Hühnerställe

in den Hühnerställen der Republik steppt gerade förmlich der Bär. Das können Sie sich sicher denken, so kurz vor Ostern.

Rund um die Uhr werden hier Eier blau, grün, gelb oder pink marmoriert, verpackt und ins Land geschickt. So ist es aus den hühnereierverarbeitenden Betrieben zu vernehmen. Doch die Zahl der Eier reicht bei weitem nicht. Daher importieren die Ostereiproduzenten Hühnereier in großer Zahl aus dem Ausland. Offenbar nicht, weil sich das finanziell lohnen würde – der Personalkostenanteil an der Hühnereiproduktion ist gering und die Futterkosten auch in Polen oder den Niederlanden hoch. Sondern weil die österliche Nachfrage so groß ist und das neue Käfigverbot der EU für Legehennen den Bauern das Leben zusätzlich erschwert.

Leider gerade ein kleines bisschen zu spät für eine bilaterale Lösung erreichte uns am Montag die Meldung, dass Hawaii gerade genau das umgekehrte Problem hat. Die Insel erstickt in einer Hühner-Plage. Für eine Lösung dieser Fleisch und Federn gewordenen Fehlallokation ist die Zeit allerdings wohl zu knapp. Sicher findet sich ja für nächstes Jahr eine hübsche Möglichkeit: vielleicht Asyl für Hühner aus Hawaii?

Dort nahm das Drama einer Meldung des Spiegel zufolge vor mehr als 15 Jahren seinen Lauf. Da zerstörte ein Hurrikan einige Hühnerkäfige. Das darin als Kampfhähne und -hennen illegal gehaltene Federvieh floh und machte sich fortan ein paradiesisches Leben: ohne natürliche Feinde wie etwa Mungos, dafür mit reichlich Nahrung und Gelegenheit, sich ordentlich fortzupflanzen. Nun wird Hawaii von Eiern überrollt. Die Hennen legen sie sogar ungebeten in die Auslagen der Souvenirhändler. Wie es sich für eine ordentliche Plage gehört, versuchen die 63.000 Hawaiianer den Federviechern mit Gift und Schrot beizukommen. Den Suppentopf als Waffe haben sie beiseitegestellt – dafür schmeckt das Hühnervieh einfach zu schlecht. Diesen humorigen Kochtipp bekommen Sie auf Hawaii zum Geflügel dazu: „Leg den Hahn mit einem Lavastein in den Topf, und wenn der Stein weich ist, lasse das Fleisch noch zwei weitere Stunden auf dem Herd.“

Das wollen Sie bestimmt nicht ausprobieren, oder? Dann doch vielleicht lieber ein anderes Rezept – als Alternative zu dem blanken Rührei mit Spinat das einem als erstes als Verwendungsmöglichkeit für das einfällt, was die Kinder vom Eierausblasen übriglassen, oder? Werfen Sie doch zur Abwechslung mal Paprika, Sprossen oder Bärlauch in Ihr Omelette. Oder backen Sie eine schöne Biskuittorte, Heidelbeerpfannkuchen oder auch Zimt- oder Zitronenwaffeln. Und für eine gute Zabaione können Sie auch nie genug Eigelb haben, das kann ich Ihnen versichern.

Keine Sorge. Über die Zahl der Eier, die Sie pro Tag essen dürfen, brauchen Sie sich jedenfalls keine Gedanken zu machen. Dass Sie wegen steigenden Cholesterinspiegels nicht mehr als ein Ei täglich essen sollen, ist ein längst widerlegter Ernährungsmythos. Fragen Sie sich künftig also lieber: Hart oder weich?
Ich wünsche Ihnen jedenfalls guten Appetit und angenehme Osterfeiertage!
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.04.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Schätzungen

vielleicht hätten wir ja wetten sollen? Also ich habe doch gleich gewusst, dass die Abwrackprämie auch in der Verlängerung für Chaos sorgen wird. Dass Sie die Anträge auf eine Umweltprämie jetzt nur noch online stellen können, hebt den Anspruch. Und die Meldung, dass der Topf rechnerisch bereits leer sei, dürfte die Nachfrage weiter befeuern.

Stundenlang erhielten Antragsteller die Meldung „Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch mal“. Wer die Prozedur hinter sich glaubte, musste sich womöglich ärgern, weil seine Bestätigung auf den falschen Namen lautete. 200 solche versehentlich doppelt vergebenen Antragsnummern räumte das für die Umweltprämien zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ein. Auch die Server werden wohl weiter mucken. Die Händler werden sich noch ein Weilchen den Kummerkasten für verzweifelte Kunden geben müssen.

