Erziehung

bei mir zuhause hängt eine Postkarte. Die schaue ich manchmal an und atme tief durch. Da steht drauf: „Kinder kann man nicht erziehen. Sie machen einem eh alles nach.“ Sie wissen ja vielleicht selbst auch, wie grausam es ist, wenn man seine schlechten Angewohnheiten beim Nachwuchs beobachten kann…

Gerade noch rechtzeitig erreichte mich da ein kleiner Trost: Nicht nur das gute Vorbild funktioniert offenbar. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es auch gelingt, andere Menschen verbal von etwas zu überzeugen. Puh.

Wissen Sie wie?

Sie brauchen bloß Ihr Kind oder auch Ihren Mitarbeiter, Partner oder wen auch immer von rechts um etwas zu bitten. Herausgefunden haben das Psychologen der italienischen Universität Chieti. Indem sie in Nachtclubs Zigaretten schnorrten – mal ins rechte, mal ins linke Ohr.

Tolle Forschungsarbeit, finden Sie nicht auch?

Der Mensch, beobachteten die Psychologen, lasse sich wegen der Asymmetrie seines Gehirns leichter von rechts lenken. Sie erreichen dann seine logische Seite. Ich erkläre es mir so: Der Angesprochene braucht nicht so lange, um Sie zu verstehen. So brauchen Sie keinen Trotzanfall zu bekommen. Wenig förderlich, das. Und weil Sie länger bis zur linken – emotionalen – Hirnhälfte Ihres Ansprechpartners brauchen, hat der längst gehorcht, bevor ihm der Gedanke kommen kann: „Was will die eigentlich von mir?“ – und er trotzig wird. Wenn Sie wollen, dass Ihr Kind oder Mitarbeiter etwas tut oder lässt, dürfen Sie den Erfolg aber nicht zunichte machen, indem Sie „Nicht“ sagen. Das Gehirn lässt das für den Inhalt nicht ganz unwesentliche „nicht“ nämlich flugs unter den Tisch fallen – und dann haben Sie den Salat. Sagen Sie also nicht: „Du sollst nicht so laut Musik hören“. Sagen Sie Ihrem Halbwüchsigen lieber: „Nimm Ohrstöpsel mit zur Loveparade.“

Wenn sie denn stattfinden würde…

Man kann ja von der bunten Megalaut-Parade halten, was man will. Auf ihre Art ist sie Kulturgut. Vor 20 Jahren bummerte die Loveparade zum ersten Mal durch Berlin. Die wohl größte Veranstaltung von lila Perückenträgern weltweit. Vergangenes Jahr tanzten 1,6 Millionen Leute durch Dortmund.

Gut, wer dran teilgenommen hat, wird sich wegen der vielen Drogen nicht erinnern. Hätten die Eltern mal bloß nicht gesagt: „Nimm keine Drogen“…

Aber wer will, kann es ja auch nachlesen oder bei youtube gucken. Allerdings gibt es organisatorische Schwierigkeiten. Sponsoren brachen weg und jedes Jahr Ärger wegen des Mülls. Deswegen schiebt die Parade auch seit ein paar Jahren durch das Ruhrgebiet. Dieses Jahr fällt sie wegen Bahnarbeiten aus. Die Bochumer Organisatoren bitten um Verständnis. Nächstes Jahr gern wieder, heißt es. Dann ist ja auch Duisburg oder Gelsenkirchen dran.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html