Haarfarbe

die Haarfarbe eines Staatsoberhaupts ist für die ein oder andere Schlagzeile gut. Erinnern Sie sich noch? Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ vor ein paar Jahren Spekulationen darüber verbieten, ob er seine Haare dunkel färben lässt – um jung und dynamisch zu wirken. Nun trifft die Spekulationswelle US-Präsident Barack Obama. Allerdings soll Obama seine Frisur an den Schläfen extra grau färben – um seriöser und staatstragender zu wirken. Wie einer eben, der auch die Finanzkrise in den Griff bekommt. Das mutmaßen selbst seriöse amerikanische Gazetten.

Das kann für die Branche der Haarpfleger nur gut sein. Womöglich fällt landauf landab der ein oder andere Besucher mehr für die Friseursalons ab. Das wäre sicherlich hilfreich. Erreichen uns doch sonst eher trübe Meldungen.

So haben Wissenschaftler kürzlich herausgefunden, dass für das natürliche Ergrauen der alternden Haarpracht der gleiche Stoff verantwortlich ist, wie für die Locken der Monroe: Wasserstoffperoxid. Allerdings körpereigenes. Jetzt müssen die Forscher nur herausfinden, wie das Bleichen von innen heraus funktioniert, dann könnten sich Horden von Silberschöpfen viel Geld für Haarfärbemittel oder Färbesitzungen beim Friseur sparen. Als wäre die Friseurindustrie nicht schon genug von Billigketten und haarpflegetechnischen Selbstversorgern gebeutelt.

Nun jährt sich auch noch – ausgerechnet im konjunkturellen Winter – ein friseurfeindlicher regionaler Brauch. Wie alle zehn Jahre üblich, forderte die oberbayrische Gemeinde Oberammergau ihre Gemeindemitglieder auch nun wieder auf, von Aschermittwoch an die Haare wachsen zu lassen – und zwar gleich für die nächsten anderthalb Jahre. „Für Männer gilt das auch für Bärte“, ordnet der diesjährige amtliche Haar- und Barterlass an. Etwa die Hälfte der Einwohner – rund 2500 Oberammergauer – werden der Aufforderung wohl Folge leisten und ihren Barbier boykottieren. Nur um an den – na gut: international bekannten – Passionsspielen teilnehmen zu können, die im kommenden Jahr aufgeführt werden.

Schlechte Zeiten für Friseure also. Und das auf ganzer Linie. Denn nun trifft sie auch noch ein Nichtanwendungserlass der besonderen Art. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück weigert sich nämlich, die von der Europäischen Union geplante Senkung des Mehrwertsteuersatzes für personalintensive Dienstleistungen in deutsches Recht zu übertragen. Steinbrück sagt es offen: Er sei nicht bereit, Steuerausfälle in Milliardenhöhe hinzunehmen. „Das ist eine Option, von der andere Länder Gebrauch machen können“, verweist er. Immerhin stellte er sich am Dienstag nun dem europäischen Kompromiss nicht mehr in den Weg.

Die europäischen Friseure, Gastronomen, Bauunternehmer oder etwa häusliche Alten- und Krankenpfleger wird es freuen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.03.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html