Glücksspiel

ich habe einen neuen Nebenjob: Merkwürdige Marken auf komische Zettel kleben.

Das kam so: Vor vielen Monaten flatterte mir eine unwiderstehliche Einladung ins Haus: für die Teilnahme am Gewinnspiel des deutschen Ablegers eines bekannten amerikanischen Verlags mit Zeitschriften und diversen Büchern im Angebot.

Sie ahnen es: Mein Spieltrieb schlug zu.

Und die überdimensionale Karotte vor der Nase wirkt auch: Lebenslange Sofortrente hier, hohe Einmalgewinne da und dort und drüben auch noch mal. Kein Risiko weit und breit. Und fast nichts dafür tun…

Super, glauben Sie nicht auch? Wirklich toll. Nur rasch eben diese drei Marken auf das beigelegte Papier kleben, in den verschlossenen, aber nicht verklebten Umschlag stecken und an den Verlag schicken.

Und noch mal: aufkleben, zu und weg. Und noch mal. Und noch mal. Und…

…so geht das nun seit Monaten. Alle paar Wochen eine neue, im Ton immer letztmaliger klingende Ankündigung, die Ziehung der Gewinner stehe nun kurz oder unmittelbar bevor. Nur noch einmal: Märkchen aufkleben und das ganze zurück an den Verlag und seine Auszahlungsbeauftragte mit dem langen Doppelnamen schicken. Wie gesagt, seit Monaten.

Immer mehr Märkchen, immer mehr Seiten. Ein zunehmender Wust.

Dieses Spielchen werde ich nun schon mittlerweile ein halbes Dutzend mal mitgemacht haben, eher öfter. Habe leider vergessen mitzuzählen. Mittlerweile weiß ich: Es wird nicht bei diesem einen letzten Brief bleiben.

Aber was tun? Wenn ich aufhöre, war das ganze Geklebe vergebens.

Wenn auch leider nicht umsonst. Schon das Porto. Ja, genau. Ich traue mich kaum, es zuzugeben: Ich habe auch noch Briefmarken auf die Umschläge draufgeklebt. Ganz zu schweigen von der investierten Zeit. Sind zwar nur Minuten, aber die summieren sich ja auch.

Mein Verdacht: Die Post kassiert mit. Ich werde nie wieder bei etwas mitspielen, das Porto kostet. Sonst passe ich ja auch grundsätzlich in so einem Fall. Nichts, bei dem die SMS oder Anrufe 50 Cent kosten! Aber auf Briefmarken war ich noch nicht sensibilisiert.

Hier einen Deal zu machen, ist bestimmt ein grandioses Geschäft. Und wahrscheinlich auch das viele Papier mehr als wert. Gerade in Zeiten der Krise, in der vielleicht die Briefflut abebbt – aber nicht die Hoffnung, auf leicht verdientes Geld. Keine Sorge – sonst neige ich glücklicherweise nicht zur Spielsucht.

Mittlerweile pappe ich meine Marken auch nur noch drauf, weil ich neugierig bin.

Ehrlich… Wie lange sie das Spielchen wohl noch treiben werden? Ob sie weitermachen, bis keiner mehr durch den Papierdschungel steigt? Ob dann noch viel Zeit für die womöglich gewonnene Rente bleiben wird?

Natürlich ist da noch dieses Fünkchen Hoffnung, dass das jetzt vielleicht doch der letzte Aufkleber und der letzte Umschlag war. Angeblich soll es ja schon mehrmals Gewinner gegeben haben… Das werde ich beizeiten mal recherchieren. Wenn gerade Zeit ist… Schließlich muss ich ja Marken kleben. Und nebenbei ein bisschen Geld verdienen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Hamsterkapitalismus

ob es wohl mit der Wirtschaftskrise zu tun hat, dass sich die Meldungen über Hamster zurzeit so häufen?

Hamstervorräte, Hamsterkäufe – Hamstermentalität eben…

Wer Angst vor der Schweinegrippe hat, füllt vielleicht gerade die Speisekammer oder versucht, eine Klinikpackung Tamiflu oder Relenza zu ergattern. Wer Angst vor dem ganz großen Crash hat, stapelt derweil die Goldbarren. Sie wissen schon.

