Männershorts

ob Feinripp oder Shorts mit lustigen Motiven wie Supermann oder Bart Simpson – diese Unterbekleidung ist für Männer – sagen wir: nicht ideal. Das finden Sie möglicherweise ja auch.

Zumindest wenn Sie eine Frau sind. Oder ein Mann von 36 Jahren oder älter.

Dann nämlich ist unterwäschetechnisch betrachtet die Phase der Orientierungslosigkeit im Leben eines Mannes vorbei, brachte eine Untersuchung an Kunden einer britischen Textilkette hervor, über die die Tagesthemen kürzlich berichteten. Nicht dass in dieser Lebensphase plötzlich flächendeckend Geschmack vom Himmel fiele. Nein, aber dann ist bei den meisten soweit Ruhe eingekehrt, dass es wieder eine Frau in ihrem Leben gibt, die die Wäsche für sie aussucht.

Erst Mutti, dann Frau oder Freundin. Dazwischen 17 Jahre durchwursteln…

Gut, dass es offenbar so wenige Männer in dieser bedauernswerten Lebensphase gibt. Immerhin lassen ganze drei Viertel der Männer ihre Unterwäsche von einer Frau einkaufen, wie eine ebenfalls aktuelle Studie des Wäscheherstellers Huber ergab. Da erscheint es nur logisch, dass sich die Werbung für Herrenunterwäsche in erster Linie an Frauen richtet. Sie sollen auf den Geschmack kommen. Auch die Designer haben den weiblichen Blick im Blick, wenn ich die Modetrends richtig interpretiere. Neben dem klassischen weiß und schwarz ist die Männerwäsche in dieser Saison in moosgrün und violett getaucht. Und so langsam setzen sich sogar die engen Pants gegenüber den ewigen Boxershorts durch…

Scheinen also schon länger Bescheid zu wissen, die Kreativen.

Noch ist aber offenbar in Sachen männliche Eigenständigkeit nicht alles verloren. Das Thema lässt die männliche Eitelkeit nicht unberührt. Jedenfalls wüsste ich sonst nicht, wieso der dänische Männerwäscheherstellers jbs in einem Spot seine Männerwäsche an einer Frau vorführt und diese sich männlich gebärden lässt und zum Schluss des Spots dann noch einblendet: „Männer wollen sich keine nackten Männer angucken…“ Das hört sich auch viel kerniger an als „Weil sowieso die Frau ihrem Mann die Wäsche einkaufen geht“, finden Sie nicht auch?

Mir fällt da etwas ein, was Douglas Adams in seiner Science Fiction-Satire „Per Anhalter durch die Galaxis“ zum Thema Konsum und Zivilisation geschrieben hat. Geht eigentlich ums Essen, aber das ist ja fast genauso grundlegend wie das Thema Bekleidung, finden Sie nicht auch? Adams schreibt: „Die Geschichte jeder bedeutenderen galaktischen Zivilisation macht drei klar und deutlich voneinander getrennte Phasen durch – das bare Überleben, die Wissensgier und die letzte Verfeinerung, allgemein auch als die Wie-, Warum- und Wo-Phase bekannt. Die erste Phase zum Beispiel ist durch die Frage gekennzeichnet: Wie kriegen wir was zu essen?, die zweite durch die Frage: Warum essen wir?, und die dritte durch die Frage: Wo kriegen wir die besten Wiener Schnitzel?“

Aber bevor Sie sich nun auch freuen, weil Ihr Mann sich längst selbst geschmackvoll versorgen kann. Ganz unbedenklich scheint es auch wieder nicht zu sein, wenn Männer dies nach dem 36. Lebensjahr tun, warnt die Studie der britischen Textilkette. Das sei ein klares Zeichen, dass er sich seiner Beziehung noch nicht so sicher sei…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Marketing

wer will schon das Wort „Kind“ und „Amputation“ in ein und derselben Meldung lesen?

Sie aber garantiert ebenso wenig wie ich. Soviel ist sicher.

