Rush hour

ich habe mal eine längere Weile in Köln gewohnt. Das habe ich vielleicht mal erwähnt. Nach Heidelberg ist das ja immerhin die Touristenhochburg Deutschlands. Auswärtige erkennen Sie dort am gemächlichen Tempo. Nicht dass Köln so wahnsinnig rasant wäre. Aber Touristen sind eben meist langsamer.

Wer reist, hat eben Zeit …

Das könnte fast als Marco-Polosches Grundgesetz durchgehen. Denn es ist ja fast überall so. Außer vielleicht in Südostasien oder Italien, wo die Einheimischen noch langsamer flanieren, als die meisten Touristen.

In New York hatte es jedenfalls offenbar ein unbekannter New Yorker endlich dicke. Er zog einfach eine weiße Linie mitten auf dem Fußweg der Fifth Avenue, einer der beliebtesten Flaniermeilen, berichtete vor ein paar Tagen tagesschau.de.

Linke Spur für die New Yorker, rechte Spur für die Touristen. Überholen leichtgemacht.

Das fand natürlich sofort Anklang. Bei einigen New Yorkern zumindest. Manche wollten sogar Strafmandate für die unbefugte Verwendung der Einheimischen-Überholspur austeilen. Andere dagegen sorgten sich, die Touristen könnten sich gegängelt fühlen.

Ach wo, habe ich da gedacht. Wer die Einreiseformalitäten in die USA überstanden hat, der sollte doch auch die Touristenspur in New York lieb gewinnen können. Auf Kreta oder Santorin würden sie allerdings wohl zur Zeit Touristen keine eigene Spur ziehen, sondern wohl eher den roten Teppich ausrollen. Jeder einzelne wird dort schließlich ein Grund zur Freude sein. Von gähnender Leere in den Touristenhochburgen berichtete vor kurzem der Spiegel. Mitten in der Hauptsaison.

Von Dauer waren die geregelten touristischen Verkehrsverhältnisse aber auch in New York nicht. Die Verkehrsbehörde ließ die hilfreichen Linien rasch wieder entfernen. Seither sollten Touristen lieber wieder nach jedem „Excuse me“ rasch zur Seite springen, wenn sie sich beim Schaufensterbummel keinen Bodycheck einfangen wollen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html