Umfrage

neulich musste ich mal wieder lachen. Da kam die Aufforderung per E-Mail, an einer Umfrage teilzunehmen. Erst hatte ich sie ja gelöscht. Doch dann erwachte meine professionelle Neugier. Denn es war ein Verlag gewesen, der mit der Umfrage herausfinden wollte, wie das Lehrbuch der Zukunft aussehen soll.

Außerdem gab es ein iPad zu gewinnen. Ich also reingeklickt.

Die Umfrage sollte 10 Minuten dauern – bei mir geht es meist schneller, also gleich losgelegt. Die erste Frage war leicht. Da stand: „Ich bin Hochschuldozent/in.“ „Ich bin Student/in.“ „Ich bin keins von beidem.“ Und hinter dem, was stimmte, musste man ein Kreuzchen anklicken. Das habe ich gemacht. Und damit war die Umfrage für mich beendet. „Vielen Dank“, stand da als nächstes. Diesmal sei die Umfrage nur für die anderen beiden Gruppen gedacht. Und ich? Fand es grob ungerecht, dass nur Studenten und Hochschuldozenten das iPad gewinnen können. Hätten die einen nicht mal vorwarnen können. Wenn man sich schon dazu bequemt, mal eine Werbemail anzuklicken … Dann fand ich lustig, zu was für quatschigen Gefühlen der Mensch so fähig ist.

War das jetzt Gier? Eifersucht auf andere Berufsgruppen? Trotz?

Oder nur meine typisch deutsche Nörgelsucht? Ja, über die gibt es jetzt ein Buch: „Nörgeln. Des Deutschen größte Lust.“. Der Autor – Eric T. Hansen, ein Amerikaner, der vor 20 Jahren nach Deutschland gekommen war, um die Deutschen dazu zu bringen, Mormone zu werden, ein ganz herziger und unterhaltender Typ – war vor kurzem in einer Freitagabend-Talkshow im Dritten. Und hat Anekdoten und Erkenntnisse über die diversen Erscheinungsformen und Schweregrade des Meckerns, Maulens und Moserns zum Besten gegeben.

Sogar mit Nörgeltechniken und biologischem Zweck hat der Mann sich befasst.

Ich finde das beeindruckend. Für so eine Recherche würden mir wohl die Nerven fehlen. Wahrscheinlich liefert der – trotz Austritts aus seiner Glaubensgemeinschaft offenbar noch vorhandene – Glaube dem Mann eine so solide Grundlage für sein sonniges Gemüt, denn das hatte er zweifellos. Hübsch fand ich, was er zum Thema Harmonienörgeln erzählt hat. Das ist, wenn Sie etwas heruntermachen und hoffen, dass der andere mitnörgelt. Das schweißt zusammen. Aber egal ob allein oder im Duett – erfolgreiches Nörgeln aktiviert das Belohnungszentrum. Das ist wohl das entscheidende. Zumindest bei uns Deutschen, sagt der mit einer Deutschen verheiratete Hansen. Warum, das kann er leider nicht beantworten, verteidigt uns aber als alles in allem sehr liebenswert. Da kann man nicht nörgeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 24.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Rechtschreibprüfung

neulich habe ich mal wieder über das Wort „Rechtschreibprüfung“ nachgedacht.

Die kennen Sie ja auch, schließlich nutzen Sie bestimmt auch ein Textverarbeitungsprogramm. Es geht so: Sie schreiben etwas in Ihr Dokument und wenn Sie mit der Maus auf die ABC-Schaltfläche klicken, sucht das Programm Ihren Text automatisch auf Schreibfehler ab. So soll es sein. Eigentlich. Neulich aber kam mir ein furchtbarer Verdacht: Was, wenn da gar nicht die Rechtschreibung in meinen Texten auf die Probe gestellt wird, sondern meine Rechtschreibkenntnisse?

Nehmen Sie beispielsweise das Wort: „Erfahrungsammeln“. Das hatte ich für eine der letzten Newsletterausgaben mal über Studenten in mein Dokument getippt. War natürlich rot unterkringelt. Und bei der Rechtschreibprüfung habe ich dann gleich ein gutes halbes Dutzend Alternativen vorgeschlagen bekommen. Aber was für welche! Von „Erfahrungssammeln“ über „Erfahrungshammeln“ bis zum „Erfahrungsrammeln“.