Erst recht nicht, wenn es sich um eine Produktwarnung für einen Kinderwagen handelt, in dem man selbst sein Kleines täglich vor sich herschaukelt. Das kann niemand wollen. In dem Punkt sind alle Eltern der Welt gleich. Aber offenbar sind zumindest aus Sicht des britischen Kinderwagenherstellers Maclaren manche Eltern gleicher. Zum Beispiel die in den USA.

Produkthaftung, ick hör Dir trapsen…

Klar, gerade in den USA wurden für mangelnde Produktsicherheit schon hohe Millionenbeträge an Schadensersatz gezahlt. Von Herstellern. Für geschädigte Kunden. In einem Land, in dem auf Plastiktüten der Hinweis nicht fehlen darf, dass man sich diese nicht über den Kopf ziehen soll oder auf Mikrowellen der, dass Katze, Hund oder Hamster nicht darin getrocknet werden dürfen, überrascht es daher wenig, dass Maclaren sein Produkt dort zurückrief, nachdem gleich mehrere Kinderwagen desselben Modells Kleinkindern eine Fingerkuppe amputiert hatte.

Und in Großbritannien?

Da mussten sich die jungen Eltern mit einem simplen Warnhinweis begnügen. Verbunden mit dem Tipp, dass sie „darauf achten sollten, dass ihre Kinder beim Öffnen des Kinderwagens nicht die Finger in den Faltmechanismus des Kinderwagens stecken sollen.“

Toll, oder?

Darüber wunderte sich am Donnerstag denn auch die britische Wirtschaftszeitung Financial Times (FT). „Nun ist Maclaren ein „kleines privates Unternehmen mit einem großen öffentlichen Problem“, schrieb die FT. Und stellte gleich ein paar vernünftig klingende Regeln für Kinderwagenhersteller und andere Produktanbieter auf.

Lektion eins: „Sei bereit“. Obwohl das Unternehmen über die zuletzt gehäuften Fälle informiert war, eierte man ziemlich herum, als die für Produktsicherheit zuständige US-Behörde auf den gefährlichen Produktfehler aufmerksam machte.

Lektion zwei und drei gehen laut FT so: „Sei mitfühlend und freundlich“. Das Risiko, dass bei einem Kleinkind ein Fingerglied amputiert wird, mag gering sein, räumt die FT ein. Und die Sicherheitsvorkehrungen im Unternehmen vorbildlich. Dennoch wird der durchschnittliche Kunde mit einem solchen Kinderwagen in seinem Besitz doch schmallippig auf einen solchen Hinweis reagiert. Sollte eigentlich klar sein.

Und Lektion vier: „Mach keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Märkten.“ Zumindest in solchen Dingen sollten Unternehmen die Segmentierung in Kundengruppen lieber nicht zu weit treiben. Und sich lieber öfter mal ganz menschlich in diese hineinversetzen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Wem steht was zu

neulich war da wieder so ein Urteil. Das allerdings fand ich überhaupt nicht lustig.

Meinem juristisch laienhaften Gehirn drängen sich Fragen auf. Da verurteilten die Richter des Marburger Sozialgerichts ein Sozialamt, die Abwrackprämie von 2500 Euro bei einer ALG-II-Bezieherin nicht als Einkommen anzurechnen. Das stelle eine Ungleichbehandlung von Leistungsbeziehern und Nichtleistungsbeziehern dar, befanden die Richter. Die Prämie diene der Konjunkturbelebung. Und zu der müssten Hartz-IV-Empfänger „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ beitragen können.

Nicht dass ich jemandem Auto oder Prämie neide. Aber ich frage mich, ob nach der Subprimekrise das Schuldenmachen in ärmeren Zielgruppen – das Vermögen der Frau wird aufgezehrt sein, wenn sie ALG II bekommt – staatlich gefördert werden soll, um die Konjunktur anzukurbeln… Geschenkt. Vor allem frage ich mich, was mit der Gleichbehandlung der Sozialhilfeempfänger ist, die ihr Geld nicht für Neuwagen ausgeben, sondern für ihre Kinder.

Echt spannende Schieflage, finde ich.