Aber das sind gar nicht die Meldungen, die mich so wundern. Mehr schon die, dass der Hamster an sich offenbar gerade zum Lifestyleobjekt mutiert. Als Roboterhamster zum Beispiel. Der rangiert zurzeit auf Platz 1 der Weihnachtswunschlisten britischer und amerikanischer Kinder. In vielen Fällen allerdings wohl vergebens. Denn Mr. Squiggles, Patches, Chunk, Pipsqueak, Num Nums und wie die Go Go- beziehungsweise Zhu Zhu Pets alle heißen, sind ausverkauft. Bei ebay bringen die motorisierten Plüschviecher schon jetzt das Doppelte vom regulären Kaufpreis ein, zehn Dollar beziehungsweise Pfund.

Kleiner Trost: Wer leer ausgeht, für den gibt es gleich eine sinnige Geschenkalternative: Wohnen wie bei Hamsters – auf eine Nacht im neuen Hamster-Hotel im französischen Nantes.

Zeit ist sowieso das kostbarste, was Eltern ihren Kindern schenken können.

Und das neue Nagerhotel – eine Art Lifestyle-Resort der dritten Art offenbar – wird bei den lieben Kleinen sicher genauso gut ankommen, wie die Elektroviecher. Gibt es doch dort ein überdimensionales Laufrad sowie Trinkbrunnen und Futter aus dem Körnerspender – und einen Heuhaufen als Bett…

„Der Ort gibt den Gästen die Möglichkeit, auf zehn Quadratmetern eine unglaubliche Erfahrung zu machen, sich in die Haut eines Hamsters zu versetzen“, schwärmt Hotelier Frédéric Tabary von seiner „La Villa Hamster“ in der Rue Malherbe. Für 99 Euro pro Übernachtung. Für die schenkenden Eltern gibt es immerhin auch Mikrowelle und Kaffeemaschine.

Merkwürdige Nachrichten von der Hamsterfront…

Und nun diese Meldung: Da wundert sich ein Autor der Hamburger Morgenpost über einen Songtext. „Das Lied läuft gerade im Radio rauf und runter“, schreibt er: „‚Du bist das Pflaster für meine Seele, wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle, es tobt der Hamster vor meinem Fenster.“ Er fragt sich zu Recht: „Wieso Hamster?“

„Eichhörnchen vorm Fenster, okay, aber Hamster?“, schreibt er weiter.

Um dann im Internet nach dem Liedtext zu schauen. Und siehe da: Da heißt es gar nicht ‚Hamster’, sondern: „Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster.“ Na dann…

Der Auslöser für die Hamstermanie ist aber tatsächlich eine Art Krise. Kam doch dem Erfinder der Hamsterroboter seine Idee, nachdem die hungrige Hauskatze den Familienhamster verspeist hatte. Echter Raubtierkapitalismus…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html


 

 

Dekontamination

neulich war da diese Meldung von einer 47-jährigen Frau, der irgendwer etliche Quadratmeter Pflastersteine aus dem Garten geklaut hatte. Der Polizeieinsatz klingt lustig: Die Beamten folgten den höchst verdächtigen Spuren auf dem Boden. Und stießen auf fünf Kindergartenkindern aus der Nachbarschaft, die auf ihren Bobbycars mit den Steinen geflüchtet waren.

Die Kleinen hatten nur Baumaterial für ihre Burg gesucht…

Noch schöner wird es allerdings, wenn die Kids clevere Spielchen treiben. Da kann es schon mal passieren, dass vor dem Wohnzimmerfenster der Eltern Männer in Strahlenschutzanzügen herumeilen. Die beiden Söhne der Familie hatten nur eines Nachmittags aus einem Computergehäuse einen Atommeiler gebastelt. Damit das ganze ein wenig echt aussieht, hatten sie sich das Warnzeichen für Radioaktivität aus dem Internet ausgedruckt und auf ein Seitenteil geklebt.

Spaziergänger meldeten den brisanten Fund natürlich gleich der Feuerwehr…

Polizisten und Feuerwehrleute riegelten den Fundort gleich weiträumig ab. Das Lokalradio warnte die Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen. Radioaktive Strahlung konnte die Feuerwehr – oh Wunder – allerdings natürlich nicht messen…

Die Jungs indes waren zwischenzeitlich für ein Weilchen nachhause gegangen. Als sie später zurück zu ihrem „Atomkraftwerk“ wollten, durften sie nicht an der Absperrung vorbei.

