Schokolade

haben Sie sich auch schon mal gefragt, was die Chinesen mit der vielen Schokolade anfangen? Die hält ja mit zunehmendem wirtschaftlichem Erfolg in China und anderen fernöstlichen Ländern als süßer Luxus ebenso Einzug, wie seinerzeit etwa in Europa.

Ich dachte immer, sie vertrügen dort keine Milch – und damit auch keine Schokolade.

Möglicherweise ist das ja der Grund, dass offenbar viele Chinesen das leckere Zeug nur kaufen – und sich dann doch nach ein oder zwei Riegeln fragen: Wohin damit?

Offensichtlich haben sie nun eine Lösung für die zahllosen angebrochenen Tafeln: das World Chocolate Wonderland in Peking. Zur Zeit bauen und werkeln sie noch fleißig: zum Beispiel an der chinesischen Mauer. Die wird auf zehn Metern Länge aus dunkler und weißer Schokolade – der Mörtel – nachgebaut. Vom Mond aus wird diese Mauer mit Sicherheit nicht zu sehen sein. Auch die Schoko-Tonkrieger gibt es von Ende Januar an zu besichtigen. 80 Tonnen Schokolade werden die chinesischen Konditoren dann zusammengeleimt und geformt haben. Mal was anderes. Schließlich hat die Schokolade in China – anders als in Europa – keine tausend Jahre alte Tradition, erklärt Wunderland-Chefin Tina Cheng.

Eine sehr ansehnliche und sicherlich wohlriechende Lösung, finden Sie nicht auch?

Besser jedenfalls als die vielen Schoko-Weihnachtsmänner einzuschmelzen, oder? Gut, dass das nur ein Gerücht ist. Das immer wieder von argwöhnisch machenden Meldungen befeuert wird: etwa dass manche Hersteller die nicht verramschten Schoko-Weihnachtsmänner durchaus zurücknehmen. Trotzdem: Es ist und bleibt ein Gerücht: Nicht nur, dass die Qualität leidet, spricht dagegen, sondern beruhigenderweise auch noch, dass es sich wirtschaftlich nicht rechnen würde.

Also kein Gammelschokoladeskandal zu befürchten…

Mit Einsparungen hat das Gerücht aber möglicherweise schon zu tun, wenn es stimmt, was vor einiger Zeit mal Rüdiger Funke der Rheinischen Post erklärt hat. Und der leitet seit immerhin fast 30 Jahren das Info-Zentrum Schokolade. Daher weiß er auch, dass die Hersteller früher für Schoko-Weihnachtsmänner die gleichen Hohlformen verwendet haben wie für Schoko-Osterhasen. „Der Weihnachtsmann sah nicht so aus wie heute, sondern trug eine Mitra“, erklärt Funke. „Durch geschicktes Verpackungsmanagement konnten die gleichen Formen für die Osterhasen verwendet werden. An Stelle der Mitra hatten die Hasen eben Ohren.“

Reine Prozessoptimierung also – kein Recycling.

„Selbstverständlich wurde die Ware trotzdem immer frisch produziert“, betont Herr Funke. Auch ein paar weitere Mythen stellt sein Institut klar: Dass Schokolade keine Akne, kein Karies und auch keine Migräne verursacht etwa. Und auch dass in Schokolade oder auch Nougatcreme keinesfalls Rinderblut beigemengt sei. Ein Düsseldorfer Privatmann habe 1995 zwar mal versucht, eine tierbluthaltige Schokoladenmasse zum Patent anzumelden – warum auch immer. Erteilt wurde das Patent jedoch nie, betont Funke. Einziger tierischer Bestandteil: das Milchpulver. Dafür sorgt schon die für Kakao und Schokolade bestimmte Richtlinie 2000/36/EG des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2000. Ein Hoch auf die EU-Bürokratie.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Geld

wussten Sie eigentlich, dass Geld völlig überbewertet ist? Zumindest als Lohn für Erwerbsarbeit.

Darauf wies kürzlich das US-Wirtschaftsmagazin Fortune hin. Das Blatt beruft sich auf Bestsellerautor Daniel Pink. Der kommt in seinem Buch „Drive: The Surprising Truth About What Motivates Us“ zu dem Schluss, dass Löhne und Gehälter kaum zur Motivation von Arbeitern und Angestellten taugen.

