Zufall

neulich am Telefon, war ich mal wieder verwirrt.

Da rief mich eine freundliche Frauenstimme an und meldete sich mit „Trautmann“. Ich war verblüfft: „Frau Trautmann?“ Keine fünf Minuten zuvor hatte mir eine andere Frau Trautmann – ebenfalls sehr freundlich, aber ganz andere Stimme – ihren Rückruf für in etwa einer halben Stunde angekündigt.

Sie denken es sich sicher schon: Es war eine andere Frau Trautmann.

Damit hatte meine sich rasch legende Verwirrung denn auch schnell erklärt. Ob ich das Attachment habe öffnen können, fragte sie mich. Ich versuchte es und erklärte derweil, ich hätte das bislang offen gestanden noch nicht versucht, weil mir ja dankenswerterweise schon Herr Henning einen sehr ausführlichen Artikel mit den wichtigsten Infos geschickt habe. Es würde funktionieren – vielen Dank.

Nun merkte ich, dass Frau Trautmann verwirrt war. „Herr Henning?“ fragte sie mich, hörbar überrascht. Wie sich herausstellte, heißt Frau Trautmanns Azubi ebenfalls Henning – nur war das ein anderer Herr Henning als der, von dem ich gesprochen hatte…

Lustiger Zufall, finden Sie nicht auch?

Solche Telefonate mag ich gern. Und ich schwöre – ich habe es mir nicht ausgedacht! Würde ich auch gar nicht erst versuchen – viel zu konstruiert… Das wahre Leben ist eben besser, als jede Erfindung.

Auch und gerade in den kleinen und vielleicht wenig bedeutsamen Details. Zum Beispiel in dem, dass ich am selben Tag einen Krimi fertig gelesen hatte, in dem eine der großen wissenschaftlichen Theorien eine Rolle spielt, die Menschen sich ausdenken, um mit dem Phänomen Zufall zurechtzukommen: „Schilf“ von Juli Zeh. In den Fall sind zwei Physiker verwickelt – und eine Annahme, die Forscher als Viele-Welten-Theorie handeln. Die geht so: Es ist dermaßen unwahrscheinlich, dass es uns Menschen gibt, dass hierfür entweder ein höheres Wesen verantwortlich ist – „Gott würfelt nicht“, hat Albert Einstein ja auch mal erklärt – oder dass es ebenso viele Welten wie Möglichkeiten gibt – mit und ohne uns. Oder ganz viele Welten, in denen Sie und ich gerade nicht vor dem Computer sitzen, sondern woanders.

Der Zufall ist ja von jeher umso faszinierender, je unwahrscheinlicher er ist und je sinnvoller oder folgenreicher er aussieht. Ein bisschen hat das aber sicherlich auch mit Wahrnehmung zu tun, nehme ich an. Denken Sie mal an den Klassiker: Sie denken an jemanden und im Moment darauf ruft der Sie an. Klar, so was merke ich mir auch. Aber: Wie oft hat mich umgekehrt jemand, an den ich gerade gedacht habe, nicht angerufen? Oder hat mich jemand angerufen, an den ich nicht gedacht habe? Max Frisch sagte mal: „Es ist immer das fälligste, was einem zufällt.“

 

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Toaster

ein Toaster im Haus ist manchmal Gold wert.

Glauben Sie nicht? Zumindest für eine Einwohnerin Floridas. Der brachte ein gerösteter Toast vor wenigen Jahren mehr als zehntausend Dollar ein. Die bräunliche Scheibe, die die Frau im Internet versteigerte, soll das Gesicht der Gottesmutter gezeigt haben. Die Gebote kletterten zwischenzeitlich auf über 100 Millionen Dollar – bis Spaßbieter ihre Angebote zurückzogen. Zehn Jahre habe das Brot in einer Plastikbox auf dem Nachttisch gelegen, erklärte die Frau der Zeitung „Miami Herald“. Keine Spur von Schimmel. So etwas bekommt nur ein Toaster hin.

Wenn der Fortschritt ihn dahinraffte – meine Tochter würde ihn vermissen. Sie sicherlich auch. Grund genug, dem Kasten weitere 100 Jahre zu wünschen. So alt ist die Errungenschaft nämlich schon.