Die Eltern glaubten an eine Großübung, bis sie über das Internet erfuhren, worum es bei dem Einsatz wirklich ging. Daraufhin informierten sie schnell die Polizei über das Spiel ihrer Söhne. Wenigstens wissen wir nun, dass solchen Hinweisen hierzulande mit dem nötigen Ernst nachgegangen wird. Da wird nix verharmlost. Auch wieder beruhigend.

Kennen Sie vielleicht diesen Loriot-Sketch mit der Weihnachtsfeier?

An den musste ich denken. Da bekommt der Opa einen Schallplattenspieler geschenkt, damit er seine Marschmusik endlich bei sich im Zimmer hören kann. Und für den Sohn der Familie gibt es ein handliches Atomkraftwerk zum Selbstzusammenbauen. Mit Neutronenbeschleuniger, Brennkammer und allem drum und dran.

Schade, dass es damals noch kein Cillit Bang gab. Das eignet sich nämlich offenbar bestens zum Dekontaminieren radioaktiv verseuchter Gegenstände. Jedenfalls benutzen Dekontaminierungsexperten im früheren nordschottischen Atomkraftwerk in Dounreay den extrastarken Haushaltsreiniger zu diesem Zweck, wie der Londoner Telegraph vor einigen Wochen mal berichtete.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 24.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Parkdesaster

neulich war ich wieder in Köln. Parkautomat kaputt. Nach anderthalb Stunden hatte ich ein Knöllchen. Aus Köln bringe ich fast immer so einen Wisch nachhause. Es sei denn, ich fahre zu einer Werksbesichtigung und darf auf den Firmenparkplatz.

Kein Wunder: Immerhin ist Köln – hinter Offenbach – die Knöllchen-Hochburg.

In Offenbach war ich bestimmt sieben Jahren nicht mehr. Dort klemmen 127 Knöllchen dort pro 100 gemeldeten Fahrzeugen an den Windschutzscheiben, schreibt das Magazin der Zeit. In Köln 110 pro hundert. Vielleicht sagen sie sich dort: „Reparieren wir doch einfach die Automaten nicht mehr und schauen, wie viele Dummbattel bezahlen“. Wenn es um unter 15 Euro geht, werde ich wohl auch überweisen. Freut den Stadtkämmerer…

Besonders lustig ist es übrigens in Mönchengladbach. Jedenfalls vor ein paar Monaten, als ich mal wieder dort war. Abends wollten wir ins Kino. Da es nur noch zwei für Rheydt und MG zusammen gibt, mussten wir samstagabends in die Gladbacher Altstadt. Mit dem Auto! Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Als wir jenseits der Einkaufszone Hindenburgstraße nach einer Parklücke suchten, kamen wir nicht mehr heraus. Es ging nur noch rechts – oder falsch herum in Einbahnstraßen. Ausnahme: eine Anliegerstraße, die auf die für Busse gedachte Hindenburgstraße führte… Also immer im Kreis, brav rechts.

Wenn wir wenigstens einen Parkplatz gefunden hätten, wäre es ja gut gewesen…

Vor und hinter uns wälzte sich eine Kolonne. Mindestens ein halbes Dutzend Autos, die auch suchten. Rein in den Parkplatz. Aber was da gerade rauskam, hatte aber auch nur gesucht. Also selbst wieder raus. Der nächste rein. Und rechts, und wieder rechts. Bestimmt sechs Runden lang. Kein Ausweg in Sicht.

