Mond-Mission

wussten Sie, dass die Mond-Mission vor 40 Jahren fast an Softwareproblemen gescheitert ist?

Die Nasa ist ja ein hochexklusiver Haufen, die besten Wissenschaftler. Aber eben nur Menschen. Die sich offenbar mit so alltäglichen Kinkerlitzchen wie elektronischen Schaltkreisen oder der Bordsteuerung nicht so intensiv befasst hatten.

„Jetzt nur noch schnell den Bordcomputer rein“, so wird man sich vielleicht damals gedacht haben.

Computer füllten zu der Zeit noch ganze Räume. Sie spuckten stapelweise Papier aus, wenn sie arbeiteten. Das taten sie mit eher steinzeitlichen elektrischen Signalen aus Kupferschlaufen und Lochspeichern. Kupferschlaufe durch Loch gleich: Eins. Kupferscheibe an Loch vorbei gleich: null.

Dauerte irrsinnig lang und war zu groß und schwer für die kleine Apollo-Raumfähre.

Hat man den Computer eben ein bisschen abgespeckt und die mutigen Astronauten mit einem besseren Taschenrechner ins All geschickt.

Nur zum Vergleich. Ihr kleiner Rechner schiebt die Daten aus Ihren sieben geöffneten Fenstern in giga- oder gar terrabytegroße Arbeitsspeichern hin und her. Der Computer von Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins wog dreißig Kilo. Die Tastatur sah aus, wie die eines zu groß geratenen Taschenrechners – immerhin mussten Männer mit fleischwurstbreiten Handschuhfingern ihn bedienen. Und die Speicher? Verhielten sich dazu wie Dinosaurierhirn zu Dinosaurier: Der Hauptspeicher fasste 74 Kilobyte, der Arbeitsspeicher: vier.
Und das merkte man auch. Kurz vor der Landung kam bei Neil Armstrong und Buzz Aldrin in der Mondlandefähre Eagle Hektik auf: Die Kommunikation mit der Erde brach immer wieder ab, weil sich eine Antenne nicht ausrichtete. Der Bordcomputer zeigte an, er sei überlastet. Armstrongs Puls: 150 Schläge pro Minute.

Gut, es hat funktioniert. Das wissen wir ja nun zur Genüge.

Eher weniger wissen wir dagegen über den unterhaltsamen Hickhack zwischen der Nasa und dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort baten die Nasa-Verantwortlichen offenbar kurz vor knapp um Hilfe. Man dachte wohl: Kein Problem, fragen wir mal die Jungs vom MIT.

„So können wir nicht arbeiten“, sollen die gesagt haben.

Nasa-Mann an Vorgesetzten: „Das MIT versagt.“

MIT an Nasa: Man wundere sich schon, dass die Nasa für den Mondflug einen Computer braucht und keine Grundlagenforschung betreibt…

Einiges an dieser historischen Mission war eben doch sehr irdisch. Vielleicht tröstet Sie das ja auch, wenn Sie sich mal wieder fragen, ob das gerade jetzt vielleicht doch diese eine kleine Verzögerung zuviel für Ihr Projekt gewesen ist…. Gaaanz ruhig. „Et hät noch immer jotjejange“, wie der Kölner an sich gern sagt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Dreiste Geräte

Computer und die dazugehörigen Geräte werden ja immer intelligenter.

Man könnte auch sagen: dummdreister.

Das geht mir manchmal wirklich ganz schön auf den Keks. Ihnen nicht auch? Dass mein Word mir die sinnlosesten Vorschläge für Korrekturen macht, daran habe ich mich gewöhnt. Ist ja auch ganz lustig, wenn es mir für „Sprachen“ „saracen“ vorschlägt oder mir als Ersatz für Hype „Hupe, Hyde und Hope“ anbietet.

Aber Sie sollten mal meinen Drucker sehen – er jammert, nötigt, streikt – und schwindelt. Das ist nicht mehr feierlich.

Bis ich ihm darauf gekommen bin, das hat ein Weilchen gedauert…

Gut, ich war arglos. Mit meinem ersten Drucker war ich anderthalb Jahrzehnte glücklich. Er hat nichts anderes gemacht, als zu drucken. Braaaav. Er hat einige Computer überlebt.

