Bankerpate

mit Bankern kann man derzeit wirklich Mitleid haben…

Sie haben offenbar jede Menge Stress und Anfeindungen auszustehen. So versorgten sich nun mehrere Führungskräfte der US-Investmentbank Goldman Sachs mit Waffenscheinen, berichtete die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Aus Furcht vor Volksaufständen gegen horrende Boni… „Das letzte was sie wollen, ist, dass sie so vernünftig bezahlt werden, dass die Proleten kein Interesse daran haben, sie zu lynchen“. Klug sei der Griff zur Waffe aber keineswegs: Habe der Banker erst durchgeladen, sei der Bösewicht mit Fiffi unterm Arm über alle Berge.

Wenn das kein Schicksal ist…

Auch an der Wall Street ist es nicht weit her mit besinnlicher Weihnachtsstimmung. Dort sparen sie sich derzeit die Weihnachtsfeiern – vor allem Banken, die mit Staats-Stütze überleben, und das sind ja einige. Von der Feier von Morgan Stanley sieht das Wall Street nach dem „Nahtoderlebnis der Bank“ eine neue Hymne aufsteigen: den Song „You raise me up“ – Du richtest mich auf –, mit der Vizepräsident Lami Garber auf der Feier beim Talentwettbewerb antrat.

„Und der Haifisch, der hat Zähne“ wäre auch sicher weniger passend gewesen.

Vor ein paar Jahren noch trat Noch-CEO John Mack im Haifischkostüm mit der Ballade von Mackie Messer auf. Ob er damit heute als Straßensänger auch nur einen Vierteldollar verdienen würde?

Zumindest nicht, wenn ihn jemand erkennt, nehme ich an…

Für ihn und viele andere Prominente wider Willen dürfte da das neue Auktionshaus BillionaireXchange im Internet gerade recht kommen: eine Art ebay für Reiche. Zu den Kunden gehören neben Hochleistungssportlern und A-Klasse-Schauspielern fast ein Dutzend Milliardäre. Sie können nun finanzielle Durststrecken überbrücken, indem sie den Maybach aus der Garage verkaufen oder die vor Monte Carlo schaukelnde Yacht. Schlecht läuft das Angebot offenbar nicht. Waren im Wert von 180 Millionen Dollar kamen in der zehnmonatigen Testphase unter den virtuellen Hammer. Aufnahmebedingung für Kunden: Zwei Millionen Euro Nettovermögen.

Ob die schweizerischen Banker diese Hürde wohl nehmen können? Wer weiß. Falls nicht, wäre das aber nicht so schlimm. Schließlich hat sich da jemand eigens für sie eine Hilfsaktion einfallen lassen. Über die berichtet der junge Roger aus Bergen – angeblich Broker bei der schweizerischen Großbank UBS – auf allerfeinstem Schwyzerdütsch. Das Video aus dem Schweizerischen Fernsehen läuft gerade bei Youtube rauf und runter: Plötzlich hätten sie ihm den Porsche weggenommen, einen Bonus bekomme er auch nicht mehr. „Und ich muss zusammen mit fremden Leuten auf die Arbeit fahren“, klagt Roger. Statt Kaviar muss er sich nun mittags mit Sushi begnügen. „Wie gut, dass World Vision jemanden gefunden hat, der sich meiner Probleme annimmt…“, seufzt er am Ende. Und Pate Victor Giaccobo lächelt mutmachend in die Kamera.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Diät-Futter

wussten Sie eigentlich, dass es Low-Fat-Katzen-Biskuit gibt?

Ich wusste es nicht. Ich habe ja auch keine Katze. Ich musste erst auf der Internetseite des britischen Telegraph davon lesen. Da stand, dass der Albino-Igel Snowball, den sie vor kurzem irgendwo aufgelesen haben, jetzt mit ebendiesen Katzenbiskuits auf Diät gesetzt wurde. 38 Gramm habe er schon abgenommen. Da hat er aber noch einiges vor sich. Denn da stand auch, dass Snowball mit seinen anderthalb Kilogramm gleich dreimal mehr wiegt als normale Igel.

Der arme Snowball. Und das zur Weihnachtszeit, in der die Nichtalbino-Kumpels liebevoll mit Katzenfutter, Nüssen und Hackfleisch gepäppelt werden.