Spätestens da habe ich den Cartoon aus der Rheinischen Post vom Morgen verstanden. Da saß ein Autofahrer mit Handy am Ohr am Steuer, um ihn herum ganz viele Verbots- und Umleitungsschilder und in der Sprechblase stand: „Schatz, es wäre besser, Du würdest mir das Mittagessen einfach kurz mit dem Fahrrad vorbeibringen.“ So sah es aus! Wie es heute ist, weiß ich nicht. Sicherlich sind sie dort von der ganz fixen Sorte und das Drama hat sich lääängst gegeben…

Immerhin, wir hatten Glück. Irgendwann fiel mir eine einsame Straße linkerhand auf. Nur Bäume und Häuser. Bei näherem Hinsehen: lauter freie Parkplätze. Ein einsames Auto unter den Bäumen, der Rest war frei. Unglaublich. Aber klar: An der Ecke stand ein Durchfahrt-Verboten-Schild. Wir also einfach falsch herum rein, geparkt und gerade noch rechtzeitig zum Film gekommen. Als wir zu Fuß an dem Stocher-Parkplatz vorbeikamen – einer raus, einer rein, das alte Spiel war noch im Gange – haben wir den bedauernswerten Insassen eines Kombis erklärt, aus der Nummer kämen sie nur raus, wenn sie da vorne illegal links abbiegen.

Was die uns dankbar waren – den Blick werde ich wahrscheinlich nie vergessen….

Sie machten nicht einmal mehr die Runde, sondern setzten gleich aus dem Stand die 30 Meter zurück. Ob das alles die Wirtschaftskrise schuld ist? Zur Zeit bauen sie ganz viel, weil das Geld aus den Konjunkturpaketen weg muss. Bei der Beschilderung und den Automaten brauchen nicht so aufzupassen – im Zweifel schwemmen Fehler und blöde Straßenführungen weiteres Geld in die Kassen. Hört sich doch nach einer praktischen Lösung für die Steuersenkungsversprechen an. Immerhin: In Mönchengladbach gab es am Ende kein Knöllchen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Männershorts

ob Feinripp oder Shorts mit lustigen Motiven wie Supermann oder Bart Simpson – diese Unterbekleidung ist für Männer – sagen wir: nicht ideal. Das finden Sie möglicherweise ja auch.

Zumindest wenn Sie eine Frau sind. Oder ein Mann von 36 Jahren oder älter.

Dann nämlich ist unterwäschetechnisch betrachtet die Phase der Orientierungslosigkeit im Leben eines Mannes vorbei, brachte eine Untersuchung an Kunden einer britischen Textilkette hervor, über die die Tagesthemen kürzlich berichteten. Nicht dass in dieser Lebensphase plötzlich flächendeckend Geschmack vom Himmel fiele. Nein, aber dann ist bei den meisten soweit Ruhe eingekehrt, dass es wieder eine Frau in ihrem Leben gibt, die die Wäsche für sie aussucht.

Erst Mutti, dann Frau oder Freundin. Dazwischen 17 Jahre durchwursteln…

Gut, dass es offenbar so wenige Männer in dieser bedauernswerten Lebensphase gibt. Immerhin lassen ganze drei Viertel der Männer ihre Unterwäsche von einer Frau einkaufen, wie eine ebenfalls aktuelle Studie des Wäscheherstellers Huber ergab. Da erscheint es nur logisch, dass sich die Werbung für Herrenunterwäsche in erster Linie an Frauen richtet. Sie sollen auf den Geschmack kommen. Auch die Designer haben den weiblichen Blick im Blick, wenn ich die Modetrends richtig interpretiere. Neben dem klassischen weiß und schwarz ist die Männerwäsche in dieser Saison in moosgrün und violett getaucht. Und so langsam setzen sich sogar die engen Pants gegenüber den ewigen Boxershorts durch…

Scheinen also schon länger Bescheid zu wissen, die Kreativen.

Noch ist aber offenbar in Sachen männliche Eigenständigkeit nicht alles verloren. Das Thema lässt die männliche Eitelkeit nicht unberührt. Jedenfalls wüsste ich sonst nicht, wieso der dänische Männerwäscheherstellers jbs in einem Spot seine Männerwäsche an einer Frau vorführt und diese sich männlich gebärden lässt und zum Schluss des Spots dann noch einblendet: „Männer wollen sich keine nackten Männer angucken…“ Das hört sich auch viel kerniger an als „Weil sowieso die Frau ihrem Mann die Wäsche einkaufen geht“, finden Sie nicht auch?

