Rechtschreibprüfung

neulich habe ich mal wieder über das Wort „Rechtschreibprüfung“ nachgedacht.

Die kennen Sie ja auch, schließlich nutzen Sie bestimmt auch ein Textverarbeitungsprogramm. Es geht so: Sie schreiben etwas in Ihr Dokument und wenn Sie mit der Maus auf die ABC-Schaltfläche klicken, sucht das Programm Ihren Text automatisch auf Schreibfehler ab. So soll es sein. Eigentlich. Neulich aber kam mir ein furchtbarer Verdacht: Was, wenn da gar nicht die Rechtschreibung in meinen Texten auf die Probe gestellt wird, sondern meine Rechtschreibkenntnisse?

Nehmen Sie beispielsweise das Wort: „Erfahrungsammeln“. Das hatte ich für eine der letzten Newsletterausgaben mal über Studenten in mein Dokument getippt. War natürlich rot unterkringelt. Und bei der Rechtschreibprüfung habe ich dann gleich ein gutes halbes Dutzend Alternativen vorgeschlagen bekommen. Aber was für welche! Von „Erfahrungssammeln“ über „Erfahrungshammeln“ bis zum „Erfahrungsrammeln“.

Sogar „Erfahrunksammeln“ war dabei. Verrückt. Dann kam mir eben der Gedanke.

Denn natürlich heißt es ja Erfahrung sammeln – aber das kam als einziges nicht vor. Ob das die Programmierer in Indien verbrochen haben? Obwohl ich mir nicht mal sicher bin, dass die Rechtschreibauswahl wirklich menschengemacht ist.

Wäre ja nichts neues, wenn Computer meinen, sie wären intelligent.

Hauptsache, sie halten einen nicht zum Narren. Tun sie aber offenbar. Zum Beispiel an der Börse, zumindest in New York. Nach dem überraschenden Sturz des Dow Jones-Index am 6. Mai analysierte das Datenserviceunternehmen Nanex die dortigen Kursbewegungen des Tages – und fand verwirrende Algorithmen. „Händler nutzen Algorithmen, um Muster am Markt zu erkennen und zu nutzen“, erläuterte die Zeitung „The Atlantic“. Diese Algorithmen hätten offenbar keine Funktion. Die Software schicke sie während des Handelstages automatisch in den Finanzäther.

Der Bericht über diesen Flash Crash las sich schon gespenstisch …

Das Softwareunternehmen habe die merkwürdigen, automatisch erzeugten Zickzacklinien nur zufällig sichtbar gemacht, weil es die aufgezeichneten Daten nicht, wie sonst üblich, nach jeder Minute „angehalten“ habe – sondern in kürzeren Zeitabständen. In dem Bericht war auch noch ein Börsen-Chart abgebildet über einen dieser weniger als eine Minute dauernden Zeitabschnitte.

Auf dem Diagramm sah der Roboteralgorithmus aus wie ein Küchenmesser.

Ein aus Zickzacklinien geformtes Küchenmesser. Kein Aprilscherz. Aufgefallen sei Nanex noch, dass sich solche Roboteralgorithmen häufen – und das ganze System lahm legen könnten, berichtet die Zeitung: „Das könnte man dann Algorithmenterrorismus nennen.“

Solche merkwürdigen Dinge treiben unsere Maschinen da offenbar. Jetzt wissen wir es. Wobei – wie heißt es noch so schön? Intel inside – Idiot outside. Einfache Regel: Ein Computer macht nur, was sein Programmierer ihm sagt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html