Motivierend ist laut Pink das Gefühl, unabhängig agieren zu können, die Arbeit selbst zu gestalten oder einem größeren Zweck zu dienen. Nicht nur für Kopfarbeiter. Studien hätten gezeigt dass steigende Geldanreize grundsätzlich die Motivation untergraben, bei der Lösung von Aufgaben sein Bestes zu geben, argumentiert Pink.

Leistungsbezogene Gehälter sind für ihn Folklore…

Ich würde ja gern mal Mäuschen spielen, wenn sich Mr. Pink mit Herrn Ackermann über das Thema unterhält… Mr. Pink würde dann vielleicht sagen: „Der Gehaltsempfänger stumpft ab.“ Schließlich wirkt Geld seiner Einschätzung nach wie eine Droge. Erhöhen Sie also Ihren Mitarbeitern den Lohn oder überweisen Sie ihm Zusatzboni, fixen Sie sie praktisch an, wenn ich es richtig verstanden habe. Die Nebenwirkung ähnelt laut Pink der von Drogen wie Kokain oder Nikotin – der Empfänger giert nach immer mehr. Mehr Leistung dürfen Sie bekanntlich von einem Süchtigen nicht erwarten…

Mr. Pink würde Herrn Ackermann bestimmt auch auf Firmen wie die amerikanische Elektronikmarktkette Best Buy hinweisen, deren Strategie seiner These recht gibt. Bei Best Buy bestimmt seit einiger Zeit jeder Mitarbeiter selbst, wie sein Arbeitstag aussieht. Das schraubte die Produktivität offenbar um 35 Prozent hoch.

Falls Herr Ackermann nun skeptisch aus seinem Anzug schauen würde, zöge Mr. Pink wohl die Keule: Dass fette Boni entscheidend seien, um die von den Shareholdern geforderten Zielmarken zu erreichen, sei haargenau die Einstellung, die zu dem nicht lang zurückliegenden Zusammenbruch der Finanzmärkte geführt habe, würde er dann wohl sagen.

Führten doch Boni letztlich nur zu Betrug und unmoralischem Verhalten…

Und diese Erkenntnis werde sich in der Wirtschaft schon durchsetzen, ist Pink überzeugt. Ich finde, hier merkt man auch ein bisschen merkt, dass Pink mal Redenschreiber von Ex-Präsidentschaftskandidat Al Gore war, der ja mit seinem Film über das Weltklimaproblem den Oscar holte. Dieser Optimismus. „Schließlich tendieren Manager zu Pragmatismus“, argumentiert Pink.

Mag ja stimmen. Andererseits sind aber auch diejenigen, die über die Boni entscheiden, zu einem guten Teil auch diejenigen, die sie kassieren. Und im Moment sieht es schon eher so aus, als werde wieder der eigennützige, kurzfristige Pragmatismus den Stich machen. Jedenfalls lassen die Geschäfte auch und gerade mit völlig unverständlichen und hochriskanten Geldanlagen die Boni derzeit wieder allerorten ordentlich fett werden. Alles nur Geld.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Laternenmast

ein ehemaliger Kollege meinte vor vielen Jahren mal zu mir: „Beutel-Pfefferminztee? Da kannst Du ja gleich einen Laternenmast ablutschen…“ Als ich ihm sagte „Nein-nein: lose“, war er beruhigt.

Ich habe mich seither manchmal gefragt, woher er das mit dem Laternenmast wusste. Ihn aber leider immer zu fragen vergessen. Zunge an Laternenmast scheint ein echt heißes Thema zu sein. Immer wieder taucht es auf.

Nein, ich selbst habe noch nie einen Laternenmast abgeleckt…

Ich kenne auch niemanden, der das hätte. Zumindest nicht, dass ich wüsste… Umso mehr frage ich mich, was es mit diesem Gerücht auf sich hat, dass die Zunge am Laternenmast festfrieren kann? Und vor allem: wie Leute auf die Idee kommen, das auszuprobieren…

Nur gut, dass da vor ein paar Tagen endlich diese Meldung in der Boulevardzeitung Express stand. Falls es Sie auch interessiert – nun wissen wir es also: Ja, man kann mit der Zunge am Laternenmast festfrieren.