Mir fällt da etwas ein, was Douglas Adams in seiner Science Fiction-Satire „Per Anhalter durch die Galaxis“ zum Thema Konsum und Zivilisation geschrieben hat. Geht eigentlich ums Essen, aber das ist ja fast genauso grundlegend wie das Thema Bekleidung, finden Sie nicht auch? Adams schreibt: „Die Geschichte jeder bedeutenderen galaktischen Zivilisation macht drei klar und deutlich voneinander getrennte Phasen durch – das bare Überleben, die Wissensgier und die letzte Verfeinerung, allgemein auch als die Wie-, Warum- und Wo-Phase bekannt. Die erste Phase zum Beispiel ist durch die Frage gekennzeichnet: Wie kriegen wir was zu essen?, die zweite durch die Frage: Warum essen wir?, und die dritte durch die Frage: Wo kriegen wir die besten Wiener Schnitzel?“

Aber bevor Sie sich nun auch freuen, weil Ihr Mann sich längst selbst geschmackvoll versorgen kann. Ganz unbedenklich scheint es auch wieder nicht zu sein, wenn Männer dies nach dem 36. Lebensjahr tun, warnt die Studie der britischen Textilkette. Das sei ein klares Zeichen, dass er sich seiner Beziehung noch nicht so sicher sei…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Einbrecher

für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich mal einen Einbruch plane, würde ich eine wichtige Grundregel beherzigen: Niemals vorher in einer Apotheke einbrechen.

Oder wenigstens nicht von der Beute naschen, bevor ich fertig bin…

Nicht, dass ich so etwas vorhabe. Ich nasche auch nicht an pharmazeutischen Produkten. Aber ich freue mich immer, wenn ich mal wieder eine scheinbar lebensferne Weisheit finde, die jemandem bei einem Vorhaben enorm geholfen hätte. Hätte, wohlgemerkt. In diesem Fall einem australischen Einbrecher, der selig in der Tür eines Einkaufszentrums schlummerte – den Draht zum unrechtmäßigen Öffnen der Tür noch in der Hand.

Das Gesicht der Polizisten hätte ich in dem Moment gern gesehen, Sie nicht auch?

Die fanden im Auto des schlafenden Gangsters große Mengen rezeptpflichtiger Medikamente. Klarer Fall: Da hatte der Mann entweder das falsche oder zuviel davon eingenommen. Leichtes Spiel hatten die Ordnungshüter auch mit den beiden Einbrechern, die kürzlich in ein Haus im amerikanischen Carroll einsteigen wollten. Der Versuch ging schief. Als die Polizei die beiden Missetäter wenig später einholte, stand ihnen die Schuld im wahrsten Sinn des Wortes ins Gesicht geschrieben: Die Fluchtmasken hatten sie sich mit Edding aufgemalt. „Sie waren dumm und betrunken“, erläuterte ein Polizist dem Reporter einer Nachrichtenagentur.

Merke: Bodypainting ist nichts für Einbrecher.

Und über einen britischen Mann, der wegen Einbruchs gesucht wird, sagten die Fahnder kürzlich, er sei ein Idiot. Ein bisschen werden sie sich aber auch insgeheim gefreut haben. Der 23-Jährige macht es ihnen wirklich leicht, ihn zu schnappen. Nachdem eine britische Zeitung ein altes Porträtfoto von ihm veröffentlicht hatte, versorgte er die Redaktion mit Nachschub – er schickte ein brandneues Fahndungsfoto, auf dem er ausgerechnet vor einem Polizeiauto posiert. Hört sich fast an, als wollte er geschnappt werden, finden Sie nicht auch? Soll ja vorkommen.

Ebenfalls lehrreich. Merke: Manchmal muss die eigene Eitelkeit hinter dem eigentlichen Ziel zurückstehen.

Was sich allerdings aus dem Einbruch in einer nordrhein-westfälischen Schule lernen lässt, das weiß ich auch noch nicht so genau. Die Einbrecher hatten dort vor kurzem in einem Kiosk kiloweise Eistee, Lollies und anderen Süßkram mitgehen lassen. Die Polizei schätzte den Schaden auf einen „Gesamtwert von vielen tausend Kalorien“.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Marketing

wer will schon das Wort „Kind“ und „Amputation“ in ein und derselben Meldung lesen?

Sie aber garantiert ebenso wenig wie ich. Soviel ist sicher.

