Umfrage

neulich musste ich mal wieder lachen. Da kam die Aufforderung per E-Mail, an einer Umfrage teilzunehmen. Erst hatte ich sie ja gelöscht. Doch dann erwachte meine professionelle Neugier. Denn es war ein Verlag gewesen, der mit der Umfrage herausfinden wollte, wie das Lehrbuch der Zukunft aussehen soll.

Außerdem gab es ein iPad zu gewinnen. Ich also reingeklickt.

Die Umfrage sollte 10 Minuten dauern – bei mir geht es meist schneller, also gleich losgelegt. Die erste Frage war leicht. Da stand: „Ich bin Hochschuldozent/in.“ „Ich bin Student/in.“ „Ich bin keins von beidem.“ Und hinter dem, was stimmte, musste man ein Kreuzchen anklicken. Das habe ich gemacht. Und damit war die Umfrage für mich beendet. „Vielen Dank“, stand da als nächstes. Diesmal sei die Umfrage nur für die anderen beiden Gruppen gedacht. Und ich? Fand es grob ungerecht, dass nur Studenten und Hochschuldozenten das iPad gewinnen können. Hätten die einen nicht mal vorwarnen können. Wenn man sich schon dazu bequemt, mal eine Werbemail anzuklicken … Dann fand ich lustig, zu was für quatschigen Gefühlen der Mensch so fähig ist.

War das jetzt Gier? Eifersucht auf andere Berufsgruppen? Trotz?

Oder nur meine typisch deutsche Nörgelsucht? Ja, über die gibt es jetzt ein Buch: „Nörgeln. Des Deutschen größte Lust.“. Der Autor – Eric T. Hansen, ein Amerikaner, der vor 20 Jahren nach Deutschland gekommen war, um die Deutschen dazu zu bringen, Mormone zu werden, ein ganz herziger und unterhaltender Typ – war vor kurzem in einer Freitagabend-Talkshow im Dritten. Und hat Anekdoten und Erkenntnisse über die diversen Erscheinungsformen und Schweregrade des Meckerns, Maulens und Moserns zum Besten gegeben.

Sogar mit Nörgeltechniken und biologischem Zweck hat der Mann sich befasst.

Ich finde das beeindruckend. Für so eine Recherche würden mir wohl die Nerven fehlen. Wahrscheinlich liefert der – trotz Austritts aus seiner Glaubensgemeinschaft offenbar noch vorhandene – Glaube dem Mann eine so solide Grundlage für sein sonniges Gemüt, denn das hatte er zweifellos. Hübsch fand ich, was er zum Thema Harmonienörgeln erzählt hat. Das ist, wenn Sie etwas heruntermachen und hoffen, dass der andere mitnörgelt. Das schweißt zusammen. Aber egal ob allein oder im Duett – erfolgreiches Nörgeln aktiviert das Belohnungszentrum. Das ist wohl das entscheidende. Zumindest bei uns Deutschen, sagt der mit einer Deutschen verheiratete Hansen. Warum, das kann er leider nicht beantworten, verteidigt uns aber als alles in allem sehr liebenswert. Da kann man nicht nörgeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 24.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html