Ein 16-jähriger Saarländer hat das dankenswerterweise in einer der ersten besonders klirrendkalten Nächte dieses Winters für uns ausprobiert. Und er hatte seine Kumpels dabei. Die riefen wiederum dankenswerterweise nicht nur den Rettungswagen, sondern auch gleich die Redaktion an. Und dank deren Nachfrage wissen wir: Der Junge ist ganz offensichtlich auch nicht der einzige Bekloppte, der den Zungentest macht. Das jedenfalls berichteten die herbeigerufenen Sanitäter, nachdem sie die blutende Zunge verarztet hatten.

Die müssen es ja wissen…

Falls Sie sich so etwas übrigens mal anschauen wollen. Auch das können wir dank des Berichts nun tun. Der gab den Lesern nämlich gleich den entsprechenden Videotipp an die Hand. Geben Sie mal bei Youtube „mob antidrug“ ein. Da macht in einem Antidrogen-Spot der schwedischen Regierung ein sichtlich zugedröhnter Jugendlicher den Zungentest. Sehr eindrucksvoll…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Diät-Diät

pünktlich zur Vor- und Nachweihnachtszeit erreichen sie uns wieder: die vielen Geschichten und Tipps aus der Welt des Diät- und Maßhaltens.

Heute aus Rio de Janeiro: Dort haben Tierärzte vor ein paar Tagen ein dickes Gürteltier auf Diät gesetzt. Das war immerhin sogar der Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) eine Meldung wert. Noch wiegt das bedauernswerte Tier zehn Kilo mehr als normal. Immerhin 16 Kilo. Was sich tatsächlich nach Übergewicht anhört, finde ich… Und weil Sport gesünder und effektiver ist als hungern, haben die Ärzte dem Gürteltier mehr Bewegung verordnet: Es soll nach seinem Futter graben.

Noch ist das natürlich nur ein guter Vorsatz.

Und Sie wissen es ja auch – gute Vorsätze bleiben meist, was sie sind: gute Vorsätze eben. Die Chancen des Gürteltiers, sich von nun an wirklich mehr zu bewegen, stehen allerdings gut, da bin ich ganz zuversichtlich. Schließlich lebt das arme Tier in Gefangenschaft, und die Ärzte können es zwingen. Manch einer würde sich das vielleicht sogar wünschen, denn so einfach ist es ja auch mit den sinnvollsten und gesündesten Vorsätzen nicht. Vielleicht hilft ja auch Ihnen Trick 17 mit Selbstüberlistung. Bestehend aus mehreren Kniffen.

Das wichtigste ist natürlich: Sie müssen selbst wollen, was Sie sich vornehmen. Nur zuliebe von Ehepartner, Kindern oder Ärzten wird es mit den Vorsätzen sonst wohl nicht funktionieren. Aber vielleicht denken Sie ja mal drüber nach, welche Vorteile es Ihnen bringt, wenn Sie tatsächlich mit dem Rauchen aufhören oder ähnlich sinnvolle Dinge tun. Das ist nämlich nicht nur entbehrlich, sondern bietet einige handfeste Vorzüge, das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versichern.

Wollen Sie wirklich, dann ist jedenfalls Kniff Nummer eins: Formulieren Sie präzise, was Sie eigentlich wollen. Planen Sie also nicht „mehr Sport“, sondern beispielsweise: „immer die Treppe nehmen“ oder „Dienstags und Donnerstags nach der Arbeit eine halbe Stunde joggen“ oder „Einmal die Woche mit den Kindern schwimmen gehen“. So etwas lässt sich überprüfen – und außerdem schlecht hinausschieben. Und ist dabei auch noch überschaubar. So soll das sein.

Kniff Nummer zwei: Machen Sie sich selbst klare Ansagen. Denn was heißt schon gesunde Ernährung? Wollen Sie nun nur aufhören, ständig Pizza oder Schokolade zu futtern? Oder wollen Sie mehr Obst und Gemüse essen? Oder einfach zu geregelteren Zeiten etwas zu sich nehmen? Vielleicht ja auch ein Frühstück einführen? Das sollten Sie schon für sich festlegen.