Gut, das vorauszusagen war keine große Kunst. Es war in etwa so knifflig, wie die Prognose, dass am ersten April gestern die ein oder andere launige Nachricht ins Land gesendet werden würde. Auf den geplanten dritten Turm des Kölner Doms oder auch die Spaghettiernte in der Schweiz fällt niemand mehr rein. Schon weil die Gags zu den Klassikern zählen. Aber die ein oder andere erdachte Meldung war zu ihrer Zeit sehr überzeugend. So fragten bei einer großen Bulettenbraterkette vor Jahren zahlreiche Linkshänder nach dem neuen Linkshänder-Burger. Ebenso viele Rechtshänder merkten an, bei ihnen reiche auch der herkömmliche Burger. Dem Aufruf eines norddeutschen Radiosenders zu einer Wasserspende für den auslaufenden Nord-Ost-Kanal kamen hunderte Hörer mit Wassereimern nach.

Schade eigentlich, dass die Tradition des Aprilscherzens heute kaum noch gepflegt wird. Uns entgehen wahrlich große Augenblicke. Wie der am ersten April 1976 um 9.47 Uhr. Da solle der Planet Pluto kurz hinter dem Jupiter verschwinden und sich so die Erdanziehungskraft verringern, verkündete ein Astronom in einem Bericht der BBC. Logisch, finden Sie nicht auch? Hunderte Hörer wollen dies denn auch gespürt haben… Wie ihre Nachricht ankommt, ahnen die Urheber zuvor meist nicht. Klar, Prognosen sind bekanntlich besonders schwierig, wenn Sie die Zukunft betreffen.

Kein Wunder, dass Wahrsager am liebsten darauf setzen, Bewährtes vorherzusagen – Dinge also, die sich bereits als ungefähr so wahrscheinlich erwiesen haben, wie Dunkelheit in den Abendstunden: Erdbeben in Japan etwa oder Waldbrände in Kalifornien. Doch selbst das rettete die Treffsicherheitsquote für das vergangene Jahr nicht, die die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) wieder ermittelte. Wie jedes Jahr war ein angekündigter Anschlag auf den US-Präsidenten dabei. Ebenso wie der Besuch von Außerirdischen, den ein australisches Medium für den 14. Oktober ankündigte, sowie mehrere teils ebenfalls terminierte Weltuntergänge blieb der aus.

Am liebsten habe ich persönlich ja historische Zukunftsprognosen: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung“, erklärte Kaiser Wilhelm 1900. Oder: „Die Menschen werden es bald satt haben, eine Sperrholzkiste anzuglotzen“, befand Filmproduzent Darryl F. Zanuck 1946 über das Fernsehen. Oder auch die: „Die Amerikaner haben möglicherweise Bedarf für das Telefon, wir in England haben genügend Botenjungen.“

Auch Sie sind in Ihrem Unternehmen auf Prognosen und Schätzungen angewiesen – beispielsweise, wenn Sie vom Investitionsabzugsbetrag profitieren wollen. Worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie auch profitieren, wenn sich Ihre Schätzung als falsch erweist, erfahren Sie in diesem Newsletter.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.04.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

GEZ

die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) ist hierzulande ungefähr so beliebt wie das Finanzamt. Sie ahnen warum: Beide wollen unser Geld. Klar.

Wie dringend, das zeigte kürzlich ein hübscher Faux-pas. Da hatte die GEZ Briefe an einen vermeintlichen Schwarzseher verschickt. Herrn Adam Ries, wohnhaft im sächsischen Annaberg-Buchholz. Der solle seine Rundfunk- und Fernsehgebühren bezahlen und seine Rundfunkteilnehmernummer bekannt geben, forderte die Einzugsstelle auf. Nun ist der Mann bereits vor 450 Jahren verstorben. Er war Mathematiker, Sie kennen ihn vielleicht aus dem sprichwörtlichen „Nach Adam Riese“. Die Leiterin des Adam Ries Museums, Annegret Münch, informierte die Einzugsstelle darüber. Seither kein Brief mehr.

Deutsche Behörden – ja, eine solche ist die GEZ – nehmen es da dankenswerterweise sehr genau. Auch vor dem Finanzamt endet die Steuerpflicht mit dem Tod. Das Bundesreisekostengesetz besagt: „Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet“. Und auch die Bundeswehr erkennt an: „Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.“

Gut, andernorts bekommen Verstorbene noch Sozialleistungen gewährt. So schickte das Sozialamt im österreichischen Graz einer Frau noch vier Jahre nach deren Ableben pünktlich die zu Lebzeiten beantragte, wegen ihrer Gehbehinderung kostenlose, Autobahnvignette. Nachdem die Eltern der Toten diesen Irrtum mehrfach erfolglos aufgeklärt hatten, wurden sie schmallippig und gingen an die Öffentlichkeit. Ein Abteilungsleiter des Bundessozialamtes in Graz räumte daraufhin einer Zeitung gegenüber ein, solche Fehler passierten leider immer wieder. „An sich wäre das am Computer in einer halben Minute erledigt“, schob er nach und schuf Abhilfe.