Sogar „Erfahrunksammeln“ war dabei. Verrückt. Dann kam mir eben der Gedanke.

Denn natürlich heißt es ja Erfahrung sammeln – aber das kam als einziges nicht vor. Ob das die Programmierer in Indien verbrochen haben? Obwohl ich mir nicht mal sicher bin, dass die Rechtschreibauswahl wirklich menschengemacht ist.

Wäre ja nichts neues, wenn Computer meinen, sie wären intelligent.

Hauptsache, sie halten einen nicht zum Narren. Tun sie aber offenbar. Zum Beispiel an der Börse, zumindest in New York. Nach dem überraschenden Sturz des Dow Jones-Index am 6. Mai analysierte das Datenserviceunternehmen Nanex die dortigen Kursbewegungen des Tages – und fand verwirrende Algorithmen. „Händler nutzen Algorithmen, um Muster am Markt zu erkennen und zu nutzen“, erläuterte die Zeitung „The Atlantic“. Diese Algorithmen hätten offenbar keine Funktion. Die Software schicke sie während des Handelstages automatisch in den Finanzäther.

Der Bericht über diesen Flash Crash las sich schon gespenstisch …

Das Softwareunternehmen habe die merkwürdigen, automatisch erzeugten Zickzacklinien nur zufällig sichtbar gemacht, weil es die aufgezeichneten Daten nicht, wie sonst üblich, nach jeder Minute „angehalten“ habe – sondern in kürzeren Zeitabständen. In dem Bericht war auch noch ein Börsen-Chart abgebildet über einen dieser weniger als eine Minute dauernden Zeitabschnitte.

Auf dem Diagramm sah der Roboteralgorithmus aus wie ein Küchenmesser.

Ein aus Zickzacklinien geformtes Küchenmesser. Kein Aprilscherz. Aufgefallen sei Nanex noch, dass sich solche Roboteralgorithmen häufen – und das ganze System lahm legen könnten, berichtet die Zeitung: „Das könnte man dann Algorithmenterrorismus nennen.“

Solche merkwürdigen Dinge treiben unsere Maschinen da offenbar. Jetzt wissen wir es. Wobei – wie heißt es noch so schön? Intel inside – Idiot outside. Einfache Regel: Ein Computer macht nur, was sein Programmierer ihm sagt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Gesunder Schlaf

möchten Sie auch gern wissen, was Sie brauchen, um 100 Jahre alt zu werden? Das Methusalem-Gen ist es jedenfalls nicht, schrieb kürzlich der Spiegel. Die Meldungen darüber sind offenbar alle zumindest voreilig gewesen.

Viel wichtiger ist: gesunder Schlaf.

Von einer Studie, die das ergab, berichtete kürzlich das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. Von 2800 Hochbetagten litten die sehr alten Senioren weniger oft unter Schlafstörungen, als die jüngeren Senioren zwischen 65 und 79, stand da. Klare Sache. „Altern heißt nicht automatisch, dass man schlechter schläft“, erklärte denn auch Studienleiter Dr. Danan Gu von der staatlichen Universität Portland. „Die Schlafqualität hängt vor allem von der gesundheitlichen Verfassung ab.“

Das wird natürlich nicht das einzige Geheimnis sein: Wenig Fleisch, viel Salat, gesunde Öle und ausreichend Bewegung. Ach so: Nicht rauchen natürlich auch noch. Klar, wissen wir ja. Auch darüber gibt es ja viele Studien.

Aber die Sache mit dem Schlaf scheint offenbar ziemlich entscheidend zu sein. Immerhin ergibt das eine Studie nach der anderen. Und vielleicht merken Sie es ja auch selbst. Am gesündesten sind wir offenbar mit sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht. Das ergab eine andere Studie, aus der das Fachmagazin „Sleep“ zitiert. Wer weniger schläft, verdoppelt sein Risiko, sich Stress, Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall einzuhandeln. Und wer neun Stunden und mehr schläft, bei dem sei das Risiko immerhin anderthalb Mal höher.

Viel hilft eben auch beim Schlaf nicht unbedingt viel.

Doch keine Sorge, wenn Sie auch öfter abends länger arbeiten oder von Ihren kleinen Kindern nachts oder frühmorgens aus dem Schlaf gerissen werden: Schlaf nachholen funktioniert offenbar, berichtet Sleep aus einer weiteren Schlafstudie. Einmal 10 Stunden schlafen, schon sind die am gröbsten entgleisten Werte wieder einigermaßen im Lot, stand darin.