Erst recht nicht, wenn es sich um eine Produktwarnung für einen Kinderwagen handelt, in dem man selbst sein Kleines täglich vor sich herschaukelt. Das kann niemand wollen. In dem Punkt sind alle Eltern der Welt gleich. Aber offenbar sind zumindest aus Sicht des britischen Kinderwagenherstellers Maclaren manche Eltern gleicher. Zum Beispiel die in den USA.

Produkthaftung, ick hör Dir trapsen…

Klar, gerade in den USA wurden für mangelnde Produktsicherheit schon hohe Millionenbeträge an Schadensersatz gezahlt. Von Herstellern. Für geschädigte Kunden. In einem Land, in dem auf Plastiktüten der Hinweis nicht fehlen darf, dass man sich diese nicht über den Kopf ziehen soll oder auf Mikrowellen der, dass Katze, Hund oder Hamster nicht darin getrocknet werden dürfen, überrascht es daher wenig, dass Maclaren sein Produkt dort zurückrief, nachdem gleich mehrere Kinderwagen desselben Modells Kleinkindern eine Fingerkuppe amputiert hatte.

Und in Großbritannien?

Da mussten sich die jungen Eltern mit einem simplen Warnhinweis begnügen. Verbunden mit dem Tipp, dass sie „darauf achten sollten, dass ihre Kinder beim Öffnen des Kinderwagens nicht die Finger in den Faltmechanismus des Kinderwagens stecken sollen.“

Toll, oder?

Darüber wunderte sich am Donnerstag denn auch die britische Wirtschaftszeitung Financial Times (FT). „Nun ist Maclaren ein „kleines privates Unternehmen mit einem großen öffentlichen Problem“, schrieb die FT. Und stellte gleich ein paar vernünftig klingende Regeln für Kinderwagenhersteller und andere Produktanbieter auf.

Lektion eins: „Sei bereit“. Obwohl das Unternehmen über die zuletzt gehäuften Fälle informiert war, eierte man ziemlich herum, als die für Produktsicherheit zuständige US-Behörde auf den gefährlichen Produktfehler aufmerksam machte.

Lektion zwei und drei gehen laut FT so: „Sei mitfühlend und freundlich“. Das Risiko, dass bei einem Kleinkind ein Fingerglied amputiert wird, mag gering sein, räumt die FT ein. Und die Sicherheitsvorkehrungen im Unternehmen vorbildlich. Dennoch wird der durchschnittliche Kunde mit einem solchen Kinderwagen in seinem Besitz doch schmallippig auf einen solchen Hinweis reagiert. Sollte eigentlich klar sein.

Und Lektion vier: „Mach keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Märkten.“ Zumindest in solchen Dingen sollten Unternehmen die Segmentierung in Kundengruppen lieber nicht zu weit treiben. Und sich lieber öfter mal ganz menschlich in diese hineinversetzen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Pferdestaffel

haben Sie auch ein Haustier? Womöglich gar ein Pferd? Dann wissen Sie ja: Tierhalter haben ein ganz besonderes Verhältnis zu Ihrem Tier. Das lässt sich auch wirtschaftlich nutzen: um Fachkräfte zu gewinnen.

Die sind nämlich offenbar auch bei der Polizei in Hertfordshire rar.

Für die berittene Schutzpolizei macht sich Officer George Holland nun gezielt auf die Suche nach Landeiern: Wildhüter, Bauern und Reitern. Wer sein eigenes Pferd im Dienst nutzen will, kann das gern tun. Holland will so den Service für die Landbevölkerung verbessern. Es könne nicht sein, dass zwar 80 Prozent der Bürger in seinem Zuständigkeitsbezirk auf dem Land wohnen, aber kaum ein Polizist. Außerdem seien Pferde umweltfreundlicher als Autos, findet er. „Und ohne dieses Angebot würden viele Leute nicht zu uns kommen.“

14 Country Cops hat Holland einem Bericht der Onlineausgabe des britischen Telegraph bereits rekrutiert. Weitere 16 sollen folgen. Dass Pferd und Reiter sich gut kennen, ist ja auch wichtig. Andererseits müssen ja nicht nur die neuen Beamten über Fachkenntnisse – Gepflogenheiten der ansässigen Landbevölkerung zwecks besserer Kommunikation – verfügen. Auch die Pferde werden zumindest hierzulande im Polizeidienst gut ausgebildet, habe ich gelesen.