Mein zweiter Drucker hat es in seinem kurzen Lebensjahr immerhin dabei belassen, mich darauf hinzuweisen, seine Druckerpatronen seien leer. Und mich vor die Wahl zu stellen, den Druck abzubrechen, fortzusetzen oder online Nachschub zu ordern. Er war auch so fair, erst Streifen zu drucken, wenn die Patrone leer war.

Ich hatte das immer für selbstverständlich gehalten. Pustekuchen!

Ja, passen Sie mal auf: Mein erst vor wenigen Monaten angeschaffter Drucker – tolles Teil mit Kopierer, Fax und Scanner – jammert nicht nur schon nach ein paar Ausdrucken mit einer nietennagelneuen Tintenpatrone. Er verweigert die Arbeit! Sie können genau ein Feld anklicken: „Ausdruck abbrechen“.

Irgendwann wurde es mir mal zu dumm, und ich habe den Fehlerhinweis gelesen. Ich boykottiere Gebrauchsanweisungen – ich gebe es zu. Und die Fehlermeldung ist dazu noch wirklich eine Bit gewordene Unverschämtheit: Ellenlang, ohne Punkt und Komma, und da mitten drin – irgendwo bei Zeile 32 ungefähr – versteckt sich der Hinweis, ich müsse „mindestens 5 Sekunden lang“ einen Knopf am Drucker drücken, um den Ausdruck fortzusetzen.

Der Knopf war natürlich auch nur benannt – nicht etwa abgebildet, das wäre ja einfach. Glücklicherweise habe ich gleich richtig geraten. Aber das ist noch nicht alles! Das Ding versucht wirklich alle Tricks! Wie schon angedeutet: Ein streifiger Ausdruck bedeutet gar nichts. Mein Drucker kann schwindeln.

Er beschwindelt mich!!!

Aber da hätte er früher aufstehen müssen… Irgendjemand gab mir mal den Tipp, die Patrone rauszunehmen, den Drucker eine halbe Minute ausschalten, wieder anzuschalten und die alte Patrone wieder einzusetzen.

Dumtidummm.

Hah! So kann ich dann meist noch bestimmt 50 Seiten drucken. Gut, nicht?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Erziehung

bei mir zuhause hängt eine Postkarte. Die schaue ich manchmal an und atme tief durch. Da steht drauf: „Kinder kann man nicht erziehen. Sie machen einem eh alles nach.“ Sie wissen ja vielleicht selbst auch, wie grausam es ist, wenn man seine schlechten Angewohnheiten beim Nachwuchs beobachten kann…

Gerade noch rechtzeitig erreichte mich da ein kleiner Trost: Nicht nur das gute Vorbild funktioniert offenbar. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es auch gelingt, andere Menschen verbal von etwas zu überzeugen. Puh.

Wissen Sie wie?

Sie brauchen bloß Ihr Kind oder auch Ihren Mitarbeiter, Partner oder wen auch immer von rechts um etwas zu bitten. Herausgefunden haben das Psychologen der italienischen Universität Chieti. Indem sie in Nachtclubs Zigaretten schnorrten – mal ins rechte, mal ins linke Ohr.

Tolle Forschungsarbeit, finden Sie nicht auch?

Der Mensch, beobachteten die Psychologen, lasse sich wegen der Asymmetrie seines Gehirns leichter von rechts lenken. Sie erreichen dann seine logische Seite. Ich erkläre es mir so: Der Angesprochene braucht nicht so lange, um Sie zu verstehen. So brauchen Sie keinen Trotzanfall zu bekommen. Wenig förderlich, das. Und weil Sie länger bis zur linken – emotionalen – Hirnhälfte Ihres Ansprechpartners brauchen, hat der längst gehorcht, bevor ihm der Gedanke kommen kann: „Was will die eigentlich von mir?“ – und er trotzig wird. Wenn Sie wollen, dass Ihr Kind oder Mitarbeiter etwas tut oder lässt, dürfen Sie den Erfolg aber nicht zunichte machen, indem Sie „Nicht“ sagen. Das Gehirn lässt das für den Inhalt nicht ganz unwesentliche „nicht“ nämlich flugs unter den Tisch fallen – und dann haben Sie den Salat. Sagen Sie also nicht: „Du sollst nicht so laut Musik hören“. Sagen Sie Ihrem Halbwüchsigen lieber: „Nimm Ohrstöpsel mit zur Loveparade.“