Vielleicht interessiert das ja die Wirtschaftspsychologen. Zur Krisenbekämpfung würden die dann allerdings wohl auf Schlafentzug setzen, fürchte ich. Denn davon bekommt man schlechte Laune. Das habe ich mal gelesen. Bei mir ist das auch so. Bei meiner Familie auch. Eigentlich bei den meisten Leuten, die ich kenne.

Das könnte doch eine tolle Lösung sein, wenn es stimmt, was der Economist da schreibt: Dass nämlich schlechte Laune das Gedächtnis und auch die Fähigkeit, andere Menschen einzuschätzen, verbessert – und weniger leichtgläubig macht. Laut einer weiteren aktuellen Studie aus Australien. Dies sei möglicherweise auch die Erklärung dafür, warum Wirtschaftskrisen wie die von 1929 oft im Herbst ausgelöst werden, spekuliert das Wirtschaftsmagazin.

Im Herbst also lauter kritische Banker.

Andererseits müssten dieser Theorie nach Finanz-Crashs auf der südlichen Halbkugel eher im Frühjahr stattfinden, folgert das Blatt: „Während die südamerikanischen Händler also launisch werden, fangen die Finanzexperten in New York, London und Tokio wieder an, alles zu glauben.“ Was das uns nun wieder glauben machen soll …? Darüber muss ich erst einmal schlafen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Mücken

die Mücken waren diesen Sommer penetranter als sonst, finden Sie nicht auch?

Mich haben sie dieses Jahr jedenfalls das erste Mal seit Jahren wieder komplett zerstochen. Jetzt ist offenbar meine Tochter an der Reihe. Drei Viecher habe ich bereits erlegt.

Dass das nicht allzu viel ist, war mir klar. Es hat auch nie lang für Abhilfe gesorgt.

Was aber an Steigerung möglich ist, hätte ich nicht gedacht. Bis ich diese Meldung gelesen habe von einer Firma für Insektenfallen aus Taiwan, die folgenden Wettbewerb ausgeschrieben hat: Wer die meisten Mücken tötet, dem versprach das Unternehmen ein Preisgeld in Höhe von 2300 Euro. Davon berichtete kürzlich die Onlineausgabe des Telegraph.

Die Siegerin kam mit 1,5 Kilogramm Mücken zurück.

Bevor Sie jetzt anfangen zu rechnen: 4 Millionen. 4 Millionen Mücken hatte die Frau da erlegt. Gut, die taiwanesischen Mücken sollen viel kleiner sein, als die hiesigen Summer. Trotzdem übertrumpfte die Frau den Zweitplatzierten um mehr als das doppelte.

Was lernen wir daraus? Dass es gut tut, Nachrichten zu lesen.

Ich jedenfalls fühle mich gleich viel besser. So schlimm war die Mückenplage dieses Jahr eigentlich doch nicht. Außerdem übertragen unsere Mücken auch nicht das Dengue-Fieber. Puh. Da ging es mir gleich besser. Es könnte schlimmer kommen …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Tiernamen

eine dieser scherzhaften Aufforderungen, über die ich bisher nie weiter nachgedacht habe ist: „Gib mir Tiernamen.“

Unterschreiben würde ich sie von nun an zumindest dann, wenn es um ein Tier geht, das Sie an Preisausschreiben teilnehmen lassen wollen. Oder dem Sie eine eigene Seite bei Facebook gönnen wollen.

Solchen Tieren sollten Sie tatsächlich Tiernamen geben.

Es sei denn, Sie haben Spaß an pseudobehördlicher Post. Zum Beispiel von der GEZ. Die kauft nämlich die Adressen beispielsweise von Firmen, die solche Preisausschreiben ausrichten. Auch die von Tieren. Weiß ja keiner. So ist es auch zu erklären, dass immer wieder Hunde oder Katzen aufgefordert werden, GEZ-Beiträge zu zahlen. Vorausgesetzt, „Sie verdienen bereits eigenes Geld“ und „Ihr Einkommen liegt über dem einfachen Sozialhilferegelsatz von monatlich 287 Euro“.

