Bankergemüter

Kinder an die Macht. Frauen an die Macht. Es gibt ja diverse Theorien darüber, wie sich die Krise hätte vermeiden lassen können.

Vielleicht täte es ja einfach ein neuer Anstrich für die Finanzhandelssäle. In Schwarz …

Das vermutet jedenfalls die Financial Times Deutschland. Vor ein paar Tagen machte sich die Zeitung so ihre Gedanken, wie sich die Finanzmärkte anders kontrollieren ließen: „Die Handelssäle dieser Welt sind unverzüglich schwarz zu streichen. Beschallt werden sie künftig mit einem Klangteppich aus Radiohead, The Cure und dem ein oder anderen Requiem,“ schlägt die Zeitung vor. Und statt Businesslunch solle es künftig Lesungen aus dem neuen Houellebecq-Roman geben.

Wer dann immer noch gute Laune habe, solle nach Art eines römischen Feldherren einen Einflüsterer zur Seite bekommen, der ihn an seine Sterblichkeit erinnert …

Das ist natürlich streng wissenschaftlich untermauert, klar. Schon vor einiger Zeit haben Psychologen ja herausgefunden, dass Depressive vernünftigere Entscheidungen treffen als Menschen mit normalem Gefühlshaushalt. Pessimisten neigen eben dazu, die Welt realistischer zu beurteilen als Optimisten, hat ja vor kurzem ebenfalls eine Studie ergeben.

Wer weiß, vielleicht liegt es ja nicht nur an der unter Investmentbankern steigenden Erwerbslosenquote, dass immer mehr von ihnen aus dem Metier aussteigen. Da berichtete vor kurzem der US-Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg über gleich eine ganze Reihe ehemaliger Banker, die es neuerdings in die Wildnis zieht.

Heller. Freundlichere Farben.

Der Banker Jose Cortes hat jedenfalls dem Bericht zufolge seinen hochdotierten Job bei dem Finanzdienstleister Nomura aufgegeben, um in Afrika für reiche Asiaten Safari-Touren zu organisieren. Der frühere Citigroup-Chef für indische Währungen, Nikhil Nagle, setzt sich laut Bloomberg heute für den Schutz von Tigern ein. Und UBS-Währungs-Stratege Benedikt Germanier ist zwar nicht im Dschungel – aber baut immerhin jetzt maßgefertigte Skier.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Ölplattform

das Trauerspiel an der gesunkenen Ölplattform von BP finde ich schwer erträglich. Das geht Ihnen wahrscheinlich ähnlich. Sicher vielen Menschen. Wie da hilflos an der offenen Ölquelle herumoperiert wird, ohne die Katastrophe verhindern oder wenigstens rasch eindämmen zu können …

Mit dem darauf nun logischerweise folgenden juristischen Nachspiel für den britischen Ölkonzern werden Heerscharen von Anwälten gut zu tun haben. Doch nicht nur sie freuen sich über zusätzliche Umsätze, wie ich kürzlich bei CNNMoney gelesen habe. Auch für die Witzindustrie ist es ein gutes Geschäft. „Eine Goldmine für Satiriker“, stellte die Finanzredaktion des Fernsehsenders fest. Taschen, Buttons, Kaffeebecher oder T-Shirts mit PayPal-Logo auf fast jeder E-Handelsseite.

Und die Käufer greifen gern zu …

Vor ein paar Wochen brachte ein kleiner Händler von schwarz-humorigen Merchandiseprodukten aus dem texanischen Austin ein T-Shirt auf den Markt, auf dem unter dem BP-Logo steht: „Wir bringen das Öl zu Amerikas Küsten“. Während das typische Bestsellerprodukt sich normalerweise vielleicht ein paar hundertmal verkauft, habe sich dieses T-Shirt schon rund 2000 mal verkauft, berichtete der Händler. Nun hat er ein zweites T-Shirt auf den Markt gebracht: mit einem öltriefenden BP-Logo vorne drauf.

Ein skrupelloser Krisenprofiteur will das Unternehmen aber nicht sein.