Zum Nachdenken brachte mich die Einschulung unserer Tochter. Wir schauen uns seit einiger Zeit um, welche Schule wir uns für sie wünschen. Wenn Sie Ansprüche haben und nicht gerade neben einer der idyllischeren Schulen wohnen, liegt in Hessen der Gedanke an Privatschule nahe. Denn anders als in anderen Bundesländern gibt es keine freie Schulwahl. Und wegen der engen Kooperation mit weiterführenden Schulen stellen Sie die Weichen für das gesamte Schulleben. Gut, die Schulen in unserem Viertel sollen sich enorm gemacht haben. Habe ich neben Horrorgeschichten auch gehört. Aber hier häufen sich auch Probleme wie Langzeitarbeitslosigkeit, Alkoholsucht, rauer Umgangston oder auch Bildungsferne. Also gucken wir uns um. Mich überrascht nicht, dass zehn Prozent der Gymnasiasten auf Privatschulen gehen. Ergab eine Studie.

Jedenfalls: Wenn wir nun unser Kind auf eine Privatschule geben würden, könnten wir 5000 Euro Schulgeld jährlich von der Steuer absetzen. Zum Kindergeld oder -freibetrag dazu. Feine Sache.

Korrekt und sinnvoll ist das gesellschaftlich und wirtschaftlich wohl nicht.

Klar, dass Eltern, die von Hartz IV leben, sich das nicht leisten könnten. Brauchen wir gar nicht drüber zu reden. Aber nicht nur das: Sozialhilfeempfängern wird außerdem das komplette Kindergeld von 164 Euro pro Monat als Einkommen angerechnet und die Sozialhilfe gekürzt. Und nun das Urteil zur Abwrackprämie…

Fazit: Wenn sie sich ein neues Auto kaufen, dürfen Sozialhilfeempfänger 2500 Euro behalten. Aber sie dürfen knapp 1968 Euro für ihre Kinder nicht behalten.

Wäre glatt mal eine Abiturfrage für Sozialkunde wert: „Was sagen Ihnen diese drei sozial- und steuerrechtlichen Tatbestände über die Wertschätzung in unserer Gesellschaft? Diskutieren Sie.“

Ob es bei dem Urteil bleibt? Und ob sich ein Sozialhilfeempfänger mit angerechnetem Kindergeld davon benachteiligt fühlt? Darauf bin ich sehr gespannt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Moorhühner

waren Sie vor ein paar Jahren auch ganz vernarrt in Moorhühner?

Sie erinnern sich bestimmt noch: Dieses kleine Computerspielchen, bei dem Sie auf dämlich dreinschauende Moorhühner in Wald und Feld ballern mussten. Ursprünglich war das ja mal ein Werbegag einer bekannten Whiskeymarke. Den hatten zu Zeiten des Internet-Hypes – Neuer Markt, Jahr 2000, daran erinnern Sie sich sicher auch noch – 10 Millionen Computerbesitzer heruntergeladen. Eines der Paradebeispiele für virales Marketing. Werbegags also, die sich verbreiten wie ein Virus. Auf den Downloadseiten ging zeitweise nichts mehr. Ebenso wenig in den Büros der Republik.

Bei der neuen Spielegeneration bekommt der Begriff „Virales Marketing“ eine ungeahnte Dimension. Bei der … nun ja: Killerapplikationen der neuen Art ballern Sie als Commander eines pixeligen Raumschiffs auf pixelige Aliens. Die zerplatzen, wenn Sie sie treffen. Zu Schaden kommen Sie selbst bei „lose/lose“ nur, wenn Sie mit einem der Aliens zusammenprallen.

So weit, so normal. Habe ich auch gedacht.

Aber bevor Sie jetzt gleich googeln und downloaden – lesen Sie lieber erst mal weiter. Denn der Clou ist bei „lose/lose“ – wie der Name schon sagt: Sie können nur verlieren. Entweder das Spiel – oder wichtige Dateien. Verdeckte Spielregel, wenn man so will: Für jedes abgeschossene Alien, zerstört Lose/Lose im Hintergrund unauffällig Ihre Dateien.

Wohlgemerkt: Reale Dateien, an und mit denen Sie arbeiten.

