Putzerfische

neulich war da wieder eine dieser Nachrichten aus der Abteilung „Was wir Menschen von den Tieren lernen können“.

Heute: Putzerfische & Co.

Kennen Sie die? Ich hatte noch nie von ihnen gehört. Aber sie liefern sehr kluge Erkenntnisse über das Verhältnis von Geben und Nehmen zwischen Dienstleister und Kunden.

Fangen wir bei den Kunden an: Zielgruppe der Putzerfische ist alles erdenkliche Meeresgetier, das sich die Parasiten abknabbern lassen will. Sie wissen: Wenn Putzerfischmännchen und Putzerfischweibchen zusammen ihre Dienste anbieten, ist der Service am besten, berichtete vor ein paar Tagen die Süddeutsche Zeitung. Längst kein Geheimtipp mehr: Vor einem solchen Putzerfischfamilienbetrieb schwimmen die Kunden notfalls Schlange.

Nun die Anbieter: Für die Putzerfische ist das Putzen der Mitfische eigentlich nur zweite Wahl. Nicht gerade der absolute Traumjob. Lieber noch als von den Parasiten, würden sie von der leckeren Schleimschicht ihrer Kunden zehren.

Das würden die aber natürlich nicht mit sich machen lassen. So haben beide Seiten also ein Geschäftsmodell gefunden, das funktioniert. Aber nicht dass Sie jetzt auch denken, es funktioniere einfach so, von selbst. Das denkt man ja schnell, wenn es um die Natur geht. Nein, ein kleiner Biss hier und dort in die Schleimschicht der Kunden kommt durchaus vor. Aber alles in allem hält es sich die Waage.

Und hier wird es spannend, denn die Frage ist doch: Wie?

Auch im Tierreich muss aktiv dafür gesorgt sein, dass Geben und Nehmen im Gleichgewicht bleiben, zeigen die Putzerfische. In den Familienbetrieben funktioniert das so. Hat das kleinere Weibchen mal frech von der Schleimhaut ihres Kunden genascht, statt brav nur die Schädlinge abzuraspeln, bestraft das stärkere Männchen sie anschließend. Die Kunden wissen das natürlich sehr zu schätzen.

Aber was hat das Männchen davon? Und warum kündigt das Weibchen nicht einfach und zieht den Laden mit ein paar Freundinnen auf?

Auch einfach erklärt: Dadurch dass sich das Weibchen bei den nächsten Kunden diszipliniert zurückhält, bleiben die länger zum Putzenlassen. Und so kann nun das Männchen auch selbst den ein oder anderen Bissen mehr riskieren. Beide Putzerfischchen bekommen insgesamt mehr nahrhafte Parasiten ab – und zusätzlich ein wenig leckeren Schleim. Die Kunden können parasitenfrei das Umherschwimmen genießen. Die paar Blessuren tun ihnen offenbar nicht so weh.

Und allen geht es gut. Sonst würden sie nicht warten und sich disziplinieren (lassen).

Auch für die Verhaltensbiologen sind die Putzerfische spannend. Bislang haben sie nämlich nicht verstanden, dass in Experimenten Unbeteiligte jemanden bestrafen, der eine andere Person übers Ohr gehauen hat – und dafür sogar Geld bezahlen. „Der scheinbar selbstlose Rächer hat durchaus egoistische Gründe“, fasst Redouan Bshaary die Erkenntnisse des Forscherteams in der Zeitschrift „Science“ zusammen. Und überträgt sie vom Putzerfisch auf den Menschen: Der Beobachter wolle mit seiner Bestrafung wohl vermeiden, selbst Opfer des Betrügers zu werden. Und bestraft ihn deswegen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Geld

wussten Sie eigentlich, dass Geld völlig überbewertet ist? Zumindest als Lohn für Erwerbsarbeit.

Darauf wies kürzlich das US-Wirtschaftsmagazin Fortune hin. Das Blatt beruft sich auf Bestsellerautor Daniel Pink. Der kommt in seinem Buch „Drive: The Surprising Truth About What Motivates Us“ zu dem Schluss, dass Löhne und Gehälter kaum zur Motivation von Arbeitern und Angestellten taugen.