„Auch wenn wir unsere T-Shirts verkaufen wollen, hoffen wir, dass die Ölkatastrophe gereinigt und die Angelegenheit gelöst wird“, zitiert die Internetseite den Satireunternehmer. Nichts gegen ihn – aber hoffen wir mal, dass ihm bald die Geschäftsgrundlage ausgeht. Zumindest für diese Produktreihe.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 14.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rush hour

ich habe mal eine längere Weile in Köln gewohnt. Das habe ich vielleicht mal erwähnt. Nach Heidelberg ist das ja immerhin die Touristenhochburg Deutschlands. Auswärtige erkennen Sie dort am gemächlichen Tempo. Nicht dass Köln so wahnsinnig rasant wäre. Aber Touristen sind eben meist langsamer.

Wer reist, hat eben Zeit …

Das könnte fast als Marco-Polosches Grundgesetz durchgehen. Denn es ist ja fast überall so. Außer vielleicht in Südostasien oder Italien, wo die Einheimischen noch langsamer flanieren, als die meisten Touristen.

In New York hatte es jedenfalls offenbar ein unbekannter New Yorker endlich dicke. Er zog einfach eine weiße Linie mitten auf dem Fußweg der Fifth Avenue, einer der beliebtesten Flaniermeilen, berichtete vor ein paar Tagen tagesschau.de.

Linke Spur für die New Yorker, rechte Spur für die Touristen. Überholen leichtgemacht.

Das fand natürlich sofort Anklang. Bei einigen New Yorkern zumindest. Manche wollten sogar Strafmandate für die unbefugte Verwendung der Einheimischen-Überholspur austeilen. Andere dagegen sorgten sich, die Touristen könnten sich gegängelt fühlen.

Ach wo, habe ich da gedacht. Wer die Einreiseformalitäten in die USA überstanden hat, der sollte doch auch die Touristenspur in New York lieb gewinnen können. Auf Kreta oder Santorin würden sie allerdings wohl zur Zeit Touristen keine eigene Spur ziehen, sondern wohl eher den roten Teppich ausrollen. Jeder einzelne wird dort schließlich ein Grund zur Freude sein. Von gähnender Leere in den Touristenhochburgen berichtete vor kurzem der Spiegel. Mitten in der Hauptsaison.

Von Dauer waren die geregelten touristischen Verkehrsverhältnisse aber auch in New York nicht. Die Verkehrsbehörde ließ die hilfreichen Linien rasch wieder entfernen. Seither sollten Touristen lieber wieder nach jedem „Excuse me“ rasch zur Seite springen, wenn sie sich beim Schaufensterbummel keinen Bodycheck einfangen wollen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Witze

neulich habe ich da diesen Goldman-Witz gelesen und gedacht: Jede Zeit hat ihre Witze.

Wie Sie bestimmt noch wissen, ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC gegen die Investmentbank wegen Betrugs. Goldman soll Kunden nicht über die Risiken der hochkomplexen Ramsch-Hypothekenprodukte aufgeklärt haben, die sie da unter anderem an die Pleitebank IKB verschachert haben. Milliardenschäden. Und dann erklärte Goldman-Chef Lloyd Blankfein, die Banker verrichteten nur Gottes Werk …

Und dann war da dieser Witz: „Wie viele Goldman-Sachs-Banker braucht es, um eine Glühbirne auszuwechseln?“

Na? Die Antwort: „Zwei. Einen, der die kaputte Birne rausschraubt. Und einen, der sie unterdessen rasch einem anderen andreht.“ Ha ha. Toll! Da wollte ich doch gleich mal nachschauen, ob es vielleicht noch mehr solcher sinnigen Witze gibt. Im Trend scheinen aber nicht Goldman-Witze zu liegen, sondern Glühbirnen-Witze.

Sie glauben ja gar nicht, wie viele Glühbirnen-Witze es gibt.

Den über Microsoft kannte ich schon: Wie viele Microsoft-Mitarbeiter braucht man, um eine kaputte Glühbirne auszutauschen? Keinen. Microsoft erklärt einfach die Dunkelheit zum neuen Standard.