Am Ende killt das Spiel sich so selbst. Dann doch lieber zu den launigeren Ballervarianten, finden Sie nicht auch? Falls Ihnen Teufelszeug wie Doom, Grand Theft oder wie sie auch heißen, nicht ins Haus kommen, gibt es eine launige Alternative. Bei „Nosh for Posh“ schießen Sie mit Hamburgern, Obst oder auch etwa Sushi auf die an den Fenstern ihres Hauses auftauchende Viktoria Beckham, ehemaliges Spicegirl Posh Spice.

Falls Sie eher an ernsthafteren Themen interessiert sind – da gäbe es auch etwas: Bei „Verballer die Staatsknete“ dürfen Sie als Politiker Ihrer Wahl mit Geld auf Schulen, Landesbanken, Windräder und Kohlebagger oder Autohäuser ballern. Schwer ist es, das bewegte Wahlvolk mit Geldgeschenken zu beglücken, wie die auf Traktoren und Rollstühlen vorbeifahrenden Landwirte und Rentner. Ich habe das Spiel ein paar Wochen vor der Bundestagswahl geschickt bekommen. Es hat mir gleich Freude bereitet. Und ich habe festgestellt: Selbst schlappe 30 Millionen Euro Neuschulden anzuhäufen, ist Heidenarbeit. Glücklicherweise gibt es den Zinseszins.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Gebrauksanwijsung

vile Dank for Aboniren dise Information-Newsletter. Si haben gute Wal getrofen. Herzliche Glukwunsh! Wir wuenshen Ihne vil erfolk mit unsere Product.

Sicher haben Sie so was in der Art auch schon mal in den Händen gehalten: meist Gebrauchsanleitungen qualitativ wenig hochwertiger Elektrogeräte. Denen man die unzureichenden Produktionsbedingungen gegen den Wind ansieht. Handreichungen zu hochwertigeren Produkten sind sprachlich meist anspruchsvoller.

Habe ich mir sagen lassen. Ich lese keine Gebrauchsanweisungen.

Und auch nur sehr selten Parteiprogramme. Dafür habe ich gestern bei Frontal21 gelernt, dass die sprachlich beeindruckend, aber leider weitgehend unverständlich sind. Hübsch anzusehen war das, wie da Passanten, Parteivolk und Spitzenpolitiker der Parteien vor den Kameras ins Raten gerieten, was denn mit dem ein oder anderen Satz eigentlich genau gemeint sei. Hiermit etwa: „Leitungskorridore von Schwerpunkten der Kraftwirtschaft zu möglichen Speicherstandorten sind planerisch frühzeitig vor konkurrierenden Einflüssen, die die Nutzung wesentlich erschweren oder gar unmöglich machen, zu sichern.“

Na? Kommen Sie drauf?

Von wem, tut hier nichts zur Sache – so etwas findet sich so ziemlich überall.

Einfach ausgedrückt müsste es so heißen: „Die Industrie soll Stromleitungen bauen dürfen, auch wenn Bürger dagegen sind“. Abgesehen von Energiewirtschaftslobbyisten – wer würde das wollen? Sehen Sie? Deswegen ja. „Immer die Aspekte, die nicht populär sind, die werden verkleistert und in Schachtelsätze verpackt, so dass man sie nicht versteht“, erklärte Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim. Ganz anders die Passagen, die der Wähler verstehen soll: „Subjekt, Prädikat, Objekt – jeder kann das nachvollziehen.“

Ist immerhin eine gute Leseanweisung für herumliegende Parteiprogramme: „Was Ihnen nicht klar ist, sollten Sie sich genauer erklären lassen. Am besten, Sie gehen gleich zum frisch gewählten Abgeordneten Ihres Wahlkreises und lesen es ihm vor.

Eins ist aber klar – und das nimmt Ihnen keine Gebrauchsanweisung ab: Sie müssen sie lesen. Sonst dürfen Sie sich nicht beschweren, wenn Sie am Ende einen der größten Polizeiskandale des Landes am Hals haben.

