Hund

Miss Ellie ist tot, stand da neulich in einer Schlagzeile. Und darunter war vom hässlichsten Hund der Welt die Rede. Die 17-jährige chinesische Schopfhündin war am Körper nackig und trug auf dem Kopf lange, von einer rosa Schleife zusammengehaltene Haare. Miss Ellie hatte braune – bedauerlicherweise längst erblindete – Kulleraugen. Ihre Zunge hing ständig aus dem Maul.

Ich finde, sie sah aus, als hätte Walter Moers („Das kleine Arschloch“) seine Comic-Hunde nach ihrem Vorbild gezeichnet. Ihren Titel „hässlichster Hund“ hatte sie noch im vergangenen Jahr, nun ja: gewonnen.

Nun blicken einige Hundefreunde ja verächtlich auf solch überzüchtetes Kleingetier. Das meerschweinchengroß über die Straße wackelt oder mit Schleifchen hier und Pelzjäckchen da aus einer Handtasche hervorlugt. Daher scheint es folgerichtig, dass immer mehr Leute horrende Summen für Mischlinge aus Hund und Wolf hinlegen.

Back to the roots …

Äußerlich sind die kaum von Wölfen zu unterscheiden – und wohl auch sonst nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. Gerade das schätzen die Wolfshund-Fans auch offenbar. Ehrlich gesagt hat es mich bei dem Gedanken gegruselt, mit meinen Kindern im Wald so einem Urtier zu begegnen. Womöglich nicht angeleint …

Nichts gegen Hunde, auch nichts gegen große. Wirklich nicht. Aber mir reicht schon der Beutetrieb eines normalen Schäferhundes oder Huskys. Die fallen ja schon zuweilen kleine Kinder an – schließlich fallen die in das natürliche Beuteschema, darauf weisen Tierverhaltensexperten immer wieder hin. Schäferhunde liegen in der Beißstatistik deutlich vor Kampfhunden.

Dann schon lieber diesen anderen neuen Hundetrend, von dem ich da vor ein paar Tagen auf der Internetseite des britischen Telegraph gelesen habe: Hunde, die wie wilde Tiere angemalt sind. Da lassen vermeintlich waschechte Tiger auf dem Rasen ihre Öhrchen hängen. In China sind Pudelausstellungen wohl gerade groß in Mode, in denen die gutgelaunten Lockentierchen allesamt hübsch gestylt sind: als Schaukelpferd, aber auch als Löwe – das linke Hinterteil mit einer Giraffe verziert, das rechte mit einem Zebra. Viel ungefährlicher, als Wolfshunde.

Am liebsten aber einfach so: Das Tier wird weiter ganz normal domestiziert. Schließlich heißt Domestizierung ja nichts anderes, als dass sich Menschen relativ unbesorgt mit Hunden umgeben können. Und sich keine Sorgen machen müssen, wenn er ihrem Kind mal das Gesicht ableckt. Igitt …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html