Über einen solchen Brief an ihren fünf Jahre zuvor verstorbenen Rauhaardackel Bini war Studentin Jennifer P. so sauer, dass sie die Bild-Zeitung einschaltete. „Ich habe mit meinem Hund so viele schöne Stunden verbracht. Ihren Tod hatte ich mühsam verarbeitet. Bis jetzt dieser GEZ-Brief kam“, berichtete die Studentin. Die GEZ hat sich dem Bericht zufolge entschuldigt und den Hund aus ihrer Datenbank gelöscht.

Andreas Müller von der Gebührenabteilung des Bayerischen Rundfunks erklärte kurz darauf der Nachrichtenagentur dpa: Da die GEZ für die Ermittlung von gebührenpflichtigen Personen auch Adressen von Unternehmen miete, landeten auch vermeintliche Menschen in der Datenbank.

Was in dem Fall „Mieten“ bedeutet, würde mich ja schon interessieren …

„Bini“ sei als Tiername nicht erkannt worden, da er auch als Abkürzung für „Sabine“ verwendet werde, erklärte Müller noch. „Das tut uns unendlich leid.“ Damit dürfte für Binis hinterbliebene Besitzerin Ruhe eingekehrt sein. Bis die nächste Pseudobehörde ein Schreiben an die Frau Bini P. richtet. Jemand, der die Adresse auch erst kürzlich „angemietet“ hat.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Blumenkübel

wissen Sie eigentlich, was im „Xenophobe’s Guide to the Germans“ drinsteht? In dem Kulturschock-Büchlein, wie es die Zeitschrift „Für Sie“ kürzlich nannte. Da steht drin: „Einen Deutschen beim Relaxen zu beobachten sei echt anstrengend, sagen die Engländer. Man brauche danach einen freien Tag, um sich davon zu erholen.“

Na, da dürften wir sie diesen Sommer ja wirklich überrascht haben, die Engländer.

Erst Lovely Lena beim Eurovision Contest. Dann unsere traumtänzelnde Fußballnationalmannschaft. Hübsch fand ich ja die Schlagzeile in der Bild vom Tag nach dem WM-Endspiel – ja ich weiß, aber Schlagzeilen können die Boulevard-Kollegen wirklich: „Treter-Finale. Da wären wir mit unserem schönen Fußball völlig fehl am Platz gewesen.“ Und nun?

Heimsten die hiesigen Twitterer mal eben Sympathien für uns ein.

Wie? Mit einem Blumenkübel. Angefangen hatte es mit einer Meldung in der Münsterschen Zeitung, vielleicht haben Sie das ja mitbekommen. Darin ging es um einen zerstörten Blumenkübel vor einem Altenheim. „Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang …“ In dem Artikel steht noch drin, dass in der gleichen Straße Mülltonnen umgeworfen wurden. Und der Pflegedienstleiter wird zitiert: „Leider hat keiner etwas mitbekommen.“ Dazu ein Foto des zerbrochenen Kübels.

Ein Kollege der Autorin twitterte die Meldung. Und wenig später war es die perfekte Welle, die da durch das Twitter-Universum brandete. Tausende machten sich ihren Spaß mit dem #Blumenkübel. „+++ EIL +++ Laut #Greenpeace sind mehr #Blumenkübel betroffen als zunächst befürchtet!” „BP weist Verantwortung von sich“, twitterte ein anderer. Und wieder einer: „Kanzlerin muss Urlaub unterbrechen.“ Auch die geschäftsmäßigen Twitterer springen auf. Ein Kreditinstitut meldete: „Die Hausratversicherung der Sparkasse deckt auch Schäden am #Blumenkübel ab“ – samt Link. Und die Autovermietung Sixt setzte auf ihrer Facebook-Seite folgenden Text neben ein Blumenkübel-Foto: „Liebe Journalistin der Münsterschen Zeitung, wir suchen einen Social Media Manager“ – und verlinkte auf eine echte Stellenanzeige.
Tausende und Abertausende Tweets zum Thema #Blumenkübel geisterten durch die Netze. Die Story brachte es immerhin auf Platz 5 der Twitter-Trends weltweit. Wer kein Deutsch sprach, verstand freilich nur „Blumenkuebel?“ .Gegen Mittag fragte eine ausländische Twitter-Nutzerin „Why is ,blumenkübel‘ a Trending Topic?“ – also ein häufiger Begriff im Nachrichtenstrom des Twitter-Dienstes.