Keine Milch, habe ich auch zuerst gedacht…

Aber ich dachte ja eigentlich auch, die Adventszeit sei nicht ideal für eine Schlankheitsdiät. Geschweige denn, dafür Werbung zu machen. Ich hätte da eher auf die Zeit zwischen den Jahren als lohnenswertes Zeitfenster getippt. Stimmt aber wohl nicht. Zumindest nicht in den USA. Dort geistern zur Zeit gleich mehrere große Werbekampagnen durch Fernsehen, Internet und Magazine: für Keksdiäten.

Keksdiät ist in der Adventszeit allerdings fast schon wieder sinnig.

Das Wall Street Journal (WSJ) hat sie sich denn gleich auch mal genauer angeguckt – und gejammert: keine Schokostreusel, keine Lebkuchenmänner. Nur „abgepacktes Kekszeug durchtränkt mit Glycerin- und Proteinpulver.“ Ob die Diät wenigstens etwas bringt, wage ich nach der Lektüre des Artikels auch zu bezweifeln. Wenig optimistisch erinnert die Zeitung an längst vergangene Eiscreme, Grapefruit- oder Trinkdiäten. Mich hat vor ein paar Jahren die Schokoladendiät spontan begeistert, als ich im Autoradio von ihr hörte. Bis dann zum Schluss der Hinweis kam, dass man bei dieser Diät nur – sprich: ausschließlich – Schokolade essen darf. So kommt man dann wahrscheinlich auch zu seinem Gewichtsverlust, glauben Sie nicht auch? Denn welcher selbst noch so exzessive Schokoholiker kann schon über Wochen und Monate hinweg so große Mengen Schokolade zu sich nehmen, dass er sein Gewicht hält? Am besten ist sowieso die Mittelmeerdiät, zitiert das Blatt ein ernährungswissenschaftliches Zentrum. Obst, Gemüse, Vollkorn, Eiweiß. Einfach gesund essen eben.

Weiß man ja – ausgerechnet zu Weihnachten will man es aber vielleicht nicht hören…

Der Erfolg von Diäten mit nur einem Lebensmittel gilt dagegen als schlecht bis mäßig. Meines Wissens nach müssen sich sowieso alle Diäten, bei denen man nicht seine Ernährungsgewohnheiten ändert und sich mehr bewegt, den Vorwurf gefallen lassen, langfristig zu womöglich noch größerer Dickmoppeligkeit zu führen. Die Frage nach klinischen Studien für die hochwissenschaftlich gebackenen Kekse – die Wochenration kostet 50 bis 70 Dollar – ist daher doch berechtigt, finden Sie nicht auch. Führte aber zu lustigen Reaktionen der Anbieter.
Die fragten gleich zurück, was es denn da zu studieren gebe…

Wenige Kalorien, wenige Kohlenhydrate – dass das funktioniere, sei doch unstrittig. Und überhaupt: Ihre Vitamine sollten sich die Kunden eben anderswo besorgen. Ein weihnachtlich mildes Fazit zieht das WSJ dann überraschend trotzdem: Letztlich sei es mit den neuen Keksdiäten wie mit allen vorherigen Diäten auch: Bei manchen wirkt sie, bei manchen nicht. Und was zählt, sei sowieso stets die Hoffnung…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

House of Commons

neulich habe ich mal wieder gestaunt. Da berichtete Welt Online, die britische Polizeiführung habe eine Anleitung zum Fahrradfahren herausgegeben.

Auf 93 Seiten stand da geschrieben, wie britische Polizisten auf ihren Dienstfahrrädern bremsen und das Gleichgewicht halten sollten ohne herunterzufallen und wie sie anderen Verkehrsteilnehmern deutlich machen, dass sie links abbiegen wollen.

Genau: einfach Arm raus. Das bringen wir unseren Kindern schon ganz richtig bei…

Gelacht habe ich da auch. Bis ich den Preis gesehen habe. „Hunderttausende Pfund“, empörte sich die Tageszeitung „The Sun“. Da fand ich es offen gestanden nicht mehr ganz so lustig. Schon weil auch deutsche Ämter zuweilen in ähnlich hirnverbrannten Projekten unser aller Steuergeld in den Sand setzen. Londons Bürgermeister Boris Johnson sagte es diplomatischer: Die Anleitung sei sicher „sehr wertvoll, aber ich glaube, dass kann man sehr viel billiger hinbekommen.“

Vielleicht mit der Vergabe des Auftrags an eine Privatfirma?

