erinnern Sie sich noch an Vor-Navi-Zeiten? Damals, als Sie so im Auto saßen und sich mit Ihrem Beifahrer stritten, wie Sie am besten fahren sollen? Und deswegen prompt die richtige Abfahrt verpasst haben?
Am besten, Ihr Partner oder Partnerin sagte dann noch: „Da war die Abfahrt…“
Dinge wie diese passieren. Heute noch. Sogar Piloten. Zumindest den beiden Kapitänen einer Verkehrsmaschine der US-Fluggesellschaft Northwest Airlines. Die flogen einfach am Zielflughafen Minneapolis vorbei. Die Fluglotsen haben sich natürlich schwer gewundert. Mehr als eine Stunde war Funkstille. Nach 240 Kilometern weiteren Flugs meldeten sich die vermissten Flugkapitäne endlich und erklärten den da mittlerweile schon ziemlich aufgeregten Mitarbeitern der Flugaufsichtsbehörde (FAA), sie seien wegen einer hitzigen Debatte über neue Regelungen ihrer Fluggesellschaft abgelenkt gewesen. Leider hätten sie da ihre Position aus den Augen verloren…
Dumme Sache. Schließlich kann ja keiner ahnen, warum ein Flugzeug plötzlich verschwindet. Piloten eingeschlafen? Bruchlandung? Entführung? Alles möglich.
Deswegen hatte die Flugaufsicht auch gleich die Luftwaffe verständigt. Die machten schon mal Kampfflugzeuge an zwei Standorten alarmbereit. „Nachdem der Funkkontakt wieder hergestellt war, haben wir Entwarnung gegeben“, sagte Luftwaffensprecher Michael Kucharek. Den 149 Passagieren ging es gut. Sie hatten von dem ganzen nicht viel mitbekommen. Die Piloten wurden suspendiert.
Immerhin weiß die Flugaufsicht, was in einem solchen Fall zu tun ist. Hätten sie vorher bescheid gewusst, dann hätten sie den beiden Piloten noch schnell bescheid geben und sie dirigieren können… Vielleicht schon in dem Moment, als der Blutdruck stieg. Autos sollen das künftig können und fortan jederzeit über die geistig-seelische Verfassung ihres Lenkers informiert sein. Daran arbeiten offenbar Wissenschaftler im Auftrag von Volkswagen und des Landes Niedersachsen, berichtete der Spiegel kürzlich. „Aggression ist nicht die einzige Gemütsverfassung, die die Fahrtüchtigkeit schmälern kann“, stellt Hans-Rüdiger Pfister fest, Professor des gemischten Forscherteams aus Psychologen und Informatikern der Universität Lüneburg. „Auch Angst, Trauer und Euphorie können negative Einflüsse haben.“
Deswegen soll Ihr Auto diese Stimmungen ja auch bald erkennen.
Was es wohl mit der Information anfängt? Wenn der Wutsensor nach dem Vorbild des in Schweden eingesetzten „Alcoguard“ funktioniert, kann es heiter werden – der gibt die Zündung erst frei, nachdem der Fahrer nüchtern ins Röhrchen gepustet hat. Dann sollten Sie sich besser nicht mehr in gedrückter oder gereizter Stimmung ins Auto setzen. Wahrscheinlich weigert sich Ihr sonst so treues Vehikel einfach loszufahren. Womöglich diskutiert es auch mit Ihnen herum – irgendetwas müssen die Sprachsoftwareleute ja auch zu tun haben.
Den Dialog stelle ich mir toll vor.
Sie: „Nein, ich habe nichts. Mir geht es guuut!“ Ihr Auto: „Aber ich spüre doch, dass irgendwas ist…“ Ob wir schon mal anfangen sollten Pokerface zu üben? Jedenfalls sollten Sie nicht in Wut geraten. Dann kommen Sie nie an. Tief ein- und ausatmen. Immerhin können Sie sich beruhigen. Schnell nüchtern werden, dagegen nicht…
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 26.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html