„Münstersche Zeitung macht nicht vor Zerschlagen eines #Blumenkübel halt, um mit Qualitätsjournalismus Viral Marketing zu machen … Krass.“, twitterte Social-Media-Forscher Martin Oetting. Und gleich auch noch sein Gedicht: „Ein Kübel war’s, für Blümelein. Er wird nun nicht mehr mit uns sein. Vandalen kamen in der Nacht. Sie ham den Kübel umgebracht.“ Ein Bekennervideo tauchte dann auch noch auf. Und nachdem ein Twitter-User eine Fotomontage absetzte, die den Eindruck erweckte, CNN habe über den Kübel berichtet, nahm eine Zeitung das tatsächlich auf: Blumenkübel läuft jetzt sogar schon in den US-Nachrichten. Was zweierlei zeigt: Wir haben eben doch Sinn für Unsinn. Und: Im Sommerloch ist jede Menge Platz.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Elektronische Briefbeförderung

neulich habe ich mal wieder gestaunt: darüber, dass man über die Post nun auch elektronische Briefe verschicken kann.

Vielleicht habe ich da ja mal wieder etwas nicht verstanden, habe ich mir so gedacht.

Ich also sofort reingeklickt – wollte doch wissen, was das für ein Angebot sein soll. Sie registrieren sich bei der Post. Dann bekommen Sie eine Kennung, die so aussieht: „vorname.nachname.irgendeinezahl@epost.de“. Kurzer Sinn: Viel ist beim E-Post-Brief nicht anders, als bei der E-Mail. Aber es kostet soviel wie die Beförderung eines Papierbriefs bei der Post. Und ist auch teurer als ähnliche neue Angebote anderer Anbieter.

Besitzt der Empfänger keine E-Post-E-Mailadresse, druckt die Post das elektronisch versandte Schreiben gegen Aufpreis von 10 Cent aus, steckt es in einen Umschlag und liefert das Schriftstück binnen 24 Stunden in den Hausbriefkasten. Schön für die Unternehmenskunden – die sparen so vielleicht ja Logistikkosten und Papier.

Wie bei der herkömmlichen E-Mail auch, wollen viele Leute nun unbedingt eine solche Adresse haben. Die Post berichtet über einen Ansturm auf die neuen @-Adressen – gleich zu Beginn mehr als 30.000 Leute. Ich habe mich noch nicht registriert. Obwohl die Adressen nichts kostet.

Zum Glück. Tauchen doch seit einigen Tagen vermehrt Berichte über das Kleingedruckte auf. Etwa, dass Sie als registrierter Nutzer jeden Tag Ihren Posteingang kontrollieren müssen. Jeden Tag. Auch im Urlaub oder wenn Sie krank sind. Dazu verpflichten Sie sich nämlich laut AGB, wenn Sie eine ePost-Adresse beantragen, berichtet der Journalist Richard Gutjahr in seinem Blog, für das er das Vertragswerk mal mit zwei Rechtsanwälten genauer durchgelesen hat. Er stellt fest: „Bei manchen Passagen geht richtig die Post ab.“

Jetzt verstehe ich auch erst, worin der Reiz für Unternehmen und vor allem Behörden eigentlich liegt: Sie können so sicher stellen, dass Ihre Mitteilung oder Ihr Bescheid beim Empfänger angekommen sind.

Checken Sie mal Ihren Posteingang nicht und verpassen so womöglich eine wichtige Frist, ist das Ihr Pech. Rechtlich gilt der Brief als zugestellt. Übrigens brauchen Sicherheitsbehörden und Geheimdienste nach Angaben des Blogs daten-speicherung.de auch keine gerichtliche Anordnung mehr, um an ihre Nutzerdaten zu kommen.

Wie gesagt, wirklich verstanden habe ich nicht, mit was die ePost Nutzer wie Sie und mich da eigentlich ködern will. Ich werde mir jedenfalls die Behördenpost lieber weiter ausgedruckt in den Hausbriefkasten einwerfen lassen – egal, von welchem Briefbeförderer.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Fahren wie James Bond

brauchen Sie demnächst vielleicht einen neuen Firmenwagen? Ein besonderes Auto?

Da gäbe es einen bestens erhaltenen Mercedes. Dieser gehörte dem kürzlich verstorbenen Aldi-Gründer Theo Albrecht. Er steht zur Auktion. Den Händler, der ihn unter den Hammer bringen soll, Michael Fröhlich aus Düsseldorf, befragte die Süddeutsche Zeitung ein wenig nach den Extras.

Fazit: Der unscheinbare Patriarch ist offenbar „gefahren wie James Bond“.