Der Gedanke liegt ja nahe. Er ist auch sicher grundsätzlich nicht unvernünftig. Muss allerdings an der richtigen Stelle und richtig gemacht sein, damit sich die in das beauftragte Unternehmen gesetzte Sparhoffnung erfüllt. Das zeigt ein weiteres Beispiel von der Insel: das britische Parlament.

Während in der Kammer des House of Commons in Westminster Abbey der Außenstaatssekretär David Miliband „mit erwachsenem Gesichtsausdruck über den Krieg in Afghanistan und das Schicksal britischer Segler, die von Iran festgehalten und mittlerweile wieder freigelassen wurden, referierte“, sei draußen auf den Gängen nur von einem Thema die Rede: „Kein Toilettenpapier mehr da“, amüsierte sich nun die europäische Ausgabe des amerikanischen Wirtschaftsmagazins Forbes. Eine echte Klopapier-Krise attestierte das Blatt den schätzungsweise 13.000 Angestellten und Besuchern von Westminster pro Tag.

Bislang habe ein eigens für diese Aufgabe bestellter Inspektor für die Bestückung gesorgt. Dann lagerte sie Westminster an eine Privatfirma aus – ausgerechnet mit dem vielsagenden Kürzel KGB, berichtet Forbes. Mit dem Ziel, Kosten zu sparen – was sonst. Natürlich muss die Parlamentsverwaltung auch die neue Geschäftsbeziehung verwalten und zog hierfür laut Forbes eine neue Ebene mit Verwaltungsangestellten ein.

„Dieses einst mächtige Parlament, das vor weniger als einem Jahrhundert ein Empire gemanagt hat, schafft es heute nicht mal mehr, seine Toiletten adäquat mit Toilettenpapier zu bestücken“, bilanziert das Magazin.

Dabei wäre es wahrscheinlich gar nicht mal schwer gewesen, das Herabsteigen in ausgerechnet diese Niederung der Privatisierungsskandale zu vermeiden. Hätte man doch mal die Azubis machen lassen. Kein Witz – bei dem ein oder anderen großen deutschen Verkehrskonzern klappt das ganz gut. Das Know-how in Sachen Fahrradfahren und Klopapierversorgung sollte ja reichen. Und es wäre doch eine tolle Gelegenheit für die jungen Leute, etwas über eigenständiges Projektmanagement zu lernen? Und kostengünstiger sowieso.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Truthahn

erinnern Sie sich noch an Dustin? Dustin, den Truthahn?

Der sollte vergangenes Jahr für Irland beim Grand Prix d’Eurovision antreten. Was das Vieh darbot, könnte von Helge Schneider sein: „Schüttel deine Federn und knalle mit dem Schnabel, schüttel sie nach Westen und Osten, winke die Euro-Hände und die Euro-Füße, wackel zu dem Truthahn-Beat.“

An Dustin musste ich denken, als ich vor ein paar Tagen im Fernsehen gesehen habe, wie US-Präsident Barack Obama zu Thanksgiving den Truthahn „Courage“ begnadigte. Die Töchter Malia und Sasha sollen den Präsidenten gerade so davor bewahrt haben, beim Anblick des mit 18 Kilo sehr ansehnlichen Tiers doch noch mit dieser mitfühlenden Tradition zu brechen.

Immerhin: Der Tradition dient Courage auch heilen Federkleids.

Statt gegessen zu werden, führen die traditionell jährlich freigesprochenen Federviecher als Ehrenmarschall die Parade der Truthähne in Disneyland an. Wissen Sie, was passiert, wenn Sie einem Truthahn den Spiegel vorhalten? Solche Späßchen erlauben sich orientalische Truthahnhalter zuweilen gern. Ein Spaß für die ganze Familie. Das Tier rennt hinter dem Spiegel her und wird zusehends aufgeregter. Irgendwann fängt es an zu gackern. So: „Ülülülül…“ Gelegentlich dreht das Federvieh scheinbar beleidigt ab, um dann doch wieder Kurs zu nehmen. Richtig sauer werden die Hähne. Plustern ihr Gefieder zu einem pfauengleichen Rad, hacken auf dem Spiegel herum und gackern.