Klar, müssen sie doch auch bei Gedränge im Fußballstadion oder um Castortransporter stets ruhig bleiben. Mit drei Jahren kommen die Jungpferde hierzulande bereits perfekt zugeritten zur Polizei und durchlaufen dann dort ein ausgefeiltes Trainingsprogramm.
In Hertfordshire ist das vielleicht nicht nötig. Die Einsatzfelder der dort ansässigen Rural Cops werden wohl andere sein: Statt auf Demonstrationen, Weihnachtsmärkten oder vor dem Fußballstadion, patrouillieren die neuen Officer in Hertfordshire wohl ganz geruhsam über die Feldwege ab. Keine Gefahr.

Die Truppe hat auch schon einen Namen: „Bauernlümmel“. Das verriet ein Beamter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Geysire

schade, ich schaffe es im Moment einfach nicht in die Innenstadt. Da fühlt man sich sicher gerade wie in Island. Schießen doch neben dem hessischen Finanzministerium die Geysire aus dem Boden.

Am Donnerstagnachmittag eine meterhohe Fontäne. Die ist laut Netzeitung „gewaltig und lässt sich kaum eindämmen“. Eine Baufirma hatte nachmittags versehentlich in 130 Metern Tiefe eine unter Druck stehende Wasserblase angebohrt. Man hatte nachgucken wollen, ob sich das Fleckchen eignet, um ein Nebengebäude des Ministeriums mit Fernwärme zu versorgen, ein Passivhaus. Dabei darf man in Wiesbaden eigentlich gar keine Erdwärmebohrungen machen. Zu viele heiße Quellen und innerstädtische Wasseradern. Aber egal.

Eine weitere Baufirma schaffte es Donnerstagnacht immerhin, das Loch im Boden mit 56 Kubikmetern Beton zu füllen. 56 Kubikmeter, das sind 56 Millionen Liter. Oder anders: Ein gut 10.000 Kilometer hoher Turm, wenn sie es in gestapelten Litern Milch messen. Längs aneinandergelegt immerhin ein Viertel vom Erdumfang. Wenn ich mich nicht verrechnet habe….

Das ist eine ganze Menge, finden Sie nicht auch?

„Im ganzen Rhein-Main-Gebiet haben wir zunächst keinen Beton bekommen“, berichtet der Einsatzleiter der Feuerwehr Wolfgang Simon. Ungünstige Zeit. „Wir warten jetzt auf einen Betonlaster aus Darmstadt.“

Am Freitag sprudelte es immerhin nicht mehr meterhoch, sondern blubberte nur noch ein wenig vor sich hin. Trotzdem war das hessische Finanzministerium wohl dem Absaufen nahe – das Wasser bis zum Hals, wenn man so will. Kaum war das große Geysirloch betoniert, drängten neue Geysire auf benachbarten Parkplätzen an die Erdoberfläche. Auf dem Parkplatz eine Schlammschicht von einem Meter. Sandsäcke. 60 Feuerwehrleute und ein gigantischer Wasserschaden.

Jetzt sind wir hier nicht mehr nur Wasserkurstadt – an jeder Ecke gibt es irgendeine heiße Quelle, die angeblich sehr gesund ist. Nun sind wir wohl auch einziges städtisches Pflaster in Deutschland mit echten Geysiren. So was gibt es ja sonst bestenfalls in der Vulkan-Eifel. Vielleicht sprudeln ja dann auch bald die Tourismuseinnahmen.

Dann muss die Stadt vielleicht nicht mehr so viele Knöllchen verteilen.

Man wird ja wohl träumen dürfen… Auch der hessische Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) hätte sich sicher sprudelnde Quellen ganz anderer Art erträumt. Hatte er doch gerade erst wenige Minuten vor der Fontäne verkündet, Hessens Steuerquellen sprudeln schlechter. Und das, wo das hessische Staatssäckel ohnehin ein Rekorddefizit verzeichnet. Die nun überall ausbrechenden Klein-Geysire – Wasser sucht sich eben einen Weg, wenn man ihm den Hauptausgang versperrt – quittiert Michael Hohmann, Büroleiter von Finanzminister Weimar (CDU) mit Galgenhumor: „Das Vorurteil, dass wir nicht liquide sind, können wir widerlegen.“

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Chaka

falls Sie sich auch um Ihren Job sorgen, schauen Sie doch mal bei Süddeutsche Online vorbei. Die hat vor ein paar Tagen verblüffende Karrieretipps zusammengestellt. Alle ganz einfach, preiswert – und wissenschaftlich belegt.