Kniff Nummer drei: Belohnen Sie sich. Aber jetzt nicht mit der im Suchtrausch doch weggequarzten Zigarettenschachtel oder vier Tafeln Schokolade auf einmal. Das würde Ihnen auch sicherlich nicht wirklich gefallen…

Vielleicht hilft ja eine Belohnungskasse. Ein Euro für wahrgemachte Vorhaben – klingt schon ganz anders als Vorsätze, oder? – und vielleicht zumindest anfangs noch 50 Cent für jeden Verstoß. Von dem eingenommenen Geld können Sie dann ja etwas schönes unternehmen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und viel Erfolg bei allem, was Sie sich vornehmen. Und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2010.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 29.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Sternzeichen

kennen Sie eigentlich das Storchenproblem?

Das besteht darin, dass es in Landkreisen mit einer hohen Geburtenrate sehr viele Störche gibt. Und dass das nun bekanntlich nicht heißt, dass der Storch die Kinder bringt. Das wissen Sie ja selbst auch. Die Statistik ist aber sehr hübsch, denn an ihr können nun Statistikprofessoren wie Walter Krämer („So lügt man mit Statistik“) den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität erklären.

Korrelation haben Sie bei den Störchen: Zwei Dinge hängen nicht zusammen, sehen aber so aus. Vielleicht, weil sie zufällig vom selben dritten Faktor abhängen. In dem Fall ist der dritte Faktor vielleicht die ländliche Region – also wahrscheinlich viele Faktoren auf einmal –, in der es eben nicht nur meist mehr Kinder gibt, sondern eben auch mehr Störche.

Keine Kausalität also: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Sieht wie gesagt nur so aus. Das leuchtet den meisten Kindergartenkindern schon ein. Auf andere statistische Zusammenhänge fallen aber selbst wir Erwachsenen gern herein. Und vermuten Kausalitäten, wo keine sind, zum Beispiel bei der Astrologie.

Auch hier: jede Menge Storchenprobleme.

Das fanden nun zwei Statistiker der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) heraus, die die mit Zahlenbelegen gespickte Bibel der Astro-Fans „Akte Astrologie“ statistisch zerpflückten. Ein paar schwache Effekte fanden sie, aber keinen Beleg für den Einfluss der Sterne auf Partner- und Berufswahl, Scheidungen oder Todesursachen.

Gegen die Unfallstatistik einer österreichischen Versicherungsgesellschaft mit besonders vielen „Fischen“ unter den Unfallopfern wendeten die Skeptiker ein, es gebe einfach besonders viele Menschen mit diesem Sternzeichen. Warum Menschen mit Sternzeichen Krebs oder Jungfrau es seltener zum Akademiker bringen? Dieses Phänomen erklären die Statistiker mit dem jüngeren Einschulungsalter. Dass die Jüngeren in einer Klasse einen Startnachteil gegenüber den älteren Klassenkameraden haben, wies passend dazu ja auch erst vor kurzem eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nach. Auch dass im Fußball Jungfrauen und Steinböcke oft erfolgreich sind, lässt sich mit den traditionellen Stichtagen für die Altersklassen erklären: Die Älteren haben es leichter.

Und dass Schütze- und Widder-Geborene überdurchschnittlich oft Landwirte werden? Ist ebenfalls menschengemacht – und nicht sternenbedingt. Ganz einfach: Wer Landwirt wird, dessen Eltern waren oft selbst Landwirte. Und die legen bei der Geburtenplanung offenbar Wert darauf, dass die Niederkunft im Winter stattfindet. Und bringen so mehr Schützen und Widder zur Welt.

Lässt sich leichter mit der Feldarbeit verbinden.

Fazit: Wenig himmlischer und viel irdischer Einfluss also. Das Jahreshoroskop dürfen Sie natürlich trotzdem gern lesen – ich finde auch: Das ist sehr passable Unterhaltung. Ansonsten sollten wir vielleicht zusehen, dass wir unsere Krebs- und Jungfrau-Kinderchen ein wenig später einschulen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Prognosen

eine meiner Lieblingsbeschäftigungen zum Jahresende ist, die Prognosen für das ablaufende Jahr zu lesen. Im Adventstrubel sorgt das meist für die nötige Heiterkeit.

Dieses Jahr allerdings zunächst einmal für Verblüffung.