Durchaus mit explosiven Effekten. Von dem Auto können Sie mit Druck auf einen kleinen Knopf die Türen absprengen. Die Fensterscheiben sind 65 Millimeter dick und aus verschiedenen Schichten zusammengeklebt – ebenso wie die Türen, das Dach und der Boden widerstehen sie Granaten, Bomben und Raketen. Außerdem besitzt das Auto eine eigene Sauerstoffversorgung – für den Fall, dass draußen mal eine Bombe mit Giftgas detoniert.

Und das ist längst nicht alles: In den Spiegeln des Wagens finden sich Geheim-Mikrofone, mit denen man die Umwelt abhören kann. Mit den Lautsprechern können Sie Kontakt nach außen aufnehmen. Selbst im Kofferraum ist ein Telefon angebracht. „Wer in dem Wagen sitzt, kann nicht gekidnappt oder ermordet werden“, verspricht der Händler. Davor hatte Theo Albrecht nach seiner Entführung im Jahr 1971 verständlicherweise große Angst.

Bondmäßig sicher und wehrhaft mag das Auto sein. Bondmäßig verspielt ist es nicht.

Deswegen ist das Auto auch wirklich nur etwas für Sie, wenn Sie ein echter Sicherheitsfan sind und dafür auch auf Komfort verzichten wollen. Nicht nur, dass die Innenausstattung Aldi-mäßig spartanisch ist: billiges Radio und Stoffsitze und nur eine kleine Klimaanlage für längere Fahrten.

Es macht keinen Spaß, das Auto zu fahren, das gibt der Händler sogar offen zu.

„Der fährt sich wie ein vollbeladener Lkw“, erklärte er der SZ. Immerhin wiegt der Wagen mit der ganzen Technik 3,5 Tonnen und Theo Albrecht habe am Motor gespart. „Es gibt diese S-Klasse natürlich auch mit dicken Fünf-Liter-Motoren“, berichtet der Händler, „aber er hat den kleinsten Motor genommen, der nötig ist, damit die Karre sich überhaupt bewegt.“ Die Auktion startet bei 100.000 Euro. Einen Interessenten gibt es auch schon: einen sehr reichen russischen Weinhändler.

Falls die Ausstattung Sie wirklich reizen sollte, könnten Sie dem Wagen natürlich einen stärkeren Motor gönnen. Oder Sie schauen mal, was der Händler noch so bei sich herumstehen hat. Denn er ist ja Spezialist für historisch wertvolle Sammlerautos der Schönen und Reichen. Da wird das ein oder andere Schätzchen dabei sein, vielleicht ja das Rolls Royce-Cabrio von Vicky Leandros – das steht gerade ebenfalls zum Verkauf. Auch das Auto von Josef Stalin oder den Ferrari des spanischen Königs Juan Carlos hat Fröhlich bereits vermittelt. Den früheren Golf von Papst Pius XVI wollte er dagegen nicht ins Angebot nehmen: Zu einfach, zu billig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Experten

wenn ausgewiesene Experten hochoffiziell in den Expertenstatus gehoben werden, sollten sie sich eigentlich freuen. Oder?

„Im Prinzip ja, aber…“, würden jetzt wahrscheinlich die Ratingagenturen antworten. Die entpuppten sich nämlich als gar nicht so begeistert davon, dass ihnen die US-Finanzreform nun hochoffiziell das Etikett „Experte“ angeheftet hat. Laut Gesetz sollen ihre Urteile fortan als Urteile von Experten gelten.

Wahrscheinlich erinnern Sie sich noch: Moody’s & Co. werden mitverantwortlich für die Finanzkrise gemacht – waren sie es doch, die noch die intransparentesten und dubiosesten Anlageprodukte als sicher durchwinkten. Ihre Urteile wurden und werden als höhere Weisheiten verkündet – und auch verwertet. Doch auch wenn wir sie also alle irgendwie schon als Experten betrachten – tatsächlich waren ihre Urteile bislang eben nur: bloße Meinungsäußerungen.

Und was tun die Ratingagenturen nun? Nach der Ehrung?