Allerdings: So klangvoll ist das Ülülülül nicht, dass Truthähne allen Ernstes beim Song Contest antreten können. Daher ließen sie vergangenes Jahr auch keinen echten Truthahn antreten, sondern eine aus der Satiresendung „The Den“ beliebte Handpuppe. Verzweiflungstat? Immerhin hatte Irland im vorvorigen Jahr beim Grand Prix so schlecht abgeschnitten? Oder doch Protest?

Eher Protest: „Um den Song Contest heute zu gewinnen, muss man entweder aus dem Ostblock sein oder eine tolle ausgefallene Idee haben – und ein singender Truthahn will wahrscheinlich eines der bizarrsten Dinge sein, die das Eurovisionspublikum je gesehen hat“, erklärte einer der Musikproduzenten des Songs mit dem sinnigen Titel „Irland Doux Points“. Der irische Song flog in dem Jahr schon im Halbfinale raus. Keine allzu große Überraschung.

Ob Courage wohl verstanden hat, welch unangenehme Überraschung ihm wiederum Herr Obama erspart hat? Wohl nicht, schließlich hat er sie ja nicht erlebt, der Glückliche. Anders als seine vielen tausend Artgenossen in den USA, über deren Überraschung Nassim Nicholas Taleb, Professor für Risikoforschung und ehemaliger Börsenhändler in seinem Buch „Der schwarze Schwan“ geschrieben hat. Überrascht wird der Truthahn demzufolge am Ende seines Lebens immer dadurch, dass er jahrelang jeden Tag erfährt, dass sich Menschen bestens um sein Wohlergehen sorgen. Bis dann, einen Tag vor „Thanksgiving“, das dicke Ende kommt… Wie dick eigentlich, das stand nun in der Financial Times Deutschland Online. 2007 verputzten die Amerikaner zu Thanksgiving mehr als 312 Millionen Tonnen „So viel wiegt die Bevölkerung Singapurs insgesamt“, schrieb ftd.de.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 1.12.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Glücksspiel

ich habe einen neuen Nebenjob: Merkwürdige Marken auf komische Zettel kleben.

Das kam so: Vor vielen Monaten flatterte mir eine unwiderstehliche Einladung ins Haus: für die Teilnahme am Gewinnspiel des deutschen Ablegers eines bekannten amerikanischen Verlags mit Zeitschriften und diversen Büchern im Angebot.

Sie ahnen es: Mein Spieltrieb schlug zu.

Und die überdimensionale Karotte vor der Nase wirkt auch: Lebenslange Sofortrente hier, hohe Einmalgewinne da und dort und drüben auch noch mal. Kein Risiko weit und breit. Und fast nichts dafür tun…

Super, glauben Sie nicht auch? Wirklich toll. Nur rasch eben diese drei Marken auf das beigelegte Papier kleben, in den verschlossenen, aber nicht verklebten Umschlag stecken und an den Verlag schicken.

Und noch mal: aufkleben, zu und weg. Und noch mal. Und noch mal. Und…

…so geht das nun seit Monaten. Alle paar Wochen eine neue, im Ton immer letztmaliger klingende Ankündigung, die Ziehung der Gewinner stehe nun kurz oder unmittelbar bevor. Nur noch einmal: Märkchen aufkleben und das ganze zurück an den Verlag und seine Auszahlungsbeauftragte mit dem langen Doppelnamen schicken. Wie gesagt, seit Monaten.

Immer mehr Märkchen, immer mehr Seiten. Ein zunehmender Wust.

Dieses Spielchen werde ich nun schon mittlerweile ein halbes Dutzend mal mitgemacht haben, eher öfter. Habe leider vergessen mitzuzählen. Mittlerweile weiß ich: Es wird nicht bei diesem einen letzten Brief bleiben.

Aber was tun? Wenn ich aufhöre, war das ganze Geklebe vergebens.

Wenn auch leider nicht umsonst. Schon das Porto. Ja, genau. Ich traue mich kaum, es zuzugeben: Ich habe auch noch Briefmarken auf die Umschläge draufgeklebt. Ganz zu schweigen von der investierten Zeit. Sind zwar nur Minuten, aber die summieren sich ja auch.

