Abwrackprämie

fangen Sie schon mal an zu horten. Ich persönlich werfe längst nichts mehr weg. Vielleicht kann ich ja eine Abwrackprämie dafür kassieren.

Das glauben Sie nicht? Wieso, könnte doch gut sein.

Die Abwrackprämie für Autos kommt jedenfalls super bei den Leuten an. Da prämiert der Handel nun offensichtlich die Vorschläge seiner Mitarbeiter, was sonst noch alles abwrackprämienwert wäre. Und da gibt es richtig gute Ideen.

Alte Kühlschränke und Fernseher brachten vor ein paar Wochen bei einer großen Elektronikhandelskette Geld ein. Und nun alte Koffer. Ob es wohl auch mein alter Reiserucksack tun würde? Oder die schon leicht schrottige Reisetasche? Weil, sonst müsste ich mir nämlich überlegen, ob sich das Abwracken wirklich lohnt. Denn die 150 Euro Kofferabwrackprämie müsste ich in einen neuen Koffer investieren, um die Reise für 2500 Euro antreten zu können, für deren Buchung ich das Geld bei einem Iserlohner Reisebüro bekäme. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

Begutachte ich doch mal meine geliebte Schuhsammlung. Immerhin bringen auch Schuhe und Stiefel bei der ein oder anderen Schuhhandelskette – ja genau: Abwrackprämien.

Richtig viel Geld hätte ich wohl nebenher einnehmen können, wenn ich nicht schon vor drei Wochen mal wieder ausgemistet hätte. Da habe ich gut und gerne ein halbes Dutzend Tüten im Altkleidercontainer versenkt.

Hätte ich das mal bloß nicht gemacht!!

Dann hätte ich jetzt sicherlich eine Stange Geld an Kleiderabwrackprämie bei einer bekannten Modemarktkette verdient. Dafür hätte ich die Säcke nicht mal selbst in die Stadt schleifen müssen. Ich hätte sie so sogar online zum Abholen anmelden können und dafür meinen Abwrackprämiengutschein gleich ausdrucken können, um unbeschwert loszuziehen.

Schon toll, was die Konjunktur so alles ankurbelt, finden Sie nicht?

Gut, bei der Abwrackprämie für Autos gilt der wirtschaftliche Erfolg als bescheiden.

Klar, wenn vor allem ausländische Kleinwagenhersteller davon profitieren.

Aber vielleicht ist es ja nicht schlecht, beizeiten sein Geschäft um lohnenswertere Aktivitäten anzureichern. In der Entsorgungswirtschaft mit ihren üppigen Gewinnen findet sich sicher die ein oder andere Nische – das wäre doch vielleicht für das ein oder andere Handelsunternehmen bei den hierzulande hauchzarten Margen auch langfristig eine gute Verdienstmöglichkeit. Meinen Sie nicht?

Vielleicht würde das ja die ein oder andere Gesellschaft vor der drohenden Insolvenz bewahren. Die Insolvenzgeldumlage zahlen Sie dieses Jahr übrigens gleich doppelt. Warum und worauf Sie seit Jahresbeginn achten sollten, erfahren Sie in dieser Newsletterausgabe.
Ich harre jetzt der Abwrackprämie für Kaffeemaschinen und Wasserkocher – beide haben vor wenigen Tagen praktisch zeitgleich den Geist aufgegeben. In ausreichender Stückzahl halte ich auch angebrochene Cremes und Shampooflaschen vor. Man weiß ja nie. Und für den Fall dass mir demnächst mein Lieblings-Zeitungskiosk eine Altpapierabwrackprämie zahlt, lagere ich zur Freude unseres Hausmeisters vorsichtshalber schon mal ein paar Stapel und Tüten vor der Wohnungstür.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.02.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

33

33. Da war doch mal was mit der 33, habe ich mir da gedacht.

Gleich nach links zu der zwei Wochen alten Ausgabe des Kölner „Express“ gegriffen. Genau. Da war es. Am 14. Oktober gleich mehrere Seiten voll mit Artikeln über die Rettung der chilenischen Grubenkumpels, die einen Tag zuvor geglückt war. Hochdramatisch.
Wahrscheinlich erinnern Sie sich noch daran. Die Kumpels waren am 5. August in einem Kohleschacht in der chilenischen Atacama-Wüste verschüttet worden. Und am 13. Oktober waren sie wieder frei.