Motivierend ist laut Pink das Gefühl, unabhängig agieren zu können, die Arbeit selbst zu gestalten oder einem größeren Zweck zu dienen. Nicht nur für Kopfarbeiter. Studien hätten gezeigt dass steigende Geldanreize grundsätzlich die Motivation untergraben, bei der Lösung von Aufgaben sein Bestes zu geben, argumentiert Pink.

Leistungsbezogene Gehälter sind für ihn Folklore…

Ich würde ja gern mal Mäuschen spielen, wenn sich Mr. Pink mit Herrn Ackermann über das Thema unterhält… Mr. Pink würde dann vielleicht sagen: „Der Gehaltsempfänger stumpft ab.“ Schließlich wirkt Geld seiner Einschätzung nach wie eine Droge. Erhöhen Sie also Ihren Mitarbeitern den Lohn oder überweisen Sie ihm Zusatzboni, fixen Sie sie praktisch an, wenn ich es richtig verstanden habe. Die Nebenwirkung ähnelt laut Pink der von Drogen wie Kokain oder Nikotin – der Empfänger giert nach immer mehr. Mehr Leistung dürfen Sie bekanntlich von einem Süchtigen nicht erwarten…

Mr. Pink würde Herrn Ackermann bestimmt auch auf Firmen wie die amerikanische Elektronikmarktkette Best Buy hinweisen, deren Strategie seiner These recht gibt. Bei Best Buy bestimmt seit einiger Zeit jeder Mitarbeiter selbst, wie sein Arbeitstag aussieht. Das schraubte die Produktivität offenbar um 35 Prozent hoch.

Falls Herr Ackermann nun skeptisch aus seinem Anzug schauen würde, zöge Mr. Pink wohl die Keule: Dass fette Boni entscheidend seien, um die von den Shareholdern geforderten Zielmarken zu erreichen, sei haargenau die Einstellung, die zu dem nicht lang zurückliegenden Zusammenbruch der Finanzmärkte geführt habe, würde er dann wohl sagen.

Führten doch Boni letztlich nur zu Betrug und unmoralischem Verhalten…

Und diese Erkenntnis werde sich in der Wirtschaft schon durchsetzen, ist Pink überzeugt. Ich finde, hier merkt man auch ein bisschen merkt, dass Pink mal Redenschreiber von Ex-Präsidentschaftskandidat Al Gore war, der ja mit seinem Film über das Weltklimaproblem den Oscar holte. Dieser Optimismus. „Schließlich tendieren Manager zu Pragmatismus“, argumentiert Pink.

Mag ja stimmen. Andererseits sind aber auch diejenigen, die über die Boni entscheiden, zu einem guten Teil auch diejenigen, die sie kassieren. Und im Moment sieht es schon eher so aus, als werde wieder der eigennützige, kurzfristige Pragmatismus den Stich machen. Jedenfalls lassen die Geschäfte auch und gerade mit völlig unverständlichen und hochriskanten Geldanlagen die Boni derzeit wieder allerorten ordentlich fett werden. Alles nur Geld.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

US-Münzanstalt

neulich war da mal wieder so eine Meldung, die ich nicht ganz verstanden habe: über einen Coup, den sich die US-Münzanstalt ungewollt geleistet hat.

Wer will, kann bei der Münzprägeanstalt der USA bestimmte Sonder- und Gedenkmünzen kaufen. Zum Nennwert. Auf Wunsch auch kistenweise und stets frei Haus. Bewahrt man die Münzen auf, gewinnen sie vielleicht an Wert. Ausgeben geht auch – die Sondermünzen sind in den USA ganz normales Zahlungsmittel. Der geneigte Bürger kann die Münzen allerdings auch mit seiner Kreditkarte bezahlen. Und darin entdeckte eine wachsende Zahl findiger US-Bürger nun ein schlichtweg geniales Geschäftsmodell.

Wie sich aus nichts nämlich ganz viel machen lässt.

Und das geht so: Die Bürger lassen sich von der Münzanstalt Geld in rauen Mengen ins Haus liefern. Zahlen es dann auf ihr Kreditkartenkonto ein. Und bezahlen dann mit der Kreditkarte das zuvor gekaufte Geld.

