Sternzeichen

kennen Sie eigentlich das Storchenproblem?

Das besteht darin, dass es in Landkreisen mit einer hohen Geburtenrate sehr viele Störche gibt. Und dass das nun bekanntlich nicht heißt, dass der Storch die Kinder bringt. Das wissen Sie ja selbst auch. Die Statistik ist aber sehr hübsch, denn an ihr können nun Statistikprofessoren wie Walter Krämer („So lügt man mit Statistik“) den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität erklären.

Korrelation haben Sie bei den Störchen: Zwei Dinge hängen nicht zusammen, sehen aber so aus. Vielleicht, weil sie zufällig vom selben dritten Faktor abhängen. In dem Fall ist der dritte Faktor vielleicht die ländliche Region – also wahrscheinlich viele Faktoren auf einmal –, in der es eben nicht nur meist mehr Kinder gibt, sondern eben auch mehr Störche.

Keine Kausalität also: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Sieht wie gesagt nur so aus. Das leuchtet den meisten Kindergartenkindern schon ein. Auf andere statistische Zusammenhänge fallen aber selbst wir Erwachsenen gern herein. Und vermuten Kausalitäten, wo keine sind, zum Beispiel bei der Astrologie.

Auch hier: jede Menge Storchenprobleme.

Das fanden nun zwei Statistiker der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) heraus, die die mit Zahlenbelegen gespickte Bibel der Astro-Fans „Akte Astrologie“ statistisch zerpflückten. Ein paar schwache Effekte fanden sie, aber keinen Beleg für den Einfluss der Sterne auf Partner- und Berufswahl, Scheidungen oder Todesursachen.

Gegen die Unfallstatistik einer österreichischen Versicherungsgesellschaft mit besonders vielen „Fischen“ unter den Unfallopfern wendeten die Skeptiker ein, es gebe einfach besonders viele Menschen mit diesem Sternzeichen. Warum Menschen mit Sternzeichen Krebs oder Jungfrau es seltener zum Akademiker bringen? Dieses Phänomen erklären die Statistiker mit dem jüngeren Einschulungsalter. Dass die Jüngeren in einer Klasse einen Startnachteil gegenüber den älteren Klassenkameraden haben, wies passend dazu ja auch erst vor kurzem eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nach. Auch dass im Fußball Jungfrauen und Steinböcke oft erfolgreich sind, lässt sich mit den traditionellen Stichtagen für die Altersklassen erklären: Die Älteren haben es leichter.

Und dass Schütze- und Widder-Geborene überdurchschnittlich oft Landwirte werden? Ist ebenfalls menschengemacht – und nicht sternenbedingt. Ganz einfach: Wer Landwirt wird, dessen Eltern waren oft selbst Landwirte. Und die legen bei der Geburtenplanung offenbar Wert darauf, dass die Niederkunft im Winter stattfindet. Und bringen so mehr Schützen und Widder zur Welt.

Lässt sich leichter mit der Feldarbeit verbinden.

Fazit: Wenig himmlischer und viel irdischer Einfluss also. Das Jahreshoroskop dürfen Sie natürlich trotzdem gern lesen – ich finde auch: Das ist sehr passable Unterhaltung. Ansonsten sollten wir vielleicht zusehen, dass wir unsere Krebs- und Jungfrau-Kinderchen ein wenig später einschulen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html