Stichwort: „Chaka für Anfänger“.

Ihr Erfolg fängt im Beruf schon damit an, in welchem Programm Sie Ihre Texte schreiben. Wollen Sie intelligent wirken, benutzen Sie Word. Klingt komisch, ist aber so, fand der Psychologe Daniel Oppenheimer von der renommierten Universität in Princeton heraus. Am besten schreiben Sie in der Schriftart „Times New Roman“. Wer eine klassische Times-Schrift benutzte, wirkte in Oppenheimers Experimenten deutlich intelligenter als Vergleichspersonen, die in Arial oder Verdana schrieben.

Passen Sie auch bloß auf, was Sie reden – vor allem, wenn Sie frisch von einer Hochschule kommen. Mit Fremdwörtern um sich zu werfen, mag im kuscheligen Biotop der Unis gut kommen. Im realen Leben aber wirken Menschen klüger, die hochgestochene Synonyme meiden. Benutzen Sie also im Beruf lieber einfache Worte: zum Beispiel Satzbau statt Syntax. Doch was immer Sie sagen: Reden Sie viel. Und: Schleimen Sie dabei ruhig. Aber jetzt nicht gar so plump und direkt, raten Experten. Preisen Sie nur öfter mal, was Ihr Chef tut und sagt. Zum Beispiel so: „Da haben Sie eine beeindruckende Lösung gefunden. Die wäre mir nicht eingefallen.“

Keine Sorge: Selbst noch so triefende Schleimspuren fallen nur Ihren Kollegen auf.

Ihr Chef wird sie dagegen nicht registrieren, sondern sich einfach gut fühlen, fand Roos Vonk heraus, Psychologieprofessorin an der Radboud Universität im niederländischen Nimwegen.

Falls Sie sich bereits dringend neu orientieren müssen, ziehen diese Strategien natürlich nur sehr bedingt. Jetzt kommt es darauf an, dass Sie Ihr Potenzial bestmöglich nutzen. Vielleicht schauen Sie dafür nun lieber mal bei Bild.de vorbei. Da stand vor kurzem, wir sollen uns ein Vorbild an den Kindern nehmen und von ihnen lernen. „Das kann einen positiven Effekt auf die Psyche haben, und es können sogar Nervenbahnen aktiviert werden, die bisher nicht genutzt wurden“, erklärt Elmar Basse, Psychologe aus Hamburg.

Die ein oder andere Kindlichkeit kann in der Krise sicher nicht schaden.

Lassen sich doch die Kleinen beispielsweise nicht so schnell entmutigen. Geht mal etwas schief, ist das nicht schlimm – klappt eben beim nächsten Mal. Außerdem lernen Kinder auch noch besser aus Ihren Misserfolgen als wir – und jammern nicht so viel. Sie sind neugierig, und statt festgefahren in ihrer Position zu verharren, wechseln sie häufig die Perspektive. Bei meiner Tochter weiß ich manchmal nicht: Ist sie gerade Konstrukteurin, Vogelforscherin, Ärztin, Tierschützerin oder Unterhaltungskünstlerin? Auch von ihrem Mitgefühl können wir Großen uns eine Scheibe abschneiden. Ist gesund und lässt die Arbeit leichter von der Hand gehen.

Mit einem sollten Sie allerdings vorsichtig sein. Kinder sind noch sehr ehrlich – kein Stück diplomatisch. Klar, das kann erfrischend sein, wie Bild.de zurecht anmerkt. Allerdings nur bei kleinen Menschen. Wer will schon so authentische Mitarbeiter? Klartext reden und Gefühle zeigen stehen nicht unbedingt im Ruf, karrierefördernd zu sein. Ebenfalls wissenschaftlich erwiesen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html