Gut, das hört sich jetzt zunächst völlig sinnfrei an. Aber auf das Konto desjenigen, der das tut, hat es eine sensationelle Wirkung: Er investiert nichts, kassiert aber als Gewinn die vielen kleinen und großen Extras, die ihm die Kreditkartenanbieter für jeden Bezahlvorgang gewähren.

Da kommt einiges zusammen: Flugmeilen, Kurztrips oder auch der lebenslange Platinkunden-Status – nur auf diese Weise. Davon berichten Anwender dieses Tricks jedenfalls einem Bericht des Wall Street Journal zufolge in einschlägigen Onlineforen. Schon zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es ja Gerüchte, dass die Goldmünzen wegen der hohen Nachfrage knapp würden – wahrscheinlich war das aber nichts gegen das jetzt.

Wer die Zeche zahlt? Das sind in dem Fall die Banken, die nun mit rauen Mengen teils originalverpackter Sondermünzen hantieren, die Kreditkartenanbieter, die die Kosten für die Extras raushauen müssen und nicht zuletzt auch die US-Münzanstalt: für die völlig überflüssigen Versandkosten…

Das Geld hätten sie den Leuten eigentlich auch gleich überweisen können…

Aber wissen Sie, was das Beste an der Sache ist?

Geplant war laut der Zeitung USA Today mit der Aktion eigentlich, dass die Bürger mehr mit Münzen statt mit Papiergeld zahlen sollen. Das komme den Staat billiger und sei zudem umweltfreundlicher, da die Münzen länger hielten und sich recyceln ließen, so die Begründung.

Merkwürdig ist nur: Ich habe immer gedacht, die meisten Amerikaner zahlten ohnehin schon alles mit Kreditkarte – und damit sowieso völlig münzfrei. Wie gesagt, ganz verstanden habe ich die Meldung denn auch nicht…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Laternenmast

ein ehemaliger Kollege meinte vor vielen Jahren mal zu mir: „Beutel-Pfefferminztee? Da kannst Du ja gleich einen Laternenmast ablutschen…“ Als ich ihm sagte „Nein-nein: lose“, war er beruhigt.

Ich habe mich seither manchmal gefragt, woher er das mit dem Laternenmast wusste. Ihn aber leider immer zu fragen vergessen. Zunge an Laternenmast scheint ein echt heißes Thema zu sein. Immer wieder taucht es auf.

Nein, ich selbst habe noch nie einen Laternenmast abgeleckt…

Ich kenne auch niemanden, der das hätte. Zumindest nicht, dass ich wüsste… Umso mehr frage ich mich, was es mit diesem Gerücht auf sich hat, dass die Zunge am Laternenmast festfrieren kann? Und vor allem: wie Leute auf die Idee kommen, das auszuprobieren…

Nur gut, dass da vor ein paar Tagen endlich diese Meldung in der Boulevardzeitung Express stand. Falls es Sie auch interessiert – nun wissen wir es also: Ja, man kann mit der Zunge am Laternenmast festfrieren.

Ein 16-jähriger Saarländer hat das dankenswerterweise in einer der ersten besonders klirrendkalten Nächte dieses Winters für uns ausprobiert. Und er hatte seine Kumpels dabei. Die riefen wiederum dankenswerterweise nicht nur den Rettungswagen, sondern auch gleich die Redaktion an. Und dank deren Nachfrage wissen wir: Der Junge ist ganz offensichtlich auch nicht der einzige Bekloppte, der den Zungentest macht. Das jedenfalls berichteten die herbeigerufenen Sanitäter, nachdem sie die blutende Zunge verarztet hatten.

Die müssen es ja wissen…

Falls Sie sich so etwas übrigens mal anschauen wollen. Auch das können wir dank des Berichts nun tun. Der gab den Lesern nämlich gleich den entsprechenden Videotipp an die Hand. Geben Sie mal bei Youtube „mob antidrug“ ein. Da macht in einem Antidrogen-Spot der schwedischen Regierung ein sichtlich zugedröhnter Jugendlicher den Zungentest. Sehr eindrucksvoll…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Scheidungshoch

wussten Sie eigentlich, dass ausgerechnet nach Weihnachten die Zahl der Scheidungen in die Höhe schießt? Also jetzt gerade.