Als Mutter aller Toaster gilt der „D-12“ von General Electric, der vor 100 Jahren auf den Markt kam. Die Brotscheiben mussten Sie in sehr hohe Drahtgestellkörbe schieben. Und zwischendurch umdrehen nicht vergessen – der D-12 konnte nur eine Seite rösten. Dafür zumindest anfangs umso besser auch Ihre Finger… Autsch. Der Sockel war aus weißem Porzellan. Gegen Aufpreis konnten Sie den verzieren lassen: mit Zierlinien und buntem Blumendekor – von Hand gemalt. Heute verzieren die Leute lieber gleich ihre Toastscheiben. Jedes erdenkliche Motiv können Sie sich draufrösten: die aktuelle Wettervorhersage, Totenköpfe, Winnie the Pooh oder auch Frauensilhouetten. Offenbar sogar das SPD-Logo. Die nötigen Toaster mit Motivschablonen und Toast-Tattoos können Sie kaufen.

Natürlich wurde auch der Toaster – wie es sich für eine bahnbrechende Entwicklung gehört – mehrfach erfunden (siehe Newsletter vom 5.5.2009), fast zeitgleich von der Firma Bastian in England. Auch der erste Klapptoaster kam fast zeitgleich – die zwei seitlichen Klapptüren konnten Sie sogar ganz entfernen. Sogar Flachbetttoaster – zum Teil mit automatischem Brotwender ausgerüstet – gab es. Vor 50 Jahren dann erreichte der Toaster seine wohl höchste Evolutionsstufe. Seither funktionieren Toaster nämlich weltweit in etwa gleich.

Gut, Ihre Ingenieure würden jetzt protestieren. Klar, einige Feinheiten, von denen wir brotrösttechnischen Laien keine Ahnung haben, werden nach wie vor verbessert: Intelligente Toaster sehen dem Brot an, ob es schon gut ist oder verhindern, dass ich Dummerchen meinen Toaster liegend anwerfen will. Einige Tüftler tunen ihre Toaster sogar. Der des Briten Freddie Yauner schaffte beim Weltrekord-Versuch im Toaster-Auswurf mehr als zwei Meter.

Falls Ihr Toaster gerade kaputt ist und Sie auf eine Abwrackprämie für Toaster warten – trösten Sie sich: Dass man auch ohne Toaster leben kann, zeigen die Bewohner der Einöden Kanadas. Die rösten ihr Brot in gusseisernen Kanonenöfen. Sie kleben ihre Toastscheibe an die heiße Ofenwand. Irgendwann fällt sie ab – fertig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Mikronationen

waren Sie mal in Kopenhagen? Dann kennen Sie vielleicht die Freistadt Christiania.

Dieses Kopenhagener Viertel halten seit 1971 Aussteiger und Hippies besetzt. Überall Blumen, bunte Häuser und Stadtteile mit Namen wie Löwenzahn oder Milchstraße. Womöglich nicht mehr lang. Denn ein Gerichtsurteil erlaubt dem dänischen Staat nun, das Viertel zu räumen. Das ist bislang nicht geschehen. Aber wenn, können wir wohl von Glück sagen, dass die Bewohner des ehemaligen Kasernengeländes pazifistisch eingestellt sind. Sonst gäbe es vielleicht einen Krisenherd mehr in Europa.

Das wäre zumindest nicht ganz abwegig. Christiania ist nicht bloß ein bunter Haufen, sondern versteht sich als Mikronation. Das das sind kleine Erdflecken, die den Anspruch erheben oder auch Anschein erwecken, ein Staat zu sein – aber völkerrechtlich nicht anerkannt sind.

Nicht, dass Sie das jetzt auch mit Zwerg- oder Kleinstaaten wie Andorra, Malta oder Liechtenstein verwechseln. Die sind zwar ebenfalls Bonsai – aber anerkannt.

Die selbsternannten Staatsoberhäupter dieser Mikronationen sind zuweilen richtig militant. Zum Beispiel auf Sealand, offiziell: Fürstentum Sealand, eine konstitutionelle Monarchie vor der Küste Englands. Die befindet sich auf einer ehemaligen britischen Seefestung. Als Staat proklamiert hat die Stahlkonstruktion 1967 Paddy Roy Bates. Der britische Ex-Major hatte da gerade wegen des Betriebs eines Piratensenders Ärger am Hals. Sealand gibt Diplomatenpässe, Briefmarken, eine Nationalhymne, Flagge und Münzen aus. Und macht seinem großen Nachbarn richtig Ärger. Nachdem 1987 die internationalen Hoheitsgewässer auf die Zwölfmeilenzone ausgedehnt wurden, gab es sogar bewaffnete Grenzscharmützel.