Wenn sie denn stattfinden würde…

Man kann ja von der bunten Megalaut-Parade halten, was man will. Auf ihre Art ist sie Kulturgut. Vor 20 Jahren bummerte die Loveparade zum ersten Mal durch Berlin. Die wohl größte Veranstaltung von lila Perückenträgern weltweit. Vergangenes Jahr tanzten 1,6 Millionen Leute durch Dortmund.

Gut, wer dran teilgenommen hat, wird sich wegen der vielen Drogen nicht erinnern. Hätten die Eltern mal bloß nicht gesagt: „Nimm keine Drogen“…

Aber wer will, kann es ja auch nachlesen oder bei youtube gucken. Allerdings gibt es organisatorische Schwierigkeiten. Sponsoren brachen weg und jedes Jahr Ärger wegen des Mülls. Deswegen schiebt die Parade auch seit ein paar Jahren durch das Ruhrgebiet. Dieses Jahr fällt sie wegen Bahnarbeiten aus. Die Bochumer Organisatoren bitten um Verständnis. Nächstes Jahr gern wieder, heißt es. Dann ist ja auch Duisburg oder Gelsenkirchen dran.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Mikronationen

waren Sie mal in Kopenhagen? Dann kennen Sie vielleicht die Freistadt Christiania.

Dieses Kopenhagener Viertel halten seit 1971 Aussteiger und Hippies besetzt. Überall Blumen, bunte Häuser und Stadtteile mit Namen wie Löwenzahn oder Milchstraße. Womöglich nicht mehr lang. Denn ein Gerichtsurteil erlaubt dem dänischen Staat nun, das Viertel zu räumen. Das ist bislang nicht geschehen. Aber wenn, können wir wohl von Glück sagen, dass die Bewohner des ehemaligen Kasernengeländes pazifistisch eingestellt sind. Sonst gäbe es vielleicht einen Krisenherd mehr in Europa.

Das wäre zumindest nicht ganz abwegig. Christiania ist nicht bloß ein bunter Haufen, sondern versteht sich als Mikronation. Das das sind kleine Erdflecken, die den Anspruch erheben oder auch Anschein erwecken, ein Staat zu sein – aber völkerrechtlich nicht anerkannt sind.

Nicht, dass Sie das jetzt auch mit Zwerg- oder Kleinstaaten wie Andorra, Malta oder Liechtenstein verwechseln. Die sind zwar ebenfalls Bonsai – aber anerkannt.

Die selbsternannten Staatsoberhäupter dieser Mikronationen sind zuweilen richtig militant. Zum Beispiel auf Sealand, offiziell: Fürstentum Sealand, eine konstitutionelle Monarchie vor der Küste Englands. Die befindet sich auf einer ehemaligen britischen Seefestung. Als Staat proklamiert hat die Stahlkonstruktion 1967 Paddy Roy Bates. Der britische Ex-Major hatte da gerade wegen des Betriebs eines Piratensenders Ärger am Hals. Sealand gibt Diplomatenpässe, Briefmarken, eine Nationalhymne, Flagge und Münzen aus. Und macht seinem großen Nachbarn richtig Ärger. Nachdem 1987 die internationalen Hoheitsgewässer auf die Zwölfmeilenzone ausgedehnt wurden, gab es sogar bewaffnete Grenzscharmützel.

Glauben Sie bloß nicht, ein Staat mit einer Handvoll Einwohnern sei ein Kindergeburtstag.