Traurig, aber offenbar wahr.

Offizielle Zahlen habe ich zwar nicht zu dieser Information gefunden. Aber Scheidungsanwälte und Familiengerichte beobachten es offenbar seit Jahren. Zu Weihnachten versuchten eben viele Familien, sich nochmal zusammenzuraufen, mutmaßen die einen Experten. Die Probefrist endet dann jetzt. Andere Experten gehen davon aus, dass die Weihnachtszeit als Zeit des Aufeinanderhockens das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen bringt.

Vielleicht ist es ja von beidem etwas…

Aber man kann etwas für Beziehung und Familie tun. Die Frage ist nur: Was? Um eine Antwort darauf bemühte sich nun das amerikanische Wirtschaftsmagazin BusinessWeek. Aus Sicht des Blatts spricht viel dafür, auch im Familienleben Gewinne und Verluste zu kalkulieren und professionell zu optimieren. Rationale Gründe gebe es genug: Einer aktuellen Studie des Instituts für amerikanische Werte zufolge legt eine große Bandbreite einschlägiger Studien nahe, dass der „Zustand unserer Ehe unser Wohlbefinden mindestens so sehr beeinflussen, wie unsere finanzielle Lage“, berichtet das Blatt.

Bevor Sie jetzt aber Tanzkurs oder Paartherapie buchen, lesen Sie lieber weiter.

Denn von den landläufig üblichen Bemühungen rät die Zeitschrift ab. Zwar möge der in Zufriedenheit gemessene Ertrag hoch sein. Doch: „Tatsächlich kann all die Energie, die Sie in die Balance von Karriere und Familie stecken, ablenken“, gibt das Blatt zu bedenken. Es rät daher, sich mit den aus dem Beruf gewohnten Mitteln um messbare Ergebnisse zu bemühen – und „einfach die Skills in das Privatleben zu transferieren, die Sie sich angeeignet haben, um in Ihrer Karriere erfolgreich zu sein.“

Als ich das las, musste ich sofort an Loriot denken…

Erinnern Sie sich auch noch an den Film „Papa ante portas“? Kommt gelegentlich im Fernsehen. Da geht es um Herrn Heinrich Lohse, Einkaufsdirektor bei der Deutschen Röhren AG. Er wird überraschend in den Vorruhestand geschickt und will nun seine Kompetenz und Erfahrung in den Dienst seiner Familie stellen. Dabei hält er sich an lang Bewährtes und kauft beispielsweise statt des gewünschten Glases Senf gleich mehrere Paletten – weil es so günstiger ist.

Lustig, wie Heinrich seine Frau Renate da fast in den Wahnsinn treibt…

Ein Glück, dass die BusinessWeek die Sache ein wenig eingrenzt: Übertragen sollten wir also nun nicht alle unsere beruflichen Erfolgsrezepte, sondern vor allem die zum Thema „großartiger Kundendienst“. Wie der aussieht? Fünf Dinge, die wir tun müssen: Als erstes müssen wir unsere Kunden – Mann, Frau und eventuell auch Kinder – kennen. Dann müssen wir uns jeden Tag von neuem um sie bemühen und dürfen dafür keine Ausreden erfinden. Außerdem sollten wir stets Win-Win-Situationen suchen und nutzen. Am besten gefiel mir Tipp Nummer 5: Wir dürfen bei all dem auch Geschäft und Vergnügen miteinander verbinden. Klasse, oder?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 11.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Geo-Urheberrecht

hätten Sie gedacht, dass der Diebstahl urheberrechtlich geschützter Produkte im Internet – Texte, Bilder, Musikstücke, Filme – nicht nur zu Umsatzverlusten bei Urhebern und Verlagen führt, sondern womöglich zu geographischen Verwerfungen?

Davon zeugen zwei Beispiele: das britische Örtchen Argleton und die thailändische Insel Koh Chang, die keine zwei Berge besitzt.