Glauben Sie bloß nicht, ein Staat mit einer Handvoll Einwohnern sei ein Kindergeburtstag.

Pustekuchen. Als Fürst Roy und Fürstin Joan nach Salzburg fuhren, putschte der auf Lebenszeit eingesetzte Premierminister und Regierungschef von Sealand, Alexander Gottfried Achenbach, ein eingebürgerter Deutscher. Und nahm Fürst Roys Sohn Michael als Geisel. Mit Hubschraubergewalt eroberte Roy wenig später Sealand zurück und nahm ebenfalls Kriegsgefangene. Die europäischen Nachbarn schalteten sich in den Konflikt ein. Deutschland sandte schließlich einen Konsularbeamten der Botschaft zu Verhandlungen nach Sealand, was Fürst Roy als völkerrechtliche De-facto-Anerkennung wertschätzte. Lustigerweise erkennt übrigens Sealand umgekehrt Deutschland seit der Wiedervereinigung nicht als eigenständigen Staat an…

Die Briten können neidisch auf die Dänen mit ihren gewaltfreien Hippies sein

Auch in Deutschland gab es schon die ein oder andere Mikronation. Der Pass der Republik Freies Wendland etwa – damals gegründet von Atomkraftgegnern bei Protesten gegen das Atom-Endlager Gorleben – kostete seinerzeit zehn Mark. Und war gültig, “solange sein Besitzer noch lachen kann“.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Zauberwürfel

Krck. Krck. Krck. Hm. Krck. Krck. … Krck. Hm.

Kommt Ihnen dieses Geräusch irgendwie bekannt vor?

So ähnlich klang es damals, vor knapp 29 Jahren, in meiner Schule. Vielleicht ja auch in Ihrer. Kurz vor den Sommerferien gab in den Geschäften Zauberwürfel zum Kauf. Magische Teile: Bunt, irgendwie unergründlich, begehrenswert. Gingen weg wie warme Semmeln. Und rissen uns, wie es sich für echte Geduldsspiele gehört, zu Verzweiflungstaten hin. Glücklicherweise ließ sich der echte Rubick’s Cube nicht nur buttrig drehen, sondern auch unfallfrei auseinanderbrechen und wieder zusammendrücken. Aber die rasch auf den Plan tretenden Nachahmer – keine Chance, sag ich Ihnen. Drei mal auseinandergebaut, schon war das Ding hinüber. Da half auch kein Ölen – nur ehrliches Bemühen.

Oder eine Auflösung. Mit der kam irgendwann mal jemand an. Damals noch ganz schick als Buch!! Klar, gab ja noch kein Internet. War es anfangs noch gegen die Würfler-Ehre, die Anleitung auch zu benutzen – kurz spicken ging vielleicht noch in Ordnung –, hatten wir wenig später eine neue Herausforderung entdeckt: Tempo. Wer konnte den Würfel am schnellsten „wieder richtigmachen“?

Krcrckrckrckrckrckrckrckrckrckrckrck. Juhu.

Jojos: abgemeldet. Gummitwist und Monchichis: passé. Gameboys: noch keine Rede von. Nur Krckrckrckrckrckrckrck. Am Knarzen konnte man die 10- bis 14-Jährigen damals von weitem erkennen. Überall lagen die sechsfarbig beklebten Würfel herum. Ich hatte damals sogar einen Schlüsselanhänger mit einem nur etwas mehr als daumennagelbreiten Cube. Und eine Würfelvariante mit abgerundeten Kanten.

Zehn Seiten. Anleitung funktionierte trotzdem. Hauptsache!

Angeblich gibt es genau 43.252.003.274.489.856.000 Möglichkeiten, den Zauberwürfel wieder zu richten – eine Zahl mit „Trillionen“! Kürzester Weg zum Ziel sind 26 Züge. Computer haben sogar 20 als machbar errechnet. Etwas für echte Mathematiker – keine geschraubten Apparate – ist die Frage, wie viele Züge Sie höchstens brauchen würden, um jeden noch so verdrehten Würfel hinzubekommen.