Pustekuchen. Als Fürst Roy und Fürstin Joan nach Salzburg fuhren, putschte der auf Lebenszeit eingesetzte Premierminister und Regierungschef von Sealand, Alexander Gottfried Achenbach, ein eingebürgerter Deutscher. Und nahm Fürst Roys Sohn Michael als Geisel. Mit Hubschraubergewalt eroberte Roy wenig später Sealand zurück und nahm ebenfalls Kriegsgefangene. Die europäischen Nachbarn schalteten sich in den Konflikt ein. Deutschland sandte schließlich einen Konsularbeamten der Botschaft zu Verhandlungen nach Sealand, was Fürst Roy als völkerrechtliche De-facto-Anerkennung wertschätzte. Lustigerweise erkennt übrigens Sealand umgekehrt Deutschland seit der Wiedervereinigung nicht als eigenständigen Staat an…

Die Briten können neidisch auf die Dänen mit ihren gewaltfreien Hippies sein

Auch in Deutschland gab es schon die ein oder andere Mikronation. Der Pass der Republik Freies Wendland etwa – damals gegründet von Atomkraftgegnern bei Protesten gegen das Atom-Endlager Gorleben – kostete seinerzeit zehn Mark. Und war gültig, “solange sein Besitzer noch lachen kann“.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Papierkugel Gottes

Zufall, Schicksal, Glück gehabt? Das ist im Leben oft die Frage. Gerade, wenn es um die Wurst geht. Oder den Uefacup-Sieg.

Da wird zumindest der Sieger nicht an Zufall glauben, das wusste ja schon Friedrich Nietzsche. Zuletzt also Werder Bremen. Ein etwa faustgroßer Papierballen gab Werder vor wenigen Wochen den Kick für den Einzug ins Uefacup-Finale. Aus Sicht des Gegners, des Hamburger SV, lag die Papierkugel zur falschen Zeit am falschen Ort: in der Nähe einer Eckfahne. Dort wollte HSV-Verteidiger Michael Gravgaard den Ball zum Torhüter zurückspielen. Der Ball sprang über die unschuldig herumliegende Papierkugel, traf Gravgaards Schienbein – und kullerte ins Aus. Eckball für Werder. Tor. 3:1. Der Rest wird einst Fußballgeschichte sein.

Mal ein ganz neuer Typ zwölfter Mann, finden Sie nicht auch?

Als solcher hat die „Papierkugel Gottes“, wie Werder-Fans ihr huldigen, auch bereits ihren eigenen Wiki-Eintrag. Und gab der Onlineredaktion des ZDF ein Interview. „Es ging alles so schnell!“, wird sie da zitiert. „Gravgaard stürmte auf mich zu, wollte den Ball kontrollieren – da hab ich dem Leder einfach einen Schubs gegeben. Das Beste: Die anschließende Ecke und das 3:1 von Frank Baumann habe ich aus nächster Nähe gesehen, nachdem mich dieser Däne hinter die Torauslinie gekickt hatte. Die Schmerzen habe ich da gerne in Kauf genommen.“

„Geburtsdatum: 7.5.2009, Position: Sturm“, steht in dem Wiki-Eintrag. Und: „Marktwert: unverkäuflich“.

Das allerdings stimmt so nicht, wie das vergangene Wochenende gezeigt hat. Für genau 4510 Euro ersteigerte ein Werder-Fan von Sat.1 das in Hamburg wohl derzeit meistgehasste Objekt. Die Papierkugel soll nun einen Platz im „Wuseum“ bekommen, dem Werder-Museum. Der Versteigerungserlös geht an ein Kinderhospiz in Bremen. Hamburg wäre vielleicht pietätvoller gewesen. Finden Sie nicht auch? Aber wir wollen nicht zu anspruchsvoll werden.

Glaubt man dem legendären Felix Magath, so ist im Fußball sowieso Schönheit die Abwesenheit von Zufall. Bleibt dem Verlierer also wenigstens ein kleiner Trost.

Bei Fußballtickets als Incentives sollten Ihre Alarmglocken ganz laut schrillen – auch wenn Sie Fußballfan sind. Warum, das erfahren Sie in dieser Newsletterausgabe.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rotbauchunken

smørebrød, smørebrød – røm pøm pøm pøm….

Das waren noch Zeiten, finden Sie nicht auch? Klangvoll. Glanzvoll. Grand prix eben!

Den habe ich am liebsten frisch aus der Badewanne kommend geguckt, die Decke über den Knien, im trauten Familienkreis. So bin ich aufgewachsen. Sie vielleicht auch. Heute dagegen: Castings und Contests. Glamour? Fehlanzeige.