Das mit den zwei Bergen ist rasch erklärt. Da hatte die thailändische Fremdenverkehrsbehörde für ihr sehr hübsches Eiland werben wollen. Klar, dass sie dafür ein ansehnliches Foto brauchte. Wahrscheinlich war gerade kein passendes Motiv zur Hand, deswegen behalf man sich mit einem hübschen Foto irgendeiner anderen Insel.

Geht ja mit dem Internet ganz schnell und leicht…

Nur leider hatte man wohl vergessen, eine Hügelkette aus dem Foto herauszuradieren. Was mit der entsprechenden Software ebenfalls ganz leicht geht. Dass Koh Chang nun, anders als auf der Fremdenverkehrsseite gezeigt, gar keine zwei Hügel hat, wäre ohne Globalisierung wohl höchstens dem ein oder anderen Touristen aufgefallen. Der hätte es vielleicht auf die Erderwärmung geschoben… So indes sah es der Brite Ian McNamara, der auf Koh Chang eine kleine Pension betreibt. Und nicht nur das: Er erkannte sogar die falschen Hügel – aus seiner alten Heimat: der Insel Berneray in den schottischen Hebriden, 10.000 Kilometer entfernt.

Glück für die Thailänder: Die schottischen Kollegen nahmen den Bilderklau sportlich.

Imitation sei die ehrlichste Form der Schmeichelei, ließen sie die Zeitung „The Scotsman“ wissen. Gut gegangen – so etwas geht sonst rasch ins Geld. Schließlich nimmt nicht jeder Urheberrechtsverstöße so leicht. Verstöße werden zunehmend hart geahndet – und mit diversen Hilfsmitteln zu verhindern versucht. Mit einem elektronischen Wasserzeichen etwa. Oder auch mit Argleton, was zur geographischen Verwerfung Nummer zwei führte.

Sie finden das Örtchen bei Google Maps südlich der britischen Stadt Ormskirk, samt Postleitzahl. Diverse Verzeichnisse führen Argleton mit der Zahl der Einwohner und der Quadratkilometer auf. Aber wenn Sie mal an die Stelle heranzoomen, an der Argleton sein soll, ist da: nichts. Nur leeres Feld. Argleton ist ein geographisches Phantom, wie kürzlich zwei Forschen der britischen Edge Hill Universität auffiel.

Auch wie die nicht existierende Ortschaft in die Welt kam, ist rasch erklärt: Die niederländische Firma Tele Atlas, von der Google die Daten gekauft hatte, hatte Argleton seinerzeit erfunden, um so leichter Urheberrechtsverstößen auf die Spur zu kommen, berichtete die britische Zeitung „The Guardian“.

Wer Argleton auf der Landkarte hatte, hatte geklaut – so der Grundgedanke.

Der spätere Käufer Google will Argleton nun von der Landkarte tilgen. Doch anarchisch wie das Internet gestrickt ist, gründete sich eine Initiative zur Rettung Argletons. Mit einem Argument, das Ihnen nicht gefallen wird, falls Sie aus Bielefeld stammen. Man müsse nur fest genug daran glauben, dass Argleton existiert. Schließlich seien ja auch genug Menschen auf der Welt überzeugt, dass eine Stadt namens Bielefeld existiert, verweisen Argleton-Fans. Und dass Bielefeld nur ein Mythos ist, habe schließlich schon vor Jahren die tagesschau berichtet…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Campaigning

Politik kann ganz unterhaltsam sein. Vor allem, wenn es um große Würfe geht. Und man nicht selbst von den beschlossenen Reformen betroffen ist.

Kurz vor Weihnachten etwa in den USA, die Debatte um die Gesundheitsreform. Nach Einschätzung des demokratischen US-Präsident Barack Obama ein historischer Schritt, mit dem ein jahrhundertelanger Kampf beendet wurde. Hübsch fand ich da ein Detail, über das die Nachrichtenagentur Reuters eher so nebenbei berichtete: die Debatte über die Steuerauswüchse der Gesundheitsreform.
„Mehr Botox, weniger Sonnenbank“ – auf diese Formel brachte es die Agentur.