Ja, das kann passieren, wenn man Gebrauchsanweisungen nicht liest…

So stellte sich vor ein paar Monaten heraus, dass es eine der jahrelang meistgesuchten und geheimnisvollsten Verbrecherinnen bundesweit – mutmaßlich verantwortlich für einen Polizistenmord in Heilbronn und ganze 40 weitere Verbrechen – gar nicht gibt. Und die vielfach nachgewiesenen DNA-Spuren? Kamen von den Wattestäbchen. Die waren für DNA-Analysen gar nicht geeignet und hätten nicht benutzt werden dürfen, erklärte der Hersteller und fügte hinzu: „Das steht in der Gebrauchsanweisung ausdrücklich so drin.“ Aber wer liest die schon?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schilderwald

neulich auf der Autobahn war plötzlich „mein“ Schild weg.

Ich wollte nach Darmstadt. Und dann stand da plötzlich nur noch „Rüsselsheim“. Gut, dass ich die Strecke kenne. Ich brauche kein Schild, das mir Richtung oder Entfernung weist. Wahrscheinlich irgendeiner Schilderwald-Abforstungsaktion zum Opfer gefallen. Sind sie doch überall damit beschäftigt, den Schilderwald zu lichten.

Wo wir uns gerade dran gewöhnt hatten…

20 Millionen Schilder, alle 28 Meter eins, hat der ADAC gezählt. Schilder von Straßennamen nicht mitgerechnet, wenn ich es richtig verstanden habe. Viel zu viele, klagen Autofahrer und -lobbyisten seit Jahren. „Ich muss als Autofahrer an einem Flughafen nicht wissen, dass Flugzeuge in der Luft sind“, lästert ADAC-Jurist Markus Schäpe. Die laut ADAC „umfangreichste Reform der Straßenverkehrsordung (StVO) seit 1971“ soll nun Abhilfe schaffen. „So viele Verkehrszeichen wie nötig, so wenige wie möglich“, fasst Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zusammen.

Also: Elf Schilder weg, darunter der kleine Gartenzaun, der Einbahnstraßenpfeil sowie die Warnung vor spritzendem Schotter oder auch etwa Leuten auf der Straße. Sollen weg. Ebenso wie die vielen überflüssigen Parkge- und -verbotsschilder. Demnächst also nur noch Parkzonenschilder zu Beginn und Ende einer Parkzone. Wunderbare Idee, die Autofahrer aufs Raten zu verweisen – schließlich müssen die Kommunen ja irgendwie an Geld für Schulen, Straßenbau oder Sozialhilfe kommen. Neulich habe ich morgens um die Ecke zufällig ein Gespräch zweier männlicher – nun: Politessen belauscht. Meinte der eine: „Schreib den auch auf – das dürfen wir doch jetzt.“ Und zeigte auf den Wagen irgendso eines Unglückseligen, dem wohl auf dem Weg zur Arbeit eingefallen war, dass er Firmenausweis oder Butterbrot vergessen hatte und der in der Einfahrt hielt. Aber zurück zum Thema: Plus fünf neue Schilder: Inline-Skaten auf Radwegen erlaubt etwa. Macht sechs Schilder weniger.

Klingt nicht gerade nach Revolution im Schilderwald.

Wo wir gerade bei kleineren Korrekturen sind: Überdenken sollten die Verkehrsplaner das blaue Umleitungsschild an Autobahnen. Es ist leicht zu verwechseln. Zumindest für jemanden, der in Deutschland nicht Auto fährt. Wie vor einigen Wochen einen chinesischen Studenten. Der hatte nur auf seine Mutter gehört. Die meinte laut Spiegel: „Lern nicht nur, treib auch mal Sport.“ Und so hatte sich der 26-Jährige morgens zum Fahrradausflug vom Münchener Stadtrand ins 70 Kilometer entfernte Augsburg aufgemacht. 20.15 Uhr der Notruf: Da treibe sich ein Irrer auf der A99 herum. Den Weg zurück hatte der erschöpfte Radfahrer mit der U-Bahn zurücklegen wollen – und war dabei irrtümlich auf die Autobahn geraten.

Immer den Umleitungsschildern nach, weißes U vor blauem Hintergrund. Das kannte er ja schon aus München. Dort steht es für U-Bahn.