Kein Wunder dass der Lack ab ist. Wahrscheinlich auch bezeichnend, dass bei den vielen Misserfolgen der vergangenen Jahre vor allem an bürokratischen Feinheiten herumgedoktert wurde, wie etwa dem ach so ungerechten Abstimmungsverhalten. Als hätte es das nicht früher auch schon gegeben. Und als hätte es Deutschland nicht trotzdem – in den frühen 80ern, Sie erinnern sich – mit „Ein bisschen Frieden“ mal auf Platz eins geschafft.

Gut, seither ist außer Spesen vor allem Spott gewesen. Offenbar ist daran auch mit geschnürter Corsage nicht viel zu ändern. Jedenfalls konnte Dita von Teese damit den deutschen Beitrag auch nicht höher als auf Platz 20 wuchten. Da muss wohl etwas anderes her. Sex sells gilt hier also offenbar nicht. Vielleicht die Witzkarte. Schon handeln sie Stefan Raab als neuen Retter. Schließlich brachte der es mit „Wadde hadde dudde da“ vor neun Jahren immerhin mal auf Platz fünf. Außerdem hat der Mann erwiesenermaßen ein Händchen für Contests. Wir dürfen gespannt sein. Und Deutschland lieber noch nicht verloren geben.

Allen Unkenrufen zum Trotz brachte es nämlich am Wochenende vor dem großen internationalen Schlagerwettbewerb ein kleiner, bislang unbeachteter deutscher Chor zu erstaunlichem Ruhm. Vom vorletzten Platz im vergangenen Jahr steigerte sich das Grüppchen auf Platz Nummer vier: beim Internationalen Song Contest der Rotbauchunken.

Ganz ohne Corsage oder Bauchtanz sollen sie ausgekommen sein, die Nacktfrösche. Kraft ihrer Stimme setzten Germanys Next Rotbuchunken sich bei dem dezentral ausgetragenen Wettbewerb durch, für Deutschland vom Feuerwehrhaus in Kühren aus, im schleswig-holsteinischen Kreis Plön. Ihre Obertöne  – einzigartig: Zweckfrei, dabei harmonisch im Klang und irgendwie überirdisch. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Sumpf voll mit Rotbauch-unken. Da werden Sie nicht heraushören, wo die nun hocken. So sphärisch ist ihr Gequake. Einen Nutzen hat das doch: Wenn Sie nebenher als Dirigent tätig sind und Ihre Stimmgabel vergessen, können Sie sich von einer Rotbauchunke den Ton a’ geben lassen.

Doch auch bei diesem Contest gibt es Probleme mit dem Abstimmungsverhalten. Neigen doch die bösen Skandinavier dazu, sich gegenseitig Stimmen zuzuschanzen. Kennen wir ja. Klangen doch die deutschen Unken nun wirklich viel melodischer, als die besser platzierten schwedischen Mölle Tenöre, Bauska Bombina Boygroup aus Lettland oder die dänischen Klokkefrøs zusammen. Ein Grund mehr also, beim nächsten Mal in jedem Fall kurz vor dem European Song Contest noch schnell für Deutschlands Rotbauchunken anzurufen – oder online zu voten, auf der Seite life-bombina.de der Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Berauschende Düfte

Düfte haben zuweilen etwas wahrhaft Berauschendes, finden Sie nicht auch? In Madrid und Barcelona gilt diese Weisheit sogar offenbar wortwörtlich.

Dort atmen die Passanten nicht nur Kohlendioxid, Pollen oder Feinstaub – sondern darüber hinaus auch: Kokain. Außerdem ein bisschen Opium hier, ein wenig Amphetamin dort sowie ein Hauch Cannabis – also Haschisch oder Gras. Klingt komisch, ist aber so. Ob die Hauptstädter Spaniens und Katalaniens sich deswegen nun aber im Dauerhoch befinden, darüber sagt die Studie des Forschungsinstituts Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) nichts.

Schaden würde das derzeit wohl nicht – bei der wirtschaftlichen Lage auch in Spanien… Die ist so schlecht wie seit 50 Jahren nicht mehr. Leidet doch das Land nicht allein unter den Ausläufern der Wirtschafts- und Finanzkrise, sondern verzeichnete, wie die USA auch, das Platzen einer Immobilienblase im eigenen Land. Ob nun noch der Pokal, den die heimische Fußballmannschaft, der FC Barcelona, am Mittwochabend holte, wegen Dopings aberkannt wird – man weiß es nicht so genau.