Hatte doch tatsächlich einer der Weissager orakelt, Popstar Michael Jackson werde sterben. Und Sie wissen es ja selbst: Er ist gestorben. Tatsächlich.

Dann habe ich aber gelesen, dass das auch schon in den Vorjahren regelmäßig vorausgesagt worden war. Da fand ich es gleich weniger beeindruckend. Dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleiben wird, hatte mich sowieso nicht so beeindruckt. „Bei so vielen Prognosen gibt es selbstverständlich immer mal einen Treffer“, weiß auch Michael Kunkel, Mathematiker bei der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).

Dafür gingen auch gewohnt viele Schüsse ins Leere.

Auch dieses Jahr wurde der US-Präsident nicht gemeuchelt. Auch fand kein großer Terroranschlag auf Berlin oder Frankfurt statt. Nicht eingestürzt ist die Golden Gate Bridge in San Francisco, und auch das sagenumwobene Monster von Loch Ness wurde dieses Jahr nicht eingefangen. Angelina Jolie und Brad Pitt sind auch noch zusammen. Wobei – wenn die sich trennen würden, glaube ich kaum, dass mich die Voraussage überrascht hätte. Ebenso wenig wie die ein oder andere vermeintlich angesagte Naturkatastrophe. Natürlich wird es auch dieses Jahr reichlich angekündigte Sturmfluten, Orkane und Waldbrände gegeben haben – einzeln nachgeprüft habe ich das nicht. Aber es ist ja immer so.

Wer als Astrologe auf Nummer sicher gehen will, hält sich an so was.

Übrigens darf er für seine Ausbildung seit kurzem auch auf staatliche finanzielle Unterstützung setzen. Arbeitslose dürfen die von den Arbeitsagenturen gewährten Bildungsgutscheine in Umschulungen zu Sterndeutern und Geistheilern eintauschen, habe ich gelesen. Immerhin mehrere tausend Euro pro Lehrgang.

Wer weiß, vielleicht wird das ja dann im Bundeshaushalt auch gleich dem Bildungsetat zugeschlagen. Den hat die Bundesregierung dieses Jahr wohl nur dank hütchenspielerischer Zahlentricks mit Ach und Krach auf das angekündigte Niveau hochgeschraubt: indem sie bereits beschlossene oder sonst wie unvermeidliche Ausgaben zu Bildungsausgaben umetikettiert hat, wie der Spiegel kürzlich meldete.

Ein Erwerbsloser weniger. Und ein Ziel mehr erreicht.

Das wäre auch so eine Prognose, die mich kaum überraschen würde: dass auch die neue Bundesregierung mehr verspricht, als sie schließlich wird halten können. Kosten doch Versprechen nichts, wogegen angekündigte Grausamkeiten schon sicher geglaubte Wahlsiege auf dem Gewissen haben. Falls Sie Ihren Abgeordneten aus der Nachbarschaft nun zum Trostkauf schicken wollen, geben Sie ihm doch den Rat der Astrologin Hannelore Roller-Bollmann auf den Weg: Keine Elektroartikel zwischen dem 1. Juli und dem 1. Dezember kaufen und vor dem 16. Mai auch keine Immobilie. Die Sterne stünden dafür in der Zeit ungünstig… Die Anschaffung weiterer Goldfüller wäre da ja vielleicht ganz vernünftig.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes, entspanntes und schönes Weihnachtsfest.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Geschenke

haben Sie etwa auch noch nicht die Weihnachtsgeschenke für Ihre Kinder? Seien Sie froh. Ob Ihr Kind das Geschenk toll finden oder es nach zwei Tagen achtlos in der Ecke liegen wird, können Sie so nun noch vorher ausrechnen.

Klingt toll, nicht wahr?

Gerade rechtzeitig zum Fest hat nämlich der Psychologe Cliff Arnall vom Zentrum für lebenslanges Lernen an der Cardiff University im britischen Wales eine Rechenmethode hierfür entwickelt. Bis Sie in Ihre Jacke schlüpfen dürfen, dauert es aber noch. Am besten holen Sie sich Ihren Taschenrechner und ein Blatt Papier.