Ob er sich nicht gewundert habe, dass so wenige Fahrradfahrer unterwegs gewesen seien, fragte eine Polizistin. Nein, das passiere ihm in Deutschland öfter, meinte der Student. Aus China war der junge Mann Millionen Fahrradfahrer auf der Straße gewohnt. Und sechsspurige Autobahnen.+#

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 24.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Werbung

neulich erreichte mich wieder einer dieser Werbe-Newsletter von einer bekannten Kaffeeröster- und Handelskette.

Diesmal habe ich reingeklickt. So was habe ich noch nie gesehen.

Deswegen habe ich mir sofort den Spaß gemacht, mal durchzuzählen: Am Ende stand es 22 zu 22. Die Hälfte der Produkte war also noch zu haben, während die andere Hälfte „Leider schon vergriffen“ war. Nicht dass ich die alle hätte kaufen wollen – aber da habe ich mich schon geärgert. Das können Sie mir glauben. Und mein Sportsgeist war geweckt: Ich habe gleich die übrigen Angebotskategorien durchgezählt. Da sah es besser aus – Glück für den Anbieter. Meine ich mich doch zu erinnern, dass es da so eine Vorgabe gibt, nach der ein Produkt nach der Veröffentlichung einer Super-Sonderbroschüre noch ein paar Tage erhältlich sein sollte. Gut, ich wurde in kein Ladenlokal gelockt. Und auf dem beworbenen Produkt stand drauf, dass es weg ist…

Meine selbstkritische Erkenntnis: Mein Geschmack ist offenbar ziemlich durchschnittlich. Und dazu noch bin ich offenbar ausgesprochen langsam. Denn was ich da so hübsch und praktisch fand, das haben vor mir tausende Menschen nicht nur gesehen, sondern ganz offensichtlich auch bereits zeitig bestellt. Wie die das wohl gemacht haben? Egal.

Ob das jetzt aber die Erkenntnis ist, die die Werbetreibenden bei ihrer Zielgruppe – mir – bewirken wollten? Man weiß es nicht so genau. Gut, wahrgenommen habe ich die Werbung ja. Wenn auch als ärgerlich. Aber immerhin. Und das ist ja schon ein handfester Gegenwert in der Werbeindustrie. In der die Kunden für so genannte 1000er-Kontakte bezahlen – also dafür, 1000 Empfänger zu erreichen. Und in der die Experten davon ausgehen, dass die Hälfte des Werbekostenbudgets schlicht versenkt ist – und nur eben leider keiner so genau weiß, welche Hälfte nun… Klar, da wird auch gern experimentiert: mit Duftwerbung, viralem Marketing, Flashmobs oder seit kurzem etwa auch: einem als Werbefläche gebuchten Torso.

Den bietet der US-Amerikaner Jason Sadler als Werbefläche an. Sein muskulöser Oberkörper ist ausgebucht. Jeden Tag dieses Jahres trägt er ein neues Motiv auf dem T-Shirt. Ob Stillende-Mütter-Blog, Abtreibungsgegner, ein Versandhandel für Requisiten zur öffentlichen Selbsterniedrigung bei Junggesellenabschieden oder auch eine Hundeschule – wählerisch ist Sadler nicht. „Kein Meeting ist so wichtig, dass ich dabei nicht ein rosa Glücksbärchie-T-Shirt tragen könnte“, sagt der gelernte Grafikdesigner aus Jacksonville im US-Bundesstaat Florida.

Ob, und wenn, welche Hälfte der Kosten bei ihm versenkt ist, bleibt offen. Für Sadler jedenfalls zahlt sich das Geschäftsmodell von „I wear your shirt“ wahrscheinlich aus. 67.000 Dollar wird er einem Bericht der Financial Times Deutschland in diesem Jahr damit verdienen, jeden Tag das Logo eines neuen Kunden zu tragen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Bauchfrei-Wahlkampf

haben Sie gestern auch zwischen Anne Will und Maybritt Illner hin- und hergezappt? Da konnten Sie den Debatten über den anstehenden Wahlkampf folgen. Ist er schon gelaufen oder wird er doch noch heiß? Das war da die Frage.