Gut nur, dass das barcelonische und madridische Gemisch zumindest nicht allzu schlecht riechen dürfte. Kenner – nein, ich gehöre nicht dazu, das habe ich gegoogelt – beschreiben Koks-Duft so: „Holunderblüten mit einem leicht Hauch von Moschus“. Wenn sich das dann noch mit der Essenz aus Alpha-Terpineol vermischt… Keine Sorge, nicht noch so eine Substanz – bloß Fliederduft. Wogegen der süßlich-schwere Duft von Cannabis sicher gewöhnungsbedürftig ist.

Hauptsache, kein Patchouli!

Düfte bewirken ja eine Menge. Ohne dass wir es merken, entscheiden sie darüber, von wem wir uns angezogen oder abgestoßen fühlen. Auch die schönsten Blumen duften im Frühling nur, um den Bienen zu sagen: Hier gibt es leckeren Nektar. Auch Ameisen rettet ihr Duft den Fortbestand der Art. Er signalisiert auch in den totenstarreähnlichen Ruhephasen den Artgenossen, dass das Insekt lebt – und nicht etwa abtransportiert zu werden braucht. Genau das Gegenteil will ein Duft zuweilen aber durchaus auch sagen: Transportier mich ab, wirf mich weg.

Dumm nur, wenn gerade dieses Signal nicht verstanden wird. Das zeigt ein Vorfall im kalifornischen San José. Dort evakuierte die Feuerwehr ein komplettes Bürogebäude – wegen eines stinkenden Kühlschranks. Sieben Menschen mussten ins Krankenhaus, weitere 28 wurden ambulant wegen Brechreizes behandelt. Ein Feuerwehrmann berichtet von der olfaktorischen Katastrophe: Als eine zweite Angestellte mit einem weiteren Reinigungsmittel zur Hilfe eilte, „ging es richtig zur Sache“, sagte er der Zeitung „San José Mercury News“. Die Chemikalien sollen den Gestank noch intensiviert haben. Die Putzfrau soll von all dem nichts gemerkt haben. Und wenn Sie jetzt auch an Nasenamputation denken: Tatsächlich konnte die Frau wegen einer Nasenoperation nichts mehr riechen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Stau

über der Autobahn 66 von Frankfurt in Richtung Wiesbaden hing längere Zeit ein Transparent von einer Brücke: „Du stehst nicht im Stau, Du bist der Stau.“

Ob im Stau oder als Stau – das gefühlte Ewigkeiten dauernde Stop and go an den Verkehrs-Knotenpunkten deutscher Straßen nervt Autofahrer ja von jeher. Künftig könnte es sie dazu noch teuer kommen. Zumindest wenn das europäische Parlament sein Vorhaben wahr macht, mit der Novellierung des europaweiten Mautsystems eine Gebühr über die so genannten externen Kosten zu kassieren.

Jep, externe Kosten. Ganz genau. Wenn Sie in VWL damals schön brav aufgepasst haben, wird es jetzt sicher bei Ihnen klingeln. Mit externen Kosten meint der Ökonom an sich ja die Kosten, die der Verursacher dieser Kosten nicht im Blick hat, weil er sie nicht direkt zu bezahlen braucht. Die er aber dennoch verursacht – beispielsweise durch Staus, Skifahren oder auch etwa Industrieabwässer in Flüsse spülen. Und zwar meist für alle Steuerzahler. Und das offenbar nicht zu knapp.

Einer Studie der EU-Kommission zufolge verursachten Staus im Jahr 2006 ganze 122 der insgesamt knapp 300 Milliarden Euro Gesamtkosten auf Europas Straßen. Da die EU allen Stau-Verursachern an die Tasche will, sollen künftig womöglich auch Pkw-Fahrer die Maut bezahlen müssen – nicht mehr nur Lkw-Fahrer.