Und fragen für Risiken und Nebenwirkungen Ihren Arzt oder Apotheker…

So, ich nehme an, Sie sitzen. Also. Erst müssen Sie das anvisierte Geschenk nach sechs Kriterien bewerten: Wie nützlich ist es beim Alleinspielen (Pi)? Wie nützlich ist es beim Spiel mit anderen (Po)? Fördert es die Kreativität (Cr)? Welchen Wert hat es für die soziale Interaktion (S)? Ist es allgemein nützlich (U)? Und: Kann es später mal an das Brüderchen oder Schwesterchen vererbt werden (H)?
Nun dürfen Sie sich aussuchen, mit wie vielen von insgesamt je fünf Punkten Sie jedes der verschiedenen Kriterien bewerten. Dann zählen Sie die Punkte zusammen. So weit, so einfach. Als nächstes schätzen Sie, wie viele Stunden Ihr Kind regelmäßig mit dem Geschenk spielen wird (T). Diesen Wert multiplizieren Sie mit der Zahl der Monate, die das Spielzeug Ihrer Einschätzung nach interessant für Ihr Kind sein wird (L).

Was, Ihr Kind ist zu unberechenbar?

Das müssen Sie ihm aber ganz schnell abgewöhnen, wenn Sie dieses Jahr noch zu Ihrer Geschenkidee kommen wollen…

Kleiner Scherz am Rande. Meins auch. Vielleicht schätzen wir einfach mal. Möglicherweise haben Sie ja auch schon Erfahrungswerte mit vergangenem Spielzeug? Sonst schreiben Sie einfach für jedes Kriterium eine halbwegs plausible Zahl aufs Papier. Die müssen Sie nun durch die Quadratwurzel der Kosten für das Geschenk dividieren. Und dann mit der vorher errechneten Summe addieren. Nochmal die Formel zum Mitschreiben: T x L + Pi + Po + Cr + S + U + H geteilt durch die Quadratwurzel von C.

Fertig. Nun wissen Sie, ob das Geschenk sich lohnt. Falls nicht, rechnen Sie einfach noch mal für die nächste Geschenkidee durch. Sowas rechnen Psychologen heutzutage aus!

Ist das nicht Wahnsinn?

Ich weiß gar nicht, ob ich das nun beeindruckend oder schockierend finden soll… Wahrscheinlich richten wir alle unsere Geschenkentscheidungen irgendwie sowieso nach diesen Faktoren aus. Und verfahren dabei eben nur nach der Pi-mal-Daumen-Formel. Wenn ich mir den Wahnsinn spaßeshalber antue, gebe ich mir maximal bis Ende der Woche. Nicht dass ich vor lauter Rechnen nicht zum Geschenkeinkauf komme… Ihnen wünsche ich beim Aussuchen viel Erfolg und ein glückliches Händchen. Und eine angenehme und entspannte Vorweihnachtszeit.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Naturalien

Nase zu, die Knoblauchfahne kommt, warnte vor ein paar Tagen der US-Fernsehsender ABC News. Und die britische Financial Times fragte sich: „Bereitet sich China auf eine Vampirattacke vor?“

Grund für die delikaten Überlegungen ist der sich gerade in großen Schritten vervielfachende Preis für die Knolle. In China hat er sich von März bis November mehr als vervierfacht. Ich krame mal in der mit Ökonomie für Anfänger gefüllten Schublade meines Hirns: Der Preis geht hoch, wenn die Nachfrage steigt. Ein Heidengeld fließt Gemüsehändlern derzeit zu. Als Wertanlage kann Knoblauch dem Bericht zufolge längst gegen Gold und Aktien anstinken.

In diesen schlechten Zeiten und bei dem Goldpreis will das etwas heißen…

Grund für den Run ist aber nicht das plötzliche Interesse an handfesten Werten, sondern die Angst vor Schweinegrippe. Wabern doch dem Knoblauchduft die Gerüchte voraus, Knoblauch töte den H1N1-Virus im Körper ab. „Ich weiß nicht wie es mit H1N1 ist, aber es kann zumindest gewöhnliche Erkältungen verhindern”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den 74-jährigen Gemüsehändler Zhang Ping aus Peking. „Nehmen Sie mich: Ich hatte seit vielen Jahren keine Erkältung und kaufe jedes Jahr Dutzende Pfund Knoblauch.“

Na dann… wird es wohl helfen.