Mein Verdacht: Die Post kassiert mit. Ich werde nie wieder bei etwas mitspielen, das Porto kostet. Sonst passe ich ja auch grundsätzlich in so einem Fall. Nichts, bei dem die SMS oder Anrufe 50 Cent kosten! Aber auf Briefmarken war ich noch nicht sensibilisiert.

Hier einen Deal zu machen, ist bestimmt ein grandioses Geschäft. Und wahrscheinlich auch das viele Papier mehr als wert. Gerade in Zeiten der Krise, in der vielleicht die Briefflut abebbt – aber nicht die Hoffnung, auf leicht verdientes Geld. Keine Sorge – sonst neige ich glücklicherweise nicht zur Spielsucht.

Mittlerweile pappe ich meine Marken auch nur noch drauf, weil ich neugierig bin.

Ehrlich… Wie lange sie das Spielchen wohl noch treiben werden? Ob sie weitermachen, bis keiner mehr durch den Papierdschungel steigt? Ob dann noch viel Zeit für die womöglich gewonnene Rente bleiben wird?

Natürlich ist da noch dieses Fünkchen Hoffnung, dass das jetzt vielleicht doch der letzte Aufkleber und der letzte Umschlag war. Angeblich soll es ja schon mehrmals Gewinner gegeben haben… Das werde ich beizeiten mal recherchieren. Wenn gerade Zeit ist… Schließlich muss ich ja Marken kleben. Und nebenbei ein bisschen Geld verdienen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Einbrecher

für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich mal einen Einbruch plane, würde ich eine wichtige Grundregel beherzigen: Niemals vorher in einer Apotheke einbrechen.

Oder wenigstens nicht von der Beute naschen, bevor ich fertig bin…

Nicht, dass ich so etwas vorhabe. Ich nasche auch nicht an pharmazeutischen Produkten. Aber ich freue mich immer, wenn ich mal wieder eine scheinbar lebensferne Weisheit finde, die jemandem bei einem Vorhaben enorm geholfen hätte. Hätte, wohlgemerkt. In diesem Fall einem australischen Einbrecher, der selig in der Tür eines Einkaufszentrums schlummerte – den Draht zum unrechtmäßigen Öffnen der Tür noch in der Hand.

Das Gesicht der Polizisten hätte ich in dem Moment gern gesehen, Sie nicht auch?

Die fanden im Auto des schlafenden Gangsters große Mengen rezeptpflichtiger Medikamente. Klarer Fall: Da hatte der Mann entweder das falsche oder zuviel davon eingenommen. Leichtes Spiel hatten die Ordnungshüter auch mit den beiden Einbrechern, die kürzlich in ein Haus im amerikanischen Carroll einsteigen wollten. Der Versuch ging schief. Als die Polizei die beiden Missetäter wenig später einholte, stand ihnen die Schuld im wahrsten Sinn des Wortes ins Gesicht geschrieben: Die Fluchtmasken hatten sie sich mit Edding aufgemalt. „Sie waren dumm und betrunken“, erläuterte ein Polizist dem Reporter einer Nachrichtenagentur.

Merke: Bodypainting ist nichts für Einbrecher.

Und über einen britischen Mann, der wegen Einbruchs gesucht wird, sagten die Fahnder kürzlich, er sei ein Idiot. Ein bisschen werden sie sich aber auch insgeheim gefreut haben. Der 23-Jährige macht es ihnen wirklich leicht, ihn zu schnappen. Nachdem eine britische Zeitung ein altes Porträtfoto von ihm veröffentlicht hatte, versorgte er die Redaktion mit Nachschub – er schickte ein brandneues Fahndungsfoto, auf dem er ausgerechnet vor einem Polizeiauto posiert. Hört sich fast an, als wollte er geschnappt werden, finden Sie nicht auch? Soll ja vorkommen.

Ebenfalls lehrreich. Merke: Manchmal muss die eigene Eitelkeit hinter dem eigentlichen Ziel zurückstehen.

Was sich allerdings aus dem Einbruch in einer nordrhein-westfälischen Schule lernen lässt, das weiß ich auch noch nicht so genau. Die Einbrecher hatten dort vor kurzem in einem Kiosk kiloweise Eistee, Lollies und anderen Süßkram mitgehen lassen. Die Polizei schätzte den Schaden auf einen „Gesamtwert von vielen tausend Kalorien“.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Pferdestaffel

haben Sie auch ein Haustier? Womöglich gar ein Pferd? Dann wissen Sie ja: Tierhalter haben ein ganz besonderes Verhältnis zu Ihrem Tier. Das lässt sich auch wirtschaftlich nutzen: um Fachkräfte zu gewinnen.