Gut, mit ein wenig Glück gelingt es mit der Stau-Maut ja nicht nur, die Kosten für die Allgemeinheit zu reduzieren, sondern gleich auch die Staus abzukürzen – in London hat die City-Maut ja auch für leerere Straßen gesorgt.

Aber das ginge womöglich auch verblüffend viel einfacher. Das zeigt ein weiteres Beispiel aus Großbritannien: das im grünen Gürtel von London gelegene Örtchen Navestock. Dort einigte sich der Gemeinderat kürzlich darauf, es sei eine wunderbare Idee, die praktischerweise schon vorhandenen Schlaglöcher auf Navestocks Straßen zum „natürlichen Mittel zur Verkehrsberuhigung“ zu erklären. Für keine so gute Idee befand das dagegen der für die Instandhaltung der Straßen zuständige Rat der Grafschaft Essex. Die Idee des Gemeinderats von Navestock sei zwar interessant, räumte Verkehrsrat Norman Hume immerhin ein. Da die Mehrheit der Bewohner von Essex jedoch „auf sicheren und ebenen Straßen“ unterwegs sein wolle, werde der Rat der Grafschaft die Wege durch Navestock „so schnell wie möglich“ ausbessern, ließ er wissen.

Vielleicht überlegt er es sich ja noch einmal anders, wenn die Kostenkalkulation aus Brüssel kommt. Allein für LKWs rechnen die Industrie- und Handelskammern in Deutschland mit einer Mehrbelastung von 1,8 Milliarden Euro – für den Fall, dass zehn Prozent der LKW-Fahrleistung mit der zusätzlichen Stau-Maut belegt würde. Da ist es womöglich doch plötzlich ganz attraktiv, die Straßen nach dem nächsten Winter einfach nicht ausbessern zu lassen – äh, wieder nicht ausbessern zu lassen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.04.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Geist- und Wunderheiler

hier scheint gerade die Sonne ins Büro. Endlich. Jedes Jahr das gleiche. Schon an den ersten noch nicht wirklich wärmeren Tagen – so um Februar März herum – befinde ich, es sei nun endlich genug des Winters und lasse Mütze, Schal und Handschuhe weg. Um mir die – oftmals erste – Erkältung des Winters zu holen. Denn leider vertrage ich kalten Wind nicht sehr gut.

Gut. Es ist jedes Jahr dasselbe und auch nicht weiter schlimm. Die Schnupfennase geht, der Sommer kommt – meist jedenfalls – dann doch. Auch wenn er sich durch Weglassen warmer Kleidung eben nicht herbeihypnotisieren lässt. Auch meine kleine Tochter freut sich, dass sie endlich ihr heißgeliebtes Blumenkleid wieder anziehen darf. Ein Glück.

Aber kein Grund nachlässig zu werden, wenn Sie heute Nachmittag ganz euphorisch in Ihrem Auto nachhause brettern. Schönes Wetter ist nämlich – rein straßenverkehrstechnisch – viel gefährlicher als Eis und Schnee. Das schreibt der amerikanische Psychologe Tom Vanderbilt  in seinem kürzlich erschienen Buch über Mensch und Auto. Klingt komisch, ist aber so. Und es ist auch logisch, finde ich. Denn, so Vanderbilt, der Mensch neigt dazu, Risiken zu kompensieren. Das heißt, dass Sie an Tagen mit Schneesturm schlicht bedeutend vorsichtiger fahren und bei Sonnenschein eben lieber mal losbrettern. Zeigen Sie, dass es auch anders geht und kommen Sie lieber sicher wohin auch immer. Es lohnt sich. Die Sonne. Die Vögel. Die Blumen. Das Wellenrauschen des schönen Rheins. Da vergisst man doch sogar manchmal, dass gerade Wirtschaftskrise ist. Geht Ihnen das nicht auch so?

Wenn da nicht selbst die ein oder andere skurrile Meldung gelegentlich daran erinnerte. Zum Beispiel die, dass die Geist- und Wunderheiler Russlands nun eine Gewerkschaft gründen. Wegen der Krise. Wie? Dabei habe ich gedacht, die seien ähnlich krisenfest wie die Alkohol-, Süßigkeiten, Kosmetik- oder Rüstungsindustrie.

