Rotbauchunken

smørebrød, smørebrød – røm pøm pøm pøm….

Das waren noch Zeiten, finden Sie nicht auch? Klangvoll. Glanzvoll. Grand prix eben!

Den habe ich am liebsten frisch aus der Badewanne kommend geguckt, die Decke über den Knien, im trauten Familienkreis. So bin ich aufgewachsen. Sie vielleicht auch. Heute dagegen: Castings und Contests. Glamour? Fehlanzeige.

Kein Wunder dass der Lack ab ist. Wahrscheinlich auch bezeichnend, dass bei den vielen Misserfolgen der vergangenen Jahre vor allem an bürokratischen Feinheiten herumgedoktert wurde, wie etwa dem ach so ungerechten Abstimmungsverhalten. Als hätte es das nicht früher auch schon gegeben. Und als hätte es Deutschland nicht trotzdem – in den frühen 80ern, Sie erinnern sich – mit „Ein bisschen Frieden“ mal auf Platz eins geschafft.

Gut, seither ist außer Spesen vor allem Spott gewesen. Offenbar ist daran auch mit geschnürter Corsage nicht viel zu ändern. Jedenfalls konnte Dita von Teese damit den deutschen Beitrag auch nicht höher als auf Platz 20 wuchten. Da muss wohl etwas anderes her. Sex sells gilt hier also offenbar nicht. Vielleicht die Witzkarte. Schon handeln sie Stefan Raab als neuen Retter. Schließlich brachte der es mit „Wadde hadde dudde da“ vor neun Jahren immerhin mal auf Platz fünf. Außerdem hat der Mann erwiesenermaßen ein Händchen für Contests. Wir dürfen gespannt sein. Und Deutschland lieber noch nicht verloren geben.

Allen Unkenrufen zum Trotz brachte es nämlich am Wochenende vor dem großen internationalen Schlagerwettbewerb ein kleiner, bislang unbeachteter deutscher Chor zu erstaunlichem Ruhm. Vom vorletzten Platz im vergangenen Jahr steigerte sich das Grüppchen auf Platz Nummer vier: beim Internationalen Song Contest der Rotbauchunken.

Ganz ohne Corsage oder Bauchtanz sollen sie ausgekommen sein, die Nacktfrösche. Kraft ihrer Stimme setzten Germanys Next Rotbuchunken sich bei dem dezentral ausgetragenen Wettbewerb durch, für Deutschland vom Feuerwehrhaus in Kühren aus, im schleswig-holsteinischen Kreis Plön. Ihre Obertöne  – einzigartig: Zweckfrei, dabei harmonisch im Klang und irgendwie überirdisch. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Sumpf voll mit Rotbauch-unken. Da werden Sie nicht heraushören, wo die nun hocken. So sphärisch ist ihr Gequake. Einen Nutzen hat das doch: Wenn Sie nebenher als Dirigent tätig sind und Ihre Stimmgabel vergessen, können Sie sich von einer Rotbauchunke den Ton a’ geben lassen.

Doch auch bei diesem Contest gibt es Probleme mit dem Abstimmungsverhalten. Neigen doch die bösen Skandinavier dazu, sich gegenseitig Stimmen zuzuschanzen. Kennen wir ja. Klangen doch die deutschen Unken nun wirklich viel melodischer, als die besser platzierten schwedischen Mölle Tenöre, Bauska Bombina Boygroup aus Lettland oder die dänischen Klokkefrøs zusammen. Ein Grund mehr also, beim nächsten Mal in jedem Fall kurz vor dem European Song Contest noch schnell für Deutschlands Rotbauchunken anzurufen – oder online zu voten, auf der Seite life-bombina.de der Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html