Untertitel vielleicht: Oder wie Steuermaßnahmen des Präsidenten mit dessen eigenen Mitteln hintertrieben werden. Mit im Reformpaket enthalten war nämlich bis kurz vor Schluss eine Fünf-Prozent-Steuer auf die muskellähmenden und damit faltenverhindernden Botox-Spritzen. Klar, wer sich dagegen stemmte: Botoxhersteller Allergan. Mit der eigens hierfür gestarteten Facebook-Kampagne, „Botax“. So etwas hat ja schon Präsident Obama im Wahlkampf zum Erfolg verholfen. Die Steuer werde nicht nur wohlhabende Frauen treffen, sondern auch die Mittelklasse. Und die sogar besonders hart, argumentierte Allergan da. Denn gerade arbeitende Frauen machten einen großen Anteil an den Patientinnen aus, ließ der Botox-Anbeiter wissen.

Die Facebook-Kampagne hatte denn auch prompt Erfolg. Die demokratische Mehrheit ließ den Plan fallen und ersetzte ihn flugs durch eine Zehn-Prozent-Steuer auf Sonnenbankbesuche. Gut, auch Sonnenbänke sind medizinisch umstritten. Sie waren aber vielleicht auch einfach nur steuerpolitisch das leichtere Ziel. Jedenfalls meint das eine Analystin  mit Blick auf den Hinweis des US-Gesundheitsministeriums auf mögliche Krebsrisiken aufgrund der Strahlen, zitiert die Nachrichtenagentur eine Analystin.

Und was kommt da wohl als nächstes?

Also ich rechne fest mit einer Kampagne der Sonnenbankindustrie. Die begann denn auch schon wie erwartet über die Sonnenbanksteuer zu klagen. Ging über die Feiertage vielleicht ein wenig unter.

An irgendwem wird das Steuerzahlen aber wohl hängen bleiben müssen. Ein Sprecher des demokratischen Fraktionsführer Reids sagte laut Reuters noch, man arbeite sehr hart daran, fair zu sein. Und immerhin führe die Gesundheitsreform netto zu Steuerentlastungen für die Amerikaner. Wenigstens etwas. Falls auch die nächste Kampagne erfolgreich wäre, gäbe es aber sicher noch genug fragwürdige Dienstleistungen, die sich ebenfalls im Sinne des Gesundheitsschutzes noch besteuern ließen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Babysprache

als meine Tochter noch ein Baby war, hat sie immer tief eingeatmet und dann herzhaft gebrüllt: „Ngaaaa“. Kurze Pause, in der sie Luft holte und dann wieder plärrte: „Ngaaaaaaaa“. Mal müde, mal aufgedreht, mal jammernswert, mal wütend. Und meist sehr klangvoll. Mehrere Leute meinten damals unabhängig voneinander, das ganze habe ein bisschen was von einer Arien schmetternden Opernsängerin.

Und genauso laut, das kann ich Ihnen sagen.

Gemeinheit, aber irgendwie müssen sich die niedlichen Kleinen ja Nachdruck verschaffen. Das sehe ich schon ein. Ich habe jedenfalls immer gedacht: Ngaaa, das hört sich irgendwie an wie Hungaaa. War aber gar nicht jedes Mal so. Das war ein heiteres Rumgerate manchmal… Falls Sie auch Kinder haben, können Sie sich das ja sicher lebhaft vorstellen.

Wirklich deutsch klang das Gebrüll jedenfalls nicht.

Wird es aber wohl gewesen sein. Das jedenfalls legen nun Forschungsarbeiten in dieser Sache nahe. Die brachten nämlich zutage, dass Babys von Geburt an in ihrer Muttersprache plärren. Deutsche machen demnach meist „Uuuääääh“. Franzosen dagegen: „Ouu-aaàh“. Und Engländer krakeelen „Uuwhaaay!“. Jedenfalls taten sie das offenbar in der Untersuchung von Kathleen Wermke, medizinische Anthropologin an der Universität Würzburg.