Das ist doch der beste Beweis, dass der Mensch so rational wieder nicht ist, oder?

Hier beginnt das Reich des Unfasslichen. So wird die gesuchte Zahl denn auch als „Zahl Gottes“ gehandelt. Wahrscheinlich wird die Suche ähnlich lang dauern, wie die nach der höchsten Primzahl: ewiglich. Bei Hallen-Zauberwürfel-Turnieren geht es aber nach wie vor um Tempo. Gern auch blind. Hauptsache Krckkrckkrck.

Damit Sie die nützlichen Tipps für Ihre Steuererklärung nicht ewig suchen müssen, dafür haben Sie ja diesen Newsletter. Diesmal: Worauf Sie achten sollten, damit Sie nicht lang mit dem Finanzamt über eine Teilwertabschreibung streiten müssen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Spuk-Newsletter

Achtung – Achtung! In diesem Newsletter spukt es. Weiterlesen geschieht auf eigene Gefahr. Für Schäden durch unsachgemäßen Gebrauch haften weder Verfasserin noch Verlag.

So, diese kleine Formalität hätten wir geklärt.

Sie müssen schon entschuldigen. Damit folgen wir hier nur einem Trend. Den setzte kürzlich die National University of Singapore (NUS). Dort informiert ein Hinweisschild vor dem Hauptgebäude des Bukit Timah Campus die Besucher nach Angaben des chinesischen Onlinemagazins SinChew, dass zahlreiche Zeugen einem in weiße Gewänder gekleideten, kopflosen Geist in den oberen Stockwerken des Gebäudes begegnet sein wollen. Außerdem sollen immer wieder spukende japanische Soldaten die Gänge auf und ab marschiert sein. Und nicht nur das: Immer wieder sollen nachts Lichter ein- und ausgegangen sein. Außerdem wollen Studenten Poltergeisterscheinungen gesehen haben: fliegende Tische und Stühle.

Gut, die Quelle ist vielleicht nicht die allerzuverlässigste. Ein Blog über Grenzwissenschaften oder irgendsowas. Die berichten noch über ganz andere Dinge: aktuelle Forschungsergebnisse der Bigfootologie oder auch zu Kornkreisen, Ufos und weiteren – äh, wissenschaftlich zumindest zweifelhaften Phänomenen. Derzeit diskutiert die Redaktion die Frage, warum Geister Kleider tragen.

Doch nicht nur gefühlt – auch tatsächlich scheint das Sommerloch dieses Jahr früher anzukommen. Sieht jedenfalls ganz so aus. Schon melden auch seriöse Medien wie die Süddeutsche Zeitung oder die B.Z auf Spuk-Meldungen merkwürdige Vorkommnisse: aus einem Kulturzentrum im niederländischen Leeuwerden.

„Schatten ohne Körper, Stimmen aus dem Nirgendwo, unerklärliches Türenzuschlagen und plötzliche, extreme Temperaturschwankungen“, beschreibt es die B.Z. Wahrscheinlich sind es die gewaltsam getöteten ehemaligen Häftlinge des zuvor dort stehenden Gefängnisses, die nun – na? genau: herumspuken. Vermutet man. Daniel van Vliet von der „Dutch Paranormal Society“: „Sie sind verärgert und lassen uns das spüren.“

Ganz schön spooky, oder?

Durch das Internet spukt zur allgemeinen Unterhaltung auch ein neues Video von Schmunzelmonster Nessie von Loch Ness in Schottland. Je mehr User dem Aufruf des Filmers folgen, das Auftauchen zu bezeugen, desto unsicherer wird der offenbar wiederum.

Da bleibt uns nur zu hoffen, dass dereinst nicht die gemarterten Seelen gequälter Steuerzahler im dann vielleicht zum Mega-Kulturzentrum umfunktionierten Bundesfinanzministerium spuken und poltern. Hätten sie bloß rechtzeitig jemanden gefragt, wie das mit dem Investitionsabzugsbetrag noch mal ging. Weiter unten im Newsletter, da können Sie es nachlesen. Ganz wirklich!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Papierkugel Gottes

Zufall, Schicksal, Glück gehabt? Das ist im Leben oft die Frage. Gerade, wenn es um die Wurst geht. Oder den Uefacup-Sieg.