Doch so einfach ist die Sache wohl auch wieder nicht. Jedenfalls geht auch in Südafrika diesbezüglich oft etwas schief. So oft, dass die landeseigene Innenbehörde seit kurzem ihren Bürgern anbietet, über das Internet, per SMS oder auch telefonisch zu prüfen, ob ihnen amtlicherseits noch Vitalfunktionen zugeschrieben werden. Um diesen „Alive Status Verification Self-Help Service“ nutzen zu können, brauchen Sie eine gültige südafrikanische ID-Nummer. Und – falls Sie als tot gelten – ausreichend Zeit und Nerven für den anschließenden Papierkrieg.

An dieser Stelle fällt mir ein hübsches Zitat ein, das ich vor einigen Jahren gelesen habe: „Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau rausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt.“ Das steht im zweiten Teil der fünfteiligen Romantrilogie „Per Anhalter durch die Galaxis“. Und weiter: „Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“

Gar nicht bizarr war dagegen offenbar der Grund, dass eine Bayerin nun eine Urlaubspostkarte von einem ehemaligen Arbeitskollegen aus dessen Österreich-Urlaub bekam. Die mittlerweile nach Schweden ausgewanderte und berentete Frau erinnerte sich schon gar nicht mehr an den Kollegen. Immerhin war die Karte auch 48 Jahre unterwegs gewesen – sie wird wohl irgendwo liegengeblieben sein. Bei der deutschen Post jedenfalls offenbar nicht. Die beeilte sich zu erklären, bei ihr habe die Karte nur maximal drei Tage gelegen.

„Zeit ist eine Illusion“, auch das schreibt Douglas Adams im Anhalter, „die Mittagszeit erst recht.“
Keine Illusion ist dagegen der Abgabetermin für Ihre Steuererklärung. Doch auch dieser Termin lässt sich dehnen. Wie, das erfahren Sie in dieser Newsletter-Ausgabe. Also, um es abermals mit dem Anhalter zu sagen: „Keine Panik!
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.03.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Haarfarbe

die Haarfarbe eines Staatsoberhaupts ist für die ein oder andere Schlagzeile gut. Erinnern Sie sich noch? Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ vor ein paar Jahren Spekulationen darüber verbieten, ob er seine Haare dunkel färben lässt – um jung und dynamisch zu wirken. Nun trifft die Spekulationswelle US-Präsident Barack Obama. Allerdings soll Obama seine Frisur an den Schläfen extra grau färben – um seriöser und staatstragender zu wirken. Wie einer eben, der auch die Finanzkrise in den Griff bekommt. Das mutmaßen selbst seriöse amerikanische Gazetten.

Das kann für die Branche der Haarpfleger nur gut sein. Womöglich fällt landauf landab der ein oder andere Besucher mehr für die Friseursalons ab. Das wäre sicherlich hilfreich. Erreichen uns doch sonst eher trübe Meldungen.

So haben Wissenschaftler kürzlich herausgefunden, dass für das natürliche Ergrauen der alternden Haarpracht der gleiche Stoff verantwortlich ist, wie für die Locken der Monroe: Wasserstoffperoxid. Allerdings körpereigenes. Jetzt müssen die Forscher nur herausfinden, wie das Bleichen von innen heraus funktioniert, dann könnten sich Horden von Silberschöpfen viel Geld für Haarfärbemittel oder Färbesitzungen beim Friseur sparen. Als wäre die Friseurindustrie nicht schon genug von Billigketten und haarpflegetechnischen Selbstversorgern gebeutelt.

Nun jährt sich auch noch – ausgerechnet im konjunkturellen Winter – ein friseurfeindlicher regionaler Brauch. Wie alle zehn Jahre üblich, forderte die oberbayrische Gemeinde Oberammergau ihre Gemeindemitglieder auch nun wieder auf, von Aschermittwoch an die Haare wachsen zu lassen – und zwar gleich für die nächsten anderthalb Jahre. „Für Männer gilt das auch für Bärte“, ordnet der diesjährige amtliche Haar- und Barterlass an. Etwa die Hälfte der Einwohner – rund 2500 Oberammergauer – werden der Aufforderung wohl Folge leisten und ihren Barbier boykottieren. Nur um an den – na gut: international bekannten – Passionsspielen teilnehmen zu können, die im kommenden Jahr aufgeführt werden.

Schlechte Zeiten für Friseure also. Und das auf ganzer Linie. Denn nun trifft sie auch noch ein Nichtanwendungserlass der besonderen Art. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück weigert sich nämlich, die von der Europäischen Union geplante Senkung des Mehrwertsteuersatzes für personalintensive Dienstleistungen in deutsches Recht zu übertragen. Steinbrück sagt es offen: Er sei nicht bereit, Steuerausfälle in Milliardenhöhe hinzunehmen. „Das ist eine Option, von der andere Länder Gebrauch machen können“, verweist er. Immerhin stellte er sich am Dienstag nun dem europäischen Kompromiss nicht mehr in den Weg.

Die europäischen Friseure, Gastronomen, Bauunternehmer oder etwa häusliche Alten- und Krankenpfleger wird es freuen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.03.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html