Und während deutsche Babys offenbar mehr Wert auf die Betonung der Anfangsmelodie legten und zum Ende gelegentlich bis ins Heisere abfielen, ist es bei kleinen Französchen umgekehrt. Bei ihnen steigt die Melodie an und betont so mehr das Ende vom Lied.

Ganz Mamas und Papas Sprachmelodie, meint die Forscherin.

Im Gehirn von Eltern und Nicht-Eltern bewirkt Babygeschrei übrigens völlig unterschiedliche Reaktionen. Bei Eltern leuchtet das Gefühlszentrum im Magnetresonanztomographen brandhell auf. Nicht-Eltern dagegen lässt das Geschrei vergleichsweise kalt, beschrieben Erich Seifritz und seine Kollegen von der Universität Basel in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry“. Lachten die Babys dagegen, reagierten in dem Versuch eher die kinderlosen Probanden.

Was uns das sagt? Nach Ansicht von Studienleiter Seifritz vor allem: dass die Gehirnaktivierung durch Geschrei erlernbar ist. Kinder erziehen sich ihre Eltern eben… So ist denn auch die Antwort auf das herzzerreißende Gebrüll eigentlich weltweit die gleiche: Trösten oder Flüchten – je nach Lage.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.01.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Diät-Diät

pünktlich zur Vor- und Nachweihnachtszeit erreichen sie uns wieder: die vielen Geschichten und Tipps aus der Welt des Diät- und Maßhaltens.

Heute aus Rio de Janeiro: Dort haben Tierärzte vor ein paar Tagen ein dickes Gürteltier auf Diät gesetzt. Das war immerhin sogar der Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) eine Meldung wert. Noch wiegt das bedauernswerte Tier zehn Kilo mehr als normal. Immerhin 16 Kilo. Was sich tatsächlich nach Übergewicht anhört, finde ich… Und weil Sport gesünder und effektiver ist als hungern, haben die Ärzte dem Gürteltier mehr Bewegung verordnet: Es soll nach seinem Futter graben.

Noch ist das natürlich nur ein guter Vorsatz.

Und Sie wissen es ja auch – gute Vorsätze bleiben meist, was sie sind: gute Vorsätze eben. Die Chancen des Gürteltiers, sich von nun an wirklich mehr zu bewegen, stehen allerdings gut, da bin ich ganz zuversichtlich. Schließlich lebt das arme Tier in Gefangenschaft, und die Ärzte können es zwingen. Manch einer würde sich das vielleicht sogar wünschen, denn so einfach ist es ja auch mit den sinnvollsten und gesündesten Vorsätzen nicht. Vielleicht hilft ja auch Ihnen Trick 17 mit Selbstüberlistung. Bestehend aus mehreren Kniffen.

Das wichtigste ist natürlich: Sie müssen selbst wollen, was Sie sich vornehmen. Nur zuliebe von Ehepartner, Kindern oder Ärzten wird es mit den Vorsätzen sonst wohl nicht funktionieren. Aber vielleicht denken Sie ja mal drüber nach, welche Vorteile es Ihnen bringt, wenn Sie tatsächlich mit dem Rauchen aufhören oder ähnlich sinnvolle Dinge tun. Das ist nämlich nicht nur entbehrlich, sondern bietet einige handfeste Vorzüge, das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versichern.

Wollen Sie wirklich, dann ist jedenfalls Kniff Nummer eins: Formulieren Sie präzise, was Sie eigentlich wollen. Planen Sie also nicht „mehr Sport“, sondern beispielsweise: „immer die Treppe nehmen“ oder „Dienstags und Donnerstags nach der Arbeit eine halbe Stunde joggen“ oder „Einmal die Woche mit den Kindern schwimmen gehen“. So etwas lässt sich überprüfen – und außerdem schlecht hinausschieben. Und ist dabei auch noch überschaubar. So soll das sein.

Kniff Nummer zwei: Machen Sie sich selbst klare Ansagen. Denn was heißt schon gesunde Ernährung? Wollen Sie nun nur aufhören, ständig Pizza oder Schokolade zu futtern? Oder wollen Sie mehr Obst und Gemüse essen? Oder einfach zu geregelteren Zeiten etwas zu sich nehmen? Vielleicht ja auch ein Frühstück einführen? Das sollten Sie schon für sich festlegen.

