Hamsterkapitalismus

ob es wohl mit der Wirtschaftskrise zu tun hat, dass sich die Meldungen über Hamster zurzeit so häufen?

Hamstervorräte, Hamsterkäufe – Hamstermentalität eben…

Wer Angst vor der Schweinegrippe hat, füllt vielleicht gerade die Speisekammer oder versucht, eine Klinikpackung Tamiflu oder Relenza zu ergattern. Wer Angst vor dem ganz großen Crash hat, stapelt derweil die Goldbarren. Sie wissen schon.

Aber das sind gar nicht die Meldungen, die mich so wundern. Mehr schon die, dass der Hamster an sich offenbar gerade zum Lifestyleobjekt mutiert. Als Roboterhamster zum Beispiel. Der rangiert zurzeit auf Platz 1 der Weihnachtswunschlisten britischer und amerikanischer Kinder. In vielen Fällen allerdings wohl vergebens. Denn Mr. Squiggles, Patches, Chunk, Pipsqueak, Num Nums und wie die Go Go- beziehungsweise Zhu Zhu Pets alle heißen, sind ausverkauft. Bei ebay bringen die motorisierten Plüschviecher schon jetzt das Doppelte vom regulären Kaufpreis ein, zehn Dollar beziehungsweise Pfund.

Kleiner Trost: Wer leer ausgeht, für den gibt es gleich eine sinnige Geschenkalternative: Wohnen wie bei Hamsters – auf eine Nacht im neuen Hamster-Hotel im französischen Nantes.

Zeit ist sowieso das kostbarste, was Eltern ihren Kindern schenken können.

Und das neue Nagerhotel – eine Art Lifestyle-Resort der dritten Art offenbar – wird bei den lieben Kleinen sicher genauso gut ankommen, wie die Elektroviecher. Gibt es doch dort ein überdimensionales Laufrad sowie Trinkbrunnen und Futter aus dem Körnerspender – und einen Heuhaufen als Bett…

„Der Ort gibt den Gästen die Möglichkeit, auf zehn Quadratmetern eine unglaubliche Erfahrung zu machen, sich in die Haut eines Hamsters zu versetzen“, schwärmt Hotelier Frédéric Tabary von seiner „La Villa Hamster“ in der Rue Malherbe. Für 99 Euro pro Übernachtung. Für die schenkenden Eltern gibt es immerhin auch Mikrowelle und Kaffeemaschine.

Merkwürdige Nachrichten von der Hamsterfront…

Und nun diese Meldung: Da wundert sich ein Autor der Hamburger Morgenpost über einen Songtext. „Das Lied läuft gerade im Radio rauf und runter“, schreibt er: „‚Du bist das Pflaster für meine Seele, wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle, es tobt der Hamster vor meinem Fenster.“ Er fragt sich zu Recht: „Wieso Hamster?“

„Eichhörnchen vorm Fenster, okay, aber Hamster?“, schreibt er weiter.

Um dann im Internet nach dem Liedtext zu schauen. Und siehe da: Da heißt es gar nicht ‚Hamster’, sondern: „Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster.“ Na dann…

Der Auslöser für die Hamstermanie ist aber tatsächlich eine Art Krise. Kam doch dem Erfinder der Hamsterroboter seine Idee, nachdem die hungrige Hauskatze den Familienhamster verspeist hatte. Echter Raubtierkapitalismus…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html