US-Münzanstalt

neulich war da mal wieder so eine Meldung, die ich nicht ganz verstanden habe: über einen Coup, den sich die US-Münzanstalt ungewollt geleistet hat.

Wer will, kann bei der Münzprägeanstalt der USA bestimmte Sonder- und Gedenkmünzen kaufen. Zum Nennwert. Auf Wunsch auch kistenweise und stets frei Haus. Bewahrt man die Münzen auf, gewinnen sie vielleicht an Wert. Ausgeben geht auch – die Sondermünzen sind in den USA ganz normales Zahlungsmittel. Der geneigte Bürger kann die Münzen allerdings auch mit seiner Kreditkarte bezahlen. Und darin entdeckte eine wachsende Zahl findiger US-Bürger nun ein schlichtweg geniales Geschäftsmodell.

Wie sich aus nichts nämlich ganz viel machen lässt.

Und das geht so: Die Bürger lassen sich von der Münzanstalt Geld in rauen Mengen ins Haus liefern. Zahlen es dann auf ihr Kreditkartenkonto ein. Und bezahlen dann mit der Kreditkarte das zuvor gekaufte Geld.

Gut, das hört sich jetzt zunächst völlig sinnfrei an. Aber auf das Konto desjenigen, der das tut, hat es eine sensationelle Wirkung: Er investiert nichts, kassiert aber als Gewinn die vielen kleinen und großen Extras, die ihm die Kreditkartenanbieter für jeden Bezahlvorgang gewähren.

Da kommt einiges zusammen: Flugmeilen, Kurztrips oder auch der lebenslange Platinkunden-Status – nur auf diese Weise. Davon berichten Anwender dieses Tricks jedenfalls einem Bericht des Wall Street Journal zufolge in einschlägigen Onlineforen. Schon zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es ja Gerüchte, dass die Goldmünzen wegen der hohen Nachfrage knapp würden – wahrscheinlich war das aber nichts gegen das jetzt.

Wer die Zeche zahlt? Das sind in dem Fall die Banken, die nun mit rauen Mengen teils originalverpackter Sondermünzen hantieren, die Kreditkartenanbieter, die die Kosten für die Extras raushauen müssen und nicht zuletzt auch die US-Münzanstalt: für die völlig überflüssigen Versandkosten…

Das Geld hätten sie den Leuten eigentlich auch gleich überweisen können…

Aber wissen Sie, was das Beste an der Sache ist?

Geplant war laut der Zeitung USA Today mit der Aktion eigentlich, dass die Bürger mehr mit Münzen statt mit Papiergeld zahlen sollen. Das komme den Staat billiger und sei zudem umweltfreundlicher, da die Münzen länger hielten und sich recyceln ließen, so die Begründung.

Merkwürdig ist nur: Ich habe immer gedacht, die meisten Amerikaner zahlten ohnehin schon alles mit Kreditkarte – und damit sowieso völlig münzfrei. Wie gesagt, ganz verstanden habe ich die Meldung denn auch nicht…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.01.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html