Die sind nämlich offenbar auch bei der Polizei in Hertfordshire rar.

Für die berittene Schutzpolizei macht sich Officer George Holland nun gezielt auf die Suche nach Landeiern: Wildhüter, Bauern und Reitern. Wer sein eigenes Pferd im Dienst nutzen will, kann das gern tun. Holland will so den Service für die Landbevölkerung verbessern. Es könne nicht sein, dass zwar 80 Prozent der Bürger in seinem Zuständigkeitsbezirk auf dem Land wohnen, aber kaum ein Polizist. Außerdem seien Pferde umweltfreundlicher als Autos, findet er. „Und ohne dieses Angebot würden viele Leute nicht zu uns kommen.“

14 Country Cops hat Holland einem Bericht der Onlineausgabe des britischen Telegraph bereits rekrutiert. Weitere 16 sollen folgen. Dass Pferd und Reiter sich gut kennen, ist ja auch wichtig. Andererseits müssen ja nicht nur die neuen Beamten über Fachkenntnisse – Gepflogenheiten der ansässigen Landbevölkerung zwecks besserer Kommunikation – verfügen. Auch die Pferde werden zumindest hierzulande im Polizeidienst gut ausgebildet, habe ich gelesen.

Klar, müssen sie doch auch bei Gedränge im Fußballstadion oder um Castortransporter stets ruhig bleiben. Mit drei Jahren kommen die Jungpferde hierzulande bereits perfekt zugeritten zur Polizei und durchlaufen dann dort ein ausgefeiltes Trainingsprogramm.
In Hertfordshire ist das vielleicht nicht nötig. Die Einsatzfelder der dort ansässigen Rural Cops werden wohl andere sein: Statt auf Demonstrationen, Weihnachtsmärkten oder vor dem Fußballstadion, patrouillieren die neuen Officer in Hertfordshire wohl ganz geruhsam über die Feldwege ab. Keine Gefahr.

Die Truppe hat auch schon einen Namen: „Bauernlümmel“. Das verriet ein Beamter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Fluchtszenen

zu einer guten Räuberpistole gehört eine ordentliche Flucht, finden Sie nicht auch?

So richtig schön traditionell mit Auto, hohem Tempo und vielen Kurven. Am besten eine halsbrecherische Verfolgungsjagd. Mindestens merkwürdig finstere Verfolger im Rückspiegel. Und wenn’s  geht bitteschön auch eine Fahrt durch schmale Gassen und Unterführungen. Vielleicht noch mit über den Haufen gefahrenen Mülltonnen, Feuerlöschern oder Autobahnabgrenzungen. Und so weiter. Sie wissen schon.

Macht doch Spaß zu gucken…

Daher wollen wir verspätet des 27. Oktobers 1901 gedenken. An diesem Tag vor gut 108 Jahren fand der erste Raub mit Fluchtauto statt, in Paris. Was genau da geraubt wurde und wie die Flucht lief, ist mir nicht überliefert. Auch ob die Sache wirklich stimmt, ließ sich leider nicht zweifelsfrei klären. Aber schließlich können wir es uns alle bestens vorstellen. Immerhin haben sich Legionen von Regisseuren und Räubern inspirieren lassen, zu zillionen Filmen.

Außerdem droht diese schöne Tradition nun offenbar in Vergessenheit zu geraten.

Stellen Sie sich mal vor: Da ist ein 23-Jähriger vor ein paar Tagen in ein Sanitätshaus eingebrochen. Ja genau, Sanitätshaus. In Schleswig-Holstein. Nein, nicht etwa Apotheke oder Kiosk.

Und wissen Sie, in was der Täter geflüchtet ist?

Kommen Sie, das liegt doch jetzt nahe, oder? Klar, in einem Rollstuhl. Unglaublich oder? Da hat der junge Mann wahrscheinlich die Technik überschätzt – immerhin hatte er sich einen Elektrorollstuhl ausgesucht. Zwei Straßen weit kam er, dann hatte ihn die Polizei eingefangen.