Kniff Nummer drei: Belohnen Sie sich. Aber jetzt nicht mit der im Suchtrausch doch weggequarzten Zigarettenschachtel oder vier Tafeln Schokolade auf einmal. Das würde Ihnen auch sicherlich nicht wirklich gefallen…

Vielleicht hilft ja eine Belohnungskasse. Ein Euro für wahrgemachte Vorhaben – klingt schon ganz anders als Vorsätze, oder? – und vielleicht zumindest anfangs noch 50 Cent für jeden Verstoß. Von dem eingenommenen Geld können Sie dann ja etwas schönes unternehmen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und viel Erfolg bei allem, was Sie sich vornehmen. Und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2010.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 29.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Sternzeichen

kennen Sie eigentlich das Storchenproblem?

Das besteht darin, dass es in Landkreisen mit einer hohen Geburtenrate sehr viele Störche gibt. Und dass das nun bekanntlich nicht heißt, dass der Storch die Kinder bringt. Das wissen Sie ja selbst auch. Die Statistik ist aber sehr hübsch, denn an ihr können nun Statistikprofessoren wie Walter Krämer („So lügt man mit Statistik“) den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität erklären.

Korrelation haben Sie bei den Störchen: Zwei Dinge hängen nicht zusammen, sehen aber so aus. Vielleicht, weil sie zufällig vom selben dritten Faktor abhängen. In dem Fall ist der dritte Faktor vielleicht die ländliche Region – also wahrscheinlich viele Faktoren auf einmal –, in der es eben nicht nur meist mehr Kinder gibt, sondern eben auch mehr Störche.

Keine Kausalität also: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Sieht wie gesagt nur so aus. Das leuchtet den meisten Kindergartenkindern schon ein. Auf andere statistische Zusammenhänge fallen aber selbst wir Erwachsenen gern herein. Und vermuten Kausalitäten, wo keine sind, zum Beispiel bei der Astrologie.

Auch hier: jede Menge Storchenprobleme.

Das fanden nun zwei Statistiker der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) heraus, die die mit Zahlenbelegen gespickte Bibel der Astro-Fans „Akte Astrologie“ statistisch zerpflückten. Ein paar schwache Effekte fanden sie, aber keinen Beleg für den Einfluss der Sterne auf Partner- und Berufswahl, Scheidungen oder Todesursachen.

Gegen die Unfallstatistik einer österreichischen Versicherungsgesellschaft mit besonders vielen „Fischen“ unter den Unfallopfern wendeten die Skeptiker ein, es gebe einfach besonders viele Menschen mit diesem Sternzeichen. Warum Menschen mit Sternzeichen Krebs oder Jungfrau es seltener zum Akademiker bringen? Dieses Phänomen erklären die Statistiker mit dem jüngeren Einschulungsalter. Dass die Jüngeren in einer Klasse einen Startnachteil gegenüber den älteren Klassenkameraden haben, wies passend dazu ja auch erst vor kurzem eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nach. Auch dass im Fußball Jungfrauen und Steinböcke oft erfolgreich sind, lässt sich mit den traditionellen Stichtagen für die Altersklassen erklären: Die Älteren haben es leichter.

Und dass Schütze- und Widder-Geborene überdurchschnittlich oft Landwirte werden? Ist ebenfalls menschengemacht – und nicht sternenbedingt. Ganz einfach: Wer Landwirt wird, dessen Eltern waren oft selbst Landwirte. Und die legen bei der Geburtenplanung offenbar Wert darauf, dass die Niederkunft im Winter stattfindet. Und bringen so mehr Schützen und Widder zur Welt.

Lässt sich leichter mit der Feldarbeit verbinden.

Fazit: Wenig himmlischer und viel irdischer Einfluss also. Das Jahreshoroskop dürfen Sie natürlich trotzdem gern lesen – ich finde auch: Das ist sehr passable Unterhaltung. Ansonsten sollten wir vielleicht zusehen, dass wir unsere Krebs- und Jungfrau-Kinderchen ein wenig später einschulen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html