Und wir freuen uns, dass wir sowieso gern Knöllchen aufs Kartoffelblech legen. Wenn es denn hilft… Sie brauchen ja nicht gleich zu übertreiben – so, wie dieser Hochschul-Direktor in Ostchina, der gleich 200 Kilo für die Studenten eingekauft hat und diese seither zum täglichen Verzehr zwingt – die armen Studenten…

Natürlich gibt es auch eine nüchterne ökonomische Erklärung für den Preissprung: Dass die Knoblauchpreise im vergangenen Jahr so niedrig waren, dass viele Bauern die Pflanze erst gar nicht aussäten, vermutet die chinesische Nanfang Daily, Parteiorgan der Kommunistischen Partei in der chinesischen Provinz Guangdong. Aus Ökonomie für Anfänger wissen Sie ja: Ein knappes Angebot treibt die Preise ebenso hoch wie eine starke Nachfrage.

Vielleicht entwickelt sich nun ja auch ein ungeahnter Markt für Sicherheiten.

In Italien akzeptieren Banken Parmesan als Sicherheit für einen Kredit. Käsebauern nutzen das von jeher gern. Nun fragen auch Privatleute und Unternehmer vermehrt danach, ob sie nicht einen Parmesan in die Filiale rollen können. Allein das Bankhaus Credito Emiliano lagerte nach eigenen Angaben 400.000 Parmesan-Laibe ihrer Kunden ein, wie vor einigen Wochen die Tagesschau berichtete.

Damit der Käseduft nicht die Kunden mit Häusern und Schmuck als Sicherheit vertreibt, betreibt die Bank ein eigenes Lagerhaus. Dort wird auch der zweijährige Reifeprozess überwacht. Ich finde, das hört sich dann auch gleich nach ganz neuen Berufsaussichten für Käser und sonstige Fachleute an…

Und falls Sie nun auch den Käse in Ihrem Keller mit ganz neuen Augen betrachten: 400 Laibe brauchen Sie für 120.000 Euro Kredit. 300 Euro kostet der Laib zur Zeit. Aber behalten Sie die Käsepreise gut im Auge. Fallen die nämlich, könnte die Bank einen Nachschuss verlangen – in Geld oder Käse.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Hamsterkapitalismus

ob es wohl mit der Wirtschaftskrise zu tun hat, dass sich die Meldungen über Hamster zurzeit so häufen?

Hamstervorräte, Hamsterkäufe – Hamstermentalität eben…

Wer Angst vor der Schweinegrippe hat, füllt vielleicht gerade die Speisekammer oder versucht, eine Klinikpackung Tamiflu oder Relenza zu ergattern. Wer Angst vor dem ganz großen Crash hat, stapelt derweil die Goldbarren. Sie wissen schon.

Aber das sind gar nicht die Meldungen, die mich so wundern. Mehr schon die, dass der Hamster an sich offenbar gerade zum Lifestyleobjekt mutiert. Als Roboterhamster zum Beispiel. Der rangiert zurzeit auf Platz 1 der Weihnachtswunschlisten britischer und amerikanischer Kinder. In vielen Fällen allerdings wohl vergebens. Denn Mr. Squiggles, Patches, Chunk, Pipsqueak, Num Nums und wie die Go Go- beziehungsweise Zhu Zhu Pets alle heißen, sind ausverkauft. Bei ebay bringen die motorisierten Plüschviecher schon jetzt das Doppelte vom regulären Kaufpreis ein, zehn Dollar beziehungsweise Pfund.

Kleiner Trost: Wer leer ausgeht, für den gibt es gleich eine sinnige Geschenkalternative: Wohnen wie bei Hamsters – auf eine Nacht im neuen Hamster-Hotel im französischen Nantes.

Zeit ist sowieso das kostbarste, was Eltern ihren Kindern schenken können.

Und das neue Nagerhotel – eine Art Lifestyle-Resort der dritten Art offenbar – wird bei den lieben Kleinen sicher genauso gut ankommen, wie die Elektroviecher. Gibt es doch dort ein überdimensionales Laufrad sowie Trinkbrunnen und Futter aus dem Körnerspender – und einen Heuhaufen als Bett…

„Der Ort gibt den Gästen die Möglichkeit, auf zehn Quadratmetern eine unglaubliche Erfahrung zu machen, sich in die Haut eines Hamsters zu versetzen“, schwärmt Hotelier Frédéric Tabary von seiner „La Villa Hamster“ in der Rue Malherbe. Für 99 Euro pro Übernachtung. Für die schenkenden Eltern gibt es immerhin auch Mikrowelle und Kaffeemaschine.