Der Verbrecher-Nachwuchs von heute…

Ist wahrscheinlich einfache praktische, logistische Überlegungen gar nicht mehr gewohnt. Misst wahrscheinlich Geschwindigkeit auch nur noch in Bits pro Sekunde und nicht mehr in Stundenkilometern.

Das scheint andererseits aber auch ganz lohnenswert zu sein.

Immerhin übertreffen die Umsätze von Cybercrime – also online mit dem Computer begangenen Verbrechen – mittlerweile die des weltweiten Waffenhandels, habe ich vor ein paar Tagen gelesen. Im Cybercrime Intelligence Report des Sicherheitsdienstleisters Finjan berichteten sie von einer Bande, die binnen weniger Tage mithilfe von Trojanern – das sind diese als harmlos getarnten Schadprogramme, die die Kontrolle über Ihren Rechner übernehmen und hinter Ihrem Rücken Überweisungen tätigen können – und Geldkurieren mehr als 300.000 Euro in drei Wochen erbeutet hat. Neue Zeiten, neue Verbrechen. Und wahrscheinlich weniger Fluchtfahrzeuge.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.11.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Virtuelle Pleitestaaten

Bank pleite? Geld weg? Wen kümmert es? Kein Rettungsfonds. Keine Entschädigungsleistung für geprellte Anleger.

Und alle wollen hin.

Ist das zu verstehen? Gut, vielleicht nicht alle – aber immerhin mehr als 300 Millionen Menschen weltweit, im Schnitt mehr als 50.000 von ihnen gleichzeitig. Mit ihren virtuellen Raumschiffen machen sie sich auf in ferne Galaxien. Um Unternehmen, Banken und Medien zu gründen und Waren und Rohstoffe zu handeln.

Die Devise: Heißa hopsa – wir fahren möglichst rasant an die Wand.

So sieht es jedenfalls aus. Die erste Bank verzockte alles Geld per Schneeballsystem. Das geht schnell. Die zweite Bank rafften technische Probleme dahin. Bank Nummer drei ging zugrunde, weil ihre Manager das Spielgeld bei ebay versteigerten.

Gegen Geld aus der wirklichen Welt, versteht sich.

Wenn das mal keine Isländer waren. Die könnten Devisen derzeit gut gebrauchen. Sind doch seit der Staatspleite und dem anschließenden Sturz der isländischen Krone immerhin 28.000 Haushalte überverschuldet – ein guter Teil der insgesamt nur 300.000 Isländer insgesamt. Und immerhin waren es Isländer, die die virtuelle Wirtschaftswelt erfunden haben: CCP, die derzeit erfolgreichste isländische Firma. Äh…: einzige erfolgreiche isländische Firma. Zumindest einzige isländische Firma, die ihre Mitarbeitern in Euro bezahlt, berichtet „Die Zeit“.

„Hätten wir doch mehr Unternehmen wie CCP“, seufzt derzeit mancher Isländer.

Immerhin. Ein Schaden wie im wirklichen Island von 4,4 Milliarden Euro bei der Bank Kaupthing würde bei Eve Online kaum auflaufen. „Im Gegensatz zu realen Regierungen erlauben wir Banken einfach nicht, so groß zu werden, dass wir sie nicht mehr scheitern lassen können“, sagt CCP-Chef Hilmar Péturson.

Immerhin weiß auch jeder, dass sein Geld bei einer Bankenpleite futsch ist.

Und wenn mal wieder Rohstoff-Oligarchen bei Eve Online die Märkte abzocken, werden die Ressourcen einfach neu verteilt. Beim nächsten Update Dominion, im Winter. Braucht nicht mal ein Gesetz. „Ein Spiel muss aufregend sein, deswegen muss seine Wirtschaft auch Krisen durchmachen“, sagt CCP-Chef Hilmar Péturson. Reale Volkswirtschaften hingegen sollten so langweilig wie möglich sein. Den Wunsch kann ich Péturson nachfühlen, Sie bestimmt auch. Und falls Sie auch gern vor dem Computer sitzen und zocken, dann kennen Sie das ja: Man kommt einfach nicht mehr zum Blinzeln, wenn es spannend ist.

Macht rote, brennende Augen.