Da wird zumindest der Sieger nicht an Zufall glauben, das wusste ja schon Friedrich Nietzsche. Zuletzt also Werder Bremen. Ein etwa faustgroßer Papierballen gab Werder vor wenigen Wochen den Kick für den Einzug ins Uefacup-Finale. Aus Sicht des Gegners, des Hamburger SV, lag die Papierkugel zur falschen Zeit am falschen Ort: in der Nähe einer Eckfahne. Dort wollte HSV-Verteidiger Michael Gravgaard den Ball zum Torhüter zurückspielen. Der Ball sprang über die unschuldig herumliegende Papierkugel, traf Gravgaards Schienbein – und kullerte ins Aus. Eckball für Werder. Tor. 3:1. Der Rest wird einst Fußballgeschichte sein.

Mal ein ganz neuer Typ zwölfter Mann, finden Sie nicht auch?

Als solcher hat die „Papierkugel Gottes“, wie Werder-Fans ihr huldigen, auch bereits ihren eigenen Wiki-Eintrag. Und gab der Onlineredaktion des ZDF ein Interview. „Es ging alles so schnell!“, wird sie da zitiert. „Gravgaard stürmte auf mich zu, wollte den Ball kontrollieren – da hab ich dem Leder einfach einen Schubs gegeben. Das Beste: Die anschließende Ecke und das 3:1 von Frank Baumann habe ich aus nächster Nähe gesehen, nachdem mich dieser Däne hinter die Torauslinie gekickt hatte. Die Schmerzen habe ich da gerne in Kauf genommen.“

„Geburtsdatum: 7.5.2009, Position: Sturm“, steht in dem Wiki-Eintrag. Und: „Marktwert: unverkäuflich“.

Das allerdings stimmt so nicht, wie das vergangene Wochenende gezeigt hat. Für genau 4510 Euro ersteigerte ein Werder-Fan von Sat.1 das in Hamburg wohl derzeit meistgehasste Objekt. Die Papierkugel soll nun einen Platz im „Wuseum“ bekommen, dem Werder-Museum. Der Versteigerungserlös geht an ein Kinderhospiz in Bremen. Hamburg wäre vielleicht pietätvoller gewesen. Finden Sie nicht auch? Aber wir wollen nicht zu anspruchsvoll werden.

Glaubt man dem legendären Felix Magath, so ist im Fußball sowieso Schönheit die Abwesenheit von Zufall. Bleibt dem Verlierer also wenigstens ein kleiner Trost.

Bei Fußballtickets als Incentives sollten Ihre Alarmglocken ganz laut schrillen – auch wenn Sie Fußballfan sind. Warum, das erfahren Sie in dieser Newsletterausgabe.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Krise? Kinderkriegen!

Vor ein paar Tagen war ich mal wieder baff. Da kam der Leiter eines großen Wirtschaftsforschungsinstituts mit einem ganz tollen Vorschlag an: Paare mit Kinderwunsch sollen doch die Krise zum Kinderkriegen nutzen.

Denken wir spaßeshalber mal ernsthaft über den Vorschlag nach. Ich stelle mir also vor, ich habe gerade meinen Job verloren und mein Partner ist auch noch nicht ganz sicher, was diese merkwürdig vielen fremden Herren in Anzügen in seiner Firma zu bedeuten haben. Und wir wollten doch sowieso demnächst ein Kind.

Ist doch eine Supergelegenheit, einfach die Arbeitslosigkeit zum Bäuchlein streicheln, stillen und wickeln zu nutzen statt mich um die rar werdenden Jobs zu rangeln, meint der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), Ulrich Blum. Elterngeld gibt es auch so. Und wenn die Krise vorbei ist, wird der Schwung auf dem Arbeitsmarkt schon für mich mit reichen. Sollten dann doch nicht genug Jobs übrig sein – warum nicht gleich weiter machen, mit dem nächsten Kind? Unter uns – das müssen wir ja so nicht sagen –, aber das wäre doch superpraktisch: Besteht doch das demografische Problem bekanntlich ein gut Stück darin, dass zuwenig Leute mehrere Kinder bekommen.