Merkwürdige Nachrichten von der Hamsterfront…

Und nun diese Meldung: Da wundert sich ein Autor der Hamburger Morgenpost über einen Songtext. „Das Lied läuft gerade im Radio rauf und runter“, schreibt er: „‚Du bist das Pflaster für meine Seele, wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle, es tobt der Hamster vor meinem Fenster.“ Er fragt sich zu Recht: „Wieso Hamster?“

„Eichhörnchen vorm Fenster, okay, aber Hamster?“, schreibt er weiter.

Um dann im Internet nach dem Liedtext zu schauen. Und siehe da: Da heißt es gar nicht ‚Hamster’, sondern: „Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster.“ Na dann…

Der Auslöser für die Hamstermanie ist aber tatsächlich eine Art Krise. Kam doch dem Erfinder der Hamsterroboter seine Idee, nachdem die hungrige Hauskatze den Familienhamster verspeist hatte. Echter Raubtierkapitalismus…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html


 

 

Dekontamination

neulich war da diese Meldung von einer 47-jährigen Frau, der irgendwer etliche Quadratmeter Pflastersteine aus dem Garten geklaut hatte. Der Polizeieinsatz klingt lustig: Die Beamten folgten den höchst verdächtigen Spuren auf dem Boden. Und stießen auf fünf Kindergartenkindern aus der Nachbarschaft, die auf ihren Bobbycars mit den Steinen geflüchtet waren.

Die Kleinen hatten nur Baumaterial für ihre Burg gesucht…

Noch schöner wird es allerdings, wenn die Kids clevere Spielchen treiben. Da kann es schon mal passieren, dass vor dem Wohnzimmerfenster der Eltern Männer in Strahlenschutzanzügen herumeilen. Die beiden Söhne der Familie hatten nur eines Nachmittags aus einem Computergehäuse einen Atommeiler gebastelt. Damit das ganze ein wenig echt aussieht, hatten sie sich das Warnzeichen für Radioaktivität aus dem Internet ausgedruckt und auf ein Seitenteil geklebt.

Spaziergänger meldeten den brisanten Fund natürlich gleich der Feuerwehr…

Polizisten und Feuerwehrleute riegelten den Fundort gleich weiträumig ab. Das Lokalradio warnte die Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen. Radioaktive Strahlung konnte die Feuerwehr – oh Wunder – allerdings natürlich nicht messen…

Die Jungs indes waren zwischenzeitlich für ein Weilchen nachhause gegangen. Als sie später zurück zu ihrem „Atomkraftwerk“ wollten, durften sie nicht an der Absperrung vorbei.

Die Eltern glaubten an eine Großübung, bis sie über das Internet erfuhren, worum es bei dem Einsatz wirklich ging. Daraufhin informierten sie schnell die Polizei über das Spiel ihrer Söhne. Wenigstens wissen wir nun, dass solchen Hinweisen hierzulande mit dem nötigen Ernst nachgegangen wird. Da wird nix verharmlost. Auch wieder beruhigend.

Kennen Sie vielleicht diesen Loriot-Sketch mit der Weihnachtsfeier?

An den musste ich denken. Da bekommt der Opa einen Schallplattenspieler geschenkt, damit er seine Marschmusik endlich bei sich im Zimmer hören kann. Und für den Sohn der Familie gibt es ein handliches Atomkraftwerk zum Selbstzusammenbauen. Mit Neutronenbeschleuniger, Brennkammer und allem drum und dran.

Schade, dass es damals noch kein Cillit Bang gab. Das eignet sich nämlich offenbar bestens zum Dekontaminieren radioaktiv verseuchter Gegenstände. Jedenfalls benutzen Dekontaminierungsexperten im früheren nordschottischen Atomkraftwerk in Dounreay den extrastarken Haushaltsreiniger zu diesem Zweck, wie der Londoner Telegraph vor einigen Wochen mal berichtete.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 24.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html