Fahren wie James Bond

brauchen Sie demnächst vielleicht einen neuen Firmenwagen? Ein besonderes Auto?

Da gäbe es einen bestens erhaltenen Mercedes. Dieser gehörte dem kürzlich verstorbenen Aldi-Gründer Theo Albrecht. Er steht zur Auktion. Den Händler, der ihn unter den Hammer bringen soll, Michael Fröhlich aus Düsseldorf, befragte die Süddeutsche Zeitung ein wenig nach den Extras.

Fazit: Der unscheinbare Patriarch ist offenbar „gefahren wie James Bond“.

Durchaus mit explosiven Effekten. Von dem Auto können Sie mit Druck auf einen kleinen Knopf die Türen absprengen. Die Fensterscheiben sind 65 Millimeter dick und aus verschiedenen Schichten zusammengeklebt – ebenso wie die Türen, das Dach und der Boden widerstehen sie Granaten, Bomben und Raketen. Außerdem besitzt das Auto eine eigene Sauerstoffversorgung – für den Fall, dass draußen mal eine Bombe mit Giftgas detoniert.

Und das ist längst nicht alles: In den Spiegeln des Wagens finden sich Geheim-Mikrofone, mit denen man die Umwelt abhören kann. Mit den Lautsprechern können Sie Kontakt nach außen aufnehmen. Selbst im Kofferraum ist ein Telefon angebracht. „Wer in dem Wagen sitzt, kann nicht gekidnappt oder ermordet werden“, verspricht der Händler. Davor hatte Theo Albrecht nach seiner Entführung im Jahr 1971 verständlicherweise große Angst.

Bondmäßig sicher und wehrhaft mag das Auto sein. Bondmäßig verspielt ist es nicht.

Deswegen ist das Auto auch wirklich nur etwas für Sie, wenn Sie ein echter Sicherheitsfan sind und dafür auch auf Komfort verzichten wollen. Nicht nur, dass die Innenausstattung Aldi-mäßig spartanisch ist: billiges Radio und Stoffsitze und nur eine kleine Klimaanlage für längere Fahrten.

Es macht keinen Spaß, das Auto zu fahren, das gibt der Händler sogar offen zu.

„Der fährt sich wie ein vollbeladener Lkw“, erklärte er der SZ. Immerhin wiegt der Wagen mit der ganzen Technik 3,5 Tonnen und Theo Albrecht habe am Motor gespart. „Es gibt diese S-Klasse natürlich auch mit dicken Fünf-Liter-Motoren“, berichtet der Händler, „aber er hat den kleinsten Motor genommen, der nötig ist, damit die Karre sich überhaupt bewegt.“ Die Auktion startet bei 100.000 Euro. Einen Interessenten gibt es auch schon: einen sehr reichen russischen Weinhändler.

Falls die Ausstattung Sie wirklich reizen sollte, könnten Sie dem Wagen natürlich einen stärkeren Motor gönnen. Oder Sie schauen mal, was der Händler noch so bei sich herumstehen hat. Denn er ist ja Spezialist für historisch wertvolle Sammlerautos der Schönen und Reichen. Da wird das ein oder andere Schätzchen dabei sein, vielleicht ja das Rolls Royce-Cabrio von Vicky Leandros – das steht gerade ebenfalls zum Verkauf. Auch das Auto von Josef Stalin oder den Ferrari des spanischen Königs Juan Carlos hat Fröhlich bereits vermittelt. Den früheren Golf von Papst Pius XVI wollte er dagegen nicht ins Angebot nehmen: Zu einfach, zu billig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html