Zu krisenfest wohl, erfahre ich bei genauerem Nachlesen. Durch die enorme Nachfrage aufgrund der Wirtschaftskrise sei die Arbeitsbelastung gestiegen, stand kürzlich offenbar in der „Nesawisimaja Gaseta“, so berichten honorige Quellen. Und deswegen schließen sich nun eben „Hellseher, Hexen und andere Spezialisten mit Verbindungen zu übernatürlichen Kräften“ der Vereinigung unabhängiger Gewerkschaften an.

Einen Haken gibt es da vielleicht: Alles selbstständige Unternehmer. Keine Angestellten. Das merkt auch der Chef der russischen Vereinigung für Volksmedizin an, Wladimir Jegorow, der die Gewerkschaftsgründung für wenig sinnvoll hält.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.04.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Söcklinge

neulich habe ich wieder in einem Drogeriemarkt meiner Wahl vor dem Strumpfbereich gestanden. Und gerätselt. Da gibt es Fein- und Baumwollstrümpfe, strumpfhosen und -socken verschiedenster Couleur, Länge und Dichte. Soweit so normal. Und dann gibt es auch diese Söcklinge der Hausmarke mit hohem Baumwollanteil in Champagner und Make up – und als einzige: mit Anziehanleitung. Ja genau, darüber habe ich mich auch gewundert.

Nicht dass das Anziehen von Feinstrümpfen – diese waren mit 20 den relativ transparent – in seinem Anspruch irgendwie zu unterschätzen wäre. Dabei können Sie Laufmaschen und Löcher produzieren, dass Sie das Produkt gleich vor dem ersten Tragen wegwerfen können, wenn Sie sich ungeschickt genug anstellen. Deswegen wird es für Feinstrümpfe wohl auch nie eine Abwrackprämie geben. Schade eigentlich. (vgl. Newsletterausgabe vom 17.02).

Aber ich frage mich schon, was an Söcklingen nun so viel komplizierter anzuziehen sein soll, als sagen wir an Kniestrümpfen oder gar hauchtransparenten Overknees und Strumpfhosen? Die allesamt keine Anziehanleitung haben. Nein, auch nicht die der Hausmarke – ich habe nachgeschaut.

Ich weiß es nicht. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich mir mal ein Paar kaufen soll, nur um nachzusehen. Viel Geld würde das nicht kosten – das Söcklingsprodukt der Hausmarke ist günstiger als das des Markenherstellers direkt daneben. Aber: Ich brauche keine Söcklinge. Jedenfalls keine Fein-Söcklinge in diesen Farben. Und schon gar nicht mit Anziehanleitung!

Aber wer tut das bitteschön überhaupt? Wahrscheinlich ist das auch nur wieder so ein Produkt, das keiner braucht. Wobei – was heißt schon brauchen? Das ist ja immer eine Sache der Auslegung. Womöglich werden demnächst auch Jeans oder Hemden mit Anziehanleitung verkauft. Bei Krawatten wäre das wohl noch sinnvoll, könnte ich mir vorstellen.

Produkte, von denen wahrscheinlich auch  noch nie jemand geglaubt hat, dass er sie braucht, finden Sie bei Antipreneur.de. Eine Waldbrandtapete etwa für Leute, denen der Anblick der langweiligen Palmen und Sonnenuntergänge im Partykeller auf den Keks zu gehen beginnt. Modellautos mit Unfalldesign. Auch Edel-Feinstaub im edlen Streuer können Sie dort erwerben – Slogan: „Alles andere ist Dreck“. Bei den Unglückskeksen – so wie die Glückskekse bei Ihrem Lieblings-Chinesen, nur umgekehrt – gibt es nach Angaben der Shopbetreiber nur deshalb keine Lieferschwierigkeiten, weil „unser Hersteller in China mittlerweile im Einschichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten lässt, um der hohen Nachfrage Herr zu werden“.

Ob Sie die Produkte tatsächlich geliefert bekommen, wenn Sie sie bestellen, habe ich noch nicht ausprobiert. Jedenfalls gibt es eine Service-Hotline mit Darmstädter Vorwahl. Und ein Impressum, in dem irgendwas von nicht-kommerziellem privatem Kunstprojekt steht.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.04.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html