Statt Champagner für alle zu ordern, forderten die großen Drei Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch erst mal ganz rasch ihre Kunden auf, ihre Bewertungen „doch bitte vorerst nicht mehr zu verwenden“, um ihre Kunden von neuen Finanzprodukten zu überzeugen, berichtete kürzlich die Financial Times Deutschland. Und damit stehen offenbar erst einmal alle Finanzräder still: Zahlreiche Unternehmen, die mit Verbriefungen in den Startlöchern standen, halten diese jetzt zurück. Klar, brauchen sie doch für die eine schriftliche Bewertung durch eine Agentur. Genau: die diese ja verweigern.

Warum sie sie verweigern?

Das ist schnell erzählt: Das Gesetz sieht vor, dass die Agenturen nun auch für ihre Einschätzungen haften müssen. Damit wäre das ganze schöne Geschäftsmodell hinfällig. Zumindest könnte es sehr, sehr teuer werden – können wir uns ja denken, nach der Krise.

Entweder, Barack Obamas Experten haben da ganz schlau den Hebel genau am Fehler im System angesetzt – und ihn damit womöglich behoben. Oder aber wir haben bald ganz neue Institutionen, die too big to fail sind und in der nächsten Krise gerettet werden müssen – weil sie für Griechenlandpleite oder faule Wertpapiere in undefinierbaren Finanzkonstrukten haften müssen.

Die Ratingagenturen fahnden nun offenbar nach einem Schlupfloch. So teilte Standard & Poor’s mit: „Wir werden Mechanismen untersuchen, die auch in Zukunft Bewertungen möglich machen.“ Wir werden sehen, was sie finden.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Sydney. Sydney?

stellen Sie sich vor, Sie wollen in den Urlaub nach Sydney fliegen. Und sollen dafür in eine kleine Propellermaschine steigen. Immerhin geht der Flug ja über den Ozean …

Falls Sie einsteigen, könnte es sein, dass Sie sich auch nach der Landung noch vorkommen wie im falschen Film. Statt in knackiger Wärme aufs Wasser zu gehen, fand sich Segelsportler Alexander Schlomski vor zwei Jahren mal im 40 Grad kälteren US-Bergbaustädtchen Sydney wieder, berichtet die Onlineredaktion der Tagesschau. Nahm der Mann seine Segelmontur eben mit in die Berge von Montana. Komisch vorgekommen sei es ihm aber schon, dass ihn eine alte Propellermaschine von Seattle aus über den Ozean nach Australien transportieren sollte, berichtete der Tourist.

Das ist gar nicht so exotisch, wie Sie vielleicht denken.

Falls Sie mal nach Sydney fliegen wollen, sollten Sie wirklich gut aufpassen. Nicht selten landen arglose Touristen auch in der 100.000 Einwohner zählenden kanadischen Stadt Sydney. Der italienische Tourist Valerio Torresi dachte noch: „Nein, das ist ein Witz!“ War es aber nicht. Sein Reisebüro hatte die beiden Städte schlicht verwechselt und den Flug in die 14.000 Kilometer entfernte kanadische Kleinstadt gebucht. Schon ein Argentinier und zwei Briten seien dort mal fehlgelandet. Bei Valerio Torresi wurde dem Reisebüro der Fehler wohl langsam peinlich: Es spendierte kanadischen Hummer, während es sich um einen Weiterflug bemühte. Mit etwas Glück fällt Ihnen ein Fehler schon wegen der Schreibweise auf. Schreibt Ihr Reisebüromitarbeiter aus Versehen Sydney mit i – Sidney –, gibt es in den USA gleich ein Dutzend Möglichkeiten, wo Sie am Ende landen. Da die richtige Kleidung dabeizuhaben, wäre bei der Fülle an Reisezielen ein Glücksfall.

Und falls Sie dieses Jahr noch nach Rhodos fliegen wollen, sollten Sie auch mal einen Blick auf Ihr Ticket riskieren. Dort steht offenbar manchmal versehentlich Rodez. Das liegt aber nicht an der Ägäis, sondern in der französischen Provinz.

Falls Sie mit einer Billigairline von Düsseldorf aus irgendwohin fliegen wollen, sollten Sie sicherheitshalber kontrollieren, ob auf Ihrem Ticket womöglich Weeze als Destination mit dabei steht. Das schreiben die Fluggesellschaften oft in Klammern hinter Düsseldorf. Weil es einfach besser klingt. Dass es rund 100 Kilometer vom Flughafen Düsseldorf entfernt liegt – geschenkt. Verklagen dürfen Sie Ihren Reiseanbieter in so einem Fall aber übrigens nur als Konkurrent. Unlauterer Wettbewerb.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html