Dass die Idee mir irgendwie realitätsfern vorkam, liegt an meiner beschränkten Sicht. Der Realität von vorgestern fühlt sich Blum verpflichtet, erkannte dagegen die Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1950 reloaded also. Nur besser. Ja, passen Sie mal auf: Herr Blum schlägt nämlich nicht nur vor, die gerade überflüssige Arbeitsmarktreserve „an den Herd zu entsorgen“, wie die FAZ es hübsch zusammenfasst. Er schlägt auch noch vor, dem im Arbeitsmarkt verbleibenden Partner längeren Kündigungsschutz zu schenken.

Ist doch nett. Denken Sie jetzt bloß nicht drüber nach, was wäre, wenn der trotzdem seinen Job verlöre, weil diese Männer in Anzügen den Laden dicht machen. Oder an die ganzen Männerbranchen, die sich für den Vorschlag herzlich bedanken werden, wie Axel Plünneke vom Institut für die Deutsche Wirtschaft (iw) in Köln lästerte. Kleine Schulung, und ab in die Alten- und Krankenpflege sowie Kindergärten mit den frisch gebackenen Ernährern. Fertig. Das Gehalt reicht nicht für Kinder und Hausrate? Kein Problem. Vielleicht kann sich ver.di dann auch die Streiks sparen, und die Jobs werden angemessen entlohnt.

Und wäre es nicht auch superpraktisch, gleich noch die Frauen in Erziehungszeit zu Erwerbstätigen umzudeklarieren? Sähe doch auch die böse Erwerbstätigenstatistik gleich viel besser aus, die trotz Kurzarbeit auf unter 40 Millionen gerutscht ist.

Sehen Sie? So leicht lassen sich unsere drängendsten Probleme lösen. Merkwürdig nur, dass ein Hallenser nichts aus dieser furchtbar dummen Erfahrung nach der Wende in Ostdeutschland gelernt hat. Trotz massig Gelegenheit zum Kinderkriegen – bei der Arbeitslosigkeit – brachen die Geburtenraten ein, wie die Aktienkurse im September. Ach so: Herr Blum ist gar kein Hallenser, sondern Bayer. Na ja, dann…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 25.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rotbauchunken

smørebrød, smørebrød – røm pøm pøm pøm….

Das waren noch Zeiten, finden Sie nicht auch? Klangvoll. Glanzvoll. Grand prix eben!

Den habe ich am liebsten frisch aus der Badewanne kommend geguckt, die Decke über den Knien, im trauten Familienkreis. So bin ich aufgewachsen. Sie vielleicht auch. Heute dagegen: Castings und Contests. Glamour? Fehlanzeige.

Kein Wunder dass der Lack ab ist. Wahrscheinlich auch bezeichnend, dass bei den vielen Misserfolgen der vergangenen Jahre vor allem an bürokratischen Feinheiten herumgedoktert wurde, wie etwa dem ach so ungerechten Abstimmungsverhalten. Als hätte es das nicht früher auch schon gegeben. Und als hätte es Deutschland nicht trotzdem – in den frühen 80ern, Sie erinnern sich – mit „Ein bisschen Frieden“ mal auf Platz eins geschafft.

Gut, seither ist außer Spesen vor allem Spott gewesen. Offenbar ist daran auch mit geschnürter Corsage nicht viel zu ändern. Jedenfalls konnte Dita von Teese damit den deutschen Beitrag auch nicht höher als auf Platz 20 wuchten. Da muss wohl etwas anderes her. Sex sells gilt hier also offenbar nicht. Vielleicht die Witzkarte. Schon handeln sie Stefan Raab als neuen Retter. Schließlich brachte der es mit „Wadde hadde dudde da“ vor neun Jahren immerhin mal auf Platz fünf. Außerdem hat der Mann erwiesenermaßen ein Händchen für Contests. Wir dürfen gespannt sein. Und Deutschland lieber noch nicht verloren geben.

Allen Unkenrufen zum Trotz brachte es nämlich am Wochenende vor dem großen internationalen Schlagerwettbewerb ein kleiner, bislang unbeachteter deutscher Chor zu erstaunlichem Ruhm. Vom vorletzten Platz im vergangenen Jahr steigerte sich das Grüppchen auf Platz Nummer vier: beim Internationalen Song Contest der Rotbauchunken.