Gut, über die Inhalte erfuhren Sie in beiden Sendungen nicht wirklich viel. Aber es scheinen doch einigermaßen handfeste Inhalte zu sein. Zumindest im Berliner Wahlbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Dort wirbt die CDU-Kandidatin und ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld mit dem Slogan: „Wir haben mehr zu bieten“. Dem ARD-Nachtmagazin gegenüber erklärte sie: „Ich wollte vor allem auf uns aufmerksam machen, auf die Inhalte, die wir vertreten.“ Wir, also Frau Lengsfeld und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Und die Inhalte? Zwei großzügig ausgeschnittene, gut gefüllte Dekolletees.

„Wenn man was hat, soll man es auch zeigen“, kommentiert eine Passantin vor der Kamera. „Wenn Sex so offensichtlich in der Politik eingesetzt wird, ist das lächerlich“, hält ein Passant dagegen. Und ein anderer urteilt fachmännisch: „Sexy? Sexy nicht, dafür sehen sie beide nicht gut genug aus. Aber man muss ja Reklame machen…“

Das findet auch die Linke Partei. Sie wirbt nun im selben Wahlkreis mit der Rückseite ihrer Bundestagskandidatin Halina Wawzyniak und dem eher krachigen Slogan: „Mit Arsch in der Hose in den Bundestag.“ Das Plakat der Grünen im Wahlkreis kommt mit einem gezeichneten Kreuzzug des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Hans-Christian Ströbele gegen die Finanzmärkte vergleichsweise brav daher. Wer es grün und nackt will, der muss schon in den viel weiter westlich gelegenen Wahlkreis Kaarst bei Neuss fahren. Dort gibt es weiße Frauenhände auf dem nackten Po einer schwarzen Frau zum Slogan: „Der einzige Grund, schwarz zu wählen.“

Ob die SPD nun irgendwo mit Bauchfrei-Plakaten wirbt? Man wird sehen…

Vielleicht halten sich die Sozialdemokraten aber auch weise zurück. Womöglich hat ja jemand die neue Forsa-Studie im Auftrag von BILD der Frau gelesen. Danach zählt für Männer vor allem der Charakter einer Frau. Ja. Der Charakter ist es, der eine Frau so attraktiv macht, erklärten 76 Prozent der befragten 500 Männer den Interviewern.

Die Fragesteller waren wahrscheinlich vorwiegend weiblich. Bei den Ergebnissen…

Ehrlichkeit ist der Umfrage zufolge für 53 Prozent ein Grund zum Verlieben. Warmherzigkeit und Humor halten 15 Prozent für das schönste Plus einer Frau. Klugheit finden immerhin noch 10 Prozent sexy. Von einem hübschen Gesicht fühlen sich der Umfrage zufolge 70 Prozent der Männer angezogen. Aber dann hört es auch schon auf mit den schnöden Äußerlichkeiten. Po (7%), Beine (6%) und Busen (3%) waren den Befragten vergleichsweise unwichtig.

Na klaaaar.

Fragen Sie mal in den Polizeirevieren nach Auffahrunfällen vor Unterwäscheanzeigen am Straßenrand… Ob die sich nun wohl auch in Friedrichshain häufen? Man wird sehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Gold

Herr von Goethe hat mal gesagt: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.

Und er hat sicher nicht unrecht. Spätestens seit gestern vor 161 Jahren. Da berichtete die Zeitung New York Herald von Goldfunden in Kalifornien. Und löste damit den kalifornischen Goldrausch aus. Hunderttausende Menschen strömten damals nach Kalifornien, um Erdreich zu sieben. Nur wenige fanden Goldnuggets und wurden reich. Und die paar, die Glück hatten, verzockten das Geld oft gleich wieder. Oder mussten fortan Wucherpreise zahlen.

Sie wissen ja: Die Preise richten sich nach den Einkommen. Alte Ökonomenweisheit.

Der Preis für den Wunschtraum war hoch. Flöhe, Ratten, Cholera. Und ein Krieg gegen Mexiko, das damals Teile Kaliforniens für sich beanspruchte. Mit dem Gold ließ sich damals eben gut Politik für den Krieg machen. Von 1854 übernahm die Industrie den Goldabbau. Damit war der Rausch vorbei.