Vielleicht bald nicht mehr. Denn auch für dieses technische Problem gibt es nun eine technische Lösung. Die neue Brille des japanischen Optik-Hersteller Masunaga. Die werden Sie nicht mögen, aber sie wird Ihnen helfen. Vergessen Sie nämlich mal wieder das Blinzeln, wird das Brillenglas trübe. Bis Sie Ihre Augen wieder geschlossen haben. Das müssen Sie mit den Gläsern alle fünf Sekunden.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 17.02.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Super-Navi

erinnern Sie sich noch an Vor-Navi-Zeiten? Damals, als Sie so im Auto saßen und sich mit Ihrem Beifahrer stritten, wie Sie am besten fahren sollen? Und deswegen prompt die richtige Abfahrt verpasst haben?

Am besten, Ihr Partner oder Partnerin sagte dann noch: „Da war die Abfahrt…“

Dinge wie diese passieren. Heute noch. Sogar Piloten. Zumindest den beiden Kapitänen einer Verkehrsmaschine der US-Fluggesellschaft Northwest Airlines. Die flogen einfach am Zielflughafen Minneapolis vorbei. Die Fluglotsen haben sich natürlich schwer gewundert. Mehr als eine Stunde war Funkstille. Nach 240 Kilometern weiteren Flugs meldeten sich die vermissten Flugkapitäne endlich und erklärten den da mittlerweile schon ziemlich aufgeregten Mitarbeitern der Flugaufsichtsbehörde (FAA), sie seien wegen einer hitzigen Debatte über neue Regelungen ihrer Fluggesellschaft abgelenkt gewesen. Leider hätten sie da ihre Position aus den Augen verloren…

Dumme Sache. Schließlich kann ja keiner ahnen, warum ein Flugzeug plötzlich verschwindet. Piloten eingeschlafen? Bruchlandung? Entführung? Alles möglich.
Deswegen hatte die Flugaufsicht auch gleich die Luftwaffe verständigt. Die machten schon mal Kampfflugzeuge an zwei Standorten alarmbereit. „Nachdem der Funkkontakt wieder hergestellt war, haben wir Entwarnung gegeben“, sagte Luftwaffensprecher Michael Kucharek. Den 149 Passagieren ging es gut. Sie hatten von dem ganzen nicht viel mitbekommen. Die Piloten wurden suspendiert.

Immerhin weiß die Flugaufsicht, was in einem solchen Fall zu tun ist. Hätten sie vorher bescheid gewusst, dann hätten sie den beiden Piloten noch schnell bescheid geben und sie dirigieren können… Vielleicht schon in dem Moment, als der Blutdruck stieg. Autos sollen das künftig können und fortan jederzeit über die geistig-seelische Verfassung ihres Lenkers informiert sein. Daran arbeiten offenbar Wissenschaftler im Auftrag von Volkswagen und des Landes Niedersachsen, berichtete der Spiegel kürzlich. „Aggression ist nicht die einzige Gemütsverfassung, die die Fahrtüchtigkeit schmälern kann“, stellt Hans-Rüdiger Pfister fest, Professor des gemischten Forscherteams aus Psychologen und Informatikern der Universität Lüneburg. „Auch Angst, Trauer und Euphorie können negative Einflüsse haben.“

Deswegen soll Ihr Auto diese Stimmungen ja auch bald erkennen.

Was es wohl mit der Information anfängt? Wenn der Wutsensor nach dem Vorbild des in Schweden eingesetzten „Alcoguard“ funktioniert, kann es heiter werden – der gibt die Zündung erst frei, nachdem der Fahrer nüchtern ins Röhrchen gepustet hat. Dann sollten Sie sich besser nicht mehr in gedrückter oder gereizter Stimmung ins Auto setzen. Wahrscheinlich weigert sich Ihr sonst so treues Vehikel einfach loszufahren. Womöglich diskutiert es auch mit Ihnen herum – irgendetwas müssen die Sprachsoftwareleute ja auch zu tun haben.

Den Dialog stelle ich mir toll vor.

Sie: „Nein, ich habe nichts. Mir geht es guuut!“ Ihr Auto: „Aber ich spüre doch, dass irgendwas ist…“ Ob wir schon mal anfangen sollten Pokerface zu üben? Jedenfalls sollten Sie nicht in Wut geraten. Dann kommen Sie nie an. Tief ein- und ausatmen. Immerhin können Sie sich beruhigen. Schnell nüchtern werden, dagegen nicht…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html