Ganz ohne Corsage oder Bauchtanz sollen sie ausgekommen sein, die Nacktfrösche. Kraft ihrer Stimme setzten Germanys Next Rotbuchunken sich bei dem dezentral ausgetragenen Wettbewerb durch, für Deutschland vom Feuerwehrhaus in Kühren aus, im schleswig-holsteinischen Kreis Plön. Ihre Obertöne  – einzigartig: Zweckfrei, dabei harmonisch im Klang und irgendwie überirdisch. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Sumpf voll mit Rotbauch-unken. Da werden Sie nicht heraushören, wo die nun hocken. So sphärisch ist ihr Gequake. Einen Nutzen hat das doch: Wenn Sie nebenher als Dirigent tätig sind und Ihre Stimmgabel vergessen, können Sie sich von einer Rotbauchunke den Ton a’ geben lassen.

Doch auch bei diesem Contest gibt es Probleme mit dem Abstimmungsverhalten. Neigen doch die bösen Skandinavier dazu, sich gegenseitig Stimmen zuzuschanzen. Kennen wir ja. Klangen doch die deutschen Unken nun wirklich viel melodischer, als die besser platzierten schwedischen Mölle Tenöre, Bauska Bombina Boygroup aus Lettland oder die dänischen Klokkefrøs zusammen. Ein Grund mehr also, beim nächsten Mal in jedem Fall kurz vor dem European Song Contest noch schnell für Deutschlands Rotbauchunken anzurufen – oder online zu voten, auf der Seite life-bombina.de der Stiftung Naturschutz Schleswig Holstein.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Berauschende Düfte

Düfte haben zuweilen etwas wahrhaft Berauschendes, finden Sie nicht auch? In Madrid und Barcelona gilt diese Weisheit sogar offenbar wortwörtlich.

Dort atmen die Passanten nicht nur Kohlendioxid, Pollen oder Feinstaub – sondern darüber hinaus auch: Kokain. Außerdem ein bisschen Opium hier, ein wenig Amphetamin dort sowie ein Hauch Cannabis – also Haschisch oder Gras. Klingt komisch, ist aber so. Ob die Hauptstädter Spaniens und Katalaniens sich deswegen nun aber im Dauerhoch befinden, darüber sagt die Studie des Forschungsinstituts Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) nichts.

Schaden würde das derzeit wohl nicht – bei der wirtschaftlichen Lage auch in Spanien… Die ist so schlecht wie seit 50 Jahren nicht mehr. Leidet doch das Land nicht allein unter den Ausläufern der Wirtschafts- und Finanzkrise, sondern verzeichnete, wie die USA auch, das Platzen einer Immobilienblase im eigenen Land. Ob nun noch der Pokal, den die heimische Fußballmannschaft, der FC Barcelona, am Mittwochabend holte, wegen Dopings aberkannt wird – man weiß es nicht so genau.

Gut nur, dass das barcelonische und madridische Gemisch zumindest nicht allzu schlecht riechen dürfte. Kenner – nein, ich gehöre nicht dazu, das habe ich gegoogelt – beschreiben Koks-Duft so: „Holunderblüten mit einem leicht Hauch von Moschus“. Wenn sich das dann noch mit der Essenz aus Alpha-Terpineol vermischt… Keine Sorge, nicht noch so eine Substanz – bloß Fliederduft. Wogegen der süßlich-schwere Duft von Cannabis sicher gewöhnungsbedürftig ist.

Hauptsache, kein Patchouli!

Düfte bewirken ja eine Menge. Ohne dass wir es merken, entscheiden sie darüber, von wem wir uns angezogen oder abgestoßen fühlen. Auch die schönsten Blumen duften im Frühling nur, um den Bienen zu sagen: Hier gibt es leckeren Nektar. Auch Ameisen rettet ihr Duft den Fortbestand der Art. Er signalisiert auch in den totenstarreähnlichen Ruhephasen den Artgenossen, dass das Insekt lebt – und nicht etwa abtransportiert zu werden braucht. Genau das Gegenteil will ein Duft zuweilen aber durchaus auch sagen: Transportier mich ab, wirf mich weg.