Aber längst nicht die Faszination. Schon die Farbe. Und der Glanz. Dass es wertvoll ist, sieht man ihm schon an, finden Sie nicht? Wenn es in der Ökonomie ein Dogma gibt, dann das vom Gold. Es gab ja auch mal den Goldstandard – an den der Wert des Geldes gebunden war. Den Standard gibt es längst nicht mehr. Aber Gold gilt immer noch als sicher. Das können Sie heute in jeder Krise beobachten. Sofort steigt der Goldpreis. Die Leute kaufen Gold. Gilt es doch als Inflationsschutz und resistent gegen Finanz- und Wirtschaftskrisen. Selbst wenn Sie nur Goldpapiere kaufen – und nicht Barren oder Münzen – und der Emittent dann pleite geht. Denn dann haben Sie immer noch das Recht, Ihr Gold aus dem Tresor zu räumen.

Das Schöne am Gold ist ja: Es existiert wirklich.

Wussten Sie, dass alles Gold der Welt zusammengepresst einen Würfel von 20 mal 20 Metern Kantenlänge ergibt? Mehr nicht. Habe ich mal gelesen. Und was knapp ist, ist eben teuer. Mal mehr, mal weniger. Die größten Goldbschätze lagern nach den USA übrigens in Deutschland, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und in Frankreich. 18 Prozent lagern in Zentralbanken. Aber es ist viel zu schön, um es einfach zu verstauen. Mehr als die Hälfte vom Gold wurde denn auch zu Schmuck verarbeitet, weitere 12 Prozent zu Kunstgegenständen. Vor zwei Jahren gab es mal eine Meldung, die dann allerdings keinen Goldrausch mehr auslöste.

Gibt wahrscheinlich nicht genug Biologen, genauer: Bakteriologen.

Forscher vom Cooperative Research Centre for Landscape Environments and Mineral Exploration in Australien fanden eine Bakterienart, die Goldfäden spinnt. Allerdings: Die stellt das Gold gar nicht selbst her. Sie wandelt nur die Spurenelemente aus dem Boden um.

Wäre doch sonst klasse, oder?

„Nach Golde drängt,/ Am Golde hängt/ Doch alles.“ Dem hatte Johann Wolfgang von Goethe übrigens hinzugefügt: „Ach, wir Armen!“ Das kann man auch anders sehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.08.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schwitzende Schafe

meine Tochter ist bockig, wenn es mal wieder regnet. Blödes Wetter. Langweilig, findet sie. „Mama, wann kommt der Sommer endlich wieder?“, fragt sie.

Ich weiß es leider nicht.

Den britischen Schafen dürfte das Klima aber wohl ganz gelegen kommen. Las man doch vor einigen Wochen, sie würden in diesem Sommer wohl schwitzen müssen.

Der Grund: Die verschärften Einwanderungsbeschränkungen für Schafscherer aus Down under. Die müssen nämlich von diesem Jahr an – so wie andere ausländische Arbeiter im Königreich auch – die neue biometrische Aufenthaltskarte besitzen. Die kostet nicht nur umgerechnet 230 Euro, sondern die Antragsteller beispielsweise aus Australien müssen auch eigens in die Hauptstadt Canberra reisen, um dort Fingerabdruck und Fotos abzugeben.

Heidenaufwand und Spesen also. Dumm gelaufen für die britischen Schafe.

Es gebe einfach nicht genug einheimische Scherer, um die Tiere von ihrem dicken Winterfell zu befreien, warnte Frank Langrish vom Britischen Wollverband. Jährlich kommen – bislang zumindest – rund 500 Schafscherer aus Australien und Neuseeland nach Großbritannien. Sie befreien Schätzungen zufolge rund fünf Millionen der insgesamt etwa 14,5 Millionen Schafe in Großbritannien jährlich von ihrem dicken Winterfell, rechnet er vor. Eine schwierige Situation für die britischen Herden, warnt er.

„Millionen Schafe werden ihr dickes Fell durch die heißesten Monate des Jahres tragen müssen – und manche werden wahrscheinlich überhaupt nicht geschoren.“

Zumindest die Schafe haben also wohl Glück im Unglück, dass dieser Sommer mal wieder ins Wasser fällt… Bis nächstes Jahr hat der Wollverband dann vielleicht Abhilfe geschaffen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.07.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html