Unter der Überschrift „Die Magie der Zahl 33“ stand da, die Zahl 33 gebe den ohnehin wundergläubigen Chilenen Rätsel auf. Schon das Datum (13.10.10) ergebe die Zahl 33, berichtete die Boulevardzeitung da.

Solche Aussagen reizen mich doch gleich zum Nachrechnen. Berufskrankheit.

Ich kann nichts dafür. Wahrscheinlich, weil es so einfach ist. Und? Es stimmt, wenn sie 13 plus 10 plus 10 rechnen. Aber es stimmt nicht, wenn sie das Jahr ausschreiben (2010). Das ergibt dann 2033. Und wenn Sie einfach die Quersumme bilden (1 plus 3 plus 1 plus 1 – die Nullen ergeben schließlich null und nix), dann stimmt es auch nicht. Das ergibt 6. Gut: immerhin ist das wiederum die Quersumme von 33 …

Der Bohrer soll laut Bericht exakt 33 Tage gebraucht  haben, um den Rettungsschacht zu den 33 Verschütteten zu bohren. Ich habe mal gezählt. Egal wie – es gab offenbar zwei Bohrungen, die zweite mit mehr Erfolg: Ich komme wieder nicht auf 33. Wenn ich den ersten Versuch mitzähle, sind es bei mir 43 Tage. Wenn ich nur den zweiten Versuch rechne, immerhin noch 38 Tage. Jedenfalls nicht 33. Ob der Bohrer – Typ Schramm – mal pausiert hat? Oder die Zeitung die falschen Daten nennt? Das nachzuprüfen, die Mühe habe ich mir dann nicht gemacht.

Etwas einfaches: Die Botschaft der Kumpels („Estamos bien en el refugio – los 33“ – „Wir 33 im Schutzraum sind wohlauf“) bestehe mit Leerzeichen aus 33 Anschlägen, schrieb der Express. Dumm nur: Mein Programm zählt 35 Zeichen. Ich also gegoogelt. Da finden sich dann auch Varianten des Satzes ohne Bindestrich.

Das ergibt tatsächlich 33 Zeichen. Immerhin.

Aber ansonsten: Dumm gelaufen. Ich habe ja auch noch nie wirklich an so etwas, also Numerologie, geglaubt. Auch mit Astrologie tue ich mich ja schwer (siehe Newsletterausgabe vom 12.05.2009). Unterhaltend finde ich so etwas aber schon. Wirklich. Ich stelle mir vor, dass sich da sicher ein paar Leute über diese „Wahnsinnszufälle“ gefreut haben. Aber eben leider zu früh.

Allerdings kommt es wirklich nicht nur in Boulevardredaktionen vor, dass Kollegen einfachste Rechenübungen unterlassen, das muss ich zur Ehrenrettung der Kollegen schon sagen.

Trotzdem – als Finanzmensch wissen Sie ja selbst: Nicht nachrechnen ist ein Fehler.

Der Mann, der übrigens das Licht am Ende ausmachte, war ein Techniker, Manuel Gonzalez, wenn es stimmt, was der Express noch so schrieb. Er war der erste von fünf Helfern, die an dem großen Tag in die Grube heruntergelassen wurden. Und er war der letzte, der unten ausharrte, während die leere Rettungskapsel zu ihm herunterfuhr, stand da. Gefreut habe ich mich, dass die Kumpels zwar ihren Job los sein sollen, aber dafür angeblich millionenschwere Angebote für Film- und Buchprojekte sowie Exklusiv-Interviews bekommen haben. Ich hoffe, wenigstens das stimmt wirklich.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.11.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html