Dumm nur, wenn gerade dieses Signal nicht verstanden wird. Das zeigt ein Vorfall im kalifornischen San José. Dort evakuierte die Feuerwehr ein komplettes Bürogebäude – wegen eines stinkenden Kühlschranks. Sieben Menschen mussten ins Krankenhaus, weitere 28 wurden ambulant wegen Brechreizes behandelt. Ein Feuerwehrmann berichtet von der olfaktorischen Katastrophe: Als eine zweite Angestellte mit einem weiteren Reinigungsmittel zur Hilfe eilte, „ging es richtig zur Sache“, sagte er der Zeitung „San José Mercury News“. Die Chemikalien sollen den Gestank noch intensiviert haben. Die Putzfrau soll von all dem nichts gemerkt haben. Und wenn Sie jetzt auch an Nasenamputation denken: Tatsächlich konnte die Frau wegen einer Nasenoperation nichts mehr riechen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 18.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schminktipps

einen schlechten Start in diese Woche hatte wohl der britische Premierminister Gordon Brown. Und wir Leserinnen mit Schminkerfahrung etwas zum Schmunzeln.

Erfuhren wir doch, wie Browns Büromitarbeiter sich das korrekte Schminken vorstellen. Entsprechende Tipps vergaß einer der Mitarbeiter nämlich in einem Taxi. Das Make-up müsse großflächig und lückenlos aufgetragen werden „wie beim Anmalen einer Wand“, zitierte das Boulevardblatt „Sun“ aus den Tipps. Das wird wohl ein männlicher Mitarbeiter verfasst haben. Der dachte wohl: „Make up auflegen? Kein Problem – das kann ja nicht schwerer sein als Rasierschaum auftragen…“

Hätte er mal jemanden gefragt, der etwas davon versteht…

Immerhin steht noch drin, dass – anders als beim Rasieren – auch Ohren und Augen nicht ausgespart werden sollten und was Brown eigentlich mit dieser merkwürdigen Abdeckpaste und dem Schaum anfangen soll, wenn ihm mal ein unvorhergesehener Fernsehauftritt bevorsteht. Dann greift der Premier nämlich offenbar selbst zu Quast und Pinsel, wie wir bei der Gelegenheit auch erfuhren.
Vermisst habe ich den Hinweis, nach welcher Methode sich Brown abends abschminkt. Passte wahrscheinlich nicht mehr auf das DIN-A-7-Kärtchen, das der Taxifahrer dem Boulevardblatt freundlicherweise überreichte.

Aber auch wenn die Nachricht für Brown eine Schmach sein wird und das Geläster längst die Grenzen der Insel übertreten hat. Es ist nichts gegen das, was der britischen Innenministerin Jacqui Smith wenige Wochen zuvor widerfuhr.

Während hierzulande vielleicht mal das etwas tiefer ausgeschnittene Dekolletee der Kanzlerin die Nation in Wallung bringt, debattierten die Briten genüsslich gleich die sexuellen Vorlieben von Smiths Ehemann. Denn auf Smiths Spesenabrechnung war versehentlich die Fernsehgebühr eines Hotels aufgetaucht, in dem die Ministerin mit ihrem Mann übernachtet hatte, der auch als ihr persönlicher Berater fungiert. Der Heimlich hatte der Gute sich da Pornos per Pay-per-View auf das heimische Fernsehgerät geladen, war zu erfahren. Und Trickfilm-Pinguine, so dass sich gleich eine Debatte über seinen Filmgeschmack anschloss. Kaum der Rede wert war da die Gaunerkomödie Ocean’s 13, die auch auf der Rechnung stand.

Dass übrigens der Taxifahrer neben Browns Schminktipps auch vertrauliche Unterlagen auf dem Rücksitz fand – regierungsinterne Notizen zu einer Kontroverse über umstrittene Abrechnungen von Parlamentsabgeordneten und der Zeitplan für einen Besuch Browns in der Grafschaft Yorkshire –, stand nur in einem Nebensatz. Auch über den weit größeren Fehler bei der Spesenabrechnung, der Smith wenige Wochen zuvor unterlaufen war, verloren Medien und Opposition kaum Worte. Obwohl ihr diese Abrechnung statt einer Handvoll Pfund immerhin die Summe von 160.000 Pfund an Parlamentszuschüssen verschaffte.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.05.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html