedes Jahr Dutzende Pfund Knoblauch.“

Na dann… wird es wohl helfen.

Und wir freuen uns, dass wir sowieso gern Knöllchen aufs Kartoffelblech legen. Wenn es denn hilft… Sie brauchen ja nicht gleich zu übertreiben – so, wie dieser Hochschul-Direktor in Ostchina, der gleich 200 Kilo für die Studenten eingekauft hat und diese seither zum täglichen Verzehr zwingt – die armen Studenten…

Natürlich gibt es auch eine nüchterne ökonomische Erklärung für den Preissprung: Dass die Knoblauchpreise im vergangenen Jahr so niedrig waren, dass viele Bauern die Pflanze erst gar nicht aussäten, vermutet die chinesische Nanfang Daily, Parteiorgan der Kommunistischen Partei in der chinesischen Provinz Guangdong. Aus Ökonomie für Anfänger wissen Sie ja: Ein knappes Angebot treibt die Preise ebenso hoch wie eine starke Nachfrage.

Vielleicht entwickelt sich nun ja auch ein ungeahnter Markt für Sicherheiten.

In Italien akzeptieren Banken Parmesan als Sicherheit für einen Kredit. Käsebauern nutzen das von jeher gern. Nun fragen auch Privatleute und Unternehmer vermehrt danach, ob sie nicht einen Parmesan in die Filiale rollen können. Allein das Bankhaus Credito Emiliano lagerte nach eigenen Angaben 400.000 Parmesan-Laibe ihrer Kunden ein, wie vor einigen Wochen die Tagesschau berichtete.

Damit der Käseduft nicht die Kunden mit Häusern und Schmuck als Sicherheit vertreibt, betreibt die Bank ein eigenes Lagerhaus. Dort wird auch der zweijährige Reifeprozess überwacht. Ich finde, das hört sich dann auch gleich nach ganz neuen Berufsaussichten für Käser und sonstige Fachleute an…

Und falls Sie nun auch den Käse in Ihrem Keller mit ganz neuen Augen betrachten: 400 Laibe brauchen Sie für 120.000 Euro Kredit. 300 Euro kostet der Laib zur Zeit. Aber behalten Sie die Käsepreise gut im Auge. Fallen die nämlich, könnte die Bank einen Nachschuss verlangen – in Geld oder Käse.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Truthahn

erinnern Sie sich noch an Dustin? Dustin, den Truthahn?

Der sollte vergangenes Jahr für Irland beim Grand Prix d’Eurovision antreten. Was das Vieh darbot, könnte von Helge Schneider sein: „Schüttel deine Federn und knalle mit dem Schnabel, schüttel sie nach Westen und Osten, winke die Euro-Hände und die Euro-Füße, wackel zu dem Truthahn-Beat.“

An Dustin musste ich denken, als ich vor ein paar Tagen im Fernsehen gesehen habe, wie US-Präsident Barack Obama zu Thanksgiving den Truthahn „Courage“ begnadigte. Die Töchter Malia und Sasha sollen den Präsidenten gerade so davor bewahrt haben, beim Anblick des mit 18 Kilo sehr ansehnlichen Tiers doch noch mit dieser mitfühlenden Tradition zu brechen.

Immerhin: Der Tradition dient Courage auch heilen Federkleids.

Statt gegessen zu werden, führen die traditionell jährlich freigesprochenen Federviecher als Ehrenmarschall die Parade der Truthähne in Disneyland an. Wissen Sie, was passiert, wenn Sie einem Truthahn den Spiegel vorhalten? Solche Späßchen erlauben sich orientalische Truthahnhalter zuweilen gern. Ein Spaß für die ganze Familie. Das Tier rennt hinter dem Spiegel her und wird zusehends aufgeregter. Irgendwann fängt es an zu gackern. So: „Ülülülül…“ Gelegentlich dreht das Federvieh scheinbar beleidigt ab, um dann doch wieder Kurs zu nehmen. Richtig sauer werden die Hähne. Plustern ihr Gefieder zu einem pfauengleichen Rad, hacken auf dem Spiegel herum und gackern.

Allerdings: So klangvoll ist das Ülülülül nicht, dass Truthähne allen Ernstes beim Song Contest antreten können. Daher ließen sie vergangenes Jahr auch keinen echten Truthahn antreten, sondern eine aus der Satiresendung „The Den“ beliebte Handpuppe. Verzweiflungstat? Immerhin hatte Irland im vorvorigen Jahr beim Grand Prix so schlecht abgeschnitten? Oder doch Protest?

Eher Protest: „Um den Song Contest heute zu gewinnen, muss man entweder aus dem Ostblock sein oder eine tolle ausgefallene Idee haben – und ein singender Truthahn will wahrscheinlich eines der bizarrsten Dinge sein, die das Eurovisionspublikum je gesehen hat“, erklärte einer der Musikproduzenten des Songs mit dem sinnigen Titel „Irland Doux Points“. Der irische Song flog in dem Jahr schon im Halbfinale raus. Keine allzu große Überraschung.

Ob Courage wohl verstanden hat, welch unangenehme Überraschung ihm wiederum Herr Obama erspart hat? Wohl nicht, schließlich hat er sie ja nicht erlebt, der Glückliche. Anders als seine vielen tausend Artgenossen in den USA, über deren Überraschung Nassim Nicholas Taleb, Professor für Risikoforschung und ehemaliger Börsenhändler in seinem Buch „Der schwarze Schwan“ geschrieben hat. Überrascht wird der Truthahn demzufolge am Ende seines Lebens immer dadurch, dass er jahrelang jeden Tag erfährt, dass sich Menschen bestens um sein Wohlergehen sorgen. Bis dann, einen Tag vor „Thanksgiving“, das dicke Ende kommt… Wie dick eigentlich, das stand nun in der Financial Times Deutschland Online. 2007 verputzten die Amerikaner zu Thanksgiving mehr als 312 Millionen Tonnen „So viel wiegt die Bevölkerung Singapurs insgesamt“, schrieb ftd.de.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html