Es gibt noch mehr. Über alle erdenklichen Berufs- und sozialen Gruppen. Richtig gut scheinen zur Zeit auch Glühbirnen-Witze über Ärzte zu gehen. Gleich mehrere. Die Antwort mal so, mal so – wahrscheinlich je nach Fachrichtung: „Keinen. Sie soll erst einmal zwei Aspirin nehmen und zur nächsten Untersuchung wiederkommen.“ Bestimmt mit Blick auf Hausärzte, wahrscheinlich auf dem Land. Oder hier: „Nur einen, aber er braucht eine Krankenschwester, die ihm sagt, welches Ende er reinschrauben soll.“ Ich tippe auf Psychiater oder Neurologen. Irgendjemand eben, der mehr redet als Spritzen setzt. Oder diese Antwort: „Einen, um einen Birnen-Spezialisten zu finden. Einen, um einen Birnen-Wechsel-Spezialisten zu finden, und einen, um die komplette Rechnung an die Krankenkasse zu schicken.“ Fachärzte nehme ich an. Oder Amtsärzte. Oder Ärztefunktionäre. Wer weiß.

Auch über Microsoft gibt es mehrere Witz-Fassungen. Lange Antwort: „Vier. Der erste ersetzt die Birne, der zweite ändert die Fassung so, dass Netscape-Glühbirnen nicht reinpassen, der dritte baut eine Kurzschlussautomatik ein, die ausgelöst wird, wenn jemand eine Glühbirne von Sun einsetzen will. Und der vierte überzeugt das amerikanische Justizministerium, dass das alles fairer Wettbewerb ist.“. Kurze Antwort: „Keinen, sie rufen bei Intel an, weil es ein Hardwareproblem ist.“

Natürlich gibt es auch einen Glühbirnen-Witz über Journalisten. Den will ich Ihnen nicht vorenthalten … Die Antwort: „80. Einer wechselt die Birne aus und die anderen 79 wollen zu dem Termin gern auf die Gästeliste.“

Richtig zeitgemäß schien mir aber der Witz über die Bundestagsabgeordneten zu sein. Antwort: „Wir sind nicht bereit und in der Lage, zu diesem Zeitpunkt genaue Zahlen zu nennen.“ In Gedanken ergänze ich schon: „Die europäischen Regierungschefs werden am Wochenende eine Lösung finden. Dann wird das Bundesverfassungsgericht entscheiden, ob die Lösung verfassungsgemäß ist …“

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Veröffentlicht unter Aha...

Griechenland

neulich habe ich mich gefragt, was sie wohl in der Lindenstraße zur knapp abgewendeten Griechenlandpleite sagen.

Natürlich sofort nachgeguckt.

„Keine Spur von Krise in Griechen-Land“, schrieben sie da bei lindenstrasse.de. Vasily heirate jetzt wieder, stand da nur. Immerhin die dritte Ehe des „schönen, stolzen Griechen“. Und ich kannte sogar seine beiden Ex-Ehefrauen: Beate und Mary. Obwohl ich die Lindenstraße in den vergangenen 20 Jahren vielleicht drei mal stückweise gesehen habe. Aber gut, ich hatte wohl zurecht darauf gesetzt, dass man sich schnell wieder auskennt, wenn man mal wieder reinschaut …

Aber ich wollte ja eigentlich wissen, wie sie das Thema in der traditionell gesellschaftspolitisch engagierten Dauerläuferserie verarbeiten? Also ins lindenstrasse.de-Lexikon geklickt. E, F, G. Gabilein. Geburten in der Lindenstraße. Geflügelschere.

Geflügelschere?

Natürlich gleich reingeklickt. Ich glaube, ich habe da vielleicht doch etwas verpasst … Der Eintrag lautet: „Olaf Kling hat Mary Sarikakis mit seinen hinterhältigen Machenschaften um die Knochenmarkspende für ihren Mann Vasily so in die Verzweiflung getrieben, dass bei ihr die Wut über die Vernunft siegt und sie Olaf mit einer Geflügelschere den Penis abtrennt.“

Wild! Finden Sie nicht auch?

War nicht Mary Sarikakis vor Vasily auch mal Mary Kling? Mir ist irgendwie so. Die heiraten ja sowieso alle untereinander in der Lindenstraße. Ein echtes Kammerspiel. Aber ich suche ja eigentlich etwas ganz anderes. Also weiter bei G. Griechenland gibt es dort nicht. Nur ein Griechenbürschl. Das hat bestimmt Hausmeisterin Else Kling gesagt, denke ich und klicke vorher noch auf „Grober Unfug“ … Ist aber nur ein Kindertheaterstück mit diesem Titel, das sie in irgendeiner Folge mal aufgeführt haben. Das Griechenbürschl kam von Olaf Kling. Immerhin Elses Sohn.

Und Griechenlandkrise? Gibt es in der Lindenstraße offenbar nicht. Jedenfalls sieht es online nicht so aus. Dabei haben sie doch früher sogar an Wahlsonntagen mehrere Alternativfolgen im Kasten gehabt, die je nach Wahlsieger ausgestrahlt wurden.

Das kommt mir komisch vor. Also noch kurz bei wdr.de nachschauen, dem Lindenstraßensender seit Urzeiten. Vielleicht findet sich ja auf der offiziellen Internetseite etwas. Stellt sich raus: Ich war bereits auf der offiziellen Internetseite. Immerhin entdecke ich: Es gibt dort doch eine Suchfunktion. Nur keine Treffer. „Leider existiert bisher kein Eintrag zu Ihrem Suchbegriff“ kommt da heraus.

Also noch kurz „lindenstraße griechenlandkrise“ gegoogelt. Immerhin: Der Schauspieler von Vasilys Papa ruft dazu auf, jetzt erst recht beim Griechen essen zu gehen. Der 73-jährige Kostas Papanastasiou sei auch im wahren Leben Kneipenwirt, wird da berichtet. Er sagt, die Griechen schimpfen schon lange, beispielsweise über die Korruption. Wenigstens etwas. Was die Lindenstraße betrifft: Zumindest um dieses heiße Thema haben sie sich offenbar gedrückt. Und das, obwohl es dort Griechen gibt. Scheint sich also doch etwas geändert zu haben dort. Aber wer weiß – vielleicht ja nächste Woche …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Aschewolke

Aschewolke, Aschenwolke oder Aschwolke – wie heißt es denn nun? Alle drei Schreibweisen sind richtig – hätten Sie das gedacht? Besser, wir merken es uns gut. Weil, wer weiß: Vielleicht brauchen wir es ja mal wieder …

Nein, keine Sorge. Falls Sie Vielflieger sind oder demnächst eine Flugreise planen, sieht es derzeit gut für Sie aus. Nach immerhin anderthalb Monaten Eruption spie der Eyjafjallajökull zuletzt bloß noch Wasserdampf.

Auch und gerade für Nichtflieger wie derzeit mich ist das eine gute Nachricht. Schließlich geht so eine Aschewolke richtig ins Geld. 4,7 Milliarden Dollar sollen ihre Auswirkungen weltweit gekostet haben. Das hat das Beratungsunternehmen Oxford Economics in einer Studie ausgerechnet. Allein in Europa sollen es demnach immerhin 2,6 Milliarden Euro gewesen sein – fehlende Kleinteile bei BMW oder etwa koreanischen Handyherstellern, berichtete Spiegel Online.

Rufschäden wohl nicht eingerechnet, nehme ich mal an. Wie etwa den des ehemaligen Sicherheitspiloten der Lufthansa. Der verlor kürzlich seinen Posten, nachdem er endlich eingeräumt hatte, die Piloten auf Sicht fliegen zu lassen, sei doch ein größeres Risiko gewesen, als ursprünglich zugegeben.

Heikles Thema, diese Sichtflugerlaubnis. Immerhin ging es für die Airlines um eine ganze Menge Geld. Kundige Mitarbeiter hatten dazu offenbar einiges zu sagen. Wollten sich aber damit lieber nicht zitieren lassen. Einen anonymen Fluglotsen zitierte Spiegel Online so: „Als wir von der Betriebsanweisung unserer Führung erfuhren, waren viele von uns zunächst fassungslos.“

Ein Pilot schilderte im unternehmensinternen Piloten-Forum der Lufthansa seine Erfahrung als Mitreisender bei einem solchen Sichtflug: „Die recht groß wirkenden Windräder haben mich etwas an der Mindesthöhe zweifeln lassen“, schrieb der Pilot. Und: „Ich war nicht sonderlich erfreut, als ein Kleinflugzeug unter uns auftauchte.“

Der Sicherheitsingenieur ist nun wieder einfacher Pilot bei der Lufthansa. Bei seinem Rücktritt sagte er: „Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: Don’t do it.“

Klare Ansage. Und nicht wirklich vertrauenerweckend, finde ich. Wahrscheinlich werden Flugangsttrainer künftig eher mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen, als bisher sowieso schon.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Beatles

neulich bei uns zuhause. Da sagte mein Mann zu mir: „Du hattest doch mal ein paar Beatles-Noten. Weißt Du noch, wo die sind?“ Ich: „Irgendwo … Ich glaube, das sind irgendwelche kopierten Papiere. Mit so roten Plastiklochstreifen.“

Einige Tage später wieder. Er: „Die Beatles-Noten … Weißt Du nicht zufällig, wo die sind?“ Ich: „Sind die nicht in dieser Kiste mit den ganzen kopierten Papieren? Neben der Couch?“

Wieder ein paar Tage später. Er: „Hattest Du die Beatles-Noten nicht mal als Buch? Haben wir die irgendwem mitgegeben?“ Ich: „Hm …“

Und nach ein paar Augenblicken. „Mir ist so, als hätte ich da ein Bild vor Augen. Ein Buch-Cover. Rot oder blau. Mit den Beatles, die aus einem Treppenhaus auf einen herunter schauen.“ Aber dann fällt mir ein: Wahrscheinlich ist das einfach nur eines der vielen Plattencover der Beatles. Schließlich sehen mindestens zwei Platten so aus …

Ich: „Nicht dass die im Altpapier gelandet sind …“

Nun will unser Nachbarsjunge gern jetzt die Klassikversion von Yesterday auf der Gitarre lernen. Wir also ins Internet. „yesterday beatles noten Gitarre“ eingetippt und dann Enter gedrückt. Auf die Schnelle haben wir so aber nur Grifftabellen gefunden. Keine echten Noten. Und auch natürlich nicht kostenlos.

Ich: „Wenn ich gewusst hätte, dass die so wertvoll sind, hätte ich sie bestimmt nicht weggeworfen.“

Immerhin: Bei Youtube gibt es sehr schöne Aufnahmen von den Beatles. Davon haben wir uns dann ein paar angeschaut. Wenige Tage später guckten drei Beatles mit Schlangenhaaren vom Spiegel-Titel herunter. 50 Jahre Beatles. Die Zeit rennt …

Und wissen Sie, wofür die laut Spiegel „Jungsbande“ von der Queen geehrt wurde?

Für ihre Verdienste um die britische Außenhandelsbilanz.

Wie die meisten anderen Leute, liebe ich sie aber natürlich auch für ihre Musik. Auch wenn das damals natürlich sehr schön für die Außenhandelsbilanz gewesen sein wird. Eine Freundin und ich haben vor sehr vielen Jahren mal – frühe Spätpubertät, also wirklich schon sehr lange her – Yesterday als sommerliches Ständchen vor den Besuchern eines Mönchengladbacher Straßencafés gebracht. Immerhin: Bei uns hat es zumindest für einen leckeren Imbiss gereicht. Und falls Sie nun auch Ihre alten Platten wieder hervorkramen wünsche ich Ihnen: Viel Vergnügen!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Power Point

kennen Sie PowerPoint-Karaoke?

Da bekommen Sie irgendeine aus dem Internet heruntergeladene Power Point-Präsentation irgendeines Ihnen unbekannten Fachmenschen zu irgendeinem Ihnen völlig unbekannten Thema in die Hand gedrückt – und sollen dann aus dem Stegreif Ihren eigenen Vortrag zu den Folien erfinden.

Das stelle ich mir sehr unterhaltsam vor. Und wahrscheinlich erschreckend überzeugend.

Wäre jedenfalls kein Wunder. Schließlich hat Microsoft die Software ja dazu erfunden, Fakten auf einleuchtende Weise aufzubereiten, etwa für eine Verkaufspräsentation. In welchem Zusammenhang da was mit was steht, ist nicht erkennbar. Daher wurde die Software auch ausdrücklich nicht dazu erfunden, komplexe Informationen zu erläutern oder aufgrund der Präsentation strategische Entscheidungen zu treffen.

Nur – viele nutzen sie genau dafür. Sogar die NASA.

Das schreibt Wirtschaftsinformatiker Alexander Zimmermann in seinem Buch „Praxisorientierte Unternehmensplanung mit harten und weichen Daten“, das ich neulich gelesen habe. Nachdem im Jahr 2003 dieses aktentaschengroße Stück aus der Außenhaut der Raumfähre Columbia herausgebrochen war, war klar: Das könnte ein Problem mit dem Wiedereintritt in die Atmosphäre geben. Und die NASA? Fragt laut Zimmermann rasch bei Boeing, ob man eine Risikoanalyse erstellen könne. Man konnte.

Was dann gefolgt sei, klingt nach Realsatire. Da reisten die beauftragten Experten des Luftfahrtkonzerns mit ihren Beamer an und präsentieren die verschiedenen Risikoszenarien. Das Problem: Die Überschriften waren optimistisch formuliert. Bedenken und Hinweise auf Risiken versteckten sich in den Bullet-Points. Die Verantwortlichen sahen jedenfalls offenbar keinen Handlungsbedarf.

Den NASA-Ingenieuren war dagegen wohl klar, dass es da durchaus handfeste Risiken geben müsse. Das zeigen laut Zimmermann hunderte E-Mails. Das Problem: Sie hatten nur die Power Point-Präsentation und sonst keine weiteren Daten bekommen. Vielleicht wissen Sie es noch: Die Geschichte endete tragisch. Die Columbia verglühte samt Besatzung wegen dieses eigentlich leichten Schadens in der Atmosphäre. Unglaublich, oder? Obwohl – nach dem, was ich da über die Mondlandung gelesen habe, glaube ich es sofort (siehe Newsletterausgabe vom 21.7.2009).

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.05.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Fliegen

vielleicht konnten Sie ja wegen der Aschewolke auch neulich mal nicht fliegen.

Und wo wir kürzlich beim Thema Fliegen stehengeblieben waren: Nicht dass Sie denken, der Schriftsteller Douglas Adams habe nur Quatsch darüber geschrieben. Nein, der Mann war Physiker. Die von ihm für die Anhalter-Bücher erdachten Flugtechnologien für Raumschiffe lesen sich sehr unterhaltsam.

Beim Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive des Raumschiffs „Herz aus Gold“ braucht der Bordcomputer nur genau auszurechnen, wie unwahrscheinlich genau etwas ist – und im selben Moment tritt es auch schon ein. Ist der Antrieb aktiviert, durchfliegt das Raumschiff jeden Punkt des Universums gleichzeitig, schreibt Adams. Und das ist auch der Trick, mit dem es binnen kürzester Zeit in die entferntesten Winkel des Universums gelangen kann – ohne langweiliges „Herumgelungere im Hyperraum“…

Der Effekt ist stets nach ein paar Minuten vorbei. Allerdings zieht er so gut wie immer auch einige nicht beabsichtigte Nebeneffekte nach sich. Nichts, was unmöglich wäre, nur sehr sehr unwahrscheinlich … Mal schrumpft das Schiff auf Miniaturgröße und landet in der Jackentasche eines Insassen. Mal wird aus einem Pottwal eine Zimmerpflanze.

Wegen seiner Unzuverlässigkeit und der unvorhersehbaren Zwischenfälle wird der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive denn auch bald durch den Bistr-O-Matik-Drive abgelöst. Das Raumschiff mit diesem Antrieb sieht aus wie ein hochkant stehendes italienisches Bistro – daher der Name. Anders als der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive ist Bistr-O-Matik nicht auf komplexe Berechnungen angewiesen. Gerechnet wird hier von Hand: auf Kellnerblöcken.

Bei der Fortbewegung funktioniert Bistr-O-Matik aber genauso effektiv, wie der hochgerüstete Unwahrscheinlichkeitsdrive. Grundlage für die Bistr-O-Matik-Technologie ist Douglas Adams zufolge die Erkenntnis, dass Zahlen, „die innerhalb von Restaurantgrenzen auf Restaurantrechnungen geschrieben werden, nicht denselben mathematischen Gesetzen folgen, wie Zahlen, die in allen anderen Gegenden des Universums auf allen anderen Stücken Papier geschrieben werden“.

Hört sich merkwürdig an, finden Sie nicht auch. Andererseits – eine solche Technologie hält keine Vulkanaschewolke der Welt am Boden. Auch wieder gut.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.05.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Handtuchtag

ich hoffe, Sie hatten ein paar angenehme Pfingstfeiertage. Haben Sie eigentlich Ihr Handtuch dabei? Das tragen wahrhaft eingefleischte Fans des britischen Autors Douglas Adams heute mit sich herum – nachdem sie den 25. Mai im Gedenken an Adams Tod vor ein paar Jahren zum Handtuchtag erklärt haben.

Vor ein paar Tagen musste ich an den britischen Schriftsteller denken, als ich nach anderen Lebewesen gegooglet habe, die – wie die Hummeln – auch fliegen können, es aber nach den Naturgesetzen eigentlich nicht können dürften (siehe Newsletterausgabe vom 20.5.). Douglas Adams hat mal eine sehr hübsche Anleitung zum Fliegen in den vierten Teil seiner Romantrilogie „Per Anhalter durch die Galaxis“ („Das Leben, das Universum und der ganze Rest“) reingeschrieben. Für Menschen, die ja auch nicht fliegen können. Deswegen.

Darin steht, Fliegen sei eine Kunst oder vielmehr: ein Trick. „Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben“, schreibt Adams. Wer fliegen können will, brauche nur die Fähigkeit, sich mit dem ganzen Gewicht nach vorn zu werfen und den festen Willen, sich nichts daraus zu machen, dass es weh tun könnte. Knifflig, räumt Adams ein: „Den meisten Leuten gelingt es nicht, ihn zu verfehlen, und wenn sie es dann erst recht versuchen, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass es ihnen mit ziemlicher Wucht nicht gelingt, ihn zu verfehlen.“ Das Problem ist: Man muss den Boden zufällig verfehlen. Die Anweisung ist also ähnlich unerfüllbar wie die, spontan zu sein. Was laut Adams auch der Grund für das „Scheitern der meisten Leute und schließlich ihre Ernüchterung über diesen so anregenden und ausgefallenen Sport“ ist.

Handtücher empfiehlt Adams übrigens in jeder Lebenslage. Wegen der nützlichen Dinge, die man damit tun kann. Vor allem aber wegen ihres immensen psychologischen Werts. Der besteht darin, dass Nicht-Anhalter von einem interstellaren Anhalter mit Handtuch automatisch annehmen werden, „er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompass, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw, usw.“ Und ihm dann gern diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwillig leihen, „die der Anhalter zufällig gerade »verloren« hat.“ Weil ein interstellarer Anhalter, der im letzten Winkel der Galaxis noch weiß, wo sein Handtuch ist, „ein Mann sein muss, auf den man sich verlassen kann“, schrieb Douglas Adams.

Seine Fans rufen für heute abend 19 Uhr übrigens zu einem Handtuch-Flashmob auf dem Alexanderplatz auf. Falls Sie da also gerade in Berlin sind und zufällig Ihr Handtuch dabei haben, stellen Sie sich doch dazu. Danach soll ein wenig aus dem Buch vorgelesen werden. Sicher sehr spaßig zum